Advent 1.2:  Unsere Hoffnung und unser Trost: Nicht „direkt in den Himmel“, sondern die Auferweckung der Toten (1. Thessalonicher 4, 13-18)

Teilnehmer 1: Das „Kirchenjahr“ geht mit dem Ewigkeits- oder Totensonntag zu Ende und fängt mit dem 1. Advent an. Eigentlich gehört beides eng zusammen – es schließt sich der Jahresring. Das wird jedenfalls dann ganz deutlich, wenn wir die „Ankunft“, lateinisch halt Advent, auf die Wiederkunft Christi beziehen. Die Geburt des Messias in Bethlehem liegt über 2000 Jahre hinter uns. Seine Wiederkunft steht bevor.

 

Teilnehmer 7: Und sie ist der große Trost für diejenigen, die einen lieben Menschen durch Tod verloren haben oder selber sterben. Unser Hauskreis denkt dabei besonders an die aus seiner Mitte Verstorbenen, an Ilona, Dora, Willi, Amadea, Heinz und Aha. Unser Trost ist die Wiederkunft Christi. Da werden wir Ilona, Dora, Willi, Amadea, Heinz und Aha wiedersehen. So jedenfalls schreibt es der Apostel Paulus in seinem ersten Brief an die Thessalonicher, 4. Kapitel, die Verse 13 bis 14.

 

Teilnehmer 6: Und wir denken an unsere Angehörigen, die bereits gestorben sind, insbesondere an die, die gestorben sind, seit dieser Hauskreis existiert. Ich nenne die Mütter von Aha, von Oliver und von BWL. Im Jahr 2016 um diese Jahreszeit haben wir an den Tod von BWLs Mutter gedacht. Im Jahr 2017 betrauerten wir besonders den Tod von Heinz Hüls, in diesem Jahr 2020 den von Aha.

 

Teilnehmer 2: Dabei haben wir in dieser Woche zwischen Totensonntag und 1. Advent stets den Trost der Auferstehung nach 1. Thessalonicher 4, 13-18, in uns aufgenommen – die Auferstehung in dem Moment, in dem der Messias zum zweiten Mal auf die Erde kommt.

 

Teilnehmer 3: BWL hat uns seinerzeit ein Lied von Martin Pepper mit auf den Weg gegeben:

 

Ich bin allein an diesem Ort,

man hört kein Flüstern, hört kein Wort,

kein Leben spürt man hier.

Die letzte Hilfe kam zu spät,

die Hoffnung blieb vom Wind verweht,

dann schloss sich diese Tür.

 

Es ist ein dumpfes, dunkles Land

mit Fesseln fest um mich gespannt,

man hält sich von mir fern.

Ich bin vom Leben abgetrennt,

ein Name, den man nicht mehr nennt,

ein längst erloschener Stern.0)

 

Ich hör ein Rufen vor dem Grab,

es klingt wie Jesus, der mir sagt,

Lazarus, steh auf!

Ich hab das Leben für dich hier,

lass das Dunkel hinter dir,

ich hab dich freigekauft.

Der Weg ist schon für dich gebahnt,

auch deine Zweifel sind erkannt,

ein Urteil gibt es nicht.

Ich bin das Leben, das du liebst,

ich bin der Wind, mit dem du fliegst,

komm zeig mir dein Gesicht.

 

Ich hör den Ruf, ich höre hin,

ich spür die Kraft, begreif den Sinn.

Ich hör den Ruf, weil du lebst, lebe ich auch!

 

Ich hab den schönsten Tag vor mir,

das Leben wartet an der Tür,

ich fühl mich zwar noch schwach,

doch nicht mehr innerlich vereist,

nicht gelähmt in meinem Geist,

jetzt bin ich richtig wach.

Ich spüre die Lebensenergie,

es ist viel mehr als Euphorie,

der Glaube gibt mir Kraft.

Es ist die Freude, die mich zieht,

ich weiß nicht recht, wie mir geschieht,

doch endlich lebe ich auf.

 

Ich war allein an diesem Ort,

der Tod trug alles mit sich fort,

doch jetzt lebst du in mir.

 

Teilnehmer 4: Das bringt den totalen Gegensatz zwischen allem, was nach Tod riecht und in der 1. Strophe beschrieben wird, und dem Leben hier und jetzt nach schwerer Krankheit sowie der Hoffnung auf das ewige Leben nach einem Todesfall glasklar zum Ausdruck.

 

Teilnehmer 7: Das ist ein wunderbares Lied darüber, dass dem Tod die Macht genommen ist. Wir sind gewiss, dass wir auferstehen werden, wenn Jesus zurückkommt. Und es ist Seine Kraft der Auferstehung, die uns schon hier und jetzt belebt, wenn wir müde, zweifelnd, deprimiert und ausgelaugt sind.[1]

 

Teilnehmer 2: Dann lesen wir doch, was Paulus zu unserem Trost schreibt: „13 Wir wollen euch aber, liebe Brüder,[2] nicht im Ungewissen lassen über die, die entschlafen sind, damit ihr nicht traurig seid wie die andern, die keine Hoffnung haben. 14Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen.“

 

Teilnehmer 11: Moment mal. Wann wird denn Gott diejenigen, die entschlafen sind, durch Jesus mit Jesus einherführen? Dann, wenn sie entschlafen, oder bei der Wiederkunft Jesu Christi?

 

Teilnehmer 5: Das ist eine entscheidende Frage. Sie wird in dem folgenden Vers, also in 1. Thessalonicher 4, Vers 15, beantwortet: „Denn das sagen wir euch mit einem Wort des Herrn, dass wir, die wir leben und übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, denen nicht zuvorkommen werden, die entschlafen sind.“

 

Teilnehmer 3: Das finde ich aber sehr erstaunlich. Heute meinen doch viele, dass die Toten vor denen in den Himmel kommen, die noch leben, weswegen sie die Toten teilweise beneiden und vom Tod als Erlösung von den Leiden in dieser Welt sprechen.[3]

 



(0) In der prophetischen Bildersprache der Bibel und noch heute insbesondere im Show-Geschäft werden Menschen und ganze Städte oft als Gestirne bezeichnet. Beispiele sind "Filmsternchen" oder "Fussballstars".

[1] Oft haben wir gar keine Vorstellung davon, wer Christ ist und wer nicht bzw. wer an die Auferstehung glaubt und wer nicht. So wird es vielleicht den einen oder anderen überraschen, dass Frau Alexandra Lambsdorff nach dem Tod ihres Ehemannes Graf Otto von Lambsdorff unter dem Datum des 11. Januar 2010 in Bonn schrieb: " mein lieber Mann starb in der Gewissheit der Auferstehung. Mich tröstet, dass ich ihm in seinem irdischen Leben so lange beistehen konnte und vor allem im Moment des Sterbens - das ihn von großen Schmerzen und vielfältigen Leiden erlöste - bei ihm war." Hinweis von Korrespondent Dr. Horst Werner.

[2] Lutherfassung 2017 statt „liebe Brüder“ zutreffend: „Brüder und Schwestern“.

[3] Korrespondentin Dr. SP, Urologin und Palliativmedizinerin, weist auf Johann Sebastian Bach hin, der zum Beispiel in seinem „Komm, süßer Tod, komm, selge Ruh!“ so verstanden werden könnte, als ob der Tod das schönste Ziel sei. Aber Paulus nennt ihn in 1. Korinther 15, 26, „Feind“. „Entschlafen“ ist ein Euphemismus: Es ist ein erzwungener Schlaf – das atmende Leben ist ausgehaucht. Als erlösend wird der Tod dann empfunden, wenn ihm das Leben stark beeinträchtigende Krankheiten oder auch heftige Schmerzen und/oder seelische Qualen, große Mühen und Gebrechen vorausgegangen sind – was nichts anderes heißt, als dass der Tod seine Schatten vorausgeworfen hat. Leider verwechselt Bach - oder wer immer der ursprüngliche Verfasser von „Komm, süßer Tod, komm, selge Ruh!“ sein mag – das Totenreich oder den sheol (hebräisch) oder hades (griechisch) mit dem Himmel, wenn in der 2. Strophe fälschlicherweise behauptet wird:

„Komm, süßer Tod, komm, selge Ruh!
Im Himmel ist es besser,
da alle Lust viel größer ...“

 

Teilnehmer 4: Das Problem der Menschen zur Zeit des Paulus scheint genau entgegengesetzt zu sein. Da dachten einige, dass diejenigen, die noch leben, eher mit Christus leibhaftig zusammen sein werden als die, die schon gestorben sind.

 

Teilnehmer 6: Mir wird leicht schwindelig, weil ich immer anders herum gedacht habe. Aber hier wird ja krass deutlich, dass die Sterbenden keineswegs geradewegs in den Himmel gehen, sondern ihr Leben erst mit der Wiederkunft unseren HErrn Jesus weitergeht.

 

Teilnehmer 10: Unser Trost liegt nach den Worten von Paulus offenbar nicht darin, dass wir als Sterbende gleich in den Himmel kommen, wie man Vers 14 vielleicht noch verstehen könnte, sondern liegt in der Auferweckung (0) bei der Wiederkunft des Herrn.

 

Teilnehmer 9: Das unterstreichen die folgenden Verse: „16 Denn er selbst, der Herr,[1] wird, wenn der Befehl ertönt, wenn die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind, auferstehen. 17Danach werden wir, die wir leben und übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft, dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.“

 

Teilnehmer 8: Oh, da fällt mir ja noch etwas Anderes auf. Offenbar kommt Jesus allein vom Himmel herab, während die Toten, die als in Christus Glaubende gestorben sind, zusammen mit den noch lebenden Gläubigen von der Erde aus dem HErrn entgegen gerückt werden.

 

Teilnehmer 1: So sieht es aus, und genau das und nichts Anderes ist unser Trost, wenn jemand von uns stirbt. „18So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.“

 

Teilnehmer 7: Infolgedessen sollten wir im Advent unser Augenmerk ganz besonders auf die Wiederkunft Christi richten. Pater Hubertus Tommek SJ hat uns immer wieder drei Dimensionen des Advent nahe gebracht: 1. Die Besinnung auf das erste Kommen Christi, auf Bethlehem. 2. Das Ankommen Christi in unseren Herzen. 3. Die Wiederkunft Christi, das zweite Kommen.[2]

 

Teilnehmer 8: Deswegen finde ich es irgendwie gut, dass die Evangelischen den Totensonntag begehen bzw. – die Hoffnung betonend – den Ewigkeitssonntag, und die Katholischen das Christkönigsfest. Beides gehört zusammen. Denn Christus kommt zum zweiten Mal nicht als Same Marias und als Baby in einer Krippe in Bethlehem, sondern als König aller Könige und Herr aller Herren.[3]

 

Teilnehmer 11: Was heißt das denn für uns?

 

Teilnehmer 12: Sehr viel. Wir erleben die Fülle des Reiches Gottes auf Erden voller Gerechtigkeit, Frieden und Glück – regiert von dem Gesalbten Gottes, Jesus von Nazareth, mitsamt den gläubigen und sanftmütigen Erben dieses Reiches, mit der Hauptstadt Jerusalem.[4]

 

Teilnehmer 9: Wir sollten in der Tat den Akzent im Advent auf das zweite Kommen legen. Schon als Schuljunge hatte ich ein schlechtes Gefühl bei dem Lied „Alle Jahre wieder kommt das Christuskind“. Nein, er kommt nicht wieder als das Baby in einen Stall oder gar durch den Schornstein unter den Weihnachtsbaum, sondern diesmal kommt er auch, um Gericht zu halten.(5) Sein Ankommen in unseren Herzen ist dabei die beste Vorbereitung.

 

Teilnehmer 10: Märchengeschichten vom Nikolaus und vom Christkind auf dem Schlitten etc. helfen auch den Kindern nicht, sondern dienen nur dazu, das gesamte Evangelium im Erwachsenenalter als Märchen und Brauchtum abzutun.[6]

 

Teilnehmer 2: Da kommt mir eine weitere Frage in den Sinn: Gehört die Geschichte von den 10 Jungfrauen[7] in den Zusammenhang des zweiten Kommens Christi?[8]

 

Teilnehmer 1: Mit Sicherheit. Sie ist ein einziger Appell Jesu, „mit einem langen Atem“ auf seine Rückkehr zu warten und dabei jederzeit vorbereitet und wachsam zu sein[9] - ohne auf jeden Schlaf zu verzichten, denn alle 10 Jungfrauen schlafen ein.[10] Es geht aber nicht nur darum, Öl in den Lampen zu haben, sondern auch noch Gefäße mit Öl zum Nachfüllen dabei zu haben. Sonst könnten die Lampen im entscheidenden Moment verlöschen.

 

Teilnehmer 10: Meiner Meinung nach alles Bilder dafür, im heiligen Geist zu leben, selbst im Schlaf, und alles zu tun, damit der HErr bei seiner Wiederkunft Seine Gemeinde als eine schöne Braut "ohne Flecken oder Runzeln oder etwas dergleichen" vorfindet.[11]

 

Teilnehmer 2: An wen richtet sich dieser Appell?

 

Teilnehmer 3: Diese Frage scheint mir sehr wichtig zu sein. Geht es um Israel? Und um das erste Kommen Jesu? Dass Israel ihn als Messias erkennt? Oder geht es um die Gemeinde Jesu Christi und die Rückkehr Jesu Christi? Zu dem Zeitpunkt, zu dem Jesus diese Parabel erzählt, existiert die Gemeinde ja noch nicht und Jesus ist zunächst einmal in erster Linie zu Israel gesandt.

 

Teilnehmer 6: Hier sollten wir in den kommenden Wochen tiefer einsteigen und sehen, was uns die Propheten, speziell Sacharja und Hosea, dazu zu sagen haben und nicht zuletzt Jesus selbst in den sogenannten Endzeitreden, zum Beispiel in Matthäus 24 und 25 – eben mit dem Gleichnis von den 10 Jungfrauen.

 

Teilnehmer 7: Aber unabhängig davon, an wen nun das Gleichnis von den 10 Jungfrauen in erster Linie gerichtet ist, möchte ich doch den schwerwiegenden Aspekt der Vorbereitung und Wachsamkeit für Gläubige und noch nicht Gläubige hervorheben und dabei auf Psalm 90 hinweisen.

 



(0) Auferweckt werden die Toten von himmlischen Kräften (Posaunen Gottes). Auferstehen müssen sie dann selbst.

[1] Gemeint ist der HErr Jesus Christus und nicht der HERR, der Schöpfer der Himmel und der Erde, der Vater Jesu Christi und sein Gott und unser Gott. Vgl. Johannes 17, Vers 3, und Johannes 20, Vers 17.

[2] Das berichtete BWL.

[3] Vgl. Offenbarung 1,5.

[4] Vgl. dazu auch die Hauskreisdialoge zum "Glück" der Bergpredigt Jesu sowie zu unserer eigenen Auferstehung ("Auferstehung 3: Die eigene - 1. Korinther 15").

(5) Das erste Gericht ist wohl das Preis- oder Belohnungsgericht für die Gläubigen, die Jesus als ihren Herrn anerkannt haben. Vgl. dazu 1. Korinther 3, 9-17.

[6] Das betonte seinerzeit Heinz Hüls.

[7] Matthäus 25, 1-13.

[8] Die Frage stellte BWL.

[9] Das erklärte Georg Schmid.

[10] Darauf wies Georg Schmid hin.

[11] Vgl. Epheser 5, 25-27.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Die Auferweckung des Lazarus. Urheber Gerrit Bleker, zwischen 1625 und 1656. http://www.nypl.org/research/chss/spe/art/print/exhibits/oldmaster/captions/bleke.html, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4813171.