Advent 1.4: Was machen die "Seelen" der Toten? (Prediger 9,5-10)

Teilnehmer 1: Die Dringlichkeit des memento mori habe ich angesichts von Totensonntag und Advent aus unserem Dialog Advent 1.3 verstanden. Ich kann aber doch noch nicht der Ansicht folgen, dass die sterbenden Gläubigen nicht gleich in den Himmel kommen – bzw. genau genommen ihre Seelen in den Himmel kommen. Denn wenn sie nicht in den Himmel kommen, wo sind sie denn dann? Natürlich weiß ich, dass der Leichnam im Grab ist und verwest oder bereits zu Asche verbrannt ist. Aber wo ist die Seele oder der Geist der Toten? Wenn die Seelen der gestorbenen Gläubigen nicht im Himmel sind, wo sind sie dann?[1]

 

Teilnehmer 2: Wir wollen nicht verhehlen, dass es zwischen uns Unterschiede in der Frage gibt, ob dann, wenn ein an Christus Gläubiger stirbt, seine Seele gleich in den Himmel kommt oder bis zur Auferstehung im Totenreich (sheol oder hades) ist.

 

Teilnehmer 1: Oder anders herum: Es schwebt immer noch die Frage im Raum, ob die Seele zwischen Tod und Auferweckung

- im Himmel mit Bewusstsein oder

- im Totenreich ohne Bewusstsein oder

- im Totenreich mit Bewusstsein ist.[2]

 

Teilnehmer 11: Angesichts von äußerst zahlreichen Büchern und Berichten von Menschen, die erzählen, bereits gestorben, im Himmel gewesen und wieder zurück geschickt worden zu sein,[3] stellt sich die Frage um so dringlicher, was ja keinesfalls dazu führen darf, dass wir uns entzweien, was nun eindeutig nicht dem Willen des Herrn entspräche. Sollten wir daher die Sache lieber auf sich beruhen lassen?

 

Teilnehmer 12: Ich sehe verschiedene Aspekte, die von Bedeutung sein könnten, um der Frage weiter nachzugehen, dabei aber unsere Einheit nicht aus dem Auge zu verlieren - zur Not machen wir eben die unterschiedlichen Einschätzungen deutlich und lassen sie nebeneinander bestehen, bis unser Erkennen ein Stückchen weniger Stückwerk ist. Klarheit ist besser für die Einheit, als es Tabus je sein können.

 

Teilnehmer 1: Einig sind wir uns jedenfalls darin, dass wir bei der Auferstehung zum Zeitpunkt der Rückkehr Christi dabei sein wollen. Dafür haben wir uns entschieden, in dem wir Jesus als den Messias akzeptiert und ihn zu unserem HErrn gemacht haben. Und unsere Treue hier und jetzt in der Gefolgschaft zu diesem HErrn wird darüber entscheiden, wie wir aus dem in 1. Korinther 3 erwähnten Belohnungs-Gericht hervorgehen bzw. was unser Erbteil im Reich Gottes sein wird.

 

Teilnehmer 2: Die biblische Antwort auf den Fragenkomplex von Teilnehmer 1 ist meiner Meinung nach eindeutig: Wenn der Mensch keinen Körper hat, ist er tot. Oder vielleicht besser anders herum: Wenn der Körper kein Seelenleben, kein atmendes Leben mehr hat, ist er tot. Die Persönlichkeit ist im Totenreich. Sie „wartet“ auf die Auferweckung, wenn man so will,  doch nicht ohne den Hinweis, dass es im Totenreich kein Bewusstsein und somit auch kein Warten gibt – der Mensch ist eben tot.

 

Teilnehmer 6: Woher willst Du das so genau wissen?

 

Teilnehmer 2: Lesen wir Prediger 9, Verse 5-10: „5 Denn die Lebenden wissen, dass sie sterben werden, die Toten aber wissen nichts; sie haben auch keinen Lohn mehr, denn ihr Andenken ist vergessen. 6 Ihr Lieben und ihr Hassen und ihr Eifern ist längst dahin; für immer haben sie keinen Teil mehr an allem, was unter der Sonne geschieht. 7 So geh hin und iss dein Brot mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Mut; denn dein Tun hat Gott schon längst gefallen. 8 Lass deine Kleider immer weiß sein[4] und lass deinem Haupte Salbe nicht mangeln. 9 Genieße das Leben mit der Frau, die du lieb hast, solange du das eitle Leben hast, das dir Gott unter der Sonne gegeben hat; denn das ist dein Teil am Leben und bei deiner Mühe, mit der du dich mühst unter der Sonne. 10 Alles, was dir vor die Hände kommt, es zu tun mit deiner Kraft, das tu; denn im Totenreich, in das du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit.“

 

Teilnehmer 3: Demzufolge sind alle Gestorbenen im sheol,[5] wo sie kein Bewusstsein haben, sondern ruhen oder schlafen, nichts wissen und nichts tun. So ist auch Apostelgeschichte 2 zu verstehen. Petrus betont hier, dass David tot ist und nicht im Himmel ist[6], sich aber zu Lebzeiten seiner Auferstehung gewiss war.[7] Bis zur Auferstehung wird sein Leib „ruhen in Hoffnung“.[8]

 

Teilnehmer 4: Könnten denn aber der Prediger und auch Petrus in seiner Rede in Apostelgeschichte 2 vielleicht meinen, dass die Toten hier auf der Erde nichts tun können, weil sie gestorben sind und damit ihr Körper kein Seelenleben mehr hat, dass ihre Seelen im Sinne ihrer geistigen Persönlichkeit aber doch an dem Ort, an dem sie sind, sich bewegen, reden, denken und auch fühlen können?

 

Teilnehmer 5: Dies wird meiner Meinung nach vom Wortlaut nicht gedeckt. In Vers 10 heißt es ausdrücklich: „... bei den Toten, zu denen du fährst, gibt es weder Tun noch Denken, weder Erkenntnis noch Weisheit.“

 

Teilnehmer 6: Und das ist die logische Konsequenz aus 1. Mose 2, Vers 7: „Da machte Gott der HERR den Menschen aus Staub von der Erde und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen.“ Lebendiges Wesen – nephesch kai – eine lebendige Seele. Dieses atmende Seelenleben wird potentiell im Zeugungsakt transportiert und tritt mit der Geburt ins Dasein und es erlischt mit dem „letzten Atemzug“.

 

Teilnehmer 12: Und unter dem Aspekt, dass die Toten tot sind, macht das strikte Verbot in 5. Mose 18, 9-13, hohen Sinn, nicht mit den Toten zu kommunizieren:  Wenn du in das Land kommst, das dir der HERR, dein Gott, geben wird, so sollst du nicht lernen, die Gräuel dieser Völker zu tun, 10dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt oder Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt 11oder Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei vornimmt oder die Toten befragt. 12Denn wer das tut, der ist dem HERRN ein Gräuel, und um solcher Gräuel willen vertreibt der HERR, dein Gott, die Völker vor dir. 13Du aber sollst untadelig sein vor dem HERRN, deinem Gott."

 

Teilnehmer 5: Aha. Wenn die Toten nicht lebendig sind, erscheint das Verbot der Bibel, mit den Gestorbenen zu kommunizieren - außer mit dem einzig Auferstandenen, dem Erstgeborenen von den Toten[9] - , in einem sehr vitalen Licht: Bei jeder angeblichen Kommunikation mit den Toten sprächen wir dann nicht mit ihnen, sondern mit einer Fälschung. Die Abgrenzung von Christentum und Spiritismus wäre eindeutig und scharf.

 

Teilnehmer 7: Allerdings stünde dann auch die Kommunikation mit verstorbenen „Heiligen“ oder mit der „Himmelskönigin Maria“ außerhalb des biblisch fundierten Christentums. Leben aber die gestorbenen Heiligen im Himmel, dann sollte ein Schwätzchen mit ihnen möglich sein.

 

Teilnehmer 1: Diese Vorstellung soll allerdings schon manche Irritationen in Ehen ausgelöst haben, wenn Wiederverheiratete sich von ihrem verstorbenen Ehepartner im Himmel beobachtet fühlen.

 

Teilnehmer 8: Der Verwischung von Glauben an den Gott der Bibel und Spiritismus ist bereits König Saul zum Opfer gefallen.  Er, der zunächst den Spiritismus ausrottete, ging in seiner Phase des Ungehorsams ausgerechnet zu der einzigen Spiritistin, die ihm entkommen war. Der Teufelsgeist, der vorgab, Samuel zu sein, prophezeite ihm den Tod, statt ihn zur Umkehr zu bewegen. Das besiegelte sein Schicksal.[10]

 

Teilnehmer 6: Nach den Anmerkungen von Scofield in der Elberfelder Bibel ist aber die Aussage des Predigers zu den Toten ebenso wenig göttliche Offenbarung wie irgendeine andere Aussage des Predigers.[11] Es seien alles nur verstandesmäßige Überlegungen eines Menschen. Nach Fruchtenbaum nimmt der Prediger eine menschlich-philosophische Perspektive ein[12].

 

Teilnehmer 7: Das verstehe ich überhaupt nicht. Der Autor ist immerhin Salomo, der von Gott Weisheit erbeten hat.[13]

 

Teilnehmer 12: Ja. Ich zitiere die Verse 9 und 10 in Kapitel 12 des Predigers: „9 Es bleibt noch übrig zu sagen: Der Prediger war ein Weiser und lehrte auch das Volk gute Lehre, und er hörte und forschte, er formte viele Sprüche. 10 Der Prediger suchte, dass er fände angenehme Worte und schriebe recht die Worte der Wahrheit. 11 Die Worte der Weisen sind wie Stacheln, und wie eingeschlagene Nägel sind die einzelnen Sprüche; sie sind von einem einzigen Hirten gegeben.“[14]

 

Teilnehmer 11: Aha. Er hörte und forschte und es ging ihm darum, „die Worte der Wahrheit“ recht zu schreiben, Worte, die nach Vers 11 „von einem einzigen Hirten gegeben sind.“ Ich habe keinen Zweifel, dass dieser Hirte Gott selbst ist.

 

Teilnehmer 8: Das scheinen mir auch die letzten Sätze des Predigers klar anzuzeigen: „13Lasst uns die Hauptsumme aller Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gilt für alle Menschen. 14Denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse.“ 

 

Teilnehmer 2: Und das Gericht setzt natürlich die Auferstehung voraus. Außerdem legt der Prediger ausführlich dar, dass in diesem Leben nicht ohne weiteres die richtende Hand Gottes regiert, sondern Gottlose und Gläubige gleichermaßen gesegnet werden oder Schaden nehmen.[15]

 

Teilnehmer 9: Aber genau solche Aussagen zeigen doch, dass der Prediger falsch liegt. Ich weise nur auf  die „unmögliche“ Aussage in Vers 2 in Kapitel 9 hin: „Es begegnet

 

 


[1] Die Frage stellte Oliver Wurl.

[2] Diese Fragen brachte Oliver Wurl für uns auf den Punkt.

[3] Georg Schmid hat ein solches im Literarischen Sonntagscafe vorgestellt. Christina Gemerski hat eins in den Hauskreis mitgebracht.

[4] Die weiße Farbe ist das Symbol der Reinheit. Vgl. Heinrich Langenberg, Die prophetische Bildsprache ..., a.a.O., S. 218 f.

[5] Hebräisch für „Totenreich“.

[6] Apostelgeschichte 2, 29-36.

[7] Apostelgeschichte 2, 26-28.

[8] Apostelgeschichte 2, 26b.

[9] Vgl. 1. Korinther 15, 20.

[10] Vgl. 1. Samuel 28, 3-25, und 1. Samuel 31, 1-6, sowie 1. Chronik 10, insbesondere Vers 13.

[11] Darauf wies Georg Schmid hin.

[12] Arnold G. Fruchtenbaum, Die Ergänzung zum Handbuch der biblischen Prophetie, Gerth Medien 2007, S. 207.

[13] Vgl. 1. Könige 3, 5-14.

[14] Hervorhebung hinzugefügt.

[15] Prediger 9,2.

 

dasselbe dem einen wie dem andern: dem Gerechten wie dem Gottlosen, dem Guten und Reinen wie dem Unreinen; dem, der opfert, wie dem, der nicht opfert. Wie es dem Guten geht, so geht's auch dem Sünder. Wie es dem geht, der schwört, so geht's auch dem, der den Eid scheut.“

 

Teilnehmer 10: Wie kann das falsch sein, wenn Jesus doch dasselbe sagt? Hören wir uns mal Matthäus 5, 44-45, an: „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, 45damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.“

 

Teilnehmer 11: Aha. Aber Salomo ist doch weitgehend abgefallen. Das wird ja in 1. Könige 11 eindeutig beschrieben.

 

Teilnehmer 1: Nach Vers 4 in 1. Könige 11 geschah das, als er alt war. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Gott, die gläubigen Juden und die Gemeinde Christi das Buch „Prediger Salomo“ in den Kanon der heiligen Schriften aufgenommen haben, wenn die Aussagen Lügen oder nur Meinungen eines menschlichen Philosophen sind.

 

Teilnehmer 2: Aber da ist zum Beispiel in Kapitel 1 des Predigers, Vers 14, die oft wiederholte Aussage, dass alles Tun unter der Sonne vergeblich ist und ein Haschen nach Wind. Das widerspricht doch eindeutig der Aussage des Paulus in 1. Korinther 15,58, dass unsere Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.

 

Teilnehmer 3: Aber mit den Worten „in dem Herrn“ ist doch der Widerspruch schon aufgelöst: Was wir im Herrn tun, also was wir in Übereinstimmung mit Gott und dem HErrn Jesus Christus tun – und so sollen wir alles tun, wie es in Kolosser 3,17 und 23, steht - ist nicht vergeblich. So weist der Prediger nur darauf hin, dass alles Tun ohne Gott vergeblich ist. Selbst unser Bemühen um Gerechtigkeit wird vergeblich sein, weil wir nur aus Gnade und dem Glauben an die Erlösung durch den HErrn Jesus Christus gerecht werden können.

 

Teilnehmer 12: So sieht es aus. Dabei erkennt ja Gott unser Problem mit der gleichen Versorgung von Gerechten und Ungerechten an. Immer wieder weist der Prediger darauf hin, dass wir trotz dieses Problems und gerade angesichts dieses Problems uns nicht grämen, sondern die Freuden dieses Lebens genießen sollen, wie es später der Apostel Paulus wiederholt: „Freuet Euch, und abermals sage ich: Freuet Euch.“ In dem Herrn natürlich.[1]

 

Teilnehmer 1: Demungeachtet nennt Scofield[2] gerade zu Prediger 9,9-10,  eine Reihe von Bibelstellen, die der Aussage des Predigers über die Toten widersprechen. Das ist ja unser eigentliches Thema. Und vielleicht liegt der Prediger in diesem Punkt doch daneben bzw. zitiert einfach nur menschliches Denken, wie es ihm – neben dem Wort Gottes – auch geläufig ist.

 

Teilnehmer 2: Dann gehen wir die Bibelstellen doch mal durch. Die erste ist Jesaja 14, 9-11: „Das Totenreich drunten erzittert vor dir, wenn du nun kommst. Es schreckt auf vor dir die Toten, alle Gewaltigen der Welt, und lässt alle Könige der Völker von ihren Thronen aufstehen, 10dass sie alle anheben und zu dir sagen: »Auch du bist schwach geworden wie wir, und es geht dir wie uns. 11Deine Pracht ist herunter zu den Toten gefahren samt dem Klang deiner Harfen. Gewürm wird dein Bett sein und Würmer deine Decke.«“

 

Teilnehmer 3: Es wundert mich, dass diese Jesaja-Stelle nach Scofields Meinung dem Prediger widerspricht. Der Prophet Jesaja spricht doch hier von einer Zeit, die noch kommt, und es wird ja in der Tat mit dem Totenreich zu Ende gehen. Und er spricht von der Pracht des Teufels, die vergeht. Beides aber ist doch erst dann der Fall, wenn Jesus zurückkommt.

 

Teilnehme12: Das ist in 1. Korinther 15, 54-55, beschrieben: „Wenn aber dies Verwesliche anziehen wird die Unverweslichkeit und dies Sterbliche anziehen wird die Unsterblichkeit, dann wird erfüllt werden das Wort, das geschrieben steht (Jesaja 25,8; Hosea 13,14): »Der Tod ist verschlungen vom Sieg. 55Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?«“

 

Teilnehmer 4: Ok. Die nächste Stelle, die Scofield nennt, ist Matthäus 22, 32: »Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«? Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden.“

 

Teilnehmer 5: Das wundert mich aber noch mehr. Dieser Vers steht ja nicht etwa in einem Zusammenhang mit der angeblichen unmittelbaren Himmelfahrt von gerade Gestorbenen, sondern eben im Zusammenhang mit der Auferstehung der Toten.

 

Teilnehmer 6: Dann möchte ich diesen Zusammenhang aber mal lesen.

 

Teilnehmer 7: Ich lese von Vers 23 bis Vers 33: „An demselben Tage traten die Sadduzäer zu ihm, die lehren, es gebe keine Auferstehung, und fragten ihn 24und sprachen: Meister, Mose hat gesagt (5.Mose 25,5-6): »Wenn einer stirbt und hat keine Kinder, so soll sein Bruder die Frau heiraten und seinem Bruder Nachkommen erwecken.« 25Nun waren bei uns sieben Brüder. Der erste heiratete und starb; und weil er keine Nachkommen hatte, hinterließ er seine Frau seinem Bruder; 26desgleichen der zweite und der dritte bis zum siebenten. 27Zuletzt nach allen starb die Frau. 28Nun in der Auferstehung: wessen Frau wird sie sein von diesen sieben? Sie haben sie ja alle gehabt. 29Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen: Ihr irrt, weil ihr weder die Schrift kennt noch die Kraft Gottes. 30Denn in der Auferstehung werden sie weder heiraten noch sich heiraten lassen, sondern sie sind wie Engel im Himmel. 31Habt ihr denn nicht gelesen von der Auferstehung der Toten, was euch gesagt ist von Gott, der da spricht (2.Mose 3,6): 32»Ich bin der Gott Abrahams und der Gott Isaaks und der Gott Jakobs«? Gott ist nicht ein Gott der Toten, sondern der Lebenden. 33Und als das Volk das hörte, entsetzten sie sich über seine Lehre.“[3]

 

Teilnehmer 8: Das ist eindeutig. Jesus setzt sich hier mit den Sadduzäern auseinander. Ihren Namen haben die Sadduzäer von Zadok, dem Hohenpriester zur Zeit Davids.[4] Paradoxerweise lehrten gerade die Sadduzäer als Priester zu Zeiten Jesu, dass es keine Auferstehung von den Toten gäbe. Diese Behauptung zerschlägt ihnen Jesus mit dem Hinweis, dass es dann auch keinen Sinn mache, ständig von dem "Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs" zu sprechen, wenn diese für immer tot seien und nicht wieder auferstünden, denn Gott sei kein Gott der Toten, sondern der Lebenden, also ein Gott derer, die auferstehen werden und leben.

 

Teilnehmer 12: Und er sagt eben nicht, dass die Toten schon jetzt leben bzw. dass sie unmittelbar nach ihrem Tod an anderem Ort weiterleben.

 

Teilnehmer 9: Die nächste Stelle, die Scofield anführt, ist Markus 9, 42-48: „Und wer einen dieser Kleinen, die an mich glauben, zum Abfall verführt, für den wäre es besser, dass ihm ein Mühlstein an den Hals gehängt und er ins Meer geworfen würde.[5] 43Wenn dich aber deine Hand zum Abfall verführt, so haue sie ab! Es ist besser für dich, dass du verkrüppelt zum Leben eingehst, als dass du zwei Hände hast und fährst in die Hölle, in das Feuer, das nie verlöscht. 44 45Wenn dich dein Fuß zum Abfall verführt, so haue ihn ab! Es ist besser für dich, dass du lahm zum Leben eingehst, als dass du zwei Füße hast und wirst in die Hölle geworfen. 46 47Wenn dich dein Auge zum Abfall verführt, so wirf's von dir! Es ist besser für dich, dass du einäugig in das Reich Gottes gehst, als dass du zwei Augen hast und wirst in die Hölle geworfen, 48wo ihr Wurm nicht stirbt und das Feuer nicht verlöscht. 49Denn jeder wird mit Feuer gesalzen werden. 50Das Salz ist gut; wenn aber das Salz nicht mehr salzt, womit wird man's würzen? Habt Salz bei euch und habt Frieden untereinander!"

 

Teilnehmer 10: Sehr erstaunlich, dass diese Bibelverse dem Prediger widersprechen sollen. Hier geht es ja gar nicht um das Totenreich, sondern um die Hölle, im Hebräischen Gehenna, das ewige Feuer, das diejenigen erwartet, die die Gerechtigkeit durch Jesus Christus nicht annehmen.

 

Teilnehmer 11: Dieses ewige Feuer erwartet auch diejenigen Juden, zu denen Jesus hier spricht, die zum Abfall von Jesus Christus verführen. Es ist ein sehr eindringlicher Appell von Jesus, an ihn zu glauben und Frieden untereinander zu haben, um dem ewigen Verderben und dem „Zorngericht“[6] zu entgehen, das nach der Auferstehung stattfindet.

 

Teilnehmer 12: Und es bleibt zu unterstreichen, dass das Gericht mit der Möglichkeit des zweiten endgültigen Todes ja erst nach der Auferstehung stattfindet.[7]

 

Teilnehmer 1: Und natürlich geht es Jesus nicht darum, dass wir uns irgendwelche Glieder abhacken oder ein Auge ausreißen. Es sind ja nicht die Körperteile, die uns zum Abfall verführen, sondern schamlose Wünsche und Begierden![8]

 

Teilnehmer 2: Wir sollten diesen Dialogteil auch nicht abschließen, ohne eine eindeutige Antwort auf die Frage von Teilnehmer 3 zu geben, die er gleich am Anfang geäußert hat. Menschen mit Nahtoderfahrungen, in denen sie sich im Himmelreich sehen, verwechseln oft die gegenwärtige Realität mit dem trostvollen Ausblick, den Gott ihnen in der Stunde der Not gibt.

 

Teilnehmer 3: Aber die Christen haben doch seit der Wiedergeburt ewiges Leben. So muss doch wenigstens ein Teil von ihnen direkt nach dem Tod des Körpers weiterleben? Genau das sagt doch der Evangelist Johannes in Johannes 5, Verse 24-25?

 

Teilnehmer 4: Dazu unter Advent 1.5.

 



[1] Vgl. Philipper 4,4.

[2] Vgl. eine Ausgabe der Elberfelder Bibel, die die Erklärungen von Scofield enthält. Eingebracht von Georg Schmid.

[3] Hervorhebungen teilweise hinzugefügt.

[4] Diesen Hinweis gab Georg Schmid.

[5] Also es wäre besser, dass er ertrinkt, bevor er jemanden zum Abfall verführt. Das gilt sinngemäß auch für das Folgende. – Natürlich zielt die Rede Jesu nicht darauf, dass Gläubige umkommen oder sich einzelner Körperglieder entledigen, sondern es geht darum, entschieden auf das Reich Gottes zuzuleben und niemanden davon abzuhalten, das Gleiche zu tun – mit Feuer gesalzen, entschlossen, den Frieden untereinander zu wahren.

[6] Besser: „der Unterscheidung in abgrundtiefer Trauer“.

[7] Vgl. Offenbarung 20, 11-15.

[8] Vgl. Kolosser 3,5.

 

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Titelbild: Das frische Grab von Hartmut H. Foto: Heinrich Höfer.