Pfingsten 5.13: Der "Lackmustest" des Glaubens in „palliativer“ Situation? Wenn trotz Apostelgeschichte 19, 11 Heilung Nicht Gelingt

Teilnehmer 10: Wenn Gott für uns keine Gabe der Heilung bereit hält, können wir auch nicht heilen. Aber das scheint mir nur ein Teil der ganzen Wahrheit zu sein. Wiederholt heißt es nämlich, dass Jesus alle heilte, die sie zu ihm brachten. Dass diejenigen, die von Gott durch Christus bzw. durch Christen geheilt werden wollen, auch geheilt werden, scheint mir demnach zu den Grundwahrheiten des Christen zu gehören.

 

Teilnehmer 11: Ganz auf dieser Linie scheint mir der Bericht in Apostelgeschichte 19, Vers 11, über das Wirken von Paulus in Ephesus zu liegen. Den sollten wir lesen.

 

Teilnehmer 12: Es entspricht unserer guten Übung, eine einzelne Schriftstelle in ihrem Zusammenhang zu betrachten. Daher beginne ich mit Apostelgeschichte 19, Vers 1: „1 Es geschah aber, als Apollos in Korinth war, dass Paulus durch das Hochland zog und nach Ephesus kam und einige Jünger fand.“

 

Teilnehmer 1: Und schon entspinnt sich ein dramatischer Dialog: „2 Zu denen sprach er: Habt ihr den Heiligen Geist empfangen[1], als ihr gläubig wurdet? Sie sprachen zu ihm: Wir haben noch nie gehört, dass es einen Heiligen Geist gibt. 3 Und er fragte sie: Worauf seid ihr denn getauft? Sie antworteten: Auf die Taufe des Johannes.“

 

Teilnehmer 2: Johannes aber hat klar gemacht, dass er mit Wasser tauft und nach ihm Jesus kommt, der mit heiligem Geist tauft. Das gehört zum Gesamtzusammenhang: „4 Paulus aber sprach: Johannes hat getauft mit der Taufe der Buße und dem Volk gesagt, sie sollten an den glauben, der nach ihm kommen werde, nämlich an Jesus.“

 

Teilnehmer 3: Diese Sätze von Paulus bringen die Gläubigen in Ephesus dazu, den heiligen Geist zu ergreifen: „5 Als sie das hörten, ließen sie sich taufen auf den Namen des Herrn Jesus. 6 Und als Paulus ihnen die Hände auflegte, kam der Heilige Geist auf sie und sie redeten in Zungen und weissagten.“

 

Teilnehmer 4: Und dann folgen ein paar Zahlen und eine Aussage darüber, worum es vor allem anderen geht: „7 Es waren aber zusammen etwa zwölf Männer. 8 Er ging aber in die Synagoge und predigte frei und offen drei Monate lang, lehrte und überzeugte sie von dem Reich Gottes.“

 

Teilnehmer 5: Du meinst, es geht vor allem um das Reich Gottes?

 

Teilnehmer 4: Ja. Wie Jesus in Matthäus 6, Vers 33, sagt: 33 Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen. 34 Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.“

 

Teilnehmer 6: Der Fokus liegt also auf dem Reich Gottes – letztlich das Friedensreich, in dem Jesus mit uns zusammen diese Erde von Jerusalem aus regiert. Dahinter tritt alles Sorgen um unsere täglichen Bedürfnisse zurück, für die Gott längst Sorge getragen hat. Das alles haben wir ja in unserem Dialog über das Glück des Grenzübertritts in das Reich Gottes ausführlich erörtert.

 

Teilnehmer 7: Von diesem Reich Gottes wollen jedoch einige nichts wissen: 9 Als aber einige verstockt waren und nicht glaubten und vor der Menge übel redeten von dem Weg, trennte er sich von ihnen und sonderte auch die Jünger ab und redete täglich in der Schule des Tyrannus. 10 Und das geschah zwei Jahre lang, sodass alle, die in der Provinz Asia wohnten, das Wort des Herrn hörten, Juden und Griechen.“



[1] Ελαβετε (elabete) = habt ihr ergriffen.

 

Titelbild: Heilung des Äneas in Lydda (links) und Auferweckung der Tabita in Joppe (rechts). Von Matthias Gerung um 1530-1532, Ottheinrich-Bibel, Bayerische Staatsbibliothek, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=14730717.

 

Teilnehmer 8: Zwei Jahre und drei Monate redet Paulus in Ephesus über das Reich Gottes – dass Jesus die Erde von Jerusalem aus in wahrer Gerechtigkeit regieren wird. Das gefällt längst nicht allen und interessiert längst nicht alle. Aber Gott bestätigt und befestigt Paulus und diejenigen, die seinen Worten glauben. Das lesen wir in den Versen 11 und 12.

 

Teilnehmer 9: In der Tat gibt Gott einen Vorgeschmack von Seinem Reich, das da kommt und ja schon da ist:[1]11 Und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hände des Paulus. 12 So hielten sie auch die Schweißtücher und andere Tücher, die er auf seiner Haut getragen hatte, über die Kranken, und die Krankheiten wichen von ihnen, und die bösen Geister fuhren aus.“

 

Teilnehmer 10: Und jetzt, im September 2019, befinden wir uns in der Situation, dass Christoph und Uta Hesselbarth durch eine Freundin ein Tuch mit Gaben der Heilungen zu einer Schwester im Hauskreis gesandt haben, bei der Metastasen von einem im Mai entfernten Adenokarzinom des Magens das Stehen und Gehen verhindern, also Beine und Füße entscheidend lähmen.

 

Teilnehmer 11: Und die Übermittlung der Gaben der Heilungen war damit verbunden, zähe Reste  von Schuldbewusstsein zu überwinden, damit die Gaben voll ergriffen werden können – so wie Jesus das bei der Heilung des Gichtbrüchigen offenbar auch für angezeigt hält. Wir leben alle von der vollständigen Vergebung durch das Blut Jesu Christi oder das Lebensopfer Jesu Christi.

 

Teilnehmer 12: Doch statt Vergebung auch untereinander konsequent zu leben, bekenne ich als Ehemann der erkrankten Schwester, dass ich oft das Schuldbewusstsein verstärkt habe, ja, sogar ihr Verantwortung und deren unzureichende Wahrnehmung suggeriert habe, wo sie gar keine Verantwortung hatte, um mich selbst emotional zu entlasten. Und anstatt Verstörungen zu klären, habe ich Fluchtgedanken kultiviert, innerliche und äußerliche Abwesenheit und Teilnahmslosigkeit an den Tag gelegt und Einsamkeit verstärkt. Durch Gottes Gnade und Barmherzigkeit möge das alles sich zum Heil verkehren.

 

Teilnehmer 1: Heute, genauer gesagt schon seit Januar 2020, wissen wir, dass der Krankheitsverlauf sich nicht zum Heil verkehrt, sondern zum Tod geführt hat. 

Haben wir den "Lackmustest des Glaubens"[2] nicht bestanden?

 

Teilnehmer 3: Immerhin war es eine palliative Situation.

 

Teilnehmer 4: Das kann kein Argument sein. Immerhin haben Elia, Jesus, Petrus und Paulus Tote zum Leben auferweckt.

 

Teilnehmer 6: Aber wir wissen auch, dass Paulus und Petrus irgendwann gefühlt und akzeptiert haben, dass ihr Leben zum Ende gekommen und die Stafette hin zum Tag der Rückkehr Christi und des Reiches Gottes auf Erden weiter zu geben war. [3]

 

Teilnehmer 2: Also Vorsicht bei der Suche nach den Ursachen des Sterbens. Der Tod wird erst als der letzte Feind besiegt.[4]

 

Teilnehmer 5: Und doch möchte ich auf eine Ursache für einen zu frühen Tod eingehen.

 



[1] Römer 14,17: „17 Denn das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist.“ Das gilt schon für hier und jetzt, wie der Kontext in Römer 14 deutlich macht.

[2] Hier im Sinne von „Prüfstein“. Vgl. zum Gebrauch des Wortes „Lackmustest“ die Seite „Lackmustest“ in: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 28. November 2019, 19:17 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Lackmustest&oldid=194467864 (Abgerufen: 16. Oktober 2020, 10:38 UTC).

 

[3] Vgl. 2. Timotheus 4,6; 2. Petrus 1,15.

[4] 1. Korinther 15, 26.