Glück 2.6 Wie gehen Trost und Ermutigung?

Teilnehmer 4: Zu gerne hätte ich gewusst, wie Paulus die zurückbleibenden gläubigen Epheser getröstet und ermutigt hat.

 

Teilnehmer 5: Das wird uns nun im Detail nicht berichtet. Aber zusammen mit Teilnehmer 7 und 8 könnte ich Euch vorspielen, wie das gehen kann – in einer ganz anderen Situation, aber nichts desto weniger in einer Situation voller Trauer, gemischt mit Wut, Ärger und Verzweiflung. Wie in der zum Ausdruck gebrachten Trauer Trost, Ermutigung und Herausforderung zu einem neuen Aufbruch führen.

 

Teilnehmer 6: Nun, denn man los.

 

Teilnehmer 5: Da kommt ein Mädchen von der Schule heim. Es hatte ein Vorspiel mit seiner Gitarre. Irgendwie sieht es ganz traurig und geknickt aus. Doch es hat Glück.

 

Teilnehmer 7: Der Vater sieht von seiner Zeitung auf und fragt: „Was ist passiert? Du siehst so frustriert aus. War dein Vorspiel in der Schule nicht o.k.?“

 

Teilnehmer 8: Da kann das Mädchen sich entladen: „Alles war Scheiße. Nichts hat geklappt. Ich spiele nie nie nie mehr Gitarre. Das ist überhaupt das blödeste Instrument, das man lernen kann. Warum musste ich es denn lernen...“

 

Teilnehmer 7: Der Vater wendet sich ihm jetzt erst recht zu: „Das heißt, das Vorspiel lief nicht gut. Das tut mir Leid. Dabei warst du dir ja heute Morgen noch so sicher, dass alles gut geht und locker klappen wird. – Ich kann verstehen, dass du sehr enttäuscht bist. Das ist bestimmt schlimm für dich...ziemlich...wahrscheinlich fühlst du dich total blamiert...vor deinem Lehrer“.

 

Teilnehmer 8: Da gewinnt er das Vertrauen des Mädchens und es rückt näher zum Vater: „Die Klassenkameraden sind schlimmer...“. Das Mädchen schnieft und schnappt nach Luft.

 

Teilnehmer 7: Nach einer Weile sagt der Vater: „Weißt du noch, als du bei Tante Bertas Geburtstag das tolle Stück vorgespielt hast, das du dir selbst ausgedacht hast? Weißt du noch, wie begeistert da alle waren?“ Er erinnert an vergangene Erfolge und damit an bekannte Stärken.

 

Teilnehmer 8: Die Tochter greift das auf: „Ja, das waren noch Zeiten. Aber wirklich, das war echt toll. Da war ich cool drauf.“

 

Teilnehmer 7: Der Vater bestärkt das noch: „Ja genau, und der eine Lauf..., mit welcher Geschwindigkeit du das gemacht hast.“

 

Teilnehmer 8: Das gibt der Tochter ihr Vertrauen, ihren Glauben zurück: Ja, das war nicht schlecht. Aber weißt du, inzwischen kann ich das noch besser. Ich habe da ein neues Stück in Arbeit, das ist noch geiler. Da geh ich richtig ab.“

 

Teilnehmer 7: Das klopft der Vater fest: „Du bist schon eine gute Gitarrenspielerin und wie ich höre, denkst du auch so.“

 

Teilnehmer 8: Die Tochter bestätigt diese Festigung: „Aber klar doch.“

 

Teilnehmer 7: Und so getröstet und ermutigt, kann der Vater die nötige Herausforderung zur Korrektur wagen: „Mmmhh, was lief denn heute in der Schule schief?“

 

Teilnehmer 8: Und die Tochter kann darauf eingehen: „Schief, ach erinnere mich bloß nicht daran...Aber wenn ich ehrlich bin...ich hab das wohl auf die leichte Schulter genommen und hab das Stück, das ich spielen sollte, nicht so toll geübt. – Ich meine, ich habe schon geübt, aber nicht so, wie ich es sonst mache. Na ja...und das kam jetzt dabei raus. Irgendwie selbst Schuld.“

 

Teilnehmer 7: Bei so viel Einsicht kann jetzt der Vater seine Ermutigung wiederholen: „Also in Wirklichkeit hättest du es gekonnt, wenn du geübt hättest.“

 

Teilnehmer 8: Da ist sich die Tochter sicher: „Aber logo!“

 

Teilnehmer 7: Und der Vater kann auf die notwendige Korrektur zurückkommen: „Mmmhh, das ist dann aber doppelt schade. Das heißt, nächstes Mal ernster nehmen.“

 

Teilnehmer 8: Verstanden, getröstet und ermutigt kann die Tochter die Korrektur gut annehmen: „Ja, und ich muss mir klar machen: Talent allein reicht nicht, ich muss auch üben!“

 

Teilnehmer 7: Das kann der Vater nur bestätigen und seinen Zuspruch wiederholen: „Das hört sich gut an! Ich weiß, dass du das packst! – Hab dich lieb! Bleibst meine Gitarrenkünstlerin“.[1] 

 

Teilnehmer 5: Das ist eine schöne Geschichte. Wenn wir doch nur begreifen würden, dass unser himmlischer Vater so mit uns umgeht – wer trauert, soll getröstet werden. Er soll verstanden werden. Und zu gegebener Zeit soll er ermutigt werden und aufgefordert werden, in geeigneter Weise sich dem Leben wieder zuzuwenden. Und wir, ausgestattet mit Gottes Geist, sollen seine Nachahmer werden.

 

Teilnehmer 6: Wie sehr Trost davon abhängt, dass wir erst den Schmerz verstehen, ja, ihn teilen, zeigt noch eine andere kleine Geschichte. Es tröstete den kleinen Jungen nicht, als seine Oma sagte, es sei doch nicht so schlimm, dass die Kappe der Zahnpastatube im Abfluss verschwunden sei, weil sie leicht zu ersetzen sei. Erst als sie sagte und meinte, dass es wirklich schlimm sei, war er getröstet und konnte weiter machen.

 



[1] Entnommen aus Einheit 1 des „Grundkurses für die Seele“ von „Aufbruch leben Berlin“.

 

Titelfoto: Jesus mit Kind. Quelle: Pixabay.