Leiden 2.6:  Die Fußwaschung

Teilnehmer 9:  Ja, ich glaube, dass Jesus erst kurz vor dem letzten Abendessen mit seinen Jüngern offenbar wurde, dass er das Passalamm ist, dass in zwei Tagen geschlachtet wird. Ich lese weiter in Johannes, Kapitel 13: „2Und beim Abendessen, als schon der Teufel dem Judas, Simons Sohn, dem Iskariot, ins Herz gegeben hatte, ihn zu verraten, 3Jesus aber wusste, dass ihm der Vater alles in seine Hände gegeben hatte und dass er von Gott gekommen war und zu Gott ging, 4da stand er vom Mahl auf, legte sein Obergewand ab und nahm einen Schurz und umgürtete sich. 5Danach goss er Wasser in ein Becken, fing an, den Jüngern die Füße zu waschen, und trocknete sie mit dem Schurz, mit dem er umgürtet war.“

 

Teilnehmer 8: Das ist in der Tat umwerfend. Den Gästen die Füße zu waschen war im Orient die Aufgabe des niedrigsten Sklaven.

 

Teilnehmer 9: Kein Wunder, dass das auch Simon Petrus zu viel des Guten ist: „6Da kam er zu Simon Petrus; der sprach zu ihm: Herr, solltest du mir die Füße waschen? 7Jesus antwortete und sprach zu ihm: Was ich tue, das verstehst du jetzt nicht; du wirst es aber hernach erfahren. 8Da sprach Petrus zu ihm: Nimmermehr sollst du mir die Füße waschen!“

 

Teilnehmer 10: Atemberaubend, wie anschließend Jesus in die Symbolsprache wechselt, um geistliche Realitäten zu verdeutlichen: „Jesus antwortete ihm: Wenn ich dich nicht wasche, so hast du kein Teil an mir. 9Spricht zu ihm Simon Petrus: Herr, nicht die Füße allein, sondern auch die Hände und das Haupt! 10Spricht Jesus zu ihm: Wer gewaschen ist, bedarf nichts, als dass ihm die Füße gewaschen werden; denn er ist ganz rein. Und ihr seid rein, aber nicht alle. 11Denn er kannte seinen Verräter; darum sprach er: Ihr seid nicht alle rein.

 

 

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Titelbild: Ofenplatte mit dem Motiv der Fusswaschung. Foto: falco 81448. 2293084 Pixabay.

 

Teilnehmer 11: Und dann wieder übersetzt er die geistlichen Realitäten in praktisches Handeln: „12Als er nun ihre Füße gewaschen hatte, nahm er seine Kleider und setzte sich wieder nieder und sprach zu ihnen: Wisst ihr, was ich euch getan habe? 13Ihr nennt mich Meister und Herr und sagt es mit Recht, denn ich bin's auch. 14Wenn nun ich, euer Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, so sollt auch ihr euch untereinander die Füße waschen. 15Ein Beispiel habe ich euch gegeben, damit ihr tut, wie ich euch getan habe. 16Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr und der Apostel nicht größer als der, der ihn gesandt hat. 17Wenn ihr dies wisst – selig[1] seid ihr, wenn ihr's tut.

 

Teilnehmer 12: Allerdings ist einer unter den Aposteln, der auch nicht glücklich wird, wenn er den anderen die Füße wäscht: „18Das sage ich nicht von euch allen; ich weiß, welche ich erwählt habe. Aber es muss die Schrift erfüllt werden (Psalm 41,10): »Der mein Brot isst, tritt mich mit Füßen.« 19Jetzt sage ich's euch, ehe es geschieht, damit ihr, wenn es geschehen ist, glaubt, dass ich es bin.“

 

Teilnehmer 8: Dass Jesus was ist?

 

Teilnehmer 9: Der Messias, der König der Judäer, der Sohn Davids, der Sohn Gottes – obwohl er einen als Apostel erwählt hat, der ihn „mit Füßen tritt“.

 

Teilnehmer 6: Und dann kommt das Abendessen?

 

Teilnehmer 7: Soweit ich sehen kann, sagen die Texte nicht ganz genau, was an diesem Abend in welcher Reihenfolge geschieht. Aber gemessen an den Sitten und Gebräuchen des Orients zu jener Zeit macht es Sinn, dass erst die Füße gewaschen werden sozusagen am Eingang und dann das Essen kommt. Und dass die Äußerungen zu seinem Verräter, die Jesus bei der Fußwaschung macht, beim Essen ihre Fortsetzung finden. Aber dieses gemeinsame Abendessen ist auch abgesehen von den Äußerungen über den Verräter ein besonderes – eben das letzte vor der Kreuzigung.

 



[1]Μακαριοι – glücklich, überglücklich. Vgl. Menge-Güthling, S. 432.