Leiden 1.10:  Der fünfte Versuch von Pilatus, Jesus nicht zu verurteilen

Teilnehmer 11: Nach Lukas 23, 14-17, macht Pilatus einen fünften Anlauf: „und sprach zu ihnen: Ihr habt diesen Menschen zu mir gebracht als einen, der das Volk aufwiegelt; und siehe, ich habe ihn vor euch verhört und habe an diesem Menschen keine Schuld gefunden, derentwegen ihr ihn anklagt; 15Herodes auch nicht, denn er hat ihn uns zurückgesandt. Und siehe, er hat nichts getan, was den Tod verdient. 16Darum will ich ihn schlagen lassen und losgeben. 17Er musste ihnen aber zum Fest einen Gefangenen losgeben.“[1]

 

Teilnehmer 12: Pilatus meint also, dass Volk doch noch auf seine Seite zu ziehen, indem er den unschuldigen und vor ein paar Tagen noch wegen seiner Heilstaten, insbesondere der Auferwcckung des Lazarus gefeierten Jesus übel zurichtet und damit Mitleid erregt? Welch ein grausiger Einfall. Jesus tatsächlich geißeln zu lassen, um für ihn beim Volk Mitleid zu erregen. Mir wird flau im Magen. Seine Soldaten leisten nach meinem Eindruck ein Übersoll. Kleider herunter, Marterpfahl, auspeitschen mit Riemen, an deren Ende sich Metall- oder Knochenstücke befinden, Dornenkrone, Purpurgewand, Hohn und Spott.

 


[1] Dieser letzte Satz findet sich laut Anmerkung der Lutherbibel 1984 erst in der späteren Überlieferung.

 

Titelbild: Ecce homo (Seht, welch ein Mensch). Gemälde von Jan van Wechelen, ca. 1565. Foto von Sailko - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=63570557

 

Teilnehmer 1: Genau das lesen wir in Johannes 19, 1-5: Da nahm Pilatus Jesus und ließ ihn geißeln. Und die Soldaten flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie auf sein Haupt und legten ihm ein Purpurgewand an und traten zu ihm und sprachen: Sei gegrüßt, König der Juden!, und schlugen ihm ins Gesicht. Da ging Pilatus wieder hinaus und sprach zu ihnen: Seht, ich führe ihn heraus zu euch, damit ihr erkennt, dass ich keine Schuld an ihm finde. Und Jesus kam heraus und trug die Dornenkrone und das Purpurgewand. Und Pilatus spricht zu ihnen: Seht, welch ein Mensch!

 

Teilnehmer 2: Geschlagen bis zur Unkenntlichkeit, mit einem blutdurchtränkten Purpurmantel, einer schmerzhaften und zugleich lächerlichen Dornenkrone öffentlich zur Schau gestellt – wer ist dieser Pilatus, der dann sagt: „Seht, welch ein Mensch.“? Wir können fortfahren mit Lukas 23,20 oder Markus 15,12: „Da redete Pilatus abermals auf sie ein, weil er Jesus losgeben wollte.“ „Pilatus aber fing wiederum an und sprach zu ihnen: Was wollt ihr denn, dass ich tue mit dem, den ihr den König der Juden nennt?“

 

 

 

Teilnehmer 3: Aber auch diese Rechnung geht nicht auf. Auch dieses beinahe schon Höchstmaß an Brutalität stellt die judäische Führung nicht zufrieden. Die Antwort, die in Lukas 23,21; Markus 15,13, Matthäus 27,22 und Johannes 19,6 berichtet wird, ist eindeutig: „Als ihn die Hohenpriester und die Knechte sahen, schrien sie: Kreuzige! Kreuzige!“