Offb. 1.7: Der Sprechende in der Vision des Johannes

Leonhard: Der Sprechende stellt sich dem Johannes wie folgt dar: „12Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte, sah ich sieben goldene Leuchter 13und mitten unter den Leuchtern einen, der war einem Menschensohn gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und gegürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel. 14Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme 15und seine Füße gleich Golderz, wie im Ofen durch Feuer gehärtet, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen; 16und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete, wie die Sonne scheint in ihrer Macht. 17Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte18und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von  (griechisch: eis – in) Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle (griechisch: Hades, Totenreich). 

 

Meinhard: Der Sprechende stellt sich als jemand vor, der tot war und jetzt lebendig ist. Ist das Jesus?

 

Heinrich: Ja, er ist es. Das sagt uns 1. Korinther 15, Verse 20-23: „20 Nun aber ist Christus auferweckt von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. 21 Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. 22 Denn wie in Adam alle sterben, so werden in Christus alle lebendig gemacht werden.“  

 

Meinhard: Der Sprechende stellt sich vor als der Erste und der Letzte. Worauf könnte sich das beziehen?

 

Heinrich: Ich nehme es erst einmal simpel. An anderer Stelle heißt es auch: Alpha und Omega. Er ist der Erste – das heißt: Er ist unser Alpha-Tier. Und der Letzte: Er hat das letzte Wort. Aber vielleicht etwas anders gewendet: Ohne Jesus oder genauer ohne die Erlösung durch ihn macht die ganze Schöpfung keinen Sinn, weil sie ohne ihn auf dem Schrotthaufen enden würde. Jesus war in Gottes Sinn, als er Himmel und Erde mit allem Drum und Dran und vor allem die Menschheit schuf. Und er ist tatsächlich der Letzte. Er hat die Erlösung vollbracht – einen weiteren Erlöser brauchen wir nicht. Aber durch ihn, durch das letzte Blutopfer, sind wir erlöst und gehen der Wiederherstellung des Paradieses entgegen. Und auch dem Ende allen Widerstandes gegen das Reich Gottes auf Erden.

 

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Titelbild: Das letzte Abendmahl, Gemälde von Leonardo da Vinci. Johannes sitzt an Jesu linker Seite, grünes Gewand. Er ist vielleicht der Einzige, der versteht, wen Jesus als seinen Verräter identifiziert.

Friedrich: Es könnte sich auch darauf beziehen, dass Jesus der Herr ist und zugleich der Diener von allen, wenn es rangmäßig gemeint ist. Wenn es zeitlich gemeint ist, könnte es wiederholen und bekräftigen, dass Jesus der Erstgeborene von den Toten ist und derjenige, der letztlich die Oberhand behält.

 

Kurt: Könnte „der Erste und der Letzte“ nicht auch dasselbe ausdrücken wollen wie das „A und O“ in Vers 8, so dass Jesus gleich Gott ist?

 

Heinrich: Dass Jesus gleich Gott ist, ist ausgeschlossen, weil Jesus immer wieder klar zwischen sich und Gott unterscheidet. So z.B. in Johannes 17, Vers 3: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ Oder Johannes 20, Vers 17: „Spricht Jesus zu ihr: Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber hin zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“ Da Jesus jedoch den Heilsplan Gottes ausführt, treffen auf ihn teils die gleichen Attribute zu wie auf Gott.

 

Meinhard: In Offenbarung 1, Vers 17, sagt der Sprechende zu Johannes: Fürchte Dich nicht. Warum braucht sich Johannes nicht zu fürchten auf der Insel Patmos? Er ist schließlich dahin verbannt und Grund, sich zu fürchten, gerade dann, wenn eine ungewöhnliche Person plötzlich vor ihm steht.

 

Heinrich: Der Sprechende macht durch seine Attribute und seine Aussagen klar, dass er Jesus ist, an dessen Brust Johannes gelegen hat. Und dieser sein Freund Jesus hat die Schlüssel des Todes und des Totenreiches und wird ihn auferwecken, selbst wenn Johannes von seinen Feinden getötet wird. Es geht aber gar nicht um den Tod des Johannes, sondern um den Auftrag an ihn.

 

Friedrich: Welch eine Beschreibung unseres Herrn Jesus Christus, wie er in dieser Vision erscheint. Wer mag sonst solches gesehen haben oder auch nur Teile davon? Zum Beispiel, dass seine Augen leuchten, ja, in ihnen das Feuer der Liebe brennt, das unser Innerstes tief berührt. uns eine atemberaubende Ahnung von seiner schier unendlichen Liebe gibt, eine Ahnung, die sagt, dass sie über alles hinausgeht, was wir uns vorstellen können, und uns damit verändert, wann immer uns dieser Blick wieder ins Gedächtnis kommt.

 

Wilhelm: Kein Wunder, oder doch ein Wunder, was folgt. Es ist eben im wörtlichen Sinne atemberaubend. Nochmal: „17 Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot;“ Aber es geht weiter.