Glück 3.8: Salomos Sanftmut und Reichtum

Teilnehmer 1: Ich möchte das Thema „Sanftmut und Besitz oder Erbe“ noch von einer anderen Seite her aufrollen. Die Bibel berichtet von dem König Salomo, dass er „größer an Reichtum und Weisheit als alle Könige auf Erden“ war[1]. Und das hatte mit Sanftmut zu tun, und zwar mit Sanftmut gegenüber Gott. Als Gott ihn aufforderte, zu bitten, was er ihm geben solle, bat er um ein gehorsames Herz. Auf dieser Grundlage konnte Gott ihm Reichtum und Ehre geben und langes Leben dazu, wenn er „bei der Stange geblieben“ wäre.[2]

 

Teilnehmer 2: Ich möchte das unterstreichen. Weil er so ein gehorsames Herz hatte, dass Gott mit Weisheit füllen konnte, sollte es uns nicht wundern, dass drei Bücher der Bibel von ihm geschrieben wurden. Das Wort Gottes aus seiner Feder ist ein unverzichtbarer Anker für unsere Lebensführung. Es gibt wesentlichen Aufschluss darüber, wie Sanftmut gegenüber Gott zu unfassbarem Reichtum und somit tatsächlich zu beträchtlichen Anteilen am Erdreich und seinen Segnungen führen kann, indem die Potentiale erschlossen werden. Weisheit weiß die Erde, den Boden zu nutzen. Ich schlage vor, dass wir uns ein Kapitel zu Gemüte führen, und zwar Sprüche 3.

 

Teilnehmer 3: Dann beginne ich mal mit den Versen 1-4: „Mein Sohn, vergiss meine Weisung nicht, und dein Herz behalte meine Gebote, denn sie werden dir langes Leben bringen und gute Jahre und Frieden; Gnade und Treue sollen dich nicht verlassen. Hänge meine Gebote an deinen Hals und schreibe sie auf die Tafel deines Herzens, so wirst du Freundlichkeit und Klugheit erlangen, die Gott und den Menschen gefallen.“

 

Teilnehmer 4: Das Gefallen bei Gott und den Menschen war ja bei Salomo tatsächlich lange der Fall. Wobei  ich darauf hinweisen möchte, dass es am Anfang von Vers 3 darum geht, dass Gnade oder Güte und Treue als Charaktereigenschaften den nicht verlassen, dessen Herz den Weisungen ergeben ist.[3]

 

Teilnehmer 5: Ich fahre mit den Versen 5-6 fort: „Verlass dich auf den Herrn von ganzem Herzen, und verlass dich nicht auf deinen Verstand, sondern gedenke an ihn in allen deinen Wegen, so wird er dich recht führen.“

 

Teilnehmer 6: Hier muss ich einhaken. Ich habe für Jahre die Sprüche studiert und gerade Vers 5 zu praktizieren versucht. Ich habe versucht, alle meine Wege aus der Bibel abzuleiten. Es hat mir nichts gebracht. Es hat nicht funktioniert.

 

Teilnehmer 7: Ich ahne ein Missverständnis, das von manch einer leichtfertigen Predigt befördert worden sein mag. Die Bibel gibt uns viele wichtige Weisungen, aber über Vieles sagt sie auch nichts – zum Beispiel, wie man eine Brücke oder ein Haus baut oder wie man konkret Kinder erzieht. Aber gerade die Sprüche fordern uns auf, Einsicht in die natürlichen, sozialen und geistlichen Gesetzmäßigkeiten zu erwerben, damit wir mehr darüber wissen, wie es geht. Dabei gilt es die göttlichen Weisungen zu beachten, und zwar ganz besonders die schriftlichen in Gottes geschriebenem Wort.

 

Teilnehmer 10: Genau das scheint auch mir in erster Linie gemeint zu sein. Es geht darum, sich gerade in dieser Hinsicht nicht klüger als Gott zu dünken und zum Beispiel zu betrügen, zu morden, zu manipulieren oder die Ehe zu brechen. Diese Verbrechen sind ja auch alles Mittel, die manche anwenden, um das Erdreich zu besitzen.

 

Teilnehmer 11: Dabei sollten wir nicht außer Acht lassen, dass es auch darum gehen kann, festzuhalten, was Gott jemandem persönlich offenbart hat – und zwar gegen manche Widerstände rationalen Kalküls. Aber hier ist das Gespräch mit Brüdern und Schwestern besonders wichtig, um nicht eigenem Wunschdenken oder eigenen Phantasien aufzusitzen.

 

Teilnehmer 8: Ich komme auf die praktischen Fragen des Alltags wie Häuser bauen und Kinder erziehen oder Brote backen zurück. Da leuchtet mir unbedingt ein, dass wir Einsicht in die natürlichen, sozialen und geistlichen Gesetzmäßigkeiten gewinnen und so durch Bildung Weisheit erwerben.

 

Teilnehmer 1: Da kann ich mit einem aktuellen Beispiel dienen. Unsere Kuckucksuhr, die ich für die Enkel in Betrieb genommen habe, war stehengeblieben. Was war mit ihr los? Ich wusste es nicht. Doch habe ich mich mit ihr beschäftigt, sie aufgemacht, an ihr gezogen und gezupft und sie in die Hand genommen. Und siehe da, mit einem Mal merkte ich, dass sie in mancher Haltung geht und in anderen nicht. Warum, weiß ich nicht. Aber als ich sie wieder aufgehängt habe, habe ich die Stellung markiert, bei der sie geht, und freue mich jedes Mal, wenn ich an ihr vorbeigehe, dass sie tickt, wenn ich auch nicht wirklich weiß, warum sie genau diese Ausrichtung benötigt.

 

Teilnehmer 9: Ja, Gott fragen, die Umgebung, die Natur, die Menschen, die Technik beobachten, Wissen erwerben, sich einfühlen – das alles ist Weisheit. Und bei alledem: In dem Rahmen, den Gott uns gesetzt hat und in dem er uns auffordert, die Erde zu beherrschen, sie untertan zu machen.[4] Und sie zu bebauen und zu bewahren.[5]

 

Teilnehmer 1: Und diese Weisheit zu erwerben, ist kein Automatismus. Es braucht Zeit, Gebet und vielleicht auch Fasten. Siehe Paulus in Arabien.[6]

 

Teilnehmer 2: Das stimmt. Ich habe in einer Gemeinde lange am Büchertisch geholfen. Das war meine Profession. Aber da waren eigentlich auch ohne mich genug Leute. Da habe ich gedacht, ich könne doch in die Kinderarbeit gehen. Doch das war für mich ein Horror – mit all diesen disziplinlosen Kindern von christlichen Eltern. Ich holte mir Rat von Pater Tommek: Ein Jahr Pause. Und dann kam die Einsicht: Es gibt nichts für Singles. Mach Du´s!

 



[1] 1. Könige 10, 23.

[2] 1. Könige 3, 5-14. Falls er mit 12 Jahren König wurde und 40 Jahre regierte, wurde er 52 Jahre alt. Vgl. dazu und zu dem Folgenden Steven K. Scott, Der reichste Mann aller Zeiten, König Salomons Geheimnisse für Erfolg, Reichtum und Glück, 2. Auflage Börsenmedien AG, Kulmbach 2012.

[3] Vgl. Interlinear Hebräisch-Deutsch, Band 4, S. 13.

[4] 1. Mose 1, 28. Die eheliche Fruchtbarkeit gehört auch dazu. Zum Genuss der Ehe siehe 1. Korinther 7, 3. Salomo schreibt dazu: „Genieße das Leben mit deiner Frau, die du lieb hast ...“. Prediger 9, 7-10. Leider folgte er dann in dieser Hinsicht ohne Rücksicht auf göttlich gesetzte Grenzen seiner Lust und seinem Verstand und nicht der göttlichen Weisung, und das war der Anfang einer langen Leidensgeschichte. Vgl. 1. Könige 11.

[5] 1. Mose 2, 15.

[6] Vgl. Galater 1,15-2,10, insbesondere Galater 1,17.

 

Teilnehmer 3: Die Weisheit des Sabbatjahres – schade, dass ich meinen Mann nicht dafür gewinnen konnte.

 

Teilnehmer 10: Wir nehmen einen tiefen Atemzug und fahren fort im Text. In den göttlich gesetzten Grenzen zu bleiben, wirkt sich gut auf den Körper aus. Sprüche 3, Verse 7 und 8: „Dünke dich nicht, weise zu sein, sondern fürchte den HERRN und weiche vom Bösen. Das wird deinem Leibe heilsam sein und deine Gebeine erquicken.“

 

Teilnehmer 11: Und siehe da, dann kommt eine spezifische Weisung für den Erwerb von Wohlstand in den Versen 9-10: „Ehre den HERRN mit deinem Gut und mit den Erstlingen all deines Einkommens, so werden deine Scheunen voll werden und deine Kelter von Wein überlaufen.“

 

Teilnehmer 12: Und dann eine Weisung zur Selbsterziehung in den Versen 11 und 12: „Mein Sohn, verwirf die Zucht des HERRN nicht und sei nicht unwillig, wenn er dich zurechtweist; denn wen der HERR liebt, den weist er zurecht, und hat doch Wohlgefallen an ihm wie ein Vater am Sohn.“

 

Teilnehmer 1: Hier vermisse ich die Rute der Zucht.

 

Teilnehmer 2: Ja, das wäre wohl auch ein Fortschritt in der Christenheit, wenn wir verinnerlichen, dass die hier nicht steht. Die „Rute der Zucht“ ist ein Bildwort, eine Redefigur. In Wirklichkeit erzieht Gott nicht mit der Rute, sondern durch sein Wort. Gelegentlich ist es einschneidend wie eine Rute.

 

Teilnehmer 3: Denn dieses Wort mahnt uns in den Versen 13-18, Einsicht und Weisheit in allen für uns wichtigen Dingen zu erwerben: „Wohl dem Menschen, der Weisheit erlangt, und dem Menschen, der Einsicht gewinnt! Denn es ist besser, sie zu erwerben, als Silber, und ihr Ertrag ist besser als Gold. Sie ist edler als Perlen, und alles, was du wünschen magst, ist ihr nicht zu vergleichen. Langes Leben ist in ihrer rechten Hand, in ihrer Linken ist Reichtum und Ehre. Ihre Wege sind liebliche Wege, und alle ihre Steige sind Frieden. Sie ist ein Baum des Lebens allen, die sie ergreifen, und glücklich sind, die sie festhalten.“

 

Teilnehmer 4: Unglaublich – langes Leben, Reichtum, Ehre, Frieden. Baum des Lebens!

 

Teilnehmer 5: Und das hat seinen Grund. Jedes Stück Einsicht zum Beispiel in die Natur ist nach den Versen 19-20 Weisheit in Verbindung mit dem Schöpfer: „Der HERR hat die Erde mit Weisheit gegründet und nach seiner Einsicht die Himmel bereitet. Durch seine Erkenntnis quellen die Wasser der Tiefe hervor und triefen die Wolken von Tau.“

 

Teilnehmer 6: Dazu fällt mir ein, dass das Paradies Gottes wohl keine Wolkenbrüche und Unwetterkatastrophen kannte. Was der Erdboden an Feuchtigkeit brauchte, um fruchtbar zu sein, kam durch Quellen, also Rinnsale, Bäche und Flüsse, und durch Tau.

 

Teilnehmer 7: Und das folgende in den Versen 21-26 kommt mir wie eine Erläuterung zu Psalm 91 vor: „Mein Sohn, lass sie nicht aus deinen Augen weichen, bewahre Umsicht und Klugheit. Das wird Leben sein für dein Herz und ein Schmuck für deinen Hals. Dann wirst du sicher wandeln auf deinem Wege, sodass dein Fuß sich nicht stoßen wird. Legst du dich, so wirst du dich nicht fürchten, und liegst du, so wirst du süß schlafen. Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken noch vor dem Verderben der Frevler, wenn es über sie kommt; denn der HERR ist deine Zuversicht; er behütet deinen Fuß, dass er nicht gefangen werde.“

 

Teilnehmer 8: Psalm 91?

 

Teilnehmer 7: Ja, da ist doch in Vers 12 versprochen, dass unser Fuß nicht an einen Stein stößt. Jetzt wird mir die Bedingung aus Vers 1 klar: Unter dem Schirm des Allmächtigen zu bleiben, heißt auch, auf Schritt und Tritt nach Weisheit und Einsicht zu fragen.

 

Teilnehmer 9: Da wird auch deutlich, wie unsinnig der Satz „Der Mensch denkt, und Gott lenkt“ eigentlich ist. Wenn der Mensch ohne Gott und seine Weisungen denkt, wird Gott ihn keineswegs lenken und er muss früher oder später ins Stolpern geraten – oder schlimmeres.[1]

 

Teilnehmer 1: Denkt er dagegen in den Bahnen Gottes, kann Gott ihn auch mühelos korrigieren. Ein Beispiel dafür ist Paulus. Er wollte auf seiner zweiten Missionsreise ans Schwarze Meer, aber Gott lenkte ihn nach Europa.[2]

 

Teilnehmer 10: Und dann kommt hier im Text in Sprüche 3 in den Versen 27-30 noch etwas zur Sanftmut zwischen Menschen: „Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag. Sprich nicht zu deinem Nächsten: Geh hin und komm wieder; morgen will ich dir geben –, wenn du es doch hast. Trachte nicht nach Bösem gegen deinen Nächsten, der arglos bei dir wohnt. Geh nicht mutwillig mit jemand vor Gericht, wenn er dir kein Leid getan hat.“

 

Teilnehmer 11: Und ich finde es irgendwie gut, dass in den Versen 31-35 auch etwas über die gesagt wird, die auf ganz und gar nicht göttlichen Wegen zu Reichtum, Besitz und Ehre gelangen: „Sei nicht neidisch auf den Gewalttätigen und erwähle seiner Wege keinen, denn wer auf Abwegen geht, ist dem HERRN ein Gräuel, aber den Aufrechten ist er freund. Im Hause des Frevlers ist der Fluch des HERRN, aber das Haus der Gerechten wird gesegnet. Er wird der Spötter spotten, aber den Demütigen wird er Gnade geben. Die Weisen werden Ehre erben, aber die Toren werden Schande davontragen.

 

Teilnehmer 12: Letztlich kommt es darauf an, was auf lange Sicht sein wird. Manche nennen das auch Ewigkeit.
Auf jeden Fall lohnt es sich, den Weg zur Sanftmut zu beschreiten. Aber wie werde ich sanftmütig?

 

 



[1] Darauf machte Heinz Hüls aufmerksam.

[2] Vgl. Apg. 16, 6-10.

 

Titelbild: Ausschnitt des Umschlages des Buches von Steven K. Scott, The Richest Man Who Ever Lived, Waterbrook Press 2006.