Ein Reich der Gemeinschaft

Teilnehmer 10: Dabei scheint mir wichtig, dass wir nicht allein, als Einzelne, glücklich sein können. Alle Glücklichpreisungen stehen im Plural. Glücklich können wir nur gemeinsam sein, nicht allein – das führt direkt zur Jahreslosung 2015 in Römer 15,7: „Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.“ Glück liegt in der Liebe und damit der Nähe zu Gott und zu Menschen.

 

Teilnehmer 5: Das erinnert mich an die Losung für das Jahr 2013: „Gott nahe zu sein, ist mein Glück.“[1] Auch die Nähe zu Menschen macht glücklich. Und das wir Gott nahe sind, liegt daran, dass Gott uns nahe gekommen ist.

 

Teilnehmer 6: So mag das Reich Gottes noch nicht in seiner vollen Schönheit sichtbar sein. Aber Gerechtigkeit und Friede und Freude im heiligen Geist sind schon möglich. Trotz vieler Verfolgungen kann Paulus in Phil. 4,4 ff. schreiben: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! 5 Eure Güte lasst kund sein allen Menschen! Der Herr ist nahe! 6 Sorgt euch um nichts, sondern in allen Dingen lasst eure Bitten in Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kundwerden! 7 Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus.“

 

Teilnehmer 7: Ja, das Reich Gottes ist noch nicht vollkommen da. Aber was nicht ist, ist doch im Werden.[2] So sehr, dass wir uns schon stets freuen können.[3] Wir können trotz der Konflikte in einer gefallenen Welt glücklich sein. Wir sind nicht mehr geistlich arm, denn wir haben heiligen Geist, den Trost Gottes in uns.[4]

 

Teilnehmer 8: Das möchte ich unterstreichen. Wir haben das biblische Zeugnis darüber vernommen, wie man gerettet wird. Und wir wissen aus Epheser 1, 13, dass wir im Moment der Rettung, im Moment des Gläubigwerdens heiligen Geist bekommen. Und wenn wir dementsprechend leben, in Gerechtigkeit, Frieden und Freude, dann leben wir im Reich Gottes.

 

Teilnehmer 1: Die Jahreslosung 2017 aus Hesekiel 36,26 ist erfüllt: „Und ich will euch ein neues Herz und  einen neuen Geist in euch geben ...“

 


[1] Psalm 73,28, Einheitsübersetzung. Für Glück steht hier ursprünglich das hebräische Wort „tob“. Andere hebräische Worte wie ashar werden viel häufiger mit Glück übersetzt.

[2] Klaus Berger, Die Bibelfälscher, Pattloch 2013, S. 23 f., arbeitet klar heraus, dass das Kommen des Reiches Gottes nicht identisch ist mit dem Ende der Welt. S. 26: „Es geht daher nicht um einen territorialen Begriff wie beim früheren „Deutschen Reich“, sondern um einen Beziehungsbegriff, denn zu diesem Reich gehört nur der, der dessen König praktisch anerkennt.“  S. 42: „Wenn aber die Gottessohnschaft Jesu der Ort ist, an dem Gott jetzt schon in die Geschichte eingetreten ist, dann ist Gottes Reich nur die volle Entfaltung der Menschwerdung Christi, d.h. der Gotteskindschaft aller Christen.“

[3] Christina Gemerski weist hierzu auf das Buch von Joyce Meyer, Mach Dir keine Sorgen, Die Kunst, seine Lebensängste Gott zu überlassen, Joyce Meyer Ministries GmbH, Hamburg 2013, S. 20-23 hin: Freude jetzt durch die Nähe Gottes – und nicht erst, wenn alles perfekt ist.

[4] Johannes 14, 26.

 

 

Teilnehmer 2: Das darf uns natürlich nicht in falscher Sicherheit wiegen. Heiligen Geist zu haben, bedeutet noch nicht, ihn auch zu benutzen. Heiliger Geist in uns ist nicht zuletzt unser Kommunikationsorgan mit Gott. Der heilige Geist in uns ist die Radiostation, von der aus wir zu Gott senden und Botschaften von ihm empfangen können. Diese Relaisstation werden wir nur benutzen, wenn wir uns bewusst bleiben, dass wir von Natur aus geistlich arm sind und wir nur dann im Reich Gottes oder im Reich der Himmel leben, wenn wir über den heiligen Geist in uns mit Gott in Beziehung sind.

 

Teilnehmer 9: Ja, auch für uns Christen gilt immer noch die Warnung des Propheten Jeremia: „Denn mein Volk tut eine zwiefache Sünde: Mich, die lebendige Quelle, verlassen sie und machen sich Zisternen, die doch rissig sind und kein Wasser geben.“[1]

 

Teilnehmer 10: Ja, wir müssen die geistliche Armut eigener Zisternen erkennen – auch, wenn wir meinen, mit dem Bibelbuch unter dem Arm und dem heiligen Geist in uns bereits die Wahrheit gepachtet zu haben. Wir haben damit eine Teilwahrheit. Zur Wahrheit, zur Liebe, zur Herzensangelegenheit wird es nur dann, wenn wir damit immer wieder zur lebendigen Quelle, zum Vater, gehen, und auf ihn hören.

 

Teilnehmer 11: Ja, wir werden gewiss die schriftliche Weisung der heiligen Schriften beachten müssen – und doch in Kombination mit aktueller Inspiration und Offenbarung. Wir haben mit dem geschriebenen Wort nicht Gott in der Hand – siehe zum Beispiel die Aussagen über Geduld - ,sondern erwarten von ihm in unseren Situationen frisches Wasser, um unter seinem Schutz und Segen kühn zu handeln.

 

Teilnehmer 12: Wir folgen also nicht der Ideologie des Buchstabens, sondern fragen Gott nach seinem Herzen hinter den Buchstaben. So machte es Jesus in der Frage der Ehescheidung und kam zu dem Ergebnis, dass die von Mose erlaubte Ehescheidung wie überhaupt der Ehebruch eine Sache der Herzenshärtigkeit und nicht der Liebe ist.[2]

 

Teilnehmer 1: Zusammengefasst: Nur wenn wir immer wieder zur Quelle gehen, wenn wir den heiligen Geist in uns nutzen, um vom Vater zu hören, ist das Himmelreich unser. Wenn wir uns unserer natürlichen geistlichen Armut bewusst bleiben, wenn wir geistlich arm sind, sind wir zugleich geistlich reich.

 

Teilnehmer 2: Wird das Reich Gottes jetzt schon sichtbar?

 



[1] Jeremia 2,13.

[2] Bergpredigt, Matthäus 5, 27-32. Zu einem problematischen Verständnis des Wortes Gottes, dass Luther und Zwingli an der Abendmahlsgemeinschaft hinderte und die römische Kirche noch heute hindert, und das Calvin den Mord an Servet begehen ließ, vgl. mit Hinweis auf die beiden genannten Ereignisse Martin Buber, Das dialogische Prinzip, 12. Auflage Gütersloh 2012, S. 148. Zum Abendmahlsverständnis der römischen Kirche Klaus Berger, ebenda, S. 176: „Um einen metaphorischen Vorgang muss es sich handeln, da leider nicht genügend Kreuzesblut vorhanden war und ist.“

 

Titelfoto: Im Gartenlokal. Aufnahme: Wolf Rieck.