Glück 8.3: Nur „Himmelslohn“? „Salz und Licht“ – besser als „Hammer oder Amboss“

Teilnehmer 4:  Ich möchte zurück zu Matthäus 5. Vers 12 sagt uns, warum wir sowohl über verbale wie über körperliche Verfolgungen glücklich sein können. Wir können fröhlich und getrost sein, weil es uns im Himmel reichlich belohnt wird: „12 Seid fröhlich und jubelt; es wird euch im Himmel[1] reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.“

 

Teilnehmer 5: Und dann kommt ein Zuspruch an das zuhörende Volk, der gleichzeitig einen Zuspruch und eine Warnung enthält: „13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten.“

 

Teilnehmer 6: Und im folgenden Vers wird der Zuspruch, der auch einen Appell enthält, mit einem anderen Bild verdoppelt: „14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. 16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

 

Teilnehmer 7: Hier kommt ein neuer Gedanke hinein. Wer für die Gerechtigkeit im Sinne Jesu eintritt und damit die Gerechtigkeit der Pharisäer ablehnt, tut das nicht so sehr mit Worten, als vielmehr mit seinen Werken. Zum Beispiel tötet er nicht mit Worten, er begehrt nicht mit Blicken, was ihm nicht gehört, seine Worte sind verlässlich, er vergibt, statt zu vergelten, und er liebt auch die, die ihm feindlich entgegen treten.

 

Teilnehmer 5: Diese Werke sind so gut und so ungewöhnlich, dass die Menschen deswegen den Vater im Himmel preisen.

 

Teilnehmer 6: Das ist ja seltsam. Ich dachte, es kommt gar nicht auf unsere Werke an? Wir werden doch aus Gnade gerecht und erlöst?

 

Teilnehmer 7: Das stimmt für unsere Erlösung, für unsere Rettung, für unser ewiges Leben. Aber hier geht es nicht um unsere Rettung, sondern um unsere Belohnung, die in den  Himmeln bereit liegt[2].  Jesus redet von den Propheten, die vor uns gewesen sind, und er redet davon, dass jetzt wir das Salz der Erde sind und das Licht der Welt. Das wird wohl nicht jedem gefallen, wenn wir gesalzen die Wahrheit reden und entgegen dem mainstream die beispielhaft genannten ungewöhnliche Dinge tun. Sicher werden darüber viele Gott loben. Aber die, die etwas Anderes, Gegenteiliges propagieren oder predigen, werden uns zu verfolgen suchen.

 

Teilnehmer 8: Ich möchte aber nicht verfolgt werden. Muss ich denn immer von Jesus und von Gott reden?

 

Teilnehmer 9: Merkwürdigerweise steht hier gar nichts von „reden“. In Vers 16 geht es um unsere guten Werke.

 

Teilnehmer 10: Dazu könnte aber auch das Reden gehören. Immerhin sollen wir ja Zeugen sein[3].

 

Teilnehmer 11: Da können wir uns an Jesus orientieren. Er hat gut geredet und gute Werke getan. Und zwar hat er solche Werke getan, die mit dem Gesetz des Mose übereinstimmen. Sie gehen sogar weit darüber hinaus. Das macht er im Rest seiner Bergpredigt von Kapitel 5, Vers 17, bis Kapitel 7, Vers 28, klar.

 

Teilnehmer 12: Ich finde es aber gemein, wenn man wegen guter oder richtiger Worte und Taten verfolgt wird.

 

Teilnehmer 1: Da fällt mir doch ein Satz von einem bekannten deutschen Dichter, nämlich Goethe, ein: Hammer oder Amboss sein[4].

 

Teilnehmer 2: Was hat das denn mit unserem Thema zu tun?

 



[1] χαιρετε και αγαλλιασθε οτι ο μισθος υμων πολυς εν τοις ουρανοις. Interlinear: Freut euch und jubelt, weil euer Lohn groß (ist) in den Himmeln. Das heißt nicht, dass wir in die Himmel aufsteigen müssen, um belohnt zu werden, sondern unser Lohn liegt in den Himmeln bereit, um uns im Himmelreich auf der Erde ausgezahlt zu werden. 

[2] Vgl. 1. Korinther 3,8-15.

[3] Vgl. zum Beispiel Apg. 1, 8.

[4] Es handelt sich um einen Ausdruck aus dem Gedicht „Ein Anderes“ von Johann Wolfgang von Goethe: Geh'! gehorche meinen Winken, Nutze deine jungen Tage, Lerne zeitig klüger sein! Auf des Glückes großer Waage Steht die Zunge selten ein. Du musst steigen oder sinken, Du mußt herrschen und gewinnen Oder dienen und verlieren, Leiden oder triumphieren, Amboss oder Hammer sein.

 

Teilnehmer 3: Ziemlich einfach. Entweder prägen wir unsere Umgebung oder sie prägt uns. Ich möchte hier ein paar Statements wiedergeben, die ich aus dem Spanischen übersetzt habe:

1. Wenn Du Dich nicht vor dem Wort Gottes demütigst, wirst Du

     von der Welt gedemütigt werden.

2. Es gibt nur zwei Dinge, die Du mit dem Wort Gottes tun kannst: entweder es glauben oder es nicht zu glauben. Niemand kann es entkräften.

3. Das Wort Gottes ist sicherer als der Boden, auf dem wir gehen. Eines Tages wird diese Welt nicht mehr existieren, aber das Wort Gottes lebt und bleibt für immer.

4. Die Umstände verändern die Situationen, aber die Umstände

    verändern nie das Wort Gottes.

5. Der Sieg wird durch die Einstellung bestimmt; die Einstellung

    wird durch das Glauben bestimmt; das Glauben wird durch das

    Wort bestimmt.[1]

 

Teilnehmer 4: Diese Sätze kommen mir in der Tat wie ein Hammer vor. Ein Hammer kommt mir aber nicht sehr sanftmütig vor. Ein Prägestempel auch nicht.

 

Teilnehmer 5: Aber das könnte es doch sein: Wir prägen sanftmütig mit guten Werken und guten Worten – zum Beispiel durch Trost, Zuspruch, Ermutigung, vielleicht auch mal durch Herausforderung. Natürlich sieht das bei Christus ganz anders aus als in dem angesprochenen Gedicht von Goethe, in dem „herrschen und gewinnen“ dem „dienen und verlieren“ gegenüber gestellt werden. Bei Christus gehören Herrschen und Dienen zusammen. Und wer sein Leben verliert - um Jesu willen -, der wird es gewinnen.[2]

 

Teilnehmer 6: Eins wird mir jedenfalls klar: Wenn wir mit guten Werken prägen, dann sind wir offensiv und mutig. Dann sind wir Salz und Licht, wie es Jesus in den Versen 13 bis 16 beschreibt. Und das macht glücklich. Und im Gegenteil dazu machen sich Wegducken, Kuschen, alles Hinnehmen, was uns an Meinungen und Auffassungen vorgesetzt wird oder gar jemanden an Ungerechtigkeit angetan wird, uns unglücklich.

 

Teilnehmer 11: Dann lesen wir doch noch einmal die Verse 13-16:13 Ihr seid das Salz der Erde. Wenn nun das Salz nicht mehr salzt, womit soll man salzen? Es ist zu nichts mehr nütze, als dass man es wegschüttet und lässt es von den Leuten zertreten. 14 Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein. 15 Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind. 16 So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“

 

Teilnehmer 12: Oh, ich sehe einen gewaltigen Unterschied zwischen Jesus und Goethe. Licht und Salz, das ist fernab von Gewalt. Liegt viel eher bei der Sanftmut. Der Hammer dagegen ist der Ausdruck von Gewalt, der auf den Amboss niedersaust. Wie zart dagegen und doch ungleich wirksamer die Kraft von Salz und Licht.

 

Teilnehmer 1: Bin ich nur dann Salz und Licht, wenn ich verfolgt werde und für meine richtigen Worte und guten Taten sterbe? Beziehungsweise bin ich weder Salz noch Licht, wenn ich gar nicht verfolgt werde?

 

Teilnehmer 2: Ums Sterben geht es in der Regel nicht. Jesus sagt davon hier am Anfang der Bergpredigt kein Wort. Später, auf seiner letzten Reise nach Jerusalem, redet er schon davon.

 

Teilnehmer 3:  Es geht jedenfalls darum, auch nicht aus Todesangst zurückzuweichen, wenn wir das Leben gewinnen wollen, wenn wir Licht und Salz sein wollen, das Feld behalten wollen. Ist es nicht genau das, was wir in der Offenbarung des Johannes im Schreiben an die Gemeinde in Smyrna lesen?

 

Teilnehmer 4: Was steht denn da?

 

Teilnehmer 5: Nach der Lutherfassung in Offb. 2, 10 Folgendes: „Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an[3] den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“

 

Teilnehmer 6: Hm. Das ist offenbar eine Form des Lohnes aus dem Himmel - was auch immer diese „Krone des Lebens“ oder „der Kranz des Lebens“[4] im Einzelnen bedeuten mag. Zum Glück gehört, die Art von Furcht zu überwinden, die die Eltern des Blindgeborenen hatten. Sie wagten nicht, zu bezeugen, dass Jesus ihn geheilt hatte.[5]

 

Teilnehmer 7: Ganz anders die Apostel der Urgemeinde, die selber im Namen Jesu heilten. Wir sollten den Bericht über ihre erste Misshandlung, nämlich ein ungerechtfertigtes Verprügeln, in Apostelgeschichte 5 lesen.

 



[1] Beitrag von Heinz Hüls.

[2] Vgl. Matthäus 16, 25; Markus 8, 35; Lukas 9, 24.

[3] Griechisch αχρι – bis an, bis zu(m) etc.; vgl. Menge-Güthling, S. 128. Interlinear an dieser Stelle: bis zum.

[4] Im Griechischen lautet bemerkenswerterweise das Wort für Kranz oder Krone στεφανος. Vgl. Menge-Güthling, S. 636 f.

[5] Darauf wies Aha hin. Vgl. im Johannes-Evangelium das 9. Kapitel.