Oder doch ein bisschen Leistung?

Teilnehmer 12: Manche sind der Meinung, dass Jesus unser Brandopfer oder Sündopfer ist. Nach dem Opfer gehen wir wie die Menschen des Alten Testaments durch das Waschbecken des Tempels, um uns zu reinigen. Erst dann können wir ins Heilige, um als Priester nach 1. Petrus 2,9 zu dienen.[1]

 

Teilnehmer 1: Es fällt uns Menschen sehr schwer, dass uns unsere Gerechtigkeit vor Gott tatsächlich geschenkt wird. Ein bisschen Leistung würden wir denn doch ganz gerne für erforderlich halten. Aber die Bibel erklärt ganz eindeutig, dass diejenigen, die an die Erlösung durch den Erlöser Jesus Christus glauben, vor Gott nicht nur ganz gerecht, sondern auch ganz rein und ganz heilig und zur königlichen Priesterschaft berufen sind. Wir können unmittelbar loslegen, die Wohltaten dessen zu verkünden, der uns berufen hat. Gott kennt keine Stufen der Heiligung für uns – Jesus Christus ist genug.[2]

 

Teilnehmer 2: Das möchte ich mit einer Beobachtung zum Verhältnis zwischen meinem Enkelkind und mir unterstreichen. Egal, was er tut – meine Liebe zu ihm bleibt unberührt. Auch insofern lerne ich an ihm, was ich lange nicht fassen konnte.

 

Teilnehmer 3: Dass unsere Gerechtigkeit vor Gott ganz und gar nicht von uns selbst, sondern durch einen anderen Menschen, nämlich Jesus Christus, bewirkt wird, hat aber einen Nachteil.

 

Teilnehmer 4: Hört, hört. Welchen denn?

 

Teilnehmer 5: Wir können uns dieser Gerechtigkeit nicht rühmen: „27Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. 28So halten wir nun dafür, dass der Mensch gerecht wird ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben. 29Oder ist Gott allein der Gott der Juden? Ist er nicht auch der Gott der Heiden? Ja gewiss, auch der Heiden.

 



[1] Das äußerte Georg Schmid.

[2] Das vertrat mit aller Entschiedenheit Heinz Hüls.

 

Teilnehmer 6: Da möchte ich denn doch – meinetwegen auch gegen Paulus – mit Jakobus eine Lanze für die Werke brechen, und zwar Jakobus 1, 21-25: „21Darum legt ab alle Unsauberkeit und alle Bosheit und nehmt das Wort an mit Sanftmut, das in euch gepflanzt ist und Kraft hat, eure Seelen selig[1] zu machen. 22Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. 23Denn wenn jemand ein Hörer des Worts ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Mann, der sein leibliches Angesicht im Spiegel beschaut; 24denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergisst von Stund an, wie er aussah. 25Wer aber durchschaut in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seiner Tat.“

 

Teilnehmer 7: Hm. Das ist interessant. In Vers 21 geht es darum, das Wort Gottes anzunehmen[2], dass unsere Seelen oder unser Leben retten oder heilen kann – das Wort von der Erlösung durch Jesus Christus. Das Wort für retten oder heilen an dieser Stelle ist im Griechischen σωζω. Dazu brauchen wir tatsächlich nur ein Geschenk anzunehmen.

 

Teilnehmer 2: Das zweite Wort in diesem Text in Vers 25 jedoch, das die Lutherbibel ebenfalls mit „selig“ übersetzt, ist im Griechischen ein ganz anderes Wort, nämlich μακαριος. Es ist das Wort für “überglücklich“. Auf die Heilstat Jesu Christi zu vertrauen, an sein Werk zu glauben, rettet uns. Dementsprechend zu handeln, macht uns überglücklich.

 



[1] Σωσαι – Infinitiv Aorist aktiv von σωζω, retten. Vgl. Guillemette, S. 383, und Menge-Güthling, S. 670. Der Mensch muss das Wort Gottes von der Rettung durch Jesus Christus empfangen wie eine Frau, die den Samen des Mannes empfängt. Vgl. auch 1. Petrus 1, 23.

[2] Im Griechischen in Vers 21 das Wort δεξασθε. 2. Person Plural Aorist Imperativ von δεχομαι (Guillemette, S. 88, Ziffer 4320) – ein sehr passives Empfangen im Gegensatz etwa zu λαμβανω. Vgl. Menge-Güthling, S. 162 und S. 415.