Auferstehung 5.1:  „An jenem Tage“ - Johannes 14, 15-26

Teilnehmer 1: In Lukas 24, Vers 49, sagt Jesus: „49 Und siehe, ich sende auf euch, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.“ So wie es in der Thora des Mose (Gebot, Gesetz; Belehrung, Weisung[1]) vorgezeichnet ist, dient die Zeit zwischen dem Passafest und Pfingsten mit den sieben Sabbaten der Vorbereitung auf Pfingsten, genauer gesagt der Vorbereitung auf das Empfangen des heiligen Geistes oder eben der Kraft aus der Höhe.

 

 

 

Teilnehmer 2: Dabei kann Jesus auf das zurückgreifen, was er seinen Jüngern zu  diesem Thema schon kurz vor seiner Gefangennahme und Kreuzigung gesagt hat. Ich schlage vor, dass wir die einschlägigen Passagen lesen, nämlich in Johannes 14 die Verse 15-26 und in Johannes 16 die Verse 5 bis 15.

 

 

 

Teilnehmer 3: Ich beginne mit Johannes 14, Vers 15: „15 Liebt[2] ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten.“

 

 

 

Teilnehmer 4: Das finde ich eigenartig. Jemanden zu lieben bedeutet, seine Gebote zu halten?

 

 

 

Teilnehmer 5: Das dürfte nicht so schwer sein, wenn derjenige, den man liebt, mich hundertprozentig liebt und ich das annehmen kann[3] und er auch noch gleichzeitig meine Kraftquelle ist – derjenige, der mir „Kraft aus der Höhe“ gibt.[4]

 

 

 

Teilnehmer 6: Weiter im Text: „16 Und ich will den Vater bitten und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit: 17 den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, denn sie sieht ihn nicht und kennt ihn nicht. Ihr kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein. 18 Ich will euch nicht als Waisen zurücklassen; ich komme zu euch.“

 

 

 

Teilnehmer 7: Wir sollten uns vergegenwärtigen, dass die Kapitel 13-17 im Johannes-Evangelium die Abschiedsreden Jesu vor seiner Gefangennahme und Kreuzigung beinhalten, die genauso gut in die Zeit vor der Himmelfahrt passen. Jesus geht, und doch müssen sich seine Jünger nicht verlassen fühlen: Er wird ihnen den gleichen Geist Gottes geben, den Gott ihm gegeben hat. Auf diesem Wege wird Jesus weiter bei ihnen sein.

 

 

 

Teilnehmer 8: Und dieser Geist ist ein Tröster, ein Helfer, ein Beistand, ein Sachwalter, ein Fürsprecher – griechisch παρακλητος (paraklätos)[5] -, der nie wieder weg geht, sondern im Gegenteil in sie hineingepflanzt wird.

 

 

 

Teilnehmer 9: Es ist der Geist der ultimativen Wahrheit.[6] Die Welt[7], in der normalen Verfassung dieser Welt kann er nicht empfangen werden, weil er unbekannt ist. Man muss sich auf Jesus einlassen, um eine Antenne für ihn zu bekommen, über die er empfangen werden kann.

 

 

 

Teilnehmer 10: Das wird in den folgenden Versen weiter verdeutlicht: „19a Es ist noch eine kleine Zeit, dann sieht die Welt mich nicht mehr.“ Jesus war für jedermann sichtbar. Wer sich auf ihn einließ, bekam die Antenne für den heiligen Geist. Wer sich nicht auf ihn einließ, bekam die Antenne nicht und Gott und sein Geist werden aus ihren Augen verschwinden. Im Gegensatz dazu die Jünger: „Ihr aber seht mich, denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.“

 

 

 

Teilnehmer 11: „20 An jenem Tage werdet ihr erkennen, dass ich in meinem Vater bin und ihr in mir und ich in euch.“ An welchem Tage?

 

 

 

Teilnehmer 12: In der Logik der Bibel und insbesondere des Alten Testaments: Am Tag der Pfingsten!

 



[1] Georg Schmid weist immer wieder auf die Übersetzungsmöglichkeit „Weisung“ für „Thora“ hin. Vgl. auch Seite „Tora“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Mai 2020, 00:07 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Tora&oldid=199789839 (Abgerufen: 15. Mai 2020, 19:28 UTC).

[2] Griechisch: αγαπαω (agapaoo) – jemanden freundlich aufnehmen, willkommen heißen, begrüßen, lieben, gern haben, zufrieden sein etc. Vgl. Menge-Güthling, S. 3.

[3] Vgl. Johannes 15, 9-11.

[4] Vgl. auch Matthäus 11, 29-30.

[5] Vgl. Menge-Güthling, S. 521.

[6] Vgl. Johannes 16,13.

[7] Griechisch: κοσμος (kosmos) – Ordnung, Anstand, staatliche Verfassung, Weltordnung, das wohlgeordnete Weltall, Schmuck, Zierde etc. Vgl. Menge-Güthling, S. 401.

 

Teilnehmer 2: Und was passiert da? Noch einmal bitte.

 

 

 

Teilnehmer 3: Das „einander erkennen“. Das ist Hochzeitssprache, die in Johannes 17 noch vertieft wird: ER, Gott, in mir, Jesus, und ich, Jesus, in IHM, in Gott. Und Jesus in den Jüngern und die Jünger in IHm, in Jesus. Am Tag der Pfingsten – wenn der heilige Geist in die Jünger einzieht.

 

 

 

Teilnehmer 1: Es folgt eine Wiederholung oder Bestärkung: „21a Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist's, der mich liebt.“ Zum Beispiel das Gebot, in Jerusalem zu bleiben, bis er die Kraft aus der Höhe empfangen hat.

 

 

 

Teilnehmer 2: Der Gehorsam führt zum Erkennen. Oder: Das Erkennen ist ohne das Befolgen der Gebote nicht möglich: „21b Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren.“

 

 

 

Teilnehmer 1: Frage dazu: „22 Spricht zu ihm Judas, nicht der Iskariot: Herr, was bedeutet es, dass du dich uns offenbaren willst und nicht der Welt?“[1]

 

 

 

Teilnehmer 4: 23 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen.“  Was nichts anderes heißt, als der Geist Gottes, der auch in Jesus ist, in die Jünger, die Jesus lieben, hineinkommt – Pfingsten.

 

 

 

Teilnehmer 12: Also der himmlische Vater und Jesus kommen als heiliger Geist in die Jünger. Der heilige Geist ist keine eigenständige Person?

 

 

 

Teilnehmer 11: Nein, er ist keine eigenständige Person. Er ist die unzerstörbare Verbindung zwischen unserem himmlischen Vater und seinem Sohn, unserem HErrn Jesus Christus. Und er ist die unzerstörbare Verbindung zwischen dem Vater und dem Sohn und uns.

 

 

 

Teilnehmer 10: Aber wenn der heilige Geist doch als Tröster oder Helfer oder Fürsprecher etc. bezeichnet wird, dann muss er doch eine Person sein? Eine Person, die tröstet, hilft, für uns eintritt etc.

 

 

 

Teilnehmer 9: Nein, dass muss er nicht. Wir personifizieren in unserer Sprache auch viele Dinge und wissen doch, dass diese Dinge keine reale Person sind. Wir sagen z.B. „Die Vorsicht lehrt mich“ und wissen, dass die Vorsicht keine Person ist, selbst dann, wenn wir sagen: „Die Vorsicht ist mein Lehrer“ oder „die Erfahrung ist mein Lehrer“. Auch wenn wir sagen „Das Auto überholt“, wissen wir, dass das Auto keine Person ist.

 

 

 

Teilnehmer 5: Dann noch mal zur Verdeutlichung das Gegenteil von „Jesus lieben“: „24 Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht.“

 

 

 

Teilnehmer 6: Und die Bekräftigung, dass Jesus nicht von sich aus redet: „Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat. 25 Das habe ich zu euch geredet, solange ich bei euch gewesen bin.“

 

 

 

Teilnehmer 7: Und die Versicherung, dass der Tröster der heilige Geist Gottes in den Jüngern ist, über den Gott die Jünger lehrt und erinnert: „26 Aber der Tröster, der Heilige Geist, den mein Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“

 

 

 

Teilnehmer 9: Auch hier wiederum die Redefigur der Personifikation: Der heilige Geist lehrt und erinnert. Aber er ist keine Person, sondern eine Gabe von Gott und Jesus. Gott und Jesus lehren und erinnern über den heiligen Geist in den Jüngern.

 

 

 

Teilnehmer 1: Zwei Kapitel später setzt Jesus die Vorbereitung auf den heiligen Geist fort.

 



[1] Kosmos und nicht etwa αιων (äon - Zeitalter), was in der Lutherbibel auch mal mit „Welt“ übersetzt wird.

 

 

Titelbild: Hochzeitssprache - "Du in mir und ich in Dir". Vgl. Johannes 17. Vgl. auch Rob Bell, ... .