Leiden 0.5:  Das erste Wort Jesu vom Kreuz – Vergebung: „Vater, vergib ihnen ....“

Teilnehmer 11: Das erste Wort, das Jesus am Kreuz sprach, finden wir wohl in Lukas 23,34: Jesus aber sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Unwissenheit kann ein Grund für Vergebung sein.

 

Teilnehmer 1: Das bezieht sich auf die Kriegsknechte?

 

Teilnehmer 2: Ich glaube, dass es sich auf alle an der Kreuzigung direkt und indirekt Beteiligten bezieht, insbesondere auch auf Pontius Pilatus und Judas Iskarioth.[1]

 

Teilnehmer 3: Ausgenommen sind wohl nur die, die genau wussten was sie taten – diejenigen judäischen Führer, die die Sünde gegen den heiligen Geist begangen, in dem sie sagten, dass Jesus seine Taten nicht in der Kraft des Geistes Gottes tat, sondern in der Kraft des Teufels.[2] Und die ihn zu Tode brachten wegen der Auferweckung des Lazarus.[3]

 

Teilnehmer 12: Mit den Soldaten geht es weiter in Matthäus 27,36-37: Und sie saßen da und bewachten ihn. Und oben über sein Haupt setzten sie eine Aufschrift mit der Ursache seines Todes.“

 

Teilnehmer 1: Genaueres dazu berichtet Johannes in Kapitel 19, 19-22: Pilatus aber schrieb eine Aufschrift und setzte sie auf das Kreuz[4]; und es war geschrieben: Dies ist[5] Jesus von Nazareth, der König der Juden. Diese Aufschrift lasen viele Juden, denn die Stätte, wo Jesus gekreuzigt wurde, war nahe bei der Stadt. Und es war geschrieben in hebräischer, lateinischer und griechischer Sprache. Da sprachen die Hohenpriester der Juden zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern dass er gesagt hat: Ich bin der König der Juden. Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, das habe ich geschrieben.“

 

Teilnehmer 8: Was macht Pilatus hier eigentlich? Will er die Juden ärgern, die ihn mit dem Prozess gegen Jesus genervt haben?

 



[1] Das äußerte Georg Schmid. Zu Judas Iskarioth hat Amos Oz einen bemerkenswerten Roman mit dem Titel „Judas“ geschrieben, den Jutta Richter in des Literarische Sonntagscafé des Hauskreises einbrachte.

[2] Vgl. Matthäus 12,32; Markus 3, 29: Lukas 3,16. Vgl. auch – sehr erhellend - Arnold Fruchtenbaum, Jeschua. Das Leben des Messias aus messianisch-jüdischer Perspektive, Düsseldorf 2019, S. 205 ff. Das Buch wurde dem Hauskreissekretär von Kurt Fuß zugeeignet.

[3] Vgl. den Hauskreisdialog „Leiden 6“.

[4] Pilatus nagelte das Plakat (wahrscheinlich dünnes, mit weißem Gips beschmiertes Holz, auf die mit schwarzen Buchstaben der Name des Angeklagten und üblicherweise sein Verbrechen geschrieben wurde) natürlich nicht persönlich an das Kreuz, sondern ließ es von den Soldaten anbringen.

[5] Die Worte „Dies ist“ sind übernommen aus Matthäus 27, 37.

 

Teilnehmer 7: Vielleicht ist noch mehr im „Spiel“. Er hat ihn gegen seine Überzeugung und entgegen der Warnung seiner Frau verurteilt aus Gründen der Opportunität, also, im vermeintlichen Interesse Roms Ruhe im Lande zu bewahren – und seine eigene Stellung zu sichern. Er hat eine Ahnung davon bekommen, dass dies ein König ohne Schuld ist – und ein König nicht nach den Maßstäben dieser Welt. Er rettet – wie mit seinem Händewaschen – innerlich seine Haut.[1]

 

Teilnehmer 2: Und jetzt kommt etwas, dass ich besonders schmerzlich empfinde und das mir sehr weh tut. Jesus ringt mit dem Tode und die Menschen verspotten, verhöhnen und verdammen ihn, während er in Demut und Gehorsam den Willen des Vaters erfüllt.[2] Lukas 23, 35-37: Und das Volk stand da und sah zu. Aber die Oberen spotteten und sprachen: Er hat andern geholfen; er helfe sich selber, ist er der Christus, der Auserwählte Gottes. Es verspotteten ihn auch die Soldaten, traten herzu und brachten ihm Essig und sprachen: Bist du der Juden König, so hilf dir selber!“

 

Teilnehmer 6: Was mag die Spötter motivieren?

 

Teilnehmer 7: Na, die Oberen mussten das Volk bei Laune halten, damit es nicht noch Mitleid bekommt oder ins Nachdenken gerät.[3]

 

Teilnehmer 5: Und die Soldaten?

 

Teilnehmer 12: Vielleicht fühlen sie auch das Unrecht ihres Tuns und „verarbeiten“ es auf diese Weise.

 

Teilnehmer 7: Aber – Gott und seiner Gemeinschaft mit dem Sohn sei Dank – Jesus ließ sich nicht provozieren. Wäre er vom Kreuz herabgestiegen, hätte er den Sieg über den Teufel verfehlt. Stattdessen bat er um Vergebung für diejenigen, die nicht wissen, was sie taten, vor allem die Kriegsknechte.[4] Während die judäische Führung sehr wohl wusste, was sie tat: Einen Unschuldigen zu Tode bringen, der nach ihren eigenen Maßstäben der Messias war. Eine doppelte Ungeheuerlichkeit.[5]

 

Teilnehmer 9: Aber einer verspottete ihn nicht.

 

 

 

 

 



[1] In diese Richtung äußerte sich Jutta Richter am 8.4.2020.

[2] Das bezeugte Tao Li Ma.

[3] In diese Richtung äußerte sich Jutta Richter.

[4] So äußerte sich Georg Schmid.

[5] In diese Richtung äußerte sich Jutta Richter.

 

Titelbild: Vergebung. Bild von Mark Filter, utm_content=1315552">Pixabay</a>.