Pfingsten 4.8: Beispiele für Worte der Weisheit und der Erkenntnis aus unserem Leben

Teilnehmer 1: Ich glaube, dass wir alle schon mehr als einmal Worte der Erkenntnis und/oder der Weisheit empfangen haben. Vielleicht kann jeder ein Beispiel erzählen. Auf meinem beruflichen Wege kam mir in einer bestimmten Situation die Erkenntnis, dass jetzt die Zeit für eine Beförderung sei. Und es war ein Impuls oder ein Wort der Weisheit, in einem bestimmten Moment die Bewerbung mündlich bei dem dafür Zuständigen zu platzieren. Und es war ein weiteres Wort der Weisheit, den direkten Vorgesetzten in dem Glauben zu lassen, ich sei gerufen worden und nicht von mir aus hingegangen. In gewisser Weise war es ja auch so.[1]

 

 

 

Teilnehmer 2: Nach meiner Bekehrung kam eine schwere Krankheit zum Ausbruch. Da fragte mich mein nicht bekehrter Freund mit einer gewissen Mischung aus Skepsis, Spott und Anteilnahme, ob ich die Bekehrung bereue. Ich war schockiert und wusste nicht, was ich sagen sollte. Da kam mir ein Wort der Weisheit zu Hilfe und ich sagte: „Die Bekehrung hat mir Lust auf mehr gegeben.“ Die Antwort saß, mein Freund hat das Thema bis heute nicht wieder aufgegriffen, aber ich glaube, dass es in ihm arbeitet.[2]

 

 

 

Teilnehmer 3: Während meiner Bewerbung um einen Schauspielstudienplatz in Graz sah meine Freundin ein inneres Bild von einem beleuchteten Stuhl. Damit wusste sie nicht viel anzufangen. Aber mir war sofort klar, dass es bedeutete, dass das mein Studienplatz war – ein Wort der Erkenntnis. Ich fuhr hin, um an den Aufnahmeprüfungen teilzunehmen, und bekam den Aufnahmebescheid sofort danach. Das Bestätigungsschreiben für einen weiteren Schauspielstudienplatz in Bochum kam Monate später zu meinem Geburtstag.[3]

 

 

 

Teilnehmer 4: Gerade in der letzten Zeit ist häufiger der Gedanke in mir: Rufe den und den an. Ich weiß, dass es ein Wort der Weisheit und der Erkenntnis war, wenn der oder die Angerufene sagt: „Du rufst gerade zum richtigen Zeitpunkt an.“

 

 

 

Teilnehmer 5: So geht es mir auch, wenn ich einem Unbekannten oder einer Unbekannten ein paar Erkenntnisse über seine Situation und/oder seine Geschichte sage, die ich durch meine 5 Sinne gar nicht wissen kann, und der- oder diejenige betroffen und befreit und berührt in Tränen ausbricht.[4]

 



[1] Das bezeugte Heinrich Höfer.

[2] Das bezeugte Hans Steinbakke.

[3] Das bezeugte Tao Li Ma.

[4] Das bezeugte Georg Schmid. Ein weiteres Beispiel von Georg Schmid findet sich im Dialog „Pfingsten 4.6: Kurz zu „Wort der Weisheit“ und „Wort der Erkenntnis“.

 

 

Titelbild: Stuhl im Licht. Foto von BUMIPUTRA-731298/content=4143701">Pixabay</a>.

 

Teilnehmer 6: Im Bus bekam ich ein Wort der Erkenntnis über die Sünden eines anderen, der etwas weiter von mir entfernt saß. Die Weisung war, sie ihm zu sagen.  Ich war mir nicht sicher, ob es von Gott war. Ich weiß, dass Gott sehr, sehr selten jemandem die Sünden eines anderen offenbart. Das ist in aller Regel eine Sache zwischen dem Betreffenden und Gott. Während ich mit Gott sprach, ob dieser Eindruck von ihm ist, und ob ich dem Menschen sagen sollte, was ich gehört hatte, drehte sich plötzlich der Betreffende hochrot zu mir um. Hatte Gott zu ihm gesprochen? Sollte ich ihn ansprechen, obwohl ich ihn gar nicht kannte? Er stieg aus, ich rannte ihm hinterher. Auf der anderen Straßenseite bat ich ihn stehen zu bleiben und gab ihm doch weiter, was Gott mir gezeigt hatte. Er ist knallrot geworden und ich habe ihm gesagt, dass Gott liebt, gnädig ist und gerne vergibt, wenn wir ihn darum bitten.[1]

 

Teilnehmer 3: Das ist ein wunderbares Beispiel, das uns sehr ermutigt und für das wir dankbar sind. Es juckt geradezu, noch mehr Beispiele zu hören oder zu erzählen. Aber manchmal legt ein Wort der Weisheit auch nahe, Dinge für sich zu behalten. Seien wir gespannt, was in den kommenden zwölf Monaten passiert und was davon wir hier einbringen können.

 

Teilnehmer 4: Nach einem Jahr kann ich nichts Spektakuläres berichten, meine ich jedenfalls. Ist es ein Wort der Weisheit oder einfach natürliche Intuition, wenn ich unser kleines Enkelkind nach dem Schlaf noch mal auf den Schoß setze, statt mit ihm zu spielen, und es wieder einschläft, weil es noch nicht ausgeruht ist? Was ist es, wenn ich nach längerer Zeit jemandem zum Geburtstag gratuliere und er mich zwei Tage später anruft und Gesprächsbedarf anmeldet?

 

Teilnehmer 5: Als mir plötzlich einem lustlosen deprimierten Menschen gegenüber Zeilen eines Liedverses einfielen, von denen ich wusste, dass er sie vor etwa anderthalb Jahrzehnten bei den Pfadfindern gesungen hat – „das Leben ist ein Spiel, und wer es recht zu spielen weiß, der kommt ans große Ziel“ - , da hatte ich den ziemlich gewissen Eindruck, dass es ein Wort der Erkenntnis und der Weisheit zugleich ist. Aus Angst vor humanistischem Gedankengut war dieses Lied damals von Gläubigen diskreditiert worden, was den gläubigen Pfadfinder in Zerrissenheit und Verwirrung stürzen musste. Ein Leben ohne Spiel, ohne Freude, ohne Gemeinschaft? Warum wurde das Lied diskreditiert, obwohl doch die Weisheit der Bibel im ganzen Pfadfinderleben steckt, nämlich, dass wir in verlässlicher Gemeinschaft mit Gott und Menschen dieses Leben nicht nur meistern, sondern genießen werden und Freude die Fülle haben? Dass wir in der Kraft Gottes spielerisch wie ein siegesgewisser Ritter mit den Herausforderungen des Lebens umgehen, die gewiss nicht klein sind und auf Leben und Tod gehen können, aber gerade deswegen uns nicht erschrecken dürfen? Nicht angstvoll und mutlos machen dürfen?

 

Teilnehmer 6: Ich bin gewiss, dass die Erinnerung an das Lied und die Auflösung des scheinbaren Gegensatzes zwischen Pfadfinderkultur und christlicher Einstellung eine Wende eingeleitet hat – die Auflösung eines Gegensatzes, der auf falscher religiöser Frömmigkeit beruht. Gott sei Dank, dass er uns mit der Gebundenheit in traditionellen religiösen Vorstellungen, Gefühlen und Wertesystemen nicht allein lässt, sondern durch Worte der Weisheit und Erkenntnis heraus führt in seine Fülle und Freiheit.

 

Teilnehmer 5: Sind wir damit wieder bei der Paulus-Sache in Apostelgeschichte 20-21?[2]

 

Teilnehmer 7: Ich habe noch eine Frage. Das Wort der Weisheit kann auf ein Wort der Erkenntnis aufsetzen. Es kann auch ein Impuls ohne besondere Erkenntnisse sein. Kann es auch einer natürlichen Erkenntnis folgen?

 



[1] Die Begebenheit erzählte Tao Li Ma.

[2] Vgl. „Pfingsten 4.5: Ein frommer Entschluss gegen Worte der Weisheit und der Erkenntnis“.