Pfingsten 1.1:  Pfingsten mit neuer erfüllter Bedeutung

Teilnehmer 1: Was ist eigentlich das Bemerkenswerte an Pfingsten? Ich meine, dass mir die Bedeutung von Weihnachten und Ostern vollkommen klar ist. Aber Pfingsten?

 

Teilnehmer 2: Dann lesen wir doch mal am besten in der Apostelgeschichte Kapitel 2. Da haben wir in den ersten vier Versen, wie Gott seine Verheißung von Apostelgeschichte 1,4 oder Lukas 24,49 erfüllt, die letztlich in Joel 3 gegeben worden ist: Und als der Pfingsttag gekommen war[1],

 

Teilnehmer 12: Die Lutherfassung klingt hier ein wenig beiläufig – als ob es beiläufig der jüdische „Pfingsttag“ war. In der Interlinear heißt es: „Und während voll wurde der Tag des Pfingstfestes“ – και εν τω συμπληρουσθαι την ημεραν της πεντηκοστης (kai en too sümplärousthai tän hämeran täs pentäkostäs). Vielleicht noch wörtlicher: Und in dem Vollwerden des Tages der Pfingsten“.

 

Teilnehmer 11: Was willst Du uns denn mit diesem Hinweis sagen? Ist das mehr als eine sprachliche Spitzfindigkeit?

 

Teilnehmer 12: Da bin ich mir ziemlich sicher. Bis zu diesem Pfingstfest vielleicht im Jahre 27 nach unserer Zeitrechnung vom ersten Pfingstfest an nach dem Einzug des Volkes Israel ins verheißene Land vielleicht im Jahre 1230 vor Christus[2]  hat es schon viele Pfingstfeste, also vielleicht über 1000, gegeben. Dies aber ist das Pfingstfest, an dem das, was bisher nur eine „Vorschattierung“ war, voll in Erfüllung ging.

 

Teilnehmer 3: Moment mal. Warum feierten die Juden Pfingsten, wenn es doch ein christliches Fest ist?[3]

 

Teilnehmer 4: Da kann uns ein Blick in die Sach- und Worterklärungen der Lutherbibel 1984 weiterhelfen.[4] Unter dem Stichwort „Feste Israels“ finden wir das Passa zusammen mit dem Fest der ungesäuerten Brote „zum Beginn der Gerstenernte mit dem Gedenken an den Auszug aus Ägypten; das Wochenfest (Pfingstfest) sieben Wochen später zum Beginn der Weizenernte mit der Erinnerung an die Gesetzgebung; das Fest der Obst- und Weinernte (Laubhüttenfest) im Herbst“ mit dem Gedenken an die „Bewahrung Israels in der Wüste (3. Mose 23,43)“.

 

Teilnehmer 8: In den vergangenen Jahren haben wir auch die hebräische Bezeichnung für das Wochenfest kennen gelernt. Es heißt Schawuot. Es wurde im Jahr 2015 von Sonnenuntergang am 23.5, bis zum Sonnenuntergang am 25.5. gefeiert.[5] Wikipedia gibt uns den Zusammenhang: „Das christliche Pfingstereignis fand nach Apostelgeschichte 2,1 am jüdischen Fest Schawuot statt. Dieses Fest feiert die Offenbarung der Tora an das Volk der Israeliten und gehört zu den Hauptfesten des Judentums. Schawuot bedeutet Wochen und weist mit diesem Namen auf die mit dem fünfzigsten Tag vollendeten sieben Wochen nach dem Pessach hin. Bereits aus dieser Tradition stammt der griechische Name pentekostē, aus dem der deutsche Begriff „Pfingsten“ hervorgegangen ist“ (πεντηκοστή ἡμέρα pentēkostē hēméra ‚fünfzigster Tag‘). Schawuot ist gleichzeitig ein Erntedankfest, da es den Abschluss der mit Pessach beginnenden Weizenernte markiert.“[6]

 

Teilnehmer 9: Beginn oder Abschluss der Weizenernte? Hier ergibt sich meiner Meinung nach eine Differenz zwischen der Erklärung in der Lutherbibel 1984 und Wikipedia. Sinn macht für mich, dass mit dem Schwingopfer einen Tag nach der Auferstehung die Gerstenernte beginnt, ab Pfingsten aber die Weizenernte einsetzt, um die Nationen und schließlich Israel zu sammeln für den Tag der Rückkehr unseres HErrn.

 

Teilnehmer 5: Das impliziert eher den Beginn der Weizenernte. Man könnte aber tatsächlich auch an den Abschluss denken. Mit diesem Fest wird ja auch an die Gesetzgebung am Sinai erinnert. Dieses Gesetz ist jetzt von Jesus vollkommen erfüllt, also Abschluss, und gleichzeitig beginnt eine neue heilsgeschichtliche Epoche, also Anfang.

 

Teilnehmer 10: Ob das mit Beginn oder Abschluss der Weizenernte richtig und für uns bedeutsam ist, vermögen wir im Moment wohl nicht zu beurteilen. Das Pfingsten von Apostelgeschichte 2 scheint sowohl ein Abschluss wie ein Beginn zu sein. Konzentrieren wir uns auf die Aspekte, die uns jetzt bewegen.

 

Teilnehmer 8: Bemerkenswert ist vielleicht der folgende Aspekt. Wie wir gesehen haben, heißt CHag SamäaCH Frohes Fest und Schawu'ot heißt (die) Wochen. Die 50 Tage der biblischen Omär-Zählung gleichen praktisch auch 7 Wochen, so wie vom Auferstehungssonntag bis zum Pfingstsonntag auch 50 Tage gezählt werden können! Die Weizen-Ernte wird im neuen Bunde parallel verstanden. 50 Tage nach der Erstlingsgarbe Jesu an seinem Auferstehungstage (genauer dem ersten Tag nach der Auferstehung) kommt hier etwas zum Abschluss.

 

Teilnehmer 3: Aber was?

 

Teilnehmer 8: Zu jenem Pfingsten vor ca. 2003 Jahren wurde der Dekalog in die Menschen durch den heiligen Geist eingepflanzt! Die messianischen Jehudim feiern alle diese Aspekte mehr oder weniger. Pfingsten ist wie Pessach auch eines der EWIGEN Feste des JHWH. Es jährt sich jener besondere Tag der Ausgießung wohl genau heute Vormittag etwa um 9 Uhr römischer Zeit in Jerusalem nach dem hebräischen Kalender. Mir hilft es, mir eine genaue zeitliche Vorstellung zu machen.[7]

 

Teilnehmer 9: Ob der gesamte Dekalog in die Herzen eingepflanzt wurde, scheint mir noch eine Frage zu sein. Paulus jedenfalls nimmt das Feiertagsgebot ausdrücklich davon aus.[8] Ich begreife es vielmehr so, dass das Gesetz des Mose an diesem Tag voll erfüllt war. Es hat seinen Hauptzweck erfüllt. Ein wesentliches Stück von der Wiederherstellung des Paradieses, auf die die Geschichte Gottes mit den Menschen hinzielt, ist erfüllt – ein neues Stück des Weges beginnt. Die Liebe Gottes, die Liebe von Gott zu den Menschen, steht den Menschen nicht mehr länger durch das Gesetz oder die Weisung des Mose nur vor den Augen, sondern wird durch den Geist Gottes in die Herzen ausgegossen, so dass die Menschen Gott und die Menschen, die anderen Menschen und sich selbst, von Herzen lieben können[9] – mit Dekalog oder ohne.

 



[1] Συμπληρουσθαι (sümplärousthai) – Infinitiv Präsens Passiv von συμπληροω (sümpläro-oo; vgl. Guillemette, Seite 373, Ziffer 18391). Menge-Güthling, S. 650, u.a.: mit-anfüllen; ganz anfüllen, vollfüllen, vollzählig machen.

[2] Vgl. die „Zeittafel zur biblischen Geschichte“ in der Lutherbibel. Vgl. auch 3. Mose 23, 9-22. Vielleicht waren es auch 1200 Pfingstfeste, wenn dieses Fest auch in der Babylonischen Gefangenschaft gefeiert wurde und sonst keine Unterbrechungen bei diesem jährlichen Fest stattfanden.

[3] Die Frage stellte Klaus-Peter Witt.

[4] Den Hinweis gab Oliver Wurl.

[5] Darauf wies Georg Schmid per email hin.

[6]  Auf den einschlägigen Wikipedia-Artikel, hier zitiert nach der Fassung am 7.6.2014, wies Georg Schmid in einer email vom 4.6.14 hin: „Seit gestern Abend (also dem 3.6.14) ist ja schon Schawu'ot, CHag SamäaCH Schawu'ot (seit gestern Abend bis morgen Abend, also 2 Tage).

[7] So Georg Schmid.

[8] Vgl. Römer 14, 5.

[9] Römer 5,5. Der Vers betont, dass der heilige Geist eine Gabe an uns ist – nicht eine Person zusätzlich zu unserem himmlischen Vater, die uns von außerhalb dirigiert oder zu dirigieren versucht.

 

 

Titelbild: Die Ausgießung des heiligen Geistes im Tempel zu Jerusalem auf die 12 Apostel an dem Pfingstfest nach der Himmelfahrt Jesu. Ausschnitt aus dem nebenstehenden Gemälde. Als wahrscheinlicher Urheber des Bildes wurde dem Hauskreissekretär von Tricia Byrne „Mig Watson, Florida“ genannt. Der Verwendung scheinen keine rechtlichen Hindernisse entgegenzustehen. Andernfalls wird um Mitteilung des Rechteinhabers gebeten. Foto: H.H.

 

Teilnehmer 4: Dazu fällt mir Galater 5, 22-23, ein, und zwar in der Fassung und mit Illustration aus der Ivan Steiger-Bibel: „Der Geist Gottes lässt als Frucht eine Fülle von Gutem wachsen, nämlich Liebe, Freude, Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Treue, Nachsicht und Selbstbeherrschung. Wer so lebt, hat das Gesetz nicht gegen sich.“[1]

 

Teilnehmer 5: Mir scheint wichtig, dass Jesus Christus das Gesetz Mose auch in dem Sinne erfüllt, dass er die Bedeutung dieser Feste erfüllt. Jesus wurde an dem Tag und zu der Stunde als unser Passalamm gekreuzigt, als vor mehr als 1200 Jahren vorher in Ägypten das Passalamm geschlachtet wurde. Und nach seiner Auferstehung brachte er sich als Schwingopfer, quasi als das Erstlingsopfer der (Gersten-)Ernte da. Sieben Wochen später zu Beginn oder zum Abschluss der Weizenernte goss er den heiligen Geist aus, den er vom Vater empfangen hatte.

 

Teilnehmer 1: Pfingsten ist auch insofern voll erfüllt, als die sieben Sabbate vergangen sind, die zwischen Auferstehungsfest und Pfingsten gezählt werden.[2]

 

Teilnehmer 2: Und um das Neujahrsfest herum, nach der Lutherbibel 1984 am ersten Tag des siebten Monats, nach unseren Monatsbezeichnungen im September, dürfte Jesus Christus geboren sein. Nur um unsere Vorstellungen von den jüdischen Festen im Verlauf eines Jahres zu vervollständigen.

 

Teilnehmer 6: Ist er also nicht im Dezember geboren?

 

Teilnehmer 7: Wenn wir im September oder Dezember auf die Geburt Jesu näher eingehen, werden wir sehen, dass es wohl eher nicht im Dezember, sondern wahrscheinlich im September war. Womöglich im Zusammenhang mit dem jüdischen Neujahrstag.

 

Teilnehmer 8: Wir haben hervorgehoben, dass der Tag der Pfingsten in verschiedener Hinsicht voll erfüllt war. Das heißt aber nicht, dass mit ihm schon alles gut ist. Nach dem göttlichen Erlösungsplan kommt noch was, und da möchte ich insbesondere auf das Laubhüttenfest hinweisen. So wie Jesus als das Passalamm geschlachtet wurde und als Erstlingsgarbe sich dem himmlischen Vater präsentierte sowie am Wochenfest den heiligen Geist ausgoss, so wird er irgendwann am Laubhüttenfest beginnen, das 1000jährige Reich von Jerusalem aus zu regieren.[3]

 

Teilnehmer 2: Als Jesus bei seinem Einzug in Jerusalem von seinen Anhängern mit Palmwedel begrüßt wurden, gingen sie wohl davon aus, dass er damals schon den Thron Davids einnehmen würde.

 

Teilnehmer 8: Ja, das ist bemerkenswert. Die Anhänger begrüßten ihn mit Palmwedel, doch es folgte die Kreuzigung. Die Palmwedel gehören eben eigentlich zum Laubhüttenfest.[4]

 

Teilnehmer 1: Was sind denn überhaupt die wichtigsten jüdischen Feste?

 

Teilnehmer 8: Ich möchte sieben aufzählen, wovon die ersten drei in einem engen, auch zeitlich engen Zusammenhang stehen:

1. Passa

2. Erstlingsfrucht

3. Fest der ungesäuerten Brote

 

4. Pfingsten (Wochenfest)

5. Neujahrsfest

6. Jom Kippur (Versöhnungstag)

7. Laubhüttenfest.[5]

 

Teilnehmer 9: Nach dieser tiefschürfenden Diskussion und dem kleinen Exkurs weiter im Text mit dem zweiten Teil des ersten Verses von Apostelgeschichte 2: „waren sie alle an einem Ort beieinander.“

 

Teilnehmer 10: Wir haben schon in unserem Gespräch in der vergangenen Woche zum Himmelfahrtstag deutlich gemacht, dass dieser Ort nur der Tempel in Jerusalem gewesen sein kann. Wahrscheinlich war es die Halle Salomos auf dem Tempelberg.[6]

 

Teilnehmer 11: Und es geschah plötzlich ein Brausen vom Himmel wie von einem gewaltigen Wind und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen, zerteilt wie von Feuer; und er setzte sich auf einen jeden von ihnen, und sie wurden alle erfüllt[7] von dem heiligen Geist und fingen an zu predigen in andern Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.“

Die Ausgießung des heiligen Geistes im Tempel zu Jerusalem auf die 12 Apostel an dem Pfingstfest nach der Himmelfahrt Jesu. Als wahrscheinlicher Urheber des Bildes gilt Mig Watson, Florida.

Teilnehmer 4: Das ist, was Jesus den Aposteln am Tag seiner Himmelfahrt in Apostelgeschichte 1, Verse 4 bis 8, vorausgesagt hatte: „Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt; denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem (in) Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen. .... ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen, der auf euch kommen wird, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien und bis an das Ende der Erde.“

 

Teilnehmer 5: Da höre ich dreierlei. Erstens kam der heilige Geist auf sie. Zweitens empfingen sie aktiv oder ergriffen sie die Kraft des heiligen Geistes. Und waren drittens daraufhin Zeugen des Auferstandenen. Verstehe ich das richtig?

 

Teilnehmer 6: Genau so ist es. Und doch ist es noch mehr. Gott gab zwei Signale dafür, dass  etwas Besonderes passiert an diesem ohnehin besonderen Feiertag der Juden. Sie hörten und fühlten einen Wind vom Himmel. Und sie sahen etwas wie Feuer vom Himmel, das sich zerteilte in verschiedenen Zungen, die sich auf jeden von ihnen setzten. Da muss ihnen klar gewesen sein, dass es die „Taufe mit Geist und Feuer“ war, von der Johannes der Täufer geredet hatte.[9]

 

Teilnehmer 5: Aber es war mehr als eine Taufe oder Waschung. Es war nicht etwas, dass außen an ihrer Haut herabrieselte oder in das sie hineingetaucht wurden, sondern sie wurden davon erfüllt, sie wurden davon voll. Sie atmeten diesen heiligen Geist, diesen Wind ein, wie es Jesus ihnen am Abend des ersten Tages nach seiner Auferstehung zur Vorbereitung vorgemacht hatte.[10]

 



[1)Diese Fassung nebst Zeichnung von Ivan Steigerbrachte Herbert Witzel am 3.7.2019 in den Hauskreis ein.
[2] Vgl. dazu den Hauskreisdialog „Auferstehung 1.2: Drei Nächte und drei Tage im Grab – Die Frauen“.

[3] Das sagte Kurt Fuß am 27.5.2020.

[4] Das erklärte Kurt Fuß am 27.5.2020.

[5] Aufzählung von Kurt Fuß am 27.5.2020. Vgl. auch andere Aufzählungen, zum Beispiel die Seite „Liste jüdischer Feste“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 25. April 2020, 08:02 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Liste_j%C3%BCdischer_Feste&oldid=199257448 , auf der u.a. auch Chanukka und Purim aufgeführt werden.

[6] Vgl. auch dazu „Heinrich Höfer youtube heiliger Geist“.

[7] Επλησθησαν (eplästhäsan) – 3. Person Plural Indikativ Aorist passiv von πιμπλημι (pimplämi); Guillemette, Seite 166, Ziffer 8184. Menge-Güthling, S. 555: u.a. gefüllt werden, voll werden.

[8] Als wahrscheinlicher Urheber des Bildes wurde dem Hauskreissekretär von Tricia Byrne „Mig Watson, Florida“ genannt. Der Verwendung scheinen keine rechtlichen Hindernisse entgegenzustehen.

[9] Matthäus 3,11.

[10] Johannes 20,22: Und als er das gesagt hatte, blies er sie an (atmete er ein – enephüsäsev – Hauptwort phüsäma – Atmen, Atem, Hauch, Hauchen, Blasen, Schnauben etc. – Menge-Güthling, S. 738) und spricht zu ihnen: Nehmt hin (labete – empfangt, ergreift) den Heiligen Geist! Vgl. dazu Anselm Grün, Sieben Schritte ins Leben, Freiburg im Breisgau 2010, S. 115 – 117. S. 115: „Das Wort, das Jesus am Osterabend zu seinen Jüngern gesprochen hat, bereitet uns schon auf das Kommen des Heiligen Geistes an Pfingsten vor.“