Pfingsten 2.2:  Niemand kann Jesus seinen Herrn nennen außer durch Sprachen, die Gott eingibt (reden durch heiligen Geist)

Teilnehmer 8: Jetzt kommt aber eine Sache, die ich überhaupt nicht verstehe. Ich meine Vers 3: „Darum tue ich euch kund, dass niemand Jesus verflucht, der durch den Geist Gottes redet; und niemand kann Jesus den Herrn nennen außer durch den Heiligen Geist.“[1]

 

Teilnehmer 1: Den ersten Teil verstehe ich schon. Wenn Menschen durch den Geist Gottes in Engelszungen reden[2], versteht sie natürlich niemand und genau deswegen könnten Unkundige  meinen, sie reden schlecht über Jesus. Hier stellt Paulus klar: Das ist niemals der Fall.

 

Teilnehmer 2: Aber der zweite Teil – kann man Jesus nur in von Gott eingegebenen Sprachen  HErr nennen?[3]

 

Teilnehmer 9: Jede Weissagung wie zum Beispiel die von Elisabeth,[4] Maria[5], Simeon[6] oder Hanna[7] ist natürlich ein Reden, wie Gott es eingibt. Aber dieses Reden kann der Verstand mitverfolgen und er könnte versucht sein, es zu beeinflussen.

 

Teilnehmer 3: Vor allem aber: Jeder kann auch im Spott, gleichgültig, gedankenlos, mechanisch und nicht von Herzen sagen „Jesus ist mein Herr“, ohne das ernst zu meinen.[8] Wenn er aber in Zungen redet, ist das ein Zeichen, dass er wirklich in seinem Herzen glaubt, dass Jesus der Herr ist und Gott ihn von den Toten auferweckt hat.[9] Denn er hat hörbar den heiligen Geist bekommen. Den bekommt er, wenn er gläubig wird[10].

 

Teilnehmer 5: Wobei wir wissen, dass viele Gläubige nicht in Zungen reden und daher diese Art Zeugnis, ein Kind Gottes zu sein[11], sich und anderen nicht geben[12]. Sie haben aber auch nach Römer 10, 8-10, Jesus mit dem Mund als Herrn bekannt und glauben es in ihrem Herzen.

 

Teilnehmer 4: Das ist so. Und doch betont 1. Korinther 12, 3 deutlich das Reden in Zungen. Aber oft bedarf es eines zusätzlichen Anstoßes, den heiligen Geist auch hör- und sichtbar zu ergreifen.[13] In 1. Korinther 14, 15-19, wird klar unterschieden zwischen Beten[14] im Geist, das heißt in Zungen, und Beten im Verstand, Psalmen singen[15] im Geist und Psalmen singen im Verstand, loben im Geist und loben im Verstand, reden im Geist und reden im Verstand. In diesem Kontext spricht 1. Kor. 12,3 deutlich davon, Jesus den Herrn zu nennen im Geist, also in Zungen.

 

Teilnehmer 3: Mir scheint es eine Erinnerung daran zu sein, dass wir es im Geist und aus dem Geist heraus vollbringen und nicht im Fleisch[16]. Bevor wir aus dem Verstand wirklich geistlich reden können, zum Beispiel in der Weissagung oder der Lehre, sollten wir sicher sein, dass wir aus einem geistgetränkten[17] Verstand heraus reden. Wie können wir das anders als dadurch, dass wir wie der Apostel Paulus viel in Zungen reden[18]? Und mit dem Reden in Zungen die Grundlage für das Weissagen als eine Form nun nicht direkt geistlichen Redens nach der Terminologie des Korintherbriefes, sondern eines Redens aus dem geistgetränkten Verstand zu legen?[19]

 



[1] Interlinear: „Deswegen tue ich kund euch, dass niemand, im Geist Gottes redend, sagt: Verflucht (sei) Jesus, und niemand kann sagen: Herr (ist) Jesus, wenn nicht im heiligen Geist.“ Am Schluss muss wohl „redend“ ergänzt werden – Redefigur Omission. Für „redend“ steht im Griechischen das Wort λαλεω (laleoo), u.a. mit den Bedeutungen lallen, plaudern, schwatzen, plappern, zwitschern (Menge-Güthling, S. 415), für „sagen“ das Wort λεγω (legoo) mit Bedeutungen wie sammeln, sagen, sprechen, erklären, erzählen, nennen, benennen (Menge-Güthling, S. 418).

[2] 1. Korinther 13,1 in Verbindung mit 1. Kor. 14, 2.

[3] Die Frage stellte Heinz Hüls.

[4] Lukas 1, 41-45.

[5] Lukas 1, 46-55.

[6] Lukas 2, 25-35.

[7] Lukas 2, 36-38.

[8] Darauf wies Georg Schmid hin.

[9] Vgl. Römer 10, 9-10.

[10] Vgl. Epheser 1, 13. Das bekräftigt Martin Luther: „Denn wer Gott vertraut, dem gibt er sogleich seinen Heiligen Geist, wie St. Paulus zu den Galatern sagt ... (Gal. 3,2)“. Martin Luther, Die reformatorischen Grundschriften, Band I, dtv 1983, Von den guten Werken, S. 56. Und: „So lesen wir auch, dass noch niemandem der Heilige Geist gegeben wurde, wenn er Werke getan hat, aber immer, wenn sie das Evangelium von Christus und die Barmherzigkeit Gottes gehört haben.“ Ebenda, S. 70.

[11] Vgl. Römer 8,16.

[12] Vgl. 1. Korinther 12, 30. Es handelt sich um eine rhetorische Frage, die natürlich mit „nein“ zu beantworten ist, und die ihre sachliche Antwort in 1. Kor, 14, 5 findet. Paulus schreibt hier, dass er will (theloo; nicht Konjunktiv, also nicht: ich wollte), dass alle Christen in Zungen reden (das Wort „können“, dass die Lutherbibel hier einfügt, ist nicht im griechischen Text).

[13] Vgl. zum Beispiel Apg. 8, 14-19, oder Apg. 19, 1-6. Eine mögliche Anleitung, den heiligen Geist in uns zu ergreifen und damit zu nutzen, gibt V.P. Wierwille, Das Empfangen des heiligen Geistes heute, New Knoxville 1980, S. 37-43. Heinrich Höfer bezeugt, dass er nach Lektüre der ersten rund 50 Seiten des Buches und anschließendem sehr kurzen Gebet an seinem Schreibtisch das erste Mal in seinem Leben in Zungen redete. Dennoch will er ihn  wegen sehr schwerwiegender – späterer? - Irrtümer und Verfehlungen (vgl. Kristen Skedgell, Losing the Way, Bay Tree Publishing, Point Richmond, California 2008) nicht mehr zitieren – mit dieser Ausnahme wohl aus früheren und besseren Zeiten. Als Anleitung geeignet sein dürfte auch das von Hans Steinbakke eingebrachte Buch von Kenneth E. Hagin, Das Zungenreden über die Apostelgeschichte hinaus, Durchbruch-Verlag Solingen 2008, insbesondere S. 97-117, „Richtlinien“ zum Empfangen des Heiligen Geistes. Hagin verwendet jedoch gelegentlich Formulierungen wie die „dritte Person der Dreieinigkeit“ (S. 119) und unterscheidet unnötigerweise (?) zwischen der Wiedergeburt mit dem Empfangen des heiligen Geistes und der Taufe im heiligen Geist, dem Erfülltsein bis zum Überlaufen.

- Erstaunliche Formulierungen finden sich bei Martin Buber: „Der Mensch redet in vielen Zungen, ... aber der Geist ist einer, ....“. Geist „ist nicht wie das Blut, das in dir kreist, sondern wie die Luft, in der du atmest.“ Das dialogische Prinzip, 12. Auflage Gütersloh 2012, S. 41. Natürlich ist der heilige Geist in uns wie das Blut, aber wenn wir die damit verbundenen Fähigkeiten nutzen, treten wir mit Gott in Verbindung, der nicht nur in uns, sondern um uns und über uns ist (Psalm 139,5). Pneuma – das meint Hauch, Wind, Atem und Geist zugleich. Vgl. auch Johannes 20, 22. Oder wenn es darum geht, Worte oder Rede von einem Weisen zu empfangen, die Formulierung in Hiob 29, 23. -

[14] Griechisch: προσευξομαι (proseuzomai).

[15] Griechisch ψαλω (psaloo) von ψαλλω (psalloo). Georg Schmid weist auf die Bedeutung des Zupfens an den Saiten eines Instruments hin, also das Saitenspiel wie bei der Lyra oder der Harfe. Das ist nach Menge-Güthling, S. 755, die Bedeutung 2.b). Die Grundbedeutung ist rupfen, zupfen. Weitere Bedeutungen: anziehen und wieder zurückschnellen lassen. Im Kirchengriechisch: zur Harfe singen, lobsingen. Vgl. ebenda. Jual und Aha betonten, das es doch hörbar sei, ob z.B. das Weihnachtsoratorium aus dem Geist oder einfach aus musikalischer Kunstfertigkeit aufgeführt werde. In diesem Sinne mag auch Sir Anthony Buzzard seinem Vortrag «Wer oder was ist der Antichrist» den «Winter» aus den Vier Jahreszeiten von Vivaldi vorangestellt haben https://www.youtube.com/playlist?list=PLPmDl353WB-Rot3cu2krVggyJhj1JJ-Ve.

Jutta Richter wies auf die Mönchsgesänge z.B. in dem bemerkenswerten Film «Vaya con Dios – Und führe uns in Versuchung“ von Zoltan Spirandelli  aus dem Jahr 2002 hin, der u.a. im Kloster Chorin und im Kirnitschtal in Sachsen gedreht wurde. Der Zusammenhang von 1. Korinther 14 legt jedoch nahe, dass es nicht um die Art des Musizierens auf Instrumenten oder die Einstellung beim Singen geht, sondern darum, ob die gesungenen Silben oder Worte den Singenden entweder durch den Geist eingegeben oder im Verstand von ihnen formuliert worden sind. Vgl. dazu auch die Kommentare von Markus Barth und David Jäggi zu Epheser 5, 15-21.

[16] Galater 3,3.

[17] Vgl. 1. Kor. 12,13.

[18] Vgl. 1. Kor. 14, 18. Nun ist es zweifellos so, dass Männer wie Martin Luther ein apostolisches Amt ausgeübt haben, indem sie neues Licht zu ihrer Generation brachten, ohne dass klar belegt ist, dass sie in Sprachen redeten, die Gott eingab. Es ist jedoch vielleicht einer Bemerkung wert, dass Paulus den erlösenden Satz für Martin Luther in Römer 1, 17, schrieb – und nicht umgekehrt.

[19] Vgl. 1. Korinther 14, 2-5.

 

Teilnehmer 2: Zeigt uns das nicht auch die Initialzündung zum Pfingsttag in Apostelgeschichte 2? Sie fingen an zu reden in anderen Sprachen, wie der Geist ihnen gab auszusprechen.[1] Und hat darauf nicht schon Jesus hingewiesen, als er in Johannes 4,23-24, sagte: „Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

 

 

 

Teilnehmer 1: Andererseits gibt es so viele offenbar geistgewirkte Reden von Menschen, von denen nicht bekannt ist, dass sie in Zungen reden, und manche eigenartigen Äußerungen und Verhaltensweisen von Menschen, die in Zungen reden, was ja auch 1. Kor.13, 1 andeutet. Irgendwie muss wohl Gott damit zu Recht kommen, so lange es so ist. Aber vielleicht kriegen wir es eines Tages doch zusammen, um endlich ans Ziel zu kommen.

 

 

 

Teilnehmer 10: Vielleicht sollten wir zu unserem leichteren Verständnis wiederum versuchen, das alles in den Text zu integrieren: (3) „Der redende Gott drückt sich nicht zuletzt in Eurem Reden in Zungen aus, denn da redet Ihr, was der Geist Euch eingibt, es auszusprechen, und deswegen sage ich Euch, dass niemand Jesus verflucht, wenn er in Zungen redet, und wenn es sich noch so fremdartig anhört.“

 

 

 

Teilnehmer 11: Das ist der erste Teil von Vers 3. Und jetzt der zweite: „Ja, ich sage es auch noch andersherum: Das Reden in Zungen oder auch Reden im Geist ist die einzige Möglichkeit, Jesus tatsächlich seinen Herrn zu nennen, bei der das Fleisch oder der natürliche Mensch nicht hinein reden kann. Im Reden in Zungen zeigt sich, dass Ihr wirklich von Herzen glaubt, dass Gott Jesus von den Toten auferweckt hat und er der Herr ist. Das habt Ihr zwar schon bekannt, um anschließend wiedergeboren zu werden. Aber da ward ihr zwar vom heiligen Geist berührt, aber noch nicht in ihm getauft oder getränkt.

 

 

 

Damit sage ich nicht, dass jemand, der nicht in Zungen redet, kein wunderbares Glied der Gemeinde, des Leibes Christi, ist. Aber das Reden in Zungen ist hörbarer Ausdruck seiner Zugehörigkeit zum Reich Gottes. Es ist sozusagen die Identity Card, der Ausweis, der Reisepass des Königreiches Gottes. Es ist die Grundlage, vor der aus fortschreitend ihr dann auch mit großer Gewissheit für Gott aus dem geistgetränkten Verstand heraus reden könnt.“

 



[1] Apg. 2,4. Hagin beschreibt sehr klar, dass beim Reden in Sprachen, die von Gott eingegeben werden, nicht „der heilige Geist“ redet, sondern Menschen das reden, was ihnen der Geist eingibt. Vgl. Kenneth Hagin, Das Zungenreden über die Apostelgeschichte hinaus, a.a.O., S. 98-103.

 

 

 

Titelbild:
Die Ausgießung des heiligen Geistes im Tempel zu Jerusalem auf die 12 Apostel an dem Pfingstfest nach der Himmelfahrt Jesu. Ausschnitt. Als wahrscheinlicher Urheber des Bildes wurde dem Hauskreissekretär von Tricia Byrne „Mig Watson, Florida“ genannt. Der Verwendung scheinen keine rechtlichen Hindernisse entgegenzustehen. Andernfalls wird um Mitteilung des Rechteinhabers gebeten. Foto: H.H.