Die Geschichte vom barmherzigen Samariter

Teilnehmer 2: Da gibt es doch die Geschichte vom barmherzigen Samariter.[1] Vielleicht wird dort die Frage beantwortet?

 

Teilnehmer 3: Lesen wir doch die Geschichte: 25Und siehe, da stand ein Schriftgelehrter auf, versuchte ihn und sprach: Meister, was muss ich tun, dass ich das ewige Leben ererbe? 26Er aber sprach zu ihm: Was steht im Gesetz geschrieben? Was liest du? 27Er antwortete und sprach: »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüt, und deinen Nächsten wie dich selbst« (5.Mose 6,5; 3.Mose 19,18). 28Er aber sprach zu ihm: Du hast recht geantwortet; tu das, so wirst du leben.“

 

Teilnehmer 4: Stopp mal. Wir erhalten das ewige Leben, wenn wir diese zwei Gebote halten? Stets Gott an die erste Stelle setzen und den Nächsten an die gleiche Stelle wie mich selbst? Ich dachte, dass es nur aus Gnade und Glauben an die Gnade zu bekommen ist.

 

Teilnehmer 5: Na, eigentlich hat Jesus gerade in der Bergpredigt klar gemacht, dass es darauf ankommt, die eigene geistliche Armut einzusehen, um sich von Gott mit geistlichem Reichtum beschenken zu lassen, ja, zum Bürger des Himmelreiches zu werden. Nur in der Kraft des heiligen Geistes können wir wohl der Erfüllung der beiden Gebote näher kommen. Nur wenn wir das Himmelreich oder das Reich Gottes schon besitzen und ewiges Leben bereits haben, können wir wohl der Befolgung dieser zwei Gebote näher treten.

 

Teilnehmer 8: Jesus zielt also auf die Einsicht des Schriftgelehrten ab, dass er von sich aus nicht ewiges Leben erwerben kann und der Gnade bedarf?

 

Teilnehmer 6: Genau. Aber der Schriftgelehrte weicht genau dem aus: „29Er aber wollte sich selbst rechtfertigen und sprach zu Jesus: Wer ist denn mein Nächster?“

 

Teilnehmer 7: Mit einer Geschichte führt Jesus diese Frage ad absurdum. Jeder weiß, wer sein Nächster ist. Jeder, der seine Liebe, seine Zuwendung braucht, sollte ihm am Herzen liegen. Das weiß im Grunde auch der Schriftgelehrte, was Jesus mit der folgenden Geschichte an den Tag bringt.

 



[1] Lukas 10, 25-37.

 

Teilnehmer 1: Dann lese ich mal: „30Da antwortete Jesus und sprach: Es war ein Mensch, der ging von Jerusalem hinab nach Jericho und fiel unter die Räuber; die zogen ihn aus und schlugen ihn und machten sich davon und ließen ihn halb tot liegen. 31Es traf sich aber, dass ein Priester dieselbe Straße hinabzog; und als er ihn sah, ging er vorüber. 32Desgleichen auch ein Levit: Als er zu der Stelle kam und ihn sah, ging er vorüber. 33Ein Samariter aber, der auf der Reise war, kam dahin; und als er ihn sah, jammerte er ihn; 34und er ging zu ihm, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie ihm, hob ihn auf sein Tier und brachte ihn in eine Herberge und pflegte ihn. 35Am nächsten Tag zog er zwei Silbergroschen heraus, gab sie dem Wirt und sprach: Pflege ihn; und wenn du mehr ausgibst, will ich dir's bezahlen, wenn ich wiederkomme. 36Wer von diesen dreien, meinst du, ist der Nächste gewesen dem, der unter die Räuber gefallen war?“

 

Teilnehmer 8: Die Antwort kommt in der Tat wie aus der Pistole geschossen: „37Er sprach: Der die Barmherzigkeit an ihm tat.“

 

Teilnehmer 9: Die Quintessenz daraus ist, jede Gelegenheit zu nutzen, Barmherzigkeit zu tun?

 

Teilnehmer 10: Der Abschluss des Gesprächs durch Jesus könnte das nahelegen: „Da sprach Jesus zu ihm: So geh hin und tu desgleichen!“

 

Teilnehmer 11: Da frage ich aber doch, wie ich zu so einer ständigen Barmherzigkeit komme.[1]

 

Teilnehmer 12: Ich könnte mir eine Hilfe denken: Nicht weggucken, sondern auf das eigene Herz hören. Priester und Levit gingen vorüber – sie guckten gar nicht hin. Sie guckten sozusagen an dem Elend vorbei. Der Samariter aber folgte seiner Herzensregung. Der, der unter die Räuber gefallen war, jammerte ihn. Er weckte sein Erbarmen.

 

Teilnehmer 1: Ja, das Erbarmen vom Herzen, das könnte es sein, das mich zur Barmherzigkeit motiviert.[2]

 



[1] Die Frage stellte Aha.

[2] Das sagte Aha.

 

Titelfoto: falco.