Glück 2.3: Trauern = Leid tragen

Teilnehmer 1: Ist „Leid tragen“ dasselbe wie trauern?

 

Teilnehmer 2: Das griechische Wort an dieser Stelle ist „πενθουντες“ – die Trauernden oder die Klagenden. Das zugehörige Substantiv πενθος bedeutet in der Tat u.a. Trauer, Traurigkeit, Kummer, Leid, Schmerz[1].

 

Teilnehmer 3: Vielleicht sollten wir eine Definition von „trauern“ versuchen. Es bedeutet doch nichts anderes, als der Trauer Ausdruck zu geben, also das Gefühl der Trauer zu zeigen und zum Beispiel – wie Jesus – zu weinen. Und wir sollten die Botschaft des Trauerns verstehen. Es ist das mehr oder minder laute, eben weinende oder klagende, ja, schreiende Verlangen nach Trost, das in vielen Situationen auftreten kann.

 

Teilnehmer 12: Es ist ein Prozess, in dem die tiefen Gefühle, die in uns als Reaktion auf einen Verlust aufsteigen, zum Ausdruck gebracht werden. Wir nehmen die Realität des schmerzlichen Verlustes wahr, ohne die Erinnerung an das Geliebte und Geschätzte aufzugeben. Das gilt auch für enttäuschte Hoffnungen und Erwartungen.

 


[1] Menge-Güthling, S. 539.

 

Teilnehmer 4: Jesus trauert um Lazarus. Ein geliebter Mensch hat gelitten und ist gestorben. Er trauert um Jerusalem und Israel – Furchtbares kommt auf Israel und insbesondere auf Jerusalem zu und Jesu Mission, seine Sendung zum Haus Israel, ist zunächst einmal gescheitert. Jesus verliert die Beziehung zu den Menschen in Jerusalem aufgrund ihrer harten Herzen. Er verliert vielleicht auch für einen Moment seine Vision, sein Ziel, sein Selbst- und Gottesbild als Messias.

 

Teilnehmer 5: Bemerkenswert finde ich, dass in 1. Thessalonicher 4, 13 das Griechische ein anderes Wort benutzt, nämlich λυπεω. Das kann auch mit trauern oder traurig sein übersetzt werden und hat stark den Einschlag von vielleicht mehr nach innen gerichtetem „betrübt sein“.

 

Teilnehmer 6: Ja, um diese Art von Traurigkeit oder Betrübnis, Substantiv λυπη, geht es auch in 2. Korinther 7, Vers 10 – hier eine vorübergehende Traurigkeit aufgrund von Korrektur, die aber letztlich einen guten Sinneswandel bewirkt.

 

 

 

Titelfoto: Ulrike Mai; pixabay.