Pfingsten 3.6: Die Mission des Gesandten ist erfüllt – unsere Mission hat begonnen

Teilnehmer 9: Fahren wir fort, die biblische Trinität zu ergründen. Interessanterweise geht es in Johannes 17, Vers 6, mit dem Namen Gottes weiter: „6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt[1] gegeben hast. Sie waren dein und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt.“

 

 

 

Teilnehmer 10: Der erste Satz in Vers 6 scheint mir treffend das Werk zu umschreiben, dass Jesus vollendet hat: Er hat den Namen Gottes den Menschen – zunächst in Israel – geoffenbart. Jesus als das fleischgewordene Wort Gottes hat wie kein anderer Mensch vor ihm das Wesen Gottes verkörpert – freilich ohne selbst Gott zu sein.[2] Und er hat es denen offenbart, die schon an Gott hingen und nach ihm dürsteten.

 

Teilnehmer 11: Dazu fällt mir Jesaja 9, 5-6, ein: „5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; 6 auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er's stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.“

 



[1] Griechisch: κοσμος (Kosmos).

[2] Ganz klar spricht in Johannes 17, Vers 6, wie in dem ganzen Kapitel eine Person, nämlich Jesus, zu einer anderen Person, nämlich zu Gott, dem Vater. Das unterstrich Jutta Richter im Juni 2020. Dennoch gibt es immer wieder Versuche, eine Dreifaltigkeit des einen Gottes aus den drei Personen Vater, Sohn und heiliger Geist herzuleiten. Dazu wird auch darauf hingewiesen, dass das Wort „einer“ im Shma Jisrael – das hebräische Wort echad in 5. Mose 6,4 - eine Einheit von mehreren bedeuten könne, so wie die eine Gemeinde Jesu aus Juden und anderen Völkern bestehe. Auf diese Bedeutungsmöglichkeit des Wortes echad wies Kurt Fuß im Juni 2020 hin. Vgl. aber dazu http://www.monotheismus.ch/index.php/2012-10-24-11-30-42/gott-vater/307-das-hebraeische-wort-fuer-ein-echad.

 

 

Titelbild: Gerald Altmann.

 

 

Teilnehmer 12: Ich weiß nicht, ob dieser Vers hier einschlägig ist. Das Kind Jesus ist gewiss geboren,[1] aber der Prozess, dass seine Herrschaft groß werde, ist doch noch im Gange und für jeden sichtbar nicht abgeschlossen. Aber erst dann werden doch wohl Namen wie Ewig-Vater und Friedefürst ihren vollen Glanz entfalten. Und sicher ist dann Jesus ein ewiger väterlicher Regent der Völker. Aber er ist nicht Gott. Gott ist der Vater Jesu Christi und unser Vater. Jesus ist nicht sein eigener Vater.

 

Teilnehmer 1: Damit sind wir wohl wieder bei Jesus oder „JHWH rettet“. Wenn man so will, bei einer ersten Stufe des Reiches Gottes. Gott rettet von Sünde, Tod und Teufel durch seinen Gesandten Jesus, den Messias. Der Messias repräsentiert Gott und insofern trägt er seine Namen in die Welt.

 

Teilnehmer 11: So weit Satz 1 von Vers 6. Satz 2 klingt so, dass es sich zum Beispiel bei den Aposteln um Menschen handelte, die schon Gott glaubten, bevor sie Jesus trafen.

 

Teilnehmer 10: Genau so ist es. Die Apostel kannten die Verheißungen, in denen Gott den Erlöser ankündigt – von 1. Mose 3, 15 an. Jesus hat sie weiter unterrichtet, und sie haben erkannt, dass Gott aus ihm sprach und er der Erlöser ist. Johannes 17, Verse 7-8: „7Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. 8Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast.“

 

Teilnehmer 9: Aber dann kommt ein Satz, den ich nicht verstehe: „9Ich bitte für sie und bitte nicht für die Welt[2], sondern für die, die du mir gegeben hast; denn sie sind dein.“ Warum bittet Jesus nicht für die Welt? Gott hat doch nach Johannes 3,16 die Welt[3] so geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab. Und er will, dass allen Menschen geholfen wird.

 

Teilnehmer 8: Das ist eine ganz zentrale Frage. Gott hat die Welt so geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab.[4] Aber dessen Mission steht in dem Moment, in dem Jesus mit dem Vater beredet, was in Johannes 17 steht, kurz vor der Erfüllung. Um die Welt müssen sich dann diejenigen kümmern, die er hinterlässt. Deswegen gilt ihnen sein ganzes, im Gebet geäußertes Verlangen: 10Und alles, was mein ist, das ist dein, und was dein ist, das ist mein; und ich bin in ihnen verherrlicht. 11Ich bin nicht mehr in der Welt[5]; sie aber sind in der Welt[6], und ich komme zu dir.“

 

Teilnehmer 1: Die Apostel nehmen den Platz Jesu in der Welt ein? Und wir mit oder nach ihnen?

 



[1] Kurt Fuß wies im Juni 2020 im Zusammenhang mit diesem Dialog darauf hin, dass aus Sprüche 30, 1-4, geschlossen werden könne, dass Gott schon immer einen Sohn hatte: „1 Dies sind die Worte Agurs, des Sohnes des Jake, aus Massa. Es spricht der Mann: Ich habe mich gemüht, o Gott, ich habe mich gemüht, o Gott, und muss davon lassen. 2 Denn ich bin der Allertörichtste, und Menschenverstand habe ich nicht. 3 Weisheit hab ich nicht gelernt, und Erkenntnis des Heiligen habe ich nicht. 4 Wer ist hinaufgefahren zum Himmel und wieder herab? Wer hat den Wind in seine Hände gefasst? Wer hat die Wasser in ein Kleid gebunden? Wer hat alle Enden der Welt bestimmt? Wie heißt er? Und wie heißt sein Sohn? Weißt du das?“ Agur drückt hier aus, dass er Gott nicht begreifen kann, sondern in seinem Verstehen auf die Bruchstücke angewiesen ist, die Gott durch sein Wort offenbart, wie in Vers 5 deutlich wird: „5 Alle Worte Gottes sind im Feuer geläutert; er ist ein Schild denen, die auf ihn trauen. 6 Tu nichts zu seinen Worten hinzu, dass er dich nicht zurechtweise und du als Lügner dastehst.“ Allerdings ist bemerkenswert, dass Agur auch die Frage nach dem Sohn Gottes bzw. nach dessen Namen stellt. Dieser Name ist zur Zeit Salomos, dem die Sprüche zugeschrieben werden – vgl. Sprüche 1,1 –, den Menschen nicht bekannt, obwohl er in Gottes Vorwissen längst existiert und sich in dem Namen Josua, dem Nachfolger von Mose, andeutet. Mit den Namen Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst beschreibt Jesaja wesentlich später eher die Qualitäten als tatsächliche Namen des Messias.

Kurt Fuß wies außerdem darauf hin, dass die Formulierung in Sprüche 30, 4 Wer ist hinaufgefahren zum Himmel und wieder herab?“ in Epheser 4, Verse 9 und 10, wieder aufgegriffen wird, wo sie sich eindeutig auf Jesus bezieht: „9 Dass er aber aufgefahren ist, was heißt das anderes, als dass er auch hinabgefahren ist in die Tiefen der Erde? 10 Der hinabgefahren ist, das ist derselbe, der aufgefahren ist über alle Himmel, damit er alles erfülle.“ Aber auch das zeigt nicht, dass Jesus ein präexistenter Teil Gottes war. Während Sprüche 30,4 auf die unfassbare Omnipräsenz Gottes hinweist, geht es in Epheser 4,9-10, darum, dass derjenige, der sich an den tiefsten Stellen der Erde bewegte – sei es nun wörtlich in den Niederungen am See Genezareth (so Knoch) oder im übertragenen Sinne bei der Kreuzigung (vgl. Markus Barth, Ephesians 4-6, S. 433 f.) – in die höchsten Höhen zum Thron Gottes auffuhr.

[2] Griechisch: κοσμος (Kosmos).

[3] Griechisch: κοσμος.

[4] Johannes 3,16. Auch hier ist das griechische Wort für „Welt“ Kosmos.

[5] Griechisch: κοσμος.

[6] Griechisch: κοσμος. In Johannes 17 steht im Griechischen für «Welt» durchgängig das Wort Kosmos. Zum Gehalt dieses Wortes vgl. Menge-Güthling, S. 401. Es kann auch mit Bauart, Ordnung, insbesondere gesetzliche oder staatliche Ordnung, Verfassung, Glanz etc. übersetzt werden.