Auferstehung 2.5: Dich führen, wohin Du nicht willst

Teilnehmer 5: Wenn es in unserem Dialog darum geht, dass Petrus erfährt, dass ein anderer ihn führt, wohin er nicht will, und wenn damit nicht der Tod gemeint sein sollte, den Petrus erleidet, lesen wir dann von einer solchen Führung des Petrus irgendetwas in der Bibel?

 

Teilnehmer 6: Wird diese Führung nicht schon durch den Ruf in die Nachfolge Christi deutlich? Als Jesus ihn und Andreas von der Fischerei weg zu Menschenfischern berief? Als Jesus ihn nach der Auferstehung daran erinnerte, als Petrus wieder Fische fischen gegangen war?

 

Teilnehmer 7: Na ja, das fand alles schon vor dieser Unterredung mit Jesus statt. Doch danach gibt es ein letztlich weltbewegendes Ereignis. In Apostelgeschichte 10 wird Petrus zu dem Hauptmann Kornelius geführt, einem Nichtjuden. Alle Nichtjuden aber sind für Petrus unrein. Dahin wollte er sicher nicht aus eigenem Antrieb gehen.

 

Teilnehmer 8: Dass er doch ging, war für Petrus eine Revolution, wie er in Apostelgeschichte 11, Vers 28, erklärt: „Und er sprach zu ihnen: Ihr wisst, dass es einem jüdischen Mann nicht erlaubt ist, mit einem Fremden umzugehen oder zu ihm zu kommen; aber Gott hat mir gezeigt, dass ich keinen Menschen gemein oder unrein nennen soll.“

 

Teilnehmer 9: Weder Petrus noch sonst jemand von den von Jesus hier auf der Erde berufenen Aposteln wäre von sich aus gegangen wäre und Petrus musste sich vor den anderen rechtfertigen. [1]

 

Teilnehmer 7: Fürwahr, er ließ sich führen, wohin er von sich aus nie gewollt hätte.

 

Teilnehmer 8: Dabei geht es um nicht weniger als die Überwindung des Rassismus des von Gott auserwählten Volkes – Gott hat ihnen schließlich nicht geboten, sich über die anderen Völker zu erheben, sondern als Könige und Priester deren Diener zu sein.

 

Teilnehmer 9: Und so war Jesus bereit, in das Haus des Hauptmannes zu Kapernaum zu kommen, aber der Hauptmann wollte ihm das nicht zumuten.[2]


Teilnehmer 10: Das Jesus bereit ist, auch Menschen aus anderen Völkern zu helfen, macht er auch bei der Heilung der Tochter einer Griechin aus Syrophönizien[3] deutlich. Während die Jünger verlangen, die Frau wegzuschicken[4], sagt Jesus ihr, dass ihr geschieht, wie sie glaubt und will.[5]

 

Teilnehmer 11: Das führt noch einmal drastisch vor Augen, was Jesus mit dem „Führen, wohin du nicht willst“ gemeint haben könnte.

 

Teilnehmer 2: Und doch noch mal einen Schritt zurück: Wenn das Wort „Tod“ in Johannes 21,19, zu Recht steht, dann leuchtet ein, dass es in Vers 22 darum geht, ob der Jünger, den Jesus lieb hat[6], nicht stirbt, sondern am Leben bleibt, bis Jesus zurückkommt – obwohl zu dem Zeitpunkt dieser Unterhaltung die Himmelfahrt noch nicht erfolgt ist und niemand auch nur im Entferntesten an so ein Ereignis zu denken vermag.

 



[1] Darauf wies Georg Schmid hin. Vgl. Apostelgeschichte 11, 1-18.

[2] Matthäus 8, insbesondere die Verse 7 und 8.

[3] Matthäus 15, 21-28, bzw. Markus 7, 24-30.

[4] Vgl. Interlinear, Matthäus 15, Vers 23b: απολυσον αυτην (apoluson autän) – schicke weg sie.

[5] Vgl. dazu auch Adrian Ebens, Agape, Maranathamedia 2018, dem Hauskreissekretär anempfohlen von ..., S. 91-95.

[6] Hier überraschenderweise αγαπαω (agapaoo) – lieben mit göttlicher, selbstloser Liebe, die Jesus eigentlich für jeden hat.

 

Teilnehmer 12: Wenn aber das Wort „Tod“ nicht in Johannes 21,19, stehen sollte und Petrus nicht durch seinen Tod, sondern z.B. durch seinen Gehorsam in der Sache mit Kornelius Gott preist, so ist die Frage, was es heißt, dass der andere Jünger bleibt. Nach der Logik der Sache mit dem Hauptmann Kornelius würde er schlicht bei den Juden bleiben und zur Verkündung des Evangeliums nicht zu Angehörigen anderer Völker gesandt werden. Er würde unter Juden Jesus auf dem Ölberg zurück erwarten.

Teilnehmer 1: Insgesamt könnte diese Geschichte in Johannes 21 ein Beispiel dafür sein, wie wir die Bibel lesen bzw. was wir aus der Bibel herauslesen. Wir sehen vieles wie in einem dunklen Spiegel[1]. In einem Spiegel spiegeln wir uns selbst. Und so kann es immer wieder vorkommen, dass wir aus dem Wort Gottes Beimengungen herauslesen oder heraushören, die aus dem eigenen Herzen kommen und die die totale Liebe Gottes für alle Menschen verdunkeln, indem sie z.B. den Gott des Lebens in verdunkelnder Weise mit dem Tod zusammenbringen.[2]

 

Teilnehmer 8: Das „Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme“ für den anderen Jünger ist ja vollkommen hypothetisch mit dem „Wenn“. Jesus sagt ja nicht, was er für den anderen Jünger will. Da kann man sich sowohl das „am Leben bleiben“ oder das „bei den Juden bleiben“ wie auch das „bei der Fischerei bleiben“[3] ganz im Sinne des unmittelbar vorangehenden Kontextes vorstellen. Worauf es Jesus ankommt, ist ja, dass Petrus – wie wir alle[4] – das ständige Vergleichen unterlässt, sondern jeder dem Auftrag folgt, den er bekommt.

 

Teilnehmer 9: Es wird hier wirklich deutlich, wie krass uns das Vergleichen von unserer Beziehung zu Jesus abbringt. Wie muss es das Herz des Petrus bewegt haben, dass Jesus seine Art zu lieben annimmt, dass Jesus ihm so nahe kommt, ihn so nahe anspricht. Doch kaum ist Jesus damit zu Ende gekommen, fällt der Blick des Petrus auf den anderen Jünger und das Vergleichen beginnt.[5]

 

Teilnehmer 10: Na ja, hier geht es ja auch um die Liebe, und wenn Jesus den Petrus so eindringlich fragt, ob er ihn lieb hat, ist es dann nicht verständlich, dass Petrus fragt, was mit dem ist, von dem wiederholt gesagt wird, dass Jesus ihn lieb hat? Muss es nicht geradezu das Konkurrenzdenken anstacheln, wenn es einen Lieblingsjünger gibt? Petrus soll alles machen, und Jesus hat Johannes lieb. Da ist es doch schwer, einfach davon auszugehen, dass Gott jeden auf seine Weise liebt und eben einfach jeder für sich seinen Ruf hat.[6]

 

Teilnehmer 11: Vielleicht ist es eine Erklärung, dass Johannes der Einzige der Apostel war, der sich wirklich so von Jesus agapaoo-lieben ließ, also offen für diese Art der Liebe war und sie tatsächlich empfing, wie Jesus jeden liebte. Nur Johannes hat diese Art der Liebe von Jesus in Anspruch genommen. Nur im Johannes-Evangelium finden wir die Formulierung „Jünger, den Jesus lieb hatte“.[7]

 

Teilnehmer 1: Die Frage ist nur: Verbindet das Johannes-Evangelium diese Beschreibung auch mit dem Namen eines Jüngers?

 



[1] 1. Korinther 13, 12.

[2] Vgl. zum „Spiegelprinzip“ Adrian Ebens, ebenda, insbesondere S. 91 ff.

[3] Was für Johannes von den Gestaden des Sees Genezareth als den „andern Jünger“ spricht und wohl nicht für Lazarus aus Bethanien bei Jerusalem.

[4] Das betonte Heinrich Höfer.

[5] Das hob Aha hervor.

[6] Das gab Tao Li Ma zu bedenken.

[7] Das vertrat Aha.

 

 

 

Titelbild: Eine Vision von Gott für Petrus: Was Gott rein gemacht hat, das nenne Du nicht verboten! Biblische Darstellung Buch change me! Kapitel 10. 1984. Abbildung provided to Wikimedia Commons by Distant Shores Media/Sweet Publishing as part of a cooperation project. Sweet Publishing released these images, which are taken from now-out-of-print Read'n Grow Picture Bible Illustrations (Biblical illustrations by Jim Padgett, courtesy of Sweet Publishing, Ft. Worth, TX, and Gospel Light, Ventura, CA. Copyright 1984.), under new license, CC-BY-SA 3.0.