Pfingsten 1.10: Frucht von Einheit und Beständigkeit in Lehre, Gemeinschaft, Brotbrechen und Gebet

Teilnehmer 2: Die Wirkung der Taufe im Geist Gottes von ca. 3000 Menschen am Pfingsttag ist nicht nur zahlenmäßig, sondern vor allem auch qualitativ enorm: „Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“

 

Teilnehmer 11: Das ist mein Lieblingsvers.[1]

 

Teilnehmer 10: Das ist in der Tat sozusagen ein Eckvers. Damit sind meiner Meinung nach die vier entscheidenden Faktoren für ein gottgefälliges Gemeindeleben genannt.

 

Teilnehmer 9: Na, da liegen wir ja in unserem Hauskreis nicht schlecht.

 

Teilnehmer 8: Aber was ist denn nun die Lehre der Apostel? In wenigen Punkten bitte.

 

Teilnehmer 7: Da nehmen wir doch die entscheidenden Punkte aus der Predigt von Petrus in diesem Kapitel 2 der Apostelgeschichte. Ich versuche eine Zusammenfassung:

1. Das Reden in Zungen ist der Erweis, dass Gott seinen Geist  

    „auf alles Fleisch“ ausgegossen hat, die „sein Wort annehmen“

    (Verse 14-18 und 41).

2. Es geht um Errettung, bevor „der große Tag der Offenbarung

   des HERRN kommt“, an dem alle Welt JHWH erkennt, aber  

   nicht jeder „Raum zur Buße findet“ und sich deswegen ähnlich   

   wie Judas Iskarioth selbst vernichtet, jetzt aber endgültig (2.

   Tod; Vers 21 in Verbindung mit Offenbarung 20, 10-15).

3. Es geht für die Juden, die Petrus zuhören, möglicherweise

   auch um Errettung vor der Zerstörung Jerusalems (Vers 40 in  

   Verbindung mit den Versen 22-23 und 37).

4. Es geht darum, durch das Zeugnis des Redens in Zungen an

   die Auferweckung Jesu zu glauben und dass Gott ihn zum 

   HErrn und Christus gemacht hat (Verse 24, 32-33 und 36).

5. Es geht darum, in der Gewissheit der Hoffnung zu sterben, 

   dass Jesus uns eines Tages wie seinen (26. Ur-)Vater David von

   den Toten auferwecken und somit auch aus dem (ersten) Tod   

   retten wird (Verse 25-36).

6. Es geht darum, Buße zu tun und sich im Geist (und im 

   Wasser?) auf den Namen Jesu, des Messias – in seiner

   Autorität - taufen zu lassen zur Vergebung der Sünden (Vers

   38?.

7. Es geht darum, selber nach Umkehr (Buße) und Taufe die Kraft 

   des heiligen Geistes zu ergreifen (Vers 38).

8. Es geht darum, durch das beharrliche Bleiben „in der Lehre der 

   Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im 

   Gebet“ Rettung für viele andere Menschen zu ermöglichen  

   (Verse 42-47).

 

Teilnehmer 3: Mir wird hier noch einmal klar, welche Wirkung die vier Faktoren hatten: „Es kam aber Furcht über alle Seelen und es geschahen auch viele Wunder und Zeichen durch die Apostel.“

 

Teilnehmer 12: Mich beeindruckt die Qualität der Gemeinschaft: „44 Alle aber, die gläubig geworden waren, waren beieinander und hatten alle Dinge gemeinsam.“  Das jeder jedem seine Besitztümer anvertraute, ist wohl nur denkbar, wenn alle einen gemeinsamen Standard hatten, mit den Dingen und Diensten umzugehen. Dieser Zusammenhang wird in Apostelgeschichte 5, Vers 32, besonders deutlich: „32 Die Menge der Gläubigen aber war ein Herz und eine Seele; auch nicht einer sagte von seinen Gütern, dass sie sein wären, sondern es war ihnen alles gemeinsam.“

 

Teilnehmer 4: Mich beeindruckt das sehr weitgehende persönliche Engagement[2]: „45 Sie verkauften Güter und Habe und teilten sie aus unter alle, je nachdem es einer nötig hatte.“ Das macht doch heute keiner mehr.

 

Teilnehmer 1: Vielleicht doch mehr als wir denken, zumal dieser Vers vielleicht gar nicht so weit geht, wie wir auf den ersten Blick meinen. Hier steht ja nicht, dass jeder alles verkaufte, was er hatte. Vielmehr verkauften sie wohl, was sie nicht brauchten, um die Not anderer zu lindern.[3]

 

Teilnehmer 11: Heute nimmt in wohl den meisten Ländern der Erde viele Anliegen des sozialen Ausgleichs wahr. Das erlaubt und ermöglicht den Christen, sich auf Aufgaben wie die Mission zu konzentrieren. Dazu möchte ich Samuel Keller zitieren: „Der Missionscharakter unserer Zeit wird immer deutlicher. Alles andere an Rettungsarbeit und Wohlfahrtspflege muss der von christlichen Gedanken beeinflusste Staat den Gläubigen abnehmen, damit dieselben entlastet werden und ihre ganze Kraft und ihr gesteigertes Interesse in diesen letzten Zeiten auf die Mission verwenden können.“[4]

 

Teilnehmer 2: Der christliche Gedanke des materiellen Ausgleichs prägt in der Tat den modernen Sozialstaat – vielleicht schon in übertriebener Weise, wenn der Sozialstaat eine wichtige Bedingung außer Acht lässt: Die Eintracht, die auch bedeutet, dass jeder nach seinen Kräften und Fähigkeiten beiträgt.

 



[1] Das bekannte BWL am 3.7.2019.

[2] Das hob Heinz Hüls hervor.

[3] Nur einer, ein Levit, verkaufte womöglich seinen einzigen Acker, den er gar nicht hätte haben sollen. Apostelgeschichte 4, 36-37: „36 Josef aber, der von den Aposteln Barnabas genannt wurde – das heißt übersetzt: Sohn des Trostes –, ein Levit, aus Zypern gebürtig, 37 der hatte einen Acker und verkaufte ihn und brachte das Geld und legte es den Aposteln zu Füßen.“ Unterstreichung hinzugefügt. In Apostelgeschichte 5, Vers 4a, wird deutlich, dass jedes Gemeindeglied alle Freiheit hatte, mit seinen Besitztümern nach seinem Belieben zu verfahren: „4 Hättest du den Acker nicht behalten können, als du ihn hattest? Und konntest du nicht auch, als er verkauft war, noch tun, was du wolltest?“

[4] Eingebracht von Herbert Witzel.

 

Teilnehmer 5: Insbesondere in römisch-katholischen Orden, aber nicht nur da, finden wir eine gerade materiell sehr weitgehende Hingabe, die alles verkauft, um zu dienen. Dazu gehören nicht nur die „kleinen Schwestern und Brüder des Lammes“, sondern wohl auch die Nonne, deren Nobelpreisbücher in das Haus Höfer gelangt sind, und viele andere auch außerhalb der römischen Kirche, von denen wir nichts wissen.

 

Teilnehmer 10: Auch manche israelische Kibbuzim könnte man hier nennen.[1]

 

Teilnehmer 9: „The Moody Bible Commentary“ trifft meiner Meinung nach eine wichtige Unterscheidung. In der Bibel wird manches erwähnt, das geschehen ist. Es wird beschrieben, weil es geschehen ist. In anderen Fällen findet man einen Hinweis, dass es getan werden soll – es wird verschrieben wie ein Rezept. Dass die Menschen in der ersten Gemeinde ihr Hab und Gut verkauften, wird beschrieben. Das heißt aber noch nicht, dass es verschrieben wird.[2]

 

Teilnehmer 8: Es ist aber doch ganz ohne Zweifel so, dass von der Gemeinschaft in materiellen Dingen eine ungeheuer dynamische Wirkung ausging. Das zeigen die beiden nachfolgenden Vers 46 und 47.[3]

 

Teilnehmer 9: Fruchtenbaum weist anhand von 1. Korinther 16, 1-4, sowie 2. Korinther 8 und 9 darauf hin, dass diese erste Gemeinde in Jerusalem später so in Not geraten ist, dass für sie gesammelt werden musste.[4]

 

Teilnehmer 8: Wer weiß, was inzwischen passiert war? Sicher ist, dass es eine ziemliche Verfolgung gab, wie wir Apostelgeschichte 8, Vers 1, entnehmen können. Mein Thema ist die gemeinschaftsfestigende oder trennende Wirkung des Umgangs mit materiellen Dingen in der Gemeinde. Nein, eigentlich ist es die Frage, wie die Gemeindeglieder miteinander leben. Da erlebe ich im Vergleich zur Urgemeinde in Jerusalem nur seltene Momente.[5]

 

Teilnehmer 6: Mir ist auch wichtig, wo sich die erste Gemeinde vorwiegend aufhielt und ihr „beieinander sein“ pflegte: „46 Und sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel und brachen das Brot hier und dort in den Häusern, ...“ . Sie waren täglich einmütig beieinander im Tempel[6] – nur dort konnten sich wohl Tausende Menschen und vor allem gottesfürchtige Juden aus aller Welt und unabhängig von Unterkonfessionen wie Pharisäern oder Sadduzäern auf einmal versammeln.

 

Teilnehmer 8: Ich komme darauf zurück, was sie taten: „...hielten die Mahlzeiten mit Freude und lauterem Herzen 47und lobten Gott und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk Und sie brachen das Brot in den Häusern, in kleinen, intimen Gemeinschaften. Das meint wohl das Abendmahl, denn die gemeinsamen Mahlzeiten werden extra erwähnt. Und sie lobten Gott.

 

Teilnehmer 7: Der Apostel Lehre, einmütige geistlich hervorgebrachte Gemeinschaft in der Öffentlichkeit und zuhause mit Abendmahl und gemeinsamem Essen sowie Gebet und Lob Gottes machen die (Weizen-)Ernte unausweichlich. Nochmal Vers 47: „und fanden Wohlwollen beim ganzen Volk. Der Herr aber fügte täglich zur Gemeinde hinzu, die gerettet wurden.

 

Teilnehmer 1: Zu diesem Pfingstkapitel, also zu Apostelgeschichte 2, und insbesondere zu Vers 38, fielen mir am 19.5.2015 ein paar Reime ein. Es war der Tag der Trauerfeier für Siegfried Ferch, an der ich aus Verbundenheit erst teilnehmen wollte, aber doch nicht hinging:

Es fällt kein Feuer, braust kein Wind –[7]

Von Herzen bekennen macht zum Kind!

Zum Kind Gottes durch unseren HErrn,

durch den Geist zum leuchtenden Stern

im Heer der Mündigen in einem Mut –

das tut dem ganzen Planeten gut,

das wird im Himmel staunend geseh´n –[8]

So werden wir IHm entgegen geh´n.

 



[1] Das bemerkte BWL am 27.5.2020.

[2] Darauf wies Kurt Fuß am 27.5.2020 hin. Ob Beschreiben oder „Verschreiben“, kann nach dem Moody Commentary oft anhand von drei Fragen herausgefunden werden:

1) Is an action taught or commanded by a major character in Acts?

2) Is there a consistant pattern in Acts that suggests that it was Luke's intention to prescribe an

    action?

3) Does the remainder of the NT provide justification for behaviour found in Acts?

[3] Das warf Jutta Richter am 27.5.2020 ein.

[4] Das bemerkte Kurt Fuß am 27.5.2020.

[5] Das stellte Jutta Richter am 27.5.2020 fest.

[6] Das hob Oliver Wurl hervor.

[7] Das tiefe Atmen oder das Wehen des Geistes sowie die Feuerzungen waren gewaltige Phänomene am Tag der Pfingsten nach Christi Himmelfahrt. Sie sind beschrieben für jenes Pfingstfest, aber sie sind nicht „verschrieben“ für die Zeit danach. Das gilt ebenso für das Phänomen, dass die Reden in Sprachen, die Gott eingab, von den Anwesenden direkt verstanden wurden.

[8] Vgl. Epheser 3,10.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Abendmahl, Höhepunkt der Gemeinschaft in Christus. Foto: H.H.