Glück 3.7: Das ganze Erdreich, ein Land oder ein Grundstück besitzen?

Teilnehmer 8: So sieht es aus. Der ganze Kosmos wird unser sein. Aber auch wir können schon heute im Leben herrschen[1] und Wunder tun.[2] Auch für uns ist nicht ausgeschlossen, irdischen materiellen Besitz in Fülle zu haben. Es gibt viele, die bezeugen können, dass sie durch das Befolgen göttlicher Hinweise, durch Sanftmut ihm gegenüber, reich geworden sind. Ohne dass das das Ziel eines jeden von uns sein muss – im Gegenteil.[3] Der gottgefällige Lebenswandel kann sich in der kleinsten Hütte finden. Und doch ist für den einen oder anderen zum Beispiel ein Einfamilienhaus mit Gästezimmer ein Bedürfnis, um für Familie und Gemeinde und sich selbst besser zu sorgen.

 

Teilnehmer 1: Ist Matthäus 5,5: Selig (oder überglücklich) sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.“[4] wirklich so zu verstehen, dass es um einzelne Parzellen oder Einfamilienhäuser geht? Oder kann die ganze Erde gemeint sein? Ich habe ja schon gesagt, wie ich es verstehe, nämlich die Herrschaft über irdische Gesetzmäßigkeiten oder Gegebenheiten einschließlich der Möglichkeit, den Sturm zu stillen, Kranke zu heilen etc.[5]

 

Teilnehmer 12: Rein sprachlich kann in der Tat sehr viel Unterschiedliches gemeint sein. Das griechische Wort für Erdreich, das Wort γη, kann eben sehr viel bedeuten. Γη bedeutet u.a. 1. Erde (als Weltkörper; im Gegensatz zu Himmel, Meer oder Unterwelt; als Erdart, Erdreich, Erdboden, Erdstaub, Kreide; als bewohnter und bebauter Teil der Erde) 2. Land, Feld, Acker, Grundstück; Landschaft, Gebiet, Reich, Vaterland, Heimat.[6]

 

Teilnehmer 11: Ähnlich ist es mit dem griechischen Wort für „besitzen“. κληρονομεω bedeutet „als Anteil oder Erbteil bekommen, Erbe sein, erben; als Anteil oder Besitz erhalten, erlangen, bekommen“.[7]

 

Teilnehmer 10: Die Elberfelder entscheidet sich für „erben“, die Konkordante von Knoch übersetzt mit „zugelost werden“.[8]

 

Teilnehmer 9: Die Neue Genfer Übersetzung spricht davon, die Erde als Besitz zu erhalten. Anderswo ist von „Land erben“ die Rede.

 

Teilnehmer 5: Jedenfalls hat Jesus damals kein Land verteilt.[9] Könnte es nicht so sein, dass das Himmelreich damals schon begann, das Erdreich aber erst in Zukunft von den Gläubigen eingenommen wird?

 



[1] Römer 5, 17. „Herrschen im Leben“ kann selbst der KZ-Häftling. Ein atemberaubendes Beispiel dafür gibt Viktor Emil Frankl, „...trotzdem Ja zum Leben sagen. Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager“, 3. Auflage, Kösel, München 2012. Taschenbuchausgabe Deutscher Taschenbuch Verlag, München (dtv 30142), 28. Auflage 2007.

[2] 1. Kor. 12, ebenda.

[3] 1. Timotheus 6, 6-12.

[4] Im Griechischen lautet Matthäus 5,5: μακαροι οι πραεις, οτι αυθοι κληρονομησουσιν την γην. Κληρονομησουσιν ist die 3. Person Plural Indikativ Futur aktiv (Guillemette S. 241) von κληρονομεω. Nach Menge-Güthling, S. 392, bedeutet es „als Anteil oder Erbteil bekommen, Erbe sein, erben; als Anteil oder Besitz erhalten, erlangen, bekommen“.

[5] Das sagte Aha.

[6] Menge-Güthling, S. 146.

[7] Menge-Güthling, S. 392.

[8] Darauf wies Georg Schmid hin.

[9] Das sagte Ulrike Wendt.

 

Titelbild: Grundstück am See. Foto: Aha, Lavia, Finnland.

 

Teilnehmer 8: Im 1000jährigen Reich jedenfalls haben alle ein Häuschen mit Garten und einen Feigenbaum. Micha 4, 1-4: „1 In den letzten Tagen aber wird der Berg, darauf des HERRN Haus ist, fest stehen, höher als alle Berge und über alle Hügel erhaben. Und die Völker werden herzulaufen, 2 und viele Heiden werden hingehen und sagen: Kommt, lasst uns hinauf zum Berge des HERRN gehen und zum Hause des Gottes Jakobs, dass er uns lehre seine Wege und wir in seinen Pfaden wandeln! Denn von Zion wird Weisung ausgehen und des HERRN Wort von Jerusalem. 3 Er wird unter vielen Völkern richten und mächtige Nationen zurechtweisen in fernen Landen. Sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen machen und ihre Spieße zu Sicheln. Es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen. 4 Ein jeder wird unter seinem Weinstock und Feigenbaum wohnen, und niemand wird sie schrecken. Denn der Mund des HERRN Zebaoth hat's geredet.“

 

Teilnehmer 5: Hm. Vielleicht hat Jesus daran gedacht, als er Nathanel unter einem Feigenbaum sah.[1]

 

Teilnehmer 2: Wie viele Quadratmeter würden denn die Menschen in Deutschland besitzen, wenn alle den gleichen Anteil hätten?[2]

 

Teilnehmer 3: Bei der Wohnfläche sind es 44,6 Quadratmeter. Beim Land sind es 4000-5000 Quadratmeter, also etwa einen halben Hektar.

 

Teilnehmer 4: Für viele christliche Gemeinden und Gemeinschaften ist der Besitz eines eigenen Gebäudes auf einem eigenen Grundstück sehr wichtig. Ich habe gerade von einem Dänen gehört, der preiswert ein Gebäude für ein Gemeindezentrum gekauft hat – das erste von geplanten 5 weltweit.[3]

 

Teilnehmer 9: Mir scheint die Mahnung in 1. Timotheus 6,17-19 auch in diesem Kontext von Bedeutung zu sein: „Den Reichen in dieser Welt gebiete, dass sie nicht stolz seien, auch nicht hoffen auf den unsicheren Reichtum, sondern auf Gott, der uns alles reichlich darbietet, es zu genießen; dass sie Gutes tun, reich werden an guten Werken, gerne geben, behilflich seien, sich selbst einen Schatz sammeln als guten Grund für die Zukunft, damit sie das wahre Leben ergreifen.“

 

Teilnehmer 10: Das ist ja genau das, was auch Jesus über den „Verwalter der Ungerechtigkeit“ in Lukas 16, 1-13, sagt.

 

Teilnehmer 11: Das stimmt. Jetzt in dieser Zeit ist auch der irdische Besitz nicht nur hier und heute nützlich, sondern wir können ihn einsetzen, um unsere ewigen Hütten zu gestalten. Gerade das wird ohne Sanftmut nichts werden.

 

Teilnehmer 12: Und diese Sanftmut pressen wir nicht selbst aus uns heraus, sozusagen aus unserem Fleisch, sondern wir gewinnen sie geistlich in der Nähe zu und im Gespräch mit Gott – als eine Frucht des Geistes.[4]

 



[1] Das flocht Ulrike Wendt ein. Vgl. Johannes 1, 47-50.

[2] Diese Frage stellte Klaus-Peter Witt.

[3] Das berichtete Georg Schmid.

[4] Vgl. dazu den Heidelberger Theologen Klaus Berger, Die Bibelfälscher, Pattloch 2013, S. 114-118. S. 117f: „Wenn die Bergpredigt also nicht auf idealistische Weise das unerreichbare Ziel vor Augen stellt, sondern die erreichbare, gnädig geschenkte Nähe, nicht die Ferne des Scheiterns, sondern vielmehr den Anteil-gebenden Gott, dann vermittelt sie Geborgenheit und nicht Überforderung, Leichtigkeit (Matt. 11, 25-30) und nicht Erschwerung.“ Vgl. auch Klaus Berger, Jesus, Pattloch 2007 (Originalausgabe 2004), S. 324-328.