Titelbild: Petrus mit dem Schlüssel, den jeder Messias-Gläubige hat - vgl. Matthäus 16,19 und 18,18. Standbild in Kapernaum, Galiläa; im Hintergrund der See Genezareth. Foto: H.H.

 

Der Weg zur Sanftmut

Teilnehmer 3: In Matthäus 5,5 frischt Jesus im Grunde Psalm 37 auf, in dem es darum geht, dass das Glück der Gottlosen vergeht, aber das der Gottgläubigen besteht.

 

Teilnehmer 4: Vielleicht gibt Psalm 37 Hinweise für den Weg der Sanftmut. Andrew Murray macht deutlich, was hier unter Sanftmut zu verstehen ist, nämlich „auf Gott harren und sich auf seinem Weg halten.“[1] Lesen wir daher Psalm 37 und die Erläuterungen von Murray insbesondere zu Vers 34.

 

Teilnehmer 2: Ich beginne. „1 Von David. Entrüste dich nicht über die Bösen, sei nicht neidisch auf die Übeltäter.“

 

Teilnehmer 3: Dazu fällt mir ein Ehepaar ein, das schon lange verheiratet ist und 3 eigene Kinder sowie 4 Pflegekinder hat. Das bedeutet sicher ein strammes selbst und gemeinsam gewähltes Arbeitsprogramm, aus dem sich jedoch die Frau jetzt verabschiedet hat, indem sie sich mit jemandem liiert hat, den sie über das Internet kennengelernt hat. Der Frau geht es jetzt sehr gut, während der Mann sich grämt,  weil er die Last jetzt alleine zu tragen hat. Können wir ihm wünschen, dass Psalm 37 seine Perspektive verändert?

 

Teilnehmer 4: Ich glaube schon, und wir sollten in unsere guten Wünsche die Frau einbeziehen, denn Psalm 37 sagt zu den „glücklichen Übeltätern“: 2 Denn wie das Gras werden sie bald verdorren, und wie das grüne Kraut werden sie verwelken.“

 

Teilnehmer 5: Im Gegensatz dazu sagt der Psalm über die, die im Blick auf den HERRN Gutes tun: „3 Hoffe auf den HERRN und tue Gutes, bleibe im Lande und nähre dich redlich.“

 

Teilnehmer 6: Die englische King-James-Bibel sagt es vielleicht noch deutlicher: „3 Trust in the LORD, and do good; so shalt thou dwell in the land, and verily thou shalt be fed.“ Im Lande bleiben zu können und gut versorgt zu sein, ist eine Folge von Gottvertrauen und der daraus fließenden guten Taten. Der Psalm enthält keineswegs eine Aufforderung, im Lande zu bleiben – im Gegenteil, oft ist es gesegnet, wie Abraham aus der gewohnten Umgebung fortzugehen.

 

Teilnehmer 7: Nichtsdestotrotz kann sich auch die an dieser Stelle leicht irreführende Luther-Übersetzung segensreich auswirken. Meine Großeltern entschieden sich aufgrund dieser Bibelstelle in der Lutherfassung, nicht an der preußischen Ost-Kolonisation in Posen teilzunehmen, und nach dem 1. Weltkrieg blieb ihnen das Schicksal erspart, von dort vertrieben zu werden.[2]

 

Teilnehmer 8: Und dann folgt ein bedeutungsvoller Satz zur Güte des HERRN, der nicht nur auf die Erfüllung unserer Bedürfnisse, sondern auch auf die Erfüllung unserer Herzenswünsche Acht gibt: „4 Habe deine Lust am HERRN; der wird dir geben, was dein Herz wünscht.“

 

Teilnehmer 9: Dabei wird die Lust am HERRN schon unsere Herzenswünsche in der richtigen Bandbreite halten.

 

Teilnehmer 10: Was heißt, dass wir dann mit unseren Herzenswünschen nicht zu zurückhaltend sein müssen.

 

Teilnehmer 11: Es folgt in der Lutherbibel ein fettgedruckter Vers, der in meiner Familie Geschichte gemacht hat: „5 Befiehl dem HERRN deine Wege[3] und hoffe auf ihn, er wird's wohlmachen“ Als ein Vetter meiner Großmutter das Auswanderungsschiff in Bremerhaven bestieg, gab ihm seine Schwester diesen Vers mit auf den Weg. Als er nach langer erfolgloser Jobsuche erst in New York und dann in Chicago abends vor einem Geschäft statt und sich fragte, ob er sich noch eine Abfuhr holen sollte, fiel ihm dieser Vers ein. Er wagte es und daraus entwickelte sich die „Rohlings Brothers Company“.[4]

 

Teilnehmer 12: Damit scheint mir auch ein weiter Begriff von Gerechtigkeit verbunden zu sein:6 und wird deine Gerechtigkeit heraufführen wie das Licht und dein Recht wie den Mittag.“

 

Teilnehmer 8: Man könnte ja frustriert sein, wenn ich zum Beispiel mit meinem Mann Heukelbach-Kalender verteile und gar nicht weiß, was dann passiert. Aber Gott wird es wohl machen, und neulich habe ich es erfahren. Einen Kalender hatte ich einer Nachbarin in den Briefkasten gesteckt. Und eine ganze Weile danach kommt diese Nachbarin auf der Einkaufsstraße völlig überraschend auf mich zu, fällt mir um den Hals und bedankt sich. Und im Büro findet sich ein Kalender auf dem Schreibtisch einer Kollegin wieder.

 

Teilnehmer 1: Und dann wiederholt der Psalmist das Eingangsthema ausdrücklich: „7 Sei stille dem HERRN und warte auf ihn. Entrüste dich nicht über den, dem es gut geht, der seinen Mutwillen treibt. 8 Steh ab vom Zorn und lass den Grimm, entrüste dich nicht, dass du nicht Unrecht tust. 9 Denn die Bösen werden ausgerottet; die aber des HERRN harren, werden das Land erben.

 

Teilnehmer 2: Jesus hat davon gesprochen, dass die Sanftmütigen das Land erben. Hier wird die Sanftmut näher beleuchtet: Auf den HERRN harren und nicht neidisch sein auf diejenigen, die jetzt das Land zu besitzen scheinen: „10 Noch eine kleine Zeit, so ist der Gottlose nicht mehr da; und wenn du nach seiner Stätte siehst, ist er weg. 11 Aber die Elenden[5] werden das Land erben und ihre Freude haben an großem Frieden.“

 

Teilnehmer 3: So sollen sich die durch ihr Vertrauen auf Gott Gerechten „nicht ins Bockshorn jagen lassen“: 12 Der Frevler droht dem Gerechten und knirscht mit seinen Zähnen wider ihn. 13 Aber der Herr[6] lacht seiner; denn er sieht, dass sein Tag kommt.“

 

Teilnehmer 4: Und dann folgt ein Vers, der zeigt, wie sich die Gerichte Gottes vollziehen. Nicht Gott straft, sondern die Frevler bringen sich selbst um: „14 Die Frevler ziehen das Schwert und spannen ihren Bogen, dass sie fällen den Elenden und Armen und morden die Frommen. 15 Aber ihr Schwert wird in ihr eigenes Herz dringen, und ihr Bogen wird zerbrechen.“

 

Teilnehmer 5: Und dann ein Vers, das es nicht auf die Quantität, sondern die Qualität des Besitzes ankommt: „16 Das Wenige, das ein Gerechter hat, ist besser als der Überfluss vieler Frevler. 17 Denn die Arme der Frevler werden zerbrechen, aber der HERR erhält die Gerechten.“

 

Teilnehmer 6: Und dann wieder die „Langfristperspektive“, an die auch Jesus in Matthäus 5,5 vermutlich vornehmlich gedacht hat: „18 Der HERR kennt die Tage der Frommen, und ihr Erbe wird ewiglich bleiben.“

 

Teilnehmer 7: Aber im gleichen Atemzug geht es auch schon wieder um „Hier und Jetzt“: 19 Sie werden nicht zuschanden in böser Zeit, und in den Tagen des Hungers werden sie satt werden. 20 Denn die Frevler werden umkommen; und die Feinde des HERRN, wenn sie auch sind wie prächtige Auen, werden sie doch vergehen, wie der Rauch vergeht.“

 

Teilnehmer 8: Und dann ein Erkennungszeichen: „21 Der Frevler muss borgen und bezahlt nicht, aber der Gerechte ist barmherzig und gibt.“

 

Teilnehmer 9: Und schon sind wir wieder beim Generalthema des Psalms 37, nämlich, wer das Heilige Land erbt: „22 Denn die Gesegneten des HERRN erben das Land[7]; aber die er verflucht, werden ausgerottet.“

 

Teilnehmer 10: Das heißt natürlich nicht, dass der HERR entscheidet, wer gesegnet ist und wer verflucht ist. Vielmehr entscheidet sich der Mensch durch seine Zuwendung zu Gott oder seine Abwendung von Gott für Segen oder Fluch. So ist auch Vers 23 zu verstehen: „23 Von dem HERRN kommt es, wenn eines Mannes Schritte fest werden, und er hat Gefallen an seinem Wege.“

 

Teilnehmer 11: Ja, die Zuwendung zu Gott führt zunehmend zur Festigung, und zwar trotz Verfehlungen in diesem Prozess: „24 Fällt er, so stürzt er doch nicht; denn der HERR hält ihn fest an der Hand. 25 Ich bin jung gewesen und alt geworden und habe noch nie den Gerechten verlassen gesehen und seine Kinder um Brot betteln. 26 Er ist allezeit barmherzig und leiht gerne, und seine Nachkommen werden zum Segen sein.“

 

Teilnehmer 12: Ja, aus der Hinwendung zu Gott oder der Beziehung zu ihm fließen dann die guten Taten und daraus wiederum Segnungen: „27 Lass ab vom Bösen und tue Gutes, so bleibst du wohnen immerdar. 28 Denn der HERR hat das Recht lieb und verlässt seine Heiligen nicht. Ewiglich werden sie bewahrt, aber das Geschlecht der Frevler wird ausgerottet. 29 Die Gerechten werden das Land ererben und darin wohnen allezeit.“

 

Teilnehmer 1: Wenn wir uns zu Gott hinwenden, macht er uns gerecht in seinem Messias mit der Folge, dass wir Miterben und Mitregenten des Messias sind: „30 Der Mund des Gerechten spricht Weisheit, und seine Zunge redet das Recht. 31 Das Gesetz seines Gottes ist in seinem Herzen; seine Tritte gleiten nicht. 32 Der Frevler lauert dem Gerechten auf und sucht ihn zu töten. 33 Aber der HERR lässt ihn nicht in seiner Hand und verdammt ihn nicht, wenn er verurteilt wird.“  Wenn er von den Menschen verurteilt wird.

 

Teilnehmer 2: Und dann kommt der Vers, den Murray „für den 12. Tag“ zugrunde legt: „34 Harre auf den HERRN und halte dich auf seinem Weg, / so wird er dich erhöhen, dass du das Land[8] erbest;“

 

Teilnehmer 3: Murray schreibt dazu: „Wenn wir uns danach sehnen, einem geschätzten Menschen zu begegnen, fragen wir nach Orten und Wegen, auf denen wir ihn finden können. Wenn wir auf Gott warten, müssen wir mit Sorgfalt darauf achten, Seine Wege einzuhalten. Sonst können wir nie erwarten. Ihn zu finden. “Du begegnest dem, der Gerechtigkeit übt und sich daran freut, jenen, die deiner Wege gedenken.“* Wir können sicher sein, dass Gott nie und nirgends zu finden ist als auf Seinen Wegen und sich dort mit größter Sicherheit von der suchenden und geduldig wartenden Seele finden lässt. “Harre auf den Herrn und halte dich auf seinem Weg, so wird er dich erhöhen.“

 

Teilnehmer 4: Da folge ich Murray nicht. Gott lässt sich nicht nur von Menschen finden, die schon auf Seinem Weg sind. Gott lässt sich nicht nur von den ganz Frommen finden.[9] Außerdem haben wir gerade in Vers 5 gelesen, dass wir dem HERRN unsere Wege anbefehlen sollen. Wir müssen ja in diesem Leben klarkommen.

 

Teilnehmer 5: Und es ist doch so, dass Gott sowohl Jesus wie auch Jesu Nachfolger dazu befähigt, die Verlorenen, die geistlich Armen zu suchen und zu finden und ihnen zu helfen, auf den Wegen Gottes zu gehen. Wenn sie sich allerdings ernsthaft auf diesen Weg machen, dann kann und wird Gott sie auch erhöhen.

 

Teilnehmer 6: Müssten wir uns von vornherein auf dem Weg Gottes befinden, widerspräche das der Einladung „Befiel dem HERRN Deine Wege ...“. Nicht wir müssen zuerst auf Seinem Wege sein, sondern wenn wir unsere Wege ihm anbefehlen, wird ER es wohl machen.[10]

 

Teilnehmer 7: Sehen wir uns den zweiten Absatz bei Murray an: „Wie eng ist die Verbindung zwischen den beiden Teilen der Anordnung; “Harre auf den Herrn“ hat mit Anbetung und innerer Haltung zu tun, “und halte dich auf seinem Weg“ mit Wandel und Tun. Das äußere Leben muss mit dem inneren in Harmonie stehen, das innere die Inspiration und Stärke für das äußere sein. Unser Gott ist es, der für unser Verhalten Seine Wege in Seinem Wort bekanntgemacht hat und uns einlädt, Ihm für Seine Gnade und Hilfe in unserem Herzen zu vertrauen. Wenn wir uns nicht auf Seinem Weg halten, kann unser Warten auf Ihn keinen Segen bringen. Der Entschluss zum völligen Gehorsam gegen Seinen gesamten Willen ist das Geheimnis des ungehinderten Zugangs zu allen Segnungen Seiner Gemeinschaft.“

 

Teilnehmer 8: Das Zusammenspiel von innerer Haltung und unserem Lebenswandel kommt bei Maria und Marta zusammen sehr gut zum Ausdruck. Auch Jakobus unterstreicht die Zusammengehörigkeit von (innerem) Glauben und (äußerem) Tun.[11]

 



[1] Andrew Murray, Warten auf Gott. Quelle geistlichen Segens. Hänssler 1980 (TELOS-Bücher; Nr. 1195: TELOS-Paperback). Murray behandelt dieses Thema am „zwölften Tag“. Jutta Richter brachte uns seine Ausführungen dazu am 12.2.2020 nahe.

[2] Das erzählte Heinrich Höfer.

[3] Zu den Wegen der „Gerechten“ und der „Gottlosen“ – Georg Schmid wies darauf hin, dass hier besser „Gesetzlose“ oder „Weisungslose“ übersetzt wird, weil sie sich nicht an die Thora halten – nannte Georg Schmid noch Psalm 1, 1 und 6; Psalm 139,24; Psalm 23,4; Psalm 119,105; Matthäus 7,13; Johannes 14,6.

[4] Das erzählte ebenfalls Heinrich Höfer.

[5] Die Sanftmütigen. Siehe King James Version: „11 But the meek shall inherit the earth; and shall delight themselves in the abundance of peace.“ Die Luther-Bibel verweist hier ausdrücklich auf Matthäus 5,5.

[6] Interessanterweise steht an dieser Stelle „Herr“ nicht in Großbuchstaben. Es dürfte von daher hier nicht Gott gemeint sein, sondern der Mensch, der sich vom Frevler nicht beeindrucken lässt – oder der Herr Jesus Christus im prophetischen Vorgriff auf kommende Zeiten. Sein Tag – der Tag des Herrn; vgl. Offenbarung 1, 10 z.B. in der Übersetzung der Interlinear - , sein Gerichtstag kam mit der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 nach Christus.

[7] Für Land in den Versen 9, 11 und 22 etc. steht in der Septuaginta das Wort γη. Γη kann auch mit Erde übersetzt werden. Wenn es aber um die Erben von γη geht, geht es um das Heilige Land. Das ist auch wichtig für das Verständnis der Offenbarung des Johannes. Vgl. Septuaginta, hrsg. von Alfred Rahlfs, Stuttgart 1935, Psalmi, S. 37. Psalm 37 der Lutherbibel erscheint dort als Psalm 36.

[8] Im Griechischen der Septuaginta: γη – das heilige Land, das alle Gläubigen gemeinsam erben.

[9] Das sagte Oliver Wurl.

[10] Das sagte Jutta Richter. Und das lesen wir schon in Vers 5 von Psalm 37, den wir bereits erörtert haben.

[11] Das betonte Jutta Richter. Vgl. auch Johannes 11,1-12,3; Lukas 10, 38-41. Und Jakobus 1, 21-25.

 

 

Teilnehmer 9: Murray fährt fort: „Achtet darauf, wie stark dies in dem Psalm zum Ausdruck kommt. Er spricht von dem Übeltäter, dem es auf seinem Weg wohlgeht, und ruft den Gläubigen auf, sich nicht zu grämen. Sehen wir Menschen um uns erfolgreich und glücklich, während sie Gottes Wege verlassen, und finden uns selbst in Schwierigkeiten oder Leiden, stehen wir in der Gefahr, uns zunächst über das so seltsam Anmutende zu ärgern, und dann nach und nach zu versuchen, unser Glück auch auf ihrem Weg zu finden. Der Psalmist sagt; “Entrüste dich nicht...hoffe auf den Herrn und tu Gutes...Sei stille dem Herrn und warte auf ihn. Entrüste dich nicht über den, dem es gut geht...Steh ab vom Zorn...Lass ab vom Bösen und tue Gutes...der Herr verlässt seine Heiligen nicht. Die Gerechten werden das Land ererben...das Gesetz Gottes ist in seinem Herzen; seine Tritte gleiten nicht.“ Dann folgt - das Wort erscheint hier zum dritten Mal in diesem Psalm - “harre auf den Herrn und halte dich auf seinem Weg." Tue, worum Gott dich bittet; Er wird mehr tun, als du jemals von Ihm erbitten kannst.“

 

 

 

Teilnehmer 10: Und dann kommt die Grundlage von allem: „Niemand sollte der Furcht Raum geben: “Ich kann mich nicht auf Seinem Weg halten.“ Dies raubt einem Menschen jegliches Vertrauen. Es ist wahr, du hast nicht die Stärke, dich auf all Seinen Wegen zu halten. Doch halte dich mit Bedacht auf denen, für die du schon Kraft erhalten hast. Gib dich willig und vertrauensvoll dazu hin, auf allen Wegen Gottes zu bleiben in der Stärke, die aus dem Warten auf Ihn erwächst. Gib dein ganzes Sein ohne Zurückhaltung und Zweifel an Gott, Er wird sich dir als Gott erweisen und in dir das bewirken, was Ihm durch Jesus Christus wohlgefällig ist. Halte dich auf Seinen Wegen, wie du sie aus Seinem Wort kennst. Halte dich auf Seinen Wegen, wie die Natur sie lehrt, während du immer tust, was recht erscheint. Halte dich auf Seinen Wegen, wie die Vorsehung sie aufzeigt. Halte dich auf Seinen Wegen, wie der Heilige Geist es nahelegt. Denke nicht an das Warten auf Gott, wenn du dich nicht bereit erklärst, auf Seinem Pfad zu wandeln. Wie schwach du dich auch immer fühlen magst, sei nur willig, und Er, der das Wollen gegeben hat, wird auch durch Seine Macht das Vollbringen wirken.“

 

 

 

Teilnehmer 11: Da sind wir nahe bei dem, was Teilnehmer 4 schon angemerkt hat.

 

 

 

Teilnehmer 12: Aber wenn Gott das Wollen und das Vollbringen gibt, was mache ich dann noch?[1]

 

 

 

Teilnehmer 1: „Ja“ dazu zu sagen.[2] Wir können es auch etwas ausführlicher beschreiben. Wie gibt denn Gott das Wollen? Doch, indem er uns als erstes zeigt, wie sehr er uns liebt, dann uns sagt, was für uns das Beste an Zielsetzung ist, und wir dann seine Liebe beantworten, indem wir wollen, was ER will. Und dann können wir es nicht vollbringen, aber er gibt uns dann doch auch dazu die Kraft.

 

 

 

Teilnehmer 2: Gott ermutigt mich. Das habe ich oft erlebt.[3]

 

 

 

Teilnehmer 12: Ja, ich erinnere mich, wie ich insbesondere in der Arbeit oft Gottes Hilfe gekriegt habe.[4]

 

 

 

Teilnehmer 3: Ich möchte aber doch noch anmerken, dass sich Murray mit Formulierungen wie „Wege, wie die Natur sie lehrt“ aufs Glatteis begibt. Die Natur ist mit der ganzen Schöpfung durch den Sündenfall pervertiert. Mal lehrt sie Gutes, mal Böses. Erst im neuen Paradies wird es aufhören, dass Tiere andere Tiere töten und fressen. Und die „Vorsehung“ ist auch ein problematischer Begriff, seit Hitler ihn in Anspruch genommen hat.

 

 

 

Teilnehmer 4: Lesen wir weiter bei Murray: “Harre auf den Herrn und halte dich auf seinem Weg.“ Es mag sein, dass das Bewusstsein des Zukurzkommens und der Sünde unseren Text zum Hindernis statt zur Hilfe beim Warten auf Gott zu machen scheint. Lasst das nicht so sein. Haben wir nicht schon mehr als einmal gesagt, dass der eigentliche Ausgangspunkt und die Grundlage des Wartens absolute und ausgesprochene Unfähigkeit[5] ist? Warum kommst du dann nicht mit allem Schlechten, das du in dir fühlst, mit jeder Erinnerung an Unwillen, Unaufmerksamkeit, Untreue und all diesen Gründen für unaufhörliche Selbstverdammnis[6]? Gib deine Kraft in Gottes Allmacht[7] und finde deine Befreiung im Warten auf Gott. Dein Versagen hat einzig und allein seinen Grund darin: du hast dich bemüht, in deiner eigenen Stärke zu überwinden und zu gehorchen. Komm und beuge dich vor Gott, bis du lernst, dass Er der allein gute Gott ist und allein etwas Gutes schaffen kann. Glaube, dass in dir und allem, was die Natur vermag, keine wahre Kraft liegt.[8] Sei damit zufrieden, von Gott in jedem Augenblick das innere Wirken Seiner mächtigen Gnade und des Lebens zu erhalten, dann wird das Warten auf Gott zur Erneuerung deiner Stärke, um Seine Wege zu gehen und nicht zu ermüden, auf Seinen Pfaden zu wandeln und nicht matt zu werden. “Harre des Herrn und halte dich auf seinem Weg“ wird dann Befehl und Verheißung in einem sein.

 

“Meine Seele, warte du nur auf Gott.

 

 

 

Teilnehmer 5: Ich glaube, jetzt haben wir alle verstanden, was Murray meint, und sind nicht nur einverstanden, sondern erleichtert: Wir müssen es nicht aus eigener Kraft wollen und vollbringen, sondern Gott schenkt uns beides, wenn wir uns seiner Liebe öffnen.

 

 

 

Teilnehmer 6: Und er wird um die trauern, die sich verschließen, und das könnte unseren Neid auf die „glücklichen Gottlosen“ verstummen lassen: „du wirst es sehen, dass die Frevler ausgerottet werden. 35 Ich sah einen Frevler, der pochte auf Gewalt und machte sich breit und grünte wie eine Zeder. 36 Da man vorüberging, siehe, da war er dahin. Ich fragte nach ihm; doch ward er nirgends gefunden.“

 

 

 

Teilnehmer 7: Es sollte uns selbst mit Ehrfurcht und Vertrauen erfüllen: 37 Bleibe fromm und halte dich recht; denn einem solchen wird es zuletzt wohlgehen. 38 Die Übertreter aber werden allesamt vertilgt, und die Frevler werden zuletzt ausgerottet.[9] 39 Aber der HERR hilft den Gerechten, er ist ihre Stärke in der Not. 40 Und der HERR wird ihnen beistehen und sie erretten; er wird sie von den Frevlern erretten und ihnen helfen; denn sie trauen auf ihn.

 

 

 

Teilnehmer 6: Nach alledem noch mal die Frage: Wie werde ich sanftmütig?

 

 

 

Teilnehmer 7: Galater 5,22 nennt Sanftmut eine Frucht des Geistes. Es ist verblüffend: Zu Beginn der Bergpredigt nennt Jesus neun Glücksfaktoren. In 1. Kor. 12 gibt es neun spezifische Wirkungsweisen des Geistes und in Galater 5 neun Früchte des Geistes. Das Glück scheint aus diesem 3x9-Paket zu bestehen. Es geht vordringlich darum, in Kontakt mit dem himmlischen Vater und seinem Wort zu sein, um daraus Weisheit und Sanftmut zu ziehen.

 

 

 

Teilnehmer 1: Von besonderer Bedeutung scheint mir dabei zu sein, von dem fleischgewordenen Wort, nämlich von Jesus, zu lernen. Das sagt Jesus ausdrücklich in Matthäus 11,29: „Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“[10]

 

 

 

Teilnehmer 2: Vielleicht darf ich folgende Zusammenfassung geben:

 

 

 

Galater 5, zwei zwei - da heißt es:

 

Sanftmut ist ´ne Frucht des Geistes.

 

Hartes durch Sanftmut zu entkrampfen,

 

heißt Wunder aus dem Boden stampfen.

 

Jesus, Mose sind die Typen,

 

die das Bild zusammen fügen.

 

Salomo, der will uns geben,

 

dass wir in diesem Erdenleben,

 

um das Erdreich zu besitzen,

 

statt in Vergeblichkeit zu schwitzen,

 

tiefe Einsicht weise finden,

 

im Schoß des Vaters sie ergründen.

 

 

 

Glück und Erfolg sind zugedacht –

 

Salomon hat´s vorgemacht.

 

Er hat´s getan und auch beschrieben,

 

weise Sprüche sind geblieben.

 

Ein bisschen mehr davon zu leben,

 

könnte heißen: Göttlich streben,

 

wenn wir dabei im Frieden bleiben

 

und rein gar nichts übertreiben.

 

 

 

Denn Sanftmut ist der beste Schlüssel

 

Für eine reich gefüllte Schüssel.

 

So spricht Jesus auf dem Berge.

 

Und das ist nichts für geistlich´ Zwerge.

 

Das ist für Glauben und Vertrauen -

 

Lasst uns auf dieses Muster bauen.

 

 

 

Doch der Weg, der ist sehr schmal:

 

zu viel, zu wenig wird zur Qual:

 

Du triff im Geist die rechte Wahl!

 

Denn davon hält der Jesus nichts:

 

Weltkinder klüger als des Lichts.

 

Du, Du sei vom Licht ein Kind,

 

das mit Salomo gewinnt!

 



[1] Die Frage stellte Jutta Richter.

[2] Das sagte Oliver Wurl.

[3] Das bekannte Georg Schmid.

[4] Das bekannte Jutta Richter.

[5] Hervorhebung hinzugefügt. Es geht darum, dass wir unsere Unfähigkeit einsehen, damit Gott in uns das Wollen und Vollbringen wirken kann. Wie Jesus in der Bergpredigt in Matthäus 5,3 sagt: Überglücklich sind die geistlich Armen, denn ihrer ist das Himmelreich – eben das Reich Gottes auf Erden, das heilige Land.

[6] Murray meint wohl: zu Gott.

[7] Wohl in dem Sinne: Gib Dich und Deine Kraft Gott hin, damit Du Deine wahre Kraft in Gottes Allmacht findest.

[8] Hier relativiert Murray selbst die Natur – siehe Teilnehmer 3 weiter oben.

[9] Sie bringen sich selbst um. Vgl. zum Beispiel 2. Chronik 20, insbesondere Vers 23. Georg Schmid wies darauf hin, dass die Frevler viele Chancen der Umkehr erhalten und erst zuletzt ausgerottet werden – oder sich selbst umbringen.

[10] Darauf wies Georg Schmid hin.