Pfingsten 2.6: Kurz zu „Wort der Weisheit“ und „Wort der Erkenntnis“

Teilnehmer 12: Bei der Aufzählung der Manifestationen werden als erste „Wort der Weisheit“ und „Wort der Erkenntnis“ genannt. Das ist bemerkenswert, denn schon im 1. Buch Mose wird von Josef gesagt, dass in ihm in außerordentlichem Maße der Geist Gottes ist, und dies wird mit Weisheit und Verständigkeit in Zusammenhang gebracht.[1]

 

Teilnehmer 1: Dass in Josef der Geist Gottes ist, fiel durch seine Traumdeutungen für den Pharao in Ägypten auf und das qualifizierte ihn für die höchste Stelle im Staat nach dem Pharao. Doch ebenso ist die Weisheit Gottes für viele andere Tätigkeiten erforderlich. In 2. Mose 28, 2-3, geht es um Anfertigung der Priesterkleidung, für die erforderlich ist, dass Gott die Handwerker mit dem Geist der Weisheit erfüllt hat.

 

Teilnehmer 2: Und in 4. Mose 11, Vers 29, wird deutlich, dass Mose wünscht, dass jeder im Volk den Geist Gottes hat. Dann wäre das ganze Gesetz, das Mose dem Volk gibt, nicht nötig, denn es ist von vornherein klar, dass sie es nicht halten (können). Als Mose das sagt, haben sie schon ein Jahr lang das Gesetz gehabt, ohne dass es entscheidende Besserungen gebracht hätte.[2]

 

Teilnehmer 3: „Wort der Weisheit“ und „Wort der Erkenntnis“ werden pointiert nebeneinander genannt. Gibt es einen Unterschied?

 

Teilnehmer 4: In den anschließenden Dialogen unserer „Pfingstserie“ sollten wir die einzelnen Manifestationen oder Erscheinungsformen des Geistes detailliert Manifestation für Manifestation behandeln. Aber vielleicht kann ja jemand spontan ein persönliches Beispiel geben?

 

Teilnehmer 9: Ja, ich hörte am PC eine Sendung über das größte Lastkraftwagenmontagewerk der Welt, nämlich das Daimler-Lastkraftwagenwerk in Wörth am Rhein. Da wusste ich plötzlich durch ein Wort der Erkenntnis, dass die einen Arzt brauchen und dass das eine Stelle für meinen Sohn Tim ist. Der ist Arzt und der war vor ein paar Monaten mit seiner Familie von Schweden ins Elsass gezogen, weil die Kinder zu Hause unterrichtet werden sollen, dies aber in Schweden und auch in Deutschland verboten ist. Aber konnte ich mir meiner Sache sicher sein? Ein Wort der Weisheit leitete mich, nach entsprechenden Stellenangeboten im Internet zu suchen, und ich fand drei für die Betriebsarztstelle in dem Lastkraftwagenwerk, die zu verschiedenen Zeiten herausgegeben worden waren. Tim bewarb sich noch rasch und wurde aus mehreren Bewerbern ausgewählt. Neulich habe ich ihn gefragt, ob ihm die Tätigkeit gefällt. Sie macht ihm Spaß. Er hat endlich ausreichend Zeit für die Patienten und noch dazu wegen der gut geregelten Arbeitszeiten genügend Zeit für die Familie.[3]

 

Teilnehmer 8: Mir fällt ein anderes Beispiel ein, und ich möchte noch einmal darauf hinweisen, dass die Worte der Weisheit und der Erkenntnis wie alle neun Manifestationen Ausprägungen der Auferstehungskraft sind, die in uns ist und die wir anfangs erwähnt haben. In unserem Hauskreis sind zwei „3-Generationen-Häuser“ vertreten. Das ist eine Lebensform, die sich nicht mehr so häufig findet, weil die Generationenkonflikte als zu groß empfunden werden. Und natürlich sind die verschiedenen Generationen mit ganz unterschiedlichen Lebensauffassungen und auch unterschiedlichen geistlichen Prägungen verbunden. Worte der Weisheit und der Erkenntnis von Gott helfen uns da, sensibel auf der einen Seite die Familieneinheit zu wahren, wozu nach 1. Korinther 13, 7, auch gehört, sich wechselseitig zu tragen und zu ertragen und mit Verständnis zu begegnen. Es gehört aber gelegentlich auch dazu, sich unziemliche Ansprüche und Vorwürfe nicht anzuziehen, sondern sich davon abzugrenzen oder besser noch, ihnen im doppelten Sinne des Wortes angemessen zu begegnen.

 

Teilnehmer 7: Mir fällt ein biblisches Beispiel für die lebenserhaltende Kraft von Worten der Weisheit ein. Als der Prophet Nathan erkennen musste, dass der Gesalbte Gottes, der König David über Israel, Ehebruch begangen und einen Mord veranlasst hatte, beauftragte ihn Gott, den König zu Reue und Umkehr zu bewegen. Doch die leiseste Kritik konnte in jener Zeit bedeuten, Kopf und Leben zu verlieren. Aber mit einem Wort der Weisheit gelang es dem Propheten, den König so anzusprechen, dass sein Herz weich wurde und er umkehrte.[4] Seine Worte trafen in das Herz eines Hirten, der für seine Schafe Bären und Löwen erschlug.[5]

 

 


[1] Vgl. 1. Mose 41, 38-39.

[2] Vgl. dazu Seth Postell, Eitan Bar, Erez Soref, Moses lesen, Jesus sehen, 2. Auflage Verlag Mitternachtsruf, Dübendorf/Schweiz, 2019, S. 69.

[3] Das berichtete Georg Schmid.

[4] Vgl. 2. Samuel 11-12.

[5] Vgl. 1. Samuel 16,11 und 17, 34-36.

 

Titelbild: Mose und Aaron vor Pharao - sprechend, was Gott ihnen aufgetragen hat. Von James Tissot, Frankreich, c. 1896-1902 - http://www.thejewishmuseum.org/onlinecollection. Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8841630.

 

Teilnehmer 5: Ich möchte ein Beispiel geben für das Zusammenwirken des Betens in Zungen, die Gott eingibt, und – ja, einem Wort der Erkenntnis oder der Weisheit? Ich war auf einer Party und betete – natürlich ohne Stimme – in Sprachen, die Gott eingibt, und dann kam ein Name in natürlicher Sprache in meinen Kopf. Der Name lautete „Frederick“. Und siehe da – ich traf auf einen Partygast namens Frederick. War das Erkenntnis? Nein, der Name wurde mir ja genannt. War es Weisheit? Auf jeden Fall war es eine totale Ermutigung, mit ihm ins Gespräch zu kommen, und er erzählte von seinen großen Problemen, vor allem, dass ihn seine Frau verlassen habe. Ich bete für ihn und ich denke, dass Gespräch hat ihm Trost gebracht.[1]

 

Teilnehmer 1: Dann will ich mal wieder eine erweiterte Übersetzung wagen: (8) Zu einem für die ganze Gemeinde zusammenfließenden Nutzen hat jeder Gläubige neun geistliche, durch den Geist in ihm begründete Fähigkeiten. Zum Nutzen aller werden durch den Geist Worte der Weisheit gegeben, die man natürlicherweise nicht hat, zu einem weiteren Nutzen Worte der Erkenntnis nach demselben Geist, (9) zu einem etwas andersartigen (heteros) Nutzen Glauben in demselben Geist – Glauben ist nämlich ausschließlich eine Sache zwischen Gott und dem Gläubigen; erst durch eine weitere Manifestation kommen Dritte in den Blick - , zu einem weiteren Nutzen Gnadengaben der Heilungen in dem einen Geist, (10) zu einem weiteren Nutzen Wirkungskräfte zu Machttaten, zu einem weiteren Nutzen prophetische Rede, zu einem weiteren Nutzen Unterscheidungen der Geister, zu einem wieder etwas andersartigen Nutzen verschiedene Arten von Zungenreden – hier ist es nämlich auch so, dass zunächst nur zwischen Gott und dem Gläubigen etwas Aufbauendes passiert, ohne  dass das schon gleich nach außen in Erscheinung tritt - , zu einem weiteren Nutzen die Auslegung von Zungen, die Gott eingegeben hat[2].

 

Teilnehmer 2: Ich muss noch einmal um der Klarheit willen nachfragen: Ihr glaubt also, dass jeder Gläubige heilen kann?[3]

 

Teilnehmer 3: Ja. Genauer gesagt: Jeder Gläubige kann Gott fragen, ob für seinen Nächsten Gaben der Heilungen bereit liegen. Und Gott kann sie ihm aufgrund der Frage oder auf andere Weise einfach geben. Dann kann der Gläubige die Gaben der Heilungen dem Nächsten übermitteln. In den Versen 7-11 ist nur im Zusammenhang mit Heilungen von Gaben die Rede.

 

Teilnehmer 4: Auf ähnliche Weise haben wir Zugang zu Offenbarungen, also zu Worten der Weisheit und der Erkenntnis und zur Unterscheidung der Geister. Hier ist allerdings nicht von Gaben die Rede. Es ist gar nicht immer weise, Offenbarungsworte an andere weiterzugeben.

 

Teilnehmer 12: Dieser Aspekt scheint mir in der ansonsten sehr geschätzten Bibelübersetzung von Karl-Heinz Vanheiden verloren zu gehen, wenn er schreibt: "Dem einen wird vom Geist das Wort der Weisheit gegeben, ein anderer kann durch denselben Geist Einsicht vermitteln." Im griechischen Text bleibt offen, ob ein Wort der Erkenntnis nur für den Empfänger bestimmt ist oder ob er es „vermitteln“, also weitergeben soll. Im Falle von Nathan und David allerdings ging es darum, eine Erkenntnis zu vermitteln, was aber ohne ein Wort der Weisheit nicht möglich war.[4]

 

Teilnehmer 5: Das ein Wort der Erkenntnis nicht unbedingt weiter gegeben werden muss, kommt denen sehr entgegen, die ohnehin nicht gerne reden. Aber da Kommunikation ein Grundelement von Gemeinde und im Zusammenleben von Menschen überhaupt ist, kann ja daran vielleicht etwas geändert werden.

 



[1] Das Beispiel erzählte Hans Steinbakke im Frühjahr/Sommer 2020.

[2] Wenn Gott das größte Geschenk (doorea; Apg. 2,38) macht, das er machen kann, nämlich das zu geben, was er selber ist, also Geist, der heilig ist, dann liegt darin eine zweifache Gnadengabe für jeden einzelnen Gläubigen:

  1. ewiges Leben (Röm. 6,23);
  2. die Befähigung, ein vollwertiges Glied des Leibes Jesu Christi zu sein, das zur eigenen Ertüchtigung und zur Ertüchtigung der Gemeinde aufgrund der in 1.Kor.12, 7 genannten Auswirkung, Manifestation oder Erscheinung des Geistes in der Welt der  Sinne in den neun in den Versen 8-10 genannten Formen in verschiedenen Ausprägungen und unterschiedlichen Schwerpunktbildungen beiträgt, die die verschiedenen Dienste (Gnadengaben für die Gemeinde) in der Gemeinde geistlich ermöglichen  (s. dazu auch die Fragen zum gesamten Kapitel 12 des 1. Korintherbriefes, anhand derer jeder überprüfen kann, ob er verstanden hat, worum es geht).

[3] Die Frage stellte BWL.

[4] Außerdem spricht Vanheiden in 1. Korinther 12 recht traditionell auch von „Geistesgaben“ und bezieht die Verse 8-10 nicht auf „Nutzen“, sondern macht aus „einem jeden“ dem einen, dem anderen usw. In Vers 7 fügt er ein „nur“ ein, die prophetische Rede in Vers 10 verkürzt er auf „Weisungen“, aus dem „Auslegen von Zungen“ wird ein „Übersetzen“.