Glück 3.4: Sanftmut wem gegenüber?

Teilnehmer 4: Dazu fällt mir Jakobus 1,19-25 ein: „Ihr sollt wissen: Ein jeder Mensch sei schnell zum Hören, langsam zum Reden, langsam zum Zorn. Denn des Menschen Zorn tut nicht, was vor Gott recht ist. Darum legt ab alle Unsauberkeit und alle Bosheit und nehmt das Wort an mit Sanftmut, das in euch gepflanzt ist und Kraft hat, eure Seelen selig zu machen. Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst. Denn wenn jemand ein Hörer des Worts ist und nicht ein Täter, der gleicht einem Menschen, der sein leibliches Angesicht im Spiegel beschaut; denn nachdem er sich beschaut hat, geht er davon und vergisst von Stund an, wie er aussah. Wer aber sich vertieft in das vollkommene Gesetz der Freiheit und dabei beharrt und ist nicht ein vergesslicher Hörer, sondern ein Täter, der wird selig sein in seinem Tun.“ [1]

 

Teilnehmer 5: Das ist sehr erhellend. Des Menschen Zorn ist nicht gut, aber ein göttlicher Zorn mag sein – langsam. Vor allem aber wird deutlich, wem die Sanftmut gilt: Gott und seinem Wort. Es geht Jesus um Sanftmut gegenüber Gott.

 

Teilnehmer 6: Und die schließt nicht aus, durch Krieg und Gewalt Land zu erobern, um auf den Besitz des Erdreiches zurück zu kommen, den Jesus in Matt. 5,5 verheißt?

 

Teilnehmer 12: Im Alten Testament konnte das jedenfalls sanftmütig sein – bis hin zur Vollstreckung des Bannes.[2] Im Neuen Testament kämpfen wir nicht mehr gegen Fleisch und Blut[3]. Zur Aufrechterhaltung der Ordnung kann es allerdings nötig sein, das Schwert zu führen.[4]

 



[1] Jakobus 1, 21-25. Während das Wort „selig“ in Vers 21 der Lutherfassung das griechische Wort sozoo ist (retten, heil machen), ist es in Vers 25 das Wort makarios (glücklich, gesegnet).

[2] Den Bann nicht oder nicht vollständig zu vollstrecken, konnte Ungehorsam und damit das Gegenteil von Sanftmut gegenüber Gott sein – vgl. 1. Samuel 15.

[3] Epheser 6, 12.

[4] Römer 13,4.

 

Titelbild: Sanftmütige und beherzte Rettung einer Schildkröte in Epirus. Foto: H.H.

 

Teilnehmer 4: Ich möchte noch auf einen anderen Zusammenhang zwischen Sanftmut und „besitzen des Erdreiches oder des Landes“ aufmerksam machen.[1] Das Land einzunehmen, ist eine Sache. Es zu besitzen, mitunter eine zweite. Wir können es nur wirklich besitzen und dauerhaft nutzen, wenn wir uns in die natürlichen und geistlichen Gesetzmäßigkeiten einarbeiten und einfühlen. Wer Erträge haben will, muss das Land, die Bäume, die Pflanzen kultivieren und pflegen. Wer das Land gewaltsam ausbeutet und zum Beispiel unbedacht die Bäume rodet, um Schiffe zu bauen, lässt Wüste entstehen.[2] Wenn Jesus den Sturm stillt oder das Brot vermehrt oder Wasser in Wein verwandelt, tut er, was er den Vater tun sieht, und macht sich die geistlichen Gesetzmäßigkeiten zunutze.

 

Teilnehmer 12: Ein Land besitzen, mag auch umfassen, auf die Zustimmung der Bewohner zählen zu können und nicht ein verhasster Tyrann zu sein.

 

Teilnehmer 5: In manchen Übersetzungen finden wir statt „besitzen“ das Wort „erben“. Dies mag auch auf eine zukünftige Dimension hinweisen. Im 1000jährigen Reich werden diejenigen, die als Zeugen Jesu Christi und des Wortes Gottes getötet wurden, unter der Führung von Jesus Christus die Erde regieren.[3] Und alle Gläubigen sind mit Abraham als dem Vater der Gläubigen Erben der Welt (Kosmos).[4] Und wer aus der Gemeinde Jesu sich bewusst bleibt, dass er ohne Jesus arm, blind und bloß ist, der wird mit Jesus auf seinem Thron sitzen.[5]

 



[1] Im Griechischen lautet Matthäus 5,5: μακαροι οι πραεις, οτι αυθοι κληρονομησουσιν την γην. Κληρονομησουσιν ist die 3. Person Plural Indikativ Futur aktiv (Guillemette S. 241) von κληρονομεω. Nach Menge-Güthling, S. 392, bedeutet es „als Anteil oder Erbteil bekommen, Erbe sein, erben; als Anteil oder Besitz erhalten, erlangen, bekommen“. Γη bedeutet u.a. 1. Erde (als Weltkörper; im Gegensatz zu Himmel, Meer oder Unterwelt; als Erdart, Erdreich, Erdboden, Erdstaub, Kreide; als bewohnter und bebauter Teil der Erde; 2. Land, Feld, Acker, Grundstück; Landschaft, Gebiet, Reich, Vaterland, Heimat – Menge-Güthling, S. 146.

[2] Auf diese Zusammenhänge wies Aha hin.

[3] Offenbarung 20, 1-4.

[4] Römer 4, insbesondere Vers 13.

[5] Offenbarung 3, 14-22.