Offenbarung 3.3: Das Sendschreiben an den Boten der Gemeinde zu Laodizea

 

Teilnehmer Leonhard: Also weiter zu dem Sendschreiben an den Boten der Gemeinde in Laodizea: „14Und dem Engel der Gemeinde in Laodizea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Schöpfung Gottes:“

 

Teilnehmer Kurt: „der Anfang der Schöpfung Gottes.“ Heißt das, dass Jesus als Erster von Gott geschaffen wurde? Oder heißt es, dass er mit Gott den Anfang der Schöpfung geschaffen hat?

 

Teilnehmer Heinrich: Es könnte weder das erste noch das zweite sein, sondern aussagen, dass ohne das Wissen, dass Jesus die Schöpfung retten wird, Gott sie nie begonnen hätte. Gott weiß von Anfang an, dass Adam die Erde nicht bewahren wird. Für Gott macht die Schöpfung nur dadurch Sinn, dass er von Anfang an auch weiß, dass Jesus sie retten wird.

 

Teilnehmer Leonhard: Ich fahre fort: „15Ich kenne deine Werke, dass du weder kalt noch warm bist. Ach dass du kalt oder warm wärest! 16Weil du aber lau bist und weder warm noch kalt, werde ich dich ausspeien[1] aus meinem Munde.“

 

Teilnehmer Kurt: Das kann doch wohl nur eine Redefigur sein, die sagt, dass der Bote der Gemeinde in Laodizea für Jesus ungenießbar ist, wenn er so bleibt, wie er ist.

 

Teilnehmer Heinrich: Ja. Das deckt sich mit dem, was Langenberg schreibt. Lange habe ich darüber gerätselt, wie denn „kalt sein“ Jesus gefallen kann. Aber es geht in der Redefigur ja um etwas, was man in den Mund nimmt, was sich aus dem „ausspeien“ ergibt. Und ein kaltes Getränk, zum Beispiel kaltes frisches Quellwasser, kann sehr angenehm sein, wenn es draußen heiß ist. Und heiß zubereitete Speisen sind eine wahre Stärkung. Aber ein ursprünglich kaltes Getränk, das schon abgestanden und lau geworden ist, oder eine heiß-warme Speise, die schon lau geworden ist, sind ekelhaft.[2] 

 

Teilnehmer Leonhard: Und schon geht es weiter im Text: „17Du sprichst: Ich bin reich und habe mehr als genug und brauche nichts!, und weißt nicht, dass du elend und jämmerlich bist, arm, blind und bloß. 18Ich rate dir, dass du Gold von mir kaufst, das im Feuer geläutert ist, damit du reich werdest, und weiße Kleider, damit du sie anziehst und die Schande deiner Blöße nicht offenbar werde, und Augensalbe, deine Augen zu salben, damit du sehen mögest.“

 

Teilnehmer Heinrich: Hier tritt eine vollkommen falsche Selbsteinschätzung des Boten zu Laodizea zutage. Er wähnt sich reich und im Überfluss, aber Jesus rät ihm, beste Dinge von ihm zu beziehen. Langenberg setzt das Reichsein etc. gleich mit der Auffassung, „die Wahrheit mit dem Löffel gefressen zu haben“, also „Erkenntnis betreffs der Stellung in Christus, der Geheimnisse Gottes und des rechten Teilens des Wortes der Wahrheit. ... Durch allerlei Auslegungskünste wird der Stand des Kämpfens und Ringens als ein gesetzlicher verachtet und abgetan. ... Man liest nur noch die eigene Literatur ... Man bildet sich ein, alle anderen belehren zu können ... .“[3]

 

Teilnehmer Kurt: Jeder, der meint, er hat es, sollte sich gewarnt wissen. Da fühle ich mich auch aufgefordert, mich zu prüfen.

 

Teilnehmer Meinhard: Der Bote soll von Jesus Gold, weiße Kleider und Augensalbe kaufen?

 



[1] Teilnehmer Kurt: Im Englischen vomit = auskotzen.

[2] Vgl. Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ..., S. 108 f.

[3] Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ..., S. 109 f.

 

 

Teilnehmer Heinrich: Ja, kaufen ohne Geld,[1] aber unter Ablegung des Hinderlichen. Das Gold des Gläubigen – gottgeheiligtes Glaubensleben im heiligen Geist; weiße Kleider – das Dienstkleid des Königspriesters; Augensalbe – damit die Augen des Herzens erleuchtet werden.[2]

 

Teilnehmer Leonhard: Und weiter: „19 Welche ich lieb habe, die weise ich zurecht und züchtige ich. So sei nun eifrig und tue Buße!“

 

Teilnehmer Meinhard: Da ist wieder das Wort von der Züchtigung. Mit welchen Mitteln?

 

Teilnehmer Georg: Na, es ist eine sprachliche Verstärkung des Zurechtweisens. Das Züchtigen geschieht wie das Zurechtweisen mit Worten – mitunter mit klaren scharfen eindeutigen Worten.

 

Teilnehmer Heinrich: Im Griechischen steht hier das Wort paideuein, von dem wir das Wort Pädagogik haben. Es geht also um Erziehung – und zwar so, wie der Vater den Sohn erzieht, an dem er Wohlgefallen hat.[3] Interessanterweise sagt Gott zu Jesus, dass er sein Sohn ist, an dem er Wohlgefallen hat.[4]

 

Teilnehmer Meinhard: Und Eifer der Umkehr und Hinwendung zu Jesus ist sicher das Gegenteil von Lauheit.

 

Teilnehmer Leonhard: „20Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich hineingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“

 

Teilnehmer Heinrich: Hier könnte es in der Tat nicht um die Herzenstür des Sünders zu seiner ersten Hinwendung zu Jesus gehen, sondern um die „Offenheit für einen bestimmten Dienst oder eine bestimmte Offenbarung“, um ein intensives Zusammenwirken und eine innige Gemeinschaft.[5] Ich mit ihm und er mit mir – das ist sozusagen Hochzeitssprache, Ganzhingabe.[6]

 

Teilnehmer Leonhard: 21Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron. 22Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!“

 

Teilnehmer Heinrich: Wer die Lauheit und Selbstgefälligkeit, gerade als Geretteter, überwindet, dem wird gegeben, mit Jesus zu regieren, wie Jesus mit Gott regiert. Durch den Schluss dieses Sendschreibens wird bestätigt, dass es sich auch beim Öffnen der Tür um die Bereitschaft zum Königspriesterdienst der Gemeinde handelt und den Dienst im Königreich des Messias.[7]

 

Teilnehmer Meinhard: Damit sind wir am Ende der einzelnen Sendschreiben und kommen dann wohl zu einer gewaltigen Gesamtschau.

 



[1] Vgl. Jesaja 55, 1. Teilnehmer Kurt: In Jesaja 55, 1 geht es aber um Wein und Milch und nicht um Gold, weiße Kleider und Augensalbe. Teilnehmer Heinrich: Der Punkt von Jesaja 55,1, den Langenberg hervorheben möchte, scheint mir der des „Kaufens ohne Geld“ zu sein. Wir können das Gold, die weißen Kleider und die Augensalbe von Jesus gar nicht bezahlen, sondern es wird uns geschenkt. Aber wir müssen es schon annehmen wollen und dafür z.B. die Hände frei haben. Auf Gott zu hören, gehört sicher dazu, und das gilt sowohl in Jesaja 55, 1 ff. wie in Offb. 3, 17-18. Teilnehmer Kurt: Und wir müssen infolge dessen, was Jesus dem Boten in Laodizea sagt, eingestehen: Wir brauchen! Und der HErr gibt. Auf was spielt der HErr eigentlich mit Gold, weißen Kleidern und Augensalbe an? Gibt es dafür Beispiele im Alten Testament? Teilnehmer Heinrich: Das wäre wohl noch etwas genauer zu ergründen. Für Langenberg steht Gold für das Glaubensleben im heiligen Geist, die weißen Kleider für den Königspriesterdienst, die Augensalbe für die erleuchteten Herzen. Vielleicht lässt sich das noch genauer belegen oder auch anders deuten.

[2] Vgl. Epheser 1, 18-19; Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ... , S. 111 ff.

[3] Vgl. Sprüche 3,12; Hebräer 12, 6; Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ... , S. 113.

[4] Vgl. Matthäus 3,17; 17,5.

[5] Vgl. Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ..., S. 114.

[6] Vgl. Rob Bell, Sex Gott, insbesondere S. 135. Johannes 17, 20-23.

[7] Vgl. Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ..., S. 115.