Leiden 4.2: Jesus verflucht den fruchtlosen Feigenbaum
Teilnehmer 3: Ok. Dann lese ich mal weiter in Markus 11, 13-14: Und er (Jesus) sah einen Feigenbaum von ferne, der Blätter hatte; da ging er hin, ob er etwas darauf fände. Und als er zu ihm kam, fand er nichts als Blätter; denn es war nicht die Zeit für Feigen. Da fing Jesus an und sprach zu ihm: Nun esse niemand mehr eine Frucht von dir in Ewigkeit![1] Und seine Jünger hörten das.“
Teilnehmer 4: Das finde ich aber eigenartig. Wenn doch gar nicht die Zeit für Feigen war, warum geht dann Jesus so hart mit diesem Baum um?[2]
[1] Der Feigenbaum gilt als ein Symbol für den Status von Israel. Vgl. Jer. 8,13; Hosea 2,14; 9,10 und 16; Joel 1,7; Jes. 34,4. Vgl. auch E.W. Bullinger, The Companion Bibel, S. 339, 1357, 1410. Das eigentliche Symbol für Israel ist hingegen wohl der Ölbaum (Fruchtenbaum?).
[2] Dies ist eine sehr, sehr berechtigte Frage, die aufmerksame Bibelleser immer wieder stellen. Sie macht deutlich, wie wichtig es für denjenigen ist, der die Bibel im Detail verstehen will, sich mit im Orient zur Zeit des Schreibens der biblischen Texte wichtigen Lebensumständen, Sitten, Gebräuchen und Ausdrucksweisen bekannt zu machen. Am 22. März 2012 brachte Christina Gemerski diese Frage ein. am 19.3.14 war es Tao Li Ma.
Titelbild: Feigenbaum. Standort: Berlin, Leydenallee 54. Foto: H.H.
Teilnehmer 5: Dies ist in der Tat nur zu verstehen, wenn man weiß, dass die Feigenbäume nicht nur Feigen tragen, sondern zunächst einmal sogenannte Frühfeigen oder auch Knospen, die gut und süßlich schmecken und zur gleichen Zeit wie die Blätter gebildet werden. Dass der Baum schon Blätter hatte, ließ Jesus vermuten, dass er auch Knospen hat.
Teilnehmer 10: Aha. Dass es noch nicht die Zeit für Feigen war, ist die Erklärung dafür, dass Jesus nahe an den Baum heran trat, um zu sehen, ob er von diesen kleinen Früchten etwas findet – eben doch so eine Art kleine Nachspeise. Die Feigen hätte er vielleicht schon von ferne sehen können, die grünen Frühfeigen nur von nahem.
Teilnehmer 11: Genau. Jesus verflucht den Baum nicht, weil er (noch) keine Feigen hat, sondern weil er keine Knospen hat, die er jetzt suchte. Leider musste er feststellen, dass der Baum keine Frühfeigen hatte, auf die er jetzt Appetit hatte, und dementsprechend auch später keine Feigen tragen würde.[1]
[1] Vgl. Die Bibel mit Erklärungen, übersetzt von Hans Bruns, 12. Auflage Gießen 1997, zugeeignet von Manfred Beeres, Erklärungen zu Markus 11, 12-21 (NT S. 85).