Offb. 2.2.1: Keine Furcht vor Bedrängnis, Lästerung und Tod

 

Leonhard: Das zweite Sendschreiben, nämlich das an Smyrna, beginnt so: „8Und dem Engel der Gemeinde in Smyrna schreibe: Das sagt der Erste und der Letzte, der tot war und ist lebendig geworden: 9Ich kenne deine Bedrängnis und deine Armut – du bist aber reich – und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden, und sind’s nicht, sondern sind die Versammlung des Satans. 10Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an[1] den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.

 

Kurt: Für die Gemeinde in Smyrna scheint das Leiden garantiert zu sein. Die englische Interlinear gibt konkret zwei große Leidenszeiten an: Die unter Nero (von 54 bis 68 Kaiser des Römischen Reiches) und unter Domitian (von 81 bis 96 Kaiser des Römischen Reiches).[2]

 

Heinrich: Wenn wir davon ausgehen, dass die Sendschreiben schlussendlich an alle Gemeinden zu allen Zeiten zwischen Pfingsten und Jesu Rückkehr gerichtet sind, dann gilt das Sendschreiben wohl für alle Gemeinden, die verfolgt werden. Auch für die Gemeinden in Deutschland zur Zeit des Nationalsozialismus. Hier waren Dietrich Bonhoeffer und viele andere getreu bis in den Tod.

 



[1] Bis an – griechisch: αχρι. Ιnterlinear: bis zum.

[2]Wikipedia, Artikel Domitian, in der Fassung vom 20. August 2021:Die Christen wurden regional zurückgedrängt, so in Rom und Kleinasien. In diesem Zusammenhang entstand die ursprünglich an sieben Gemeinden in Kleinasien gerichtete Offenbarung des Johannes (auch: Apokalypse). Die christlichen Autoren des 2. und 3. Jahrhunderts schildern Domitian als grausamen Christenverfolger. Tertullian, Eusebius von Caeserea und Laktanz nennen ihn in einer Reihe mit Nero. Bei Tertullian wird er als „halber Nero“ bezeichnet, für Eusebius ist er der zweite Christenverfolger, Laktanz reiht ihn direkt nach Nero und vor andere berühmte Verfolger wie Decius oder Diokletian ein. Zitiert nach https://www.wiki-data.de-de.nina.az/Domitian.html. Vgl. aber auch die Seite „Domitian“. In: Wikipedia – Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 13. Juni 2023, 13:20 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Domitian&oldid=234575671 (Abgerufen: 5. Juli 2023, 09:50 UTC).


 

 

 

Kurt: In dem Sinne sind die Sendschreiben sicher an uns alle zu unserer Belehrung gerichtet.

 

Richard: In Vers 9 wird auf ein Spezifikum jener Zeit hingewiesen: Die Bedrängnis, auch die ökonomische Bedrängnis, geht von den Juden aus, die sich gegen Gott und seinen Messias wenden. Sie werden aus diesem Grunde als „Nicht-Juden“ bezeichnet und als „Versammlung des Satans“.[1]

 

Heinrich: Und das Sendschreiben an den Boten für Smyrna – in dem im übrigen die ganze Gemeinde in Smyrna ausdrücklich mit dem Wort „ihr“ einbezogen wird – enthält einen wichtigen tröstlichen Hinweis: Die Bedrängnis mit ihrem Ausmaß bis zum Äußersten ist befristet. Und Jesus, der hier zu Johannes spricht, stellt sich hier als derjenige vor, der tot war und lebendig geworden ist. Das Äußerste, was passieren kann, ist die Tötung, vielleicht sogar die qualvolle Tötung. Jesus hat sie durchgemacht und wurde von Gott auferweckt und sitzt mit Gott auf dem Thron. Das ist die berechtigte Erwartung insbesondere derer, die Verfolgung erleiden.

 



[1] Vgl. J.E. Leonard, come out of her, my people, S. 33 f., unter Verweis auf Römer 9, 6-8, und Galater 3, die Verse 7-9 und 29.

 

 

Titelbild: Mädchen lästern über Mädchen. Foto: Antoine Kerfant (Tumisu), Pixabay.