Gegen falsche Propheten/innen

 

Leonhard: Neben dem großen Lob für den Boten der Gemeinde zu Thyatira gibt es auch Kritik: „20Aber ich habe gegen dich, dass du Isebel duldest, die Frau, die sagt, sie sei eine Prophetin, und lehrt und verführt meine Knechte, Hurerei zu treiben und Götzenopfer zu essen.“

 

Meinhard: Wer ist Isebel?

 

John: Mit Isebel bezieht sich Jesus auf die Frau von Ahab, eines Königs von Israel, die Israel zur Abgötterei und der damit verbundenen zügellosen Sexualität verführte oder umgekehrt von sexueller Disziplinlosigkeit zur Abgötterei.[1]

 

Uwe: Gerade habe ich von einem Beispiel von Abgötterei erfahren. Ein 45jähriger Professor für Informatik, engagiert in der Softwareentwicklung, war äußerst betroffen davon, dass eine Mitschülerin seiner Tochter tödlich verunglückte. Er suchte Trost darin zu finden, über ein Medium Kontakt mit dieser Tochter aufzunehmen. Und so sehr man sich darüber wundern mag, dass ein Wissenschaftler Kontakt zu unsichtbaren Welt sucht, ist doch der Bibelleser gewarnt, dass dieser Weg von Gott ausgeschlossen ist: Kein Kontakt mit den Toten.

 

Heinrich: Dies ist in der Tat ein Fall von Abgötterei. In seiner Not versuchte Saul, den toten Propheten Samuel über ein Medium, die Hexe zu Endor, zu beschwören. Eine teuflische Fälschung stieg auf und besiegelte seine Niederlage und sein Ende als König des Volkes Gottes. Der Kontakt zu Toten ist immer eine Fälschung – auch, wenn diese Toten von selbsternannten Stellvertretern Christi heilig gesprochen worden sein sollten. Ach ja, ich erinnere mich an eine gute Frau, der ich sogar ein altes Auto zu verdanken hatte, die ihren verstorbenen Mann regelmäßig um Vergebung bat, wenn sie mit einem katholischen Mönch geschlafen hatte.

 

Leonhard: Jetzt aber weiter im Text: „21Und ich habe ihr Zeit gegeben, Buße zu tun, und sie will sich nicht bekehren von ihrer Hurerei.“

 

Meinhard: Eine Prophetin und Hurerei?

 

Leonhard: Die sagt!, dass sie eine Prophetin ist. Natürlich keine Prophetin Gottes, sondern eine des Satans. Aber mindestens im frühen Stadium wohl nur im heiligen Geist zu durchschauen oder zu unterscheiden.

 



[1] Vgl. 1. Könige 16, 29 – 19, 18. Vgl. John Stott, The Incomparable Christ, S. 179 f. Vgl. auch John Paul Jackson, Unmasking the Jezebel Spirit, Streams Books, Flower Mound, Texas, 2014.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Isebel und Ahab treffen Elia in Naboths Weingarten. Gemälde von Sir Francis Dicksee (1853-1928), entnommen dem Wikipedia-Artikel "Isebel" am 09.07.2023.

 

 

 

Heinrich: Heinrich Langenberg betont, dass bei ihr die Hurerei sogar noch vor der Abgötterei steht,[1] wobei es beim Götzenopfer eben nicht nur um die Frage geht, ob Fleisch vom Götzenopfer, das auf dem Fleischmarkt angeboten wird, von Gläubigen gegessen werden darf. Dazu hat Paulus Befreiendes gesagt.[2] Es geht hier offenbar um die Teilnahme am Götzenopfer als Götzenopfer – und der damit möglicherweise eng verbundenen Hurerei.

 

Leonhard: Doch auch ihr, die vielleicht sogar wiedergeboren ist, hat der Herr Zeit gegeben, umzusinnen, also Buße zu tun. Aber sie hat sich entschieden, nicht umzusinnen. Diese Tatsache, dieses Faktische, wird dadurch ausgedrückt, dass das „nicht umsinnen“ in der grammatischen Form des Aorist steht.[3] Das Gerichtshandeln des HErrn persönlich muss folgen: „22Siehe, ich werfe sie aufs Bett und mit ihr jene, die die Ehe gebrochen haben, ich stürze sie in große Trübsal, wenn sie sich nicht bekehren von Isebels Werken, 23und ihre Kinder will ich mit dem Tode schlagen.“

 

Meinhard: Der HErr tötet?

 

Heinrich: Das würde ich mal dahingestellt sein lassen. Vielleicht reicht es, dass der HErr für jemanden, der sich einem gottgewollten Umsinnen verweigert, nichts mehr tun kann und ihn dem Satan überlassen muss, ja, vielleicht sogar ihn dem Satan übergeben muss.[4] Mit den Kindern dürfte im übrigen die geistige Brut der Isebel gemeint sein.[5]

 

Leonhard: Auf jeden Fall wird der HErr kommen und für Klarheit sorgen: „Und alle Gemeinden sollen erkennen, dass ich der bin, der Nieren und Herzen erforscht, und ich werde geben einem jeden von euch nach euren Werken.“

 

Heinrich: Das persönliche Eingreifen des HErrn z.B. durch eine Offenbarung an einen treuen Knecht zeigt, dass die isebelsche Verführung so versteckt und schleichend ist, womöglich mit verhätschelnden Argumenten der Liebe für alle und jeden daherkommt, dass sie schwer durchschaubar ist und die „Gutmenschen“ ihr mit voller Überzeugung unterliegen.[6]

 

Paul: Mir ist der Gedanke wichtig, dass der HErr einem jeden nach seinen Werken gibt. Das gilt auch für diejenigen, die im Auftrag des HErrn den Geist der Isebel, der im übrigen Männer wie Frauen befallen kann, enttarnen und die Belohnung erhalten, die in den Versen 26-28 beschrieben ist.[7]

 

Leonhard: Dann lese ich mal weiter: „24Euch aber sage ich, den andern in Thyatira, die solche Lehre nicht haben, die nicht erkannt haben die Tiefen des Satans, wie sie sagen: Ich werfe keine andere Last auf euch; 25doch was ihr habt, das haltet fest, bis ich komme.“

 

Heinrich: Diese Verse setzen den Akzent deutlich anders als Bruder Paul. Es ist gar nicht die Aufgabe derer, die dem Typ Isebel nicht folgen und nicht an verführerischen Tiefen oder Weisheiten Satans interessiert sind, diese zu bekämpfen. Es ist genug, dass sie damit leben müssen. Doch sie halten fest, was sie haben, und lassen sich nicht beirren. Sie gehen ihren Weg, durch Absonderung von Isebel und ihren Nachfolgern bzw. Kindern.[8] Mehr dazu im nächsten Abschnitt.

 



[1] Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ..., S. 79.

[2] Vgl. 1. Korinther 8, 1-13; Römer 14, 14-23.

[3] So Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ..., S. 80.

[4] Vgl. 1. Korinther 5, 1-6. Der HErr muss es auch tun, damit „ein wenig Sauerteig nicht den ganzen Teig durchsäuert“. 1. Korinther 5, 6-13.

[5] Vgl. Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ..., S. 81.

[6] Vgl. Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ..., S. 81.

[7] John Paul Jackson, Unmasking the Jezebel Spirit, Flower Mound Texas 2014, S. 26 f.

[8] Vgl. Heinrich Langenberg, Die Apokalypse ..., S. 82 f.