Glücksfaktor Nr. 1: Das Reich der Himmel - Wie gelangen wir Hinein? Römer 9,30 - 10,13

Teilnehmer 4: Also nochmal: Wie genau kommen wir denn nun in das Reich der Himmel?

 

Teilnehmer 5: Der schmale Weg, von dem Jesus gegen Ende der Bergpredigt in Matthäus 7, 13-27, spricht und den wir schon mehrfach z.B. mit dem Begriff der Wiedergeburt angedeutet haben, scheint mir in Römer 9, 30 bis Römer 10, 17 ziemlich präzise beschrieben zu sein.

 

Teilnehmer 1: Oh je, der schmale Weg - den finden ja nur wenige. Ich zitiere aus Matthäus 7 die Verse 13 und 14: "13 Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen. 14 Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden!"

 

Teilnehmer 2: Vielleicht darf ich das etwas relativieren. Jesus spricht hier zu dem Israel seiner Generation. Damit will ich nicht sagen, dass uns das nichts angeht - im Gegenteil; davor hat schon Paulus im Römerbrief, Kapitel 11, 17-36, gewarnt. Aber bereits in Matthäus 8, Verse 11-12, spricht Jesus von vielen, die ins Himmelreich kommen werden: "11 Aber ich sage euch: Viele werden kommen von Osten und von Westen und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen; 12 aber die Kinder des Reichs werden hinausgestoßen in die äußerste Finsternis; da wird sein Heulen und Zähneklappern."

 

Teilnehmer 3: Dem entnehme ich aber noch eine andere wichtige Information. Irgendwann werden im Himmelreich viele aus Ost und West mit den Erzvätern Israels zu Tische sitzen. Dieses Stadium des Himmelreiches ist offenbar noch nicht gekommen.

 

Teilnehmer 4: Offensichtlich nicht. Noch ist das Himmelreich in erster Linie inwendig in uns - Gerechtigkeit und Friede und Freude in dem heiligen Geist. Aber meine Frage ist ja - Stadium hin oder her - , wie wir überhaupt in das Reich der Himmel oder das Reich Gottes kommen.x)

 

Teilnehmer 6: Dann lesen wir doch den von Teilnehmer 5 genannten Abschnitt von Römer 9, 30 bis Römer 10, 17. Ich beginne mal: 30Was sollen wir nun hierzu sagen? Das wollen wir sagen: Die Heiden, die nicht nach der Gerechtigkeit trachteten, haben die Gerechtigkeit erlangt; ich rede aber von der Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt.

 

Teilnehmer 7: Moment mal. Hier geht es um Gerechtigkeit. Wir wollten aber doch darüber reden, wie man in das Reich der Himmel gelangt.

 

Teilnehmer 8: Ja genau. In das Reich der Himmel oder in das Reich Gottes gelangen nur die, die gerecht sind.

 

Teilnehmer 9: Und wieso erlangen nun die Heiden, oder genauer übersetzt die Völker außerhalb Israels, die Gerechtigkeit, zumal sie gar nicht danach getrachtet haben?

 

Teilnehmer 10: Eben aus Glauben – und wir werden noch sehen, was der Inhalt dieses Glaubens ist, den offenbar das Israel zur Zeit des Paulus nicht hatte: „31Israel aber hat nach dem Gesetz der Gerechtigkeit getrachtet und hat es doch nicht erreicht. 32Warum das? Weil es die Gerechtigkeit nicht aus dem Glauben sucht, sondern als komme sie aus den Werken. Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes, 33wie geschrieben steht (Jesaja 8,14; 28,16): »Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.«“

 

Teilnehmer 11: Wer oder was ist dieser Stein des Anstoßes oder Fels des Ärgernisses?

 

Teilnehmer 12: Es ist kein anderer als der HErr Jesus Christus. Wer an den glaubt, wie es viele Völker tun, getan haben und womöglich wieder tun, soll nicht zuschanden werden, sondern gerecht gesprochen werden.

 

Teilnehmer 1: Dieses wünscht Paulus natürlich auch mit aller seiner Kraft dem Volk Israel, dem er entstammt: „1Liebe Brüder, meines Herzens Wunsch ist und ich flehe auch zu Gott für sie, dass sie gerettet werden. 2Denn ich bezeuge ihnen, dass sie Eifer für Gott haben, aber ohne Einsicht. 3Denn sie erkennen die Gerechtigkeit nicht, die vor Gott gilt, und suchen ihre eigene Gerechtigkeit aufzurichten und sind so der Gerechtigkeit Gottes nicht untertan. 4Denn Christus ist des Gesetzes Ende[1]; wer an den glaubt, der ist gerecht.“

 

Teilnehmer 2: Und sehr erstaunlich, dass sich Paulus dabei auf Mose berufen kann: 5Mose nämlich schreibt von der Gerechtigkeit, die aus dem Gesetz kommt (3.Mose 18,5): »Der Mensch, der das tut, wird dadurch leben.« 6Aber die Gerechtigkeit aus dem Glauben spricht so (5.Mose 30,11-14): »Sprich nicht in deinem Herzen: Wer will hinauf gen Himmel fahren?« – nämlich um Christus herabzuholen –, 7oder: »Wer will hinab in die Tiefe fahren?« – nämlich um Christus von den Toten heraufzuholen –, 8sondern was sagt sie? »Das Wort ist dir nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen.« Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen.“

 

Teilnehmer 3: Das verstehe ich überhaupt nicht. Nach Vers 5 schreibt doch Mose gerade von der Gerechtigkeit, die aus dem Tun des Gesetzes kommt.

 

Teilnehmer 4: Das Erstaunliche ist, dass Mose schon vorausgesehen hat, dass Israel das Gesetz nicht wird einhalten können. Wir sollten den Kontext der von Paulus zitierten Stelle in Mose 5 lesen.

 

Teilnehmer 5: Dann beginne ich mal mit 5. Mose 29, Vers 24: „24Dann wird man sagen: Darum, weil sie den Bund des HERRN, des Gottes ihrer Väter, verlassen haben, den er mit ihnen schloss, als er sie aus Ägyptenland führte, 25und sind hingegangen und haben andern Göttern gedient und sie angebetet, Götter, die sie nicht kennen und die er ihnen nicht zugewiesen hat, 26darum ist des HERRN Zorn

entbrannt[xx]gegen dies Land, dass er über sie hat kommen lassen alle Flüche, die in diesem Buch geschrieben stehen. 27Und der HERR hat sie aus ihrem Lande gestoßen in großem Zorn, Grimm und ohne Erbarmen und hat sie in ein anderes Land geworfen, so wie es heute ist.“

 

Teilnehmer 6: So wie es heute ist?

 

Teilnehmer 7: Ja, zu dem „heute“, zu dem Mose spricht, also noch auf dem Weg von Ägypten nach Israel, ist das Volk in der Wüste Sinai, „in einem anderen Land“. So wird es aus seiner Sicht auch in Zukunft wieder sein. Das Volk Israel wird leider nicht in dem Land bleiben, in das Mose sie zu führen gedenkt und in das Josua sie dann hineinführt. Doch das bleibt noch verborgen, denn das naheliegende Ziel ist, möglichst lange in dem gelobten Land zu bleiben. Weiter in 5. Mose 29: „28Was verborgen ist, ist des HERRN, unseres Gottes; was aber offenbart ist, das gilt uns und unsern Kindern ewiglich, dass wir tun sollen alle Worte dieses Gesetzes.“

 

Teilnehmer 8: So beschreibt Mose nicht genau, unter welchen Umständen sie das Land, dass sie demnächst einnehmen, wieder verlassen müssen. Aber er beschreibt schon ihre Rückkehr in 5. Mose 30: „1Wenn nun dies alles über dich kommt, es sei der Segen (der tritt bald ein) oder der Fluch (der später kommt), die ich dir vorgelegt habe, und du es zu Herzen nimmst, wenn du unter den Heiden bist, unter die dich der HERR, dein Gott, verstoßen hat, 2und du dich bekehrst zu dem HERRN, deinem Gott, dass du seiner Stimme gehorchst, du und deine Kinder, von ganzem Herzen und von ganzer Seele in allem, was ich dir heute gebiete, 3so wird der HERR, dein Gott, deine Gefangenschaft wenden und sich deiner erbarmen und wird dich wieder sammeln aus allen Völkern, unter die dich der HERR, dein Gott, verstreut hat. 4Wenn du bis ans Ende des Himmels verstoßen wärst, so wird dich doch der HERR, dein Gott, von dort sammeln und dich von dort holen 5und wird dich in das Land bringen, das deine Väter besessen haben, und du wirst es einnehmen, und er wird dir Gutes tun und dich zahlreicher machen, als deine Väter waren.“

 

Teilnehmer 9: Und Mose beschreibt, welcher Art die erforderliche Bekehrung sein wird: „6Und der HERR, dein Gott, wird dein Herz beschneiden[2] und das Herz deiner Nachkommen, damit du den HERRN, deinen Gott, liebst von ganzem Herzen und von ganzer Seele, auf dass du am Leben bleibst.“

 

Teilnehmer 10: Und diesmal werden die Bekehrung sowie das folgende Glück und der folgende Segen perfekt sein: „7Aber alle diese Flüche wird der HERR, dein Gott, auf deine Feinde legen und auf die, die dich hassen und verfolgen. 8Du aber wirst umkehren und der Stimme des HERRN gehorchen, dass du tust alle seine Gebote, die ich dir heute gebiete. 9Und der HERR, dein Gott, wird dir Glück geben zu allen Werken deiner Hände,[3] zu der Frucht deines Leibes, zu den Jungtieren deines Viehs, zum Ertrag deines Ackers, dass dir's zugute komme. Denn der HERR wird sich wieder über dich freuen, dir zugut, wie er sich über deine Väter gefreut hat, 10weil du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchst und hältst seine Gebote und Rechte, die geschrieben stehen im Buch dieses Gesetzes, wenn du dich bekehrst zu dem HERRN, deinem Gott, von ganzem Herzen und von ganzer Seele.“

 

Teilnehmer 11: Und dann folgen die von Paulus zitierten Verse über die Art, wie Gott die Bekehrung oder die Beschneidung des Herzens vollbringt: „11Denn das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern. 12Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer will für uns in den Himmel fahren und es uns holen, dass wir's hören und tun? 13Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir's hören und tun? 14Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.“

 

Teilnehmer 12: Darf ich in aller Bescheidenheit fragen: Warum nicht gleich so?

 

Teilnehmer 1: Weil es dazu eines Erlösers, eines zweiten Josua, eines Jesus von Nazareth bedarf, durch den das prophetische Wort aus 1. Mose 3, 15 vom Samen der Frau Wirklichkeit wird, der der Schlange den Kopf zertritt. Und es bedarf einer Maria, die diesen Samen empfängt, mit dem das Wort Gottes Fleisch wird.

 

Teilnehmer 2: Ich wiederhole noch einmal 1. Mose 30, 11-14, in den Worten, wie Paulus diese Worte mit den entsprechenden Einschüben in Römer 10 zitiert: »Sprich nicht in deinem Herzen: Wer will hinauf gen Himmel fahren?« – nämlich um Christus herabzuholen –, 7oder: »Wer will hinab in die Tiefe fahren?« – nämlich um Christus von den Toten heraufzuholen –, 8sondern was sagt sie? »Das Wort ist dir nahe, in deinem Munde und in deinem Herzen.« Dies ist das Wort vom Glauben, das wir predigen.“

 

Teilnehmer 3: Aha. Niemand, und auch nicht die Juden, können durch ihr Trachten nach Gesetzestreue Christus vom Himmel herabholen oder aus dem Totenreich heraufholen, sondern durch Gottes Willen ist der Mensch Jesus von Nazareth gezeugt oder geschaffen, hat die Herrlichkeit des Reiches Gottes durch Predigten, Heilungen und Wunder gezeigt, musste leiden und sterben, ist auferstanden und wird gepredigt zur Beschneidung unseres Herzens.

 

Teilnehmer 4: Und jetzt können wir fortfahren: „9Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr[4] ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. 10Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. 11Denn die Schrift spricht (Jesaja 28,16): »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.« 12Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. 13Denn »wer den Namen des Herrn anrufen[5] wird, soll gerettet werden« (Joel 3,5).

 

Teilnehmer 5: Diesen Vorgang finde ich so aufregend und revolutionär, dass ich doch noch einmal vergegenwärtigen möchte, was wir hier in den Blick nehmen. Da kündigt Jesus in seiner Bergpredigt an, dass die Armen im Geist, die geistlich Armen, die ihre Armut vor Gott sehen, die vollkommen ihren Mangel kennen, etwas zur Gerechtigkeit vor Gott beitragen zu können, dass die glückselig werden, weil ihnen das Reich der Himmel gehört, weil sie Teil haben am Reich der Himmel und Teil des Reiches Gottes sind oder werden. Wie kann das gehen?

 

Teilnehmer 6: Gott selbst begegnet diesem Mangel von uns Menschen, etwas zu unserer Gerechtigkeit vor Gott beitragen zu können. Mit anderen Worten: er selbst sorgt dafür, dass wir nicht mehr in Feindschaft mit Gott leben, denn "ungerecht" sein bedeutet, in gebrochener Gemeinschaft mit Gott zu leben.

 

Teilnehmer 7: Aber wie macht er das? Wie begegnet Gott unserem Unvermögen, uns selbst gerecht zu machen?

 

Teilnehmer 8: Er gestaltet unsere Herzen um. Er beschneidet unsere Herzen. Er selbst kommt uns nahe, so nahe, dass wir Ihn sehen können in Seiner Liebe. Indem er sich selbst, sein Wort, in Christus Fleisch werden lässt. Er erschafft in Maria einen Menschen, der – wie Adam - ohne die Last der Erbsünde ist, der neu im Gehorsam zu Gott anfängt und – im Gegensatz zu Adam – ohne Sünde bleibt.[6]

 



[1] Τελος νομου auch: Ziel des Gesetzes.

[2] Vgl. dazu auch Römer 2,29; Philipper 3,3; Kolosser 2,11.

[3] Hervorhebung hinzugefügt.

[4] Wie Apostelgeschichte 2, 34-36, in Verbindung mit Psalm 110,1 zu entnehmen ist, ist Jesus der HErr und Messias der Menschheit, der von Gott auferweckt wurde, und nicht der HERR Jahwe, der Schöpfer der Himmel und der Erde.

[5] Hervorhebung hinzugefügt.

[6] Vgl. Hebr. 4,15.

 

x) Wie bereits an anderer Stelle ausgeführt, werden die Begriffe "Reich der Himmel", Himmelreich, Reich Gottes in der Bibel synonym gebraucht. Matthäus bevorzugt „Reich der Himmel“, während Markus und Lukas in identischen Zusammenhängen vom „Reich Gottes“ sprechen.

 

xx)Statt „Zorn, der entbrennt“ kann auch „Trauer, die bekümmert“ übersetzt werden. Vgl. Adrian Ebens, Agape, maranathamedia 2018, S. 99 f., S. 111 ff. Das hebräische Wort „af“ bedeutet im Grunde „Nasenöffnung“, durch die man sowohl im Zorn wie im Leid schnell und schwer atmen mag.

 

Titelbild: Soll ich? Will ich mich auf den - schmalen - Weg machen? Foto: brenkee@brenkee.hu

 

Generelle Anmerkung: Wir folgen mehr und mehr der Praxis der von Martin Luther autorisierten Bibelausgaben, HErr mit zwei Großbuchstaben am Anfang zu schreiben, wenn Jesus Christus gemeint ist, HERR nur in Großbuchstaben zu schreiben, wenn Gott gemeint ist, und wie gewöhnlich "Herr" zu schreiben, wenn sonstige Herren gemeint sind.

 

Teilnehmer 9: Ja, dieser Mensch ist tatsächlich ganz Mensch, den man sogar töten kann und der Angst davor hat und doch im Gehorsam bleibt – der nur tut, was er den Vater tun sieht, also seinen Willen lebt. Bisher blieb Gott doch den Menschen irgendwie fern,  so fern, dass wir ihn nur verschwommen sehen konnten und uns Sein Bild immer wieder entglitt, etwa das Bild oder das Wesen, das uns in Seinem Wort begegnet.

 

Teilnehmer 10: Ja, das macht die Geschichte der Juden klar. Auch das Gott geatmete Wort kann in der Gottesferne die Art Eifer im Menschen erzeugen, die ihn von Gott wegführt, anstatt zu Ihm hin: das ist der Eifer, dieses Gott geatmete und Gott atmende Wort bis ins Letzte zerlegen und begreifen und analysieren zu können und gesetzlich befolgen zu müssen. In dieser Art Eifer vergisst der Mensch seine geistliche Armut und  wähnt sich in dieser Erkenntniskraft geistlich reich.[1]

 

Teilnehmer 11: So zogen die Pharisäer aus der schrecklichen babylonischen Gefangenschaft die Konsequenz, das Gesetz des Mose mit vielen, vielen weiteren Vorschriften zu ergänzen, um ganz sicher zu gehen, es auf jeden Fall einzuhalten.[2] Doch gerade dadurch ging der Kern verloren – die Veränderung des Herzens. Auf diese Weise war die Beschneidung des Herzens nicht zu erreichen, im Gegenteil.

 

Teilnehmer 12: So musste es zu dem kommen, was Paulus über seine jüdischen Brüder in Römer 10, 2 schreibt: "Denn ich bezeuge, dass Eifer um Gott sie haben, aber nicht nach rechter Erkenntnis, denn nicht kennend die Gottes Gerechtigkeit und die eigene Gerechtigkeit suchen aufzurichten, der Gerechtigkeit Gottes nicht haben sie sich unterworfen. Denn das Telos/Ziel/die Erfüllung des Gesetzes ist CHRISTUS zur Gerechtigkeit für jeden."[3]

 

Teilnehmer 1: Welch ein „Teufelskreis“: Hört ein Mensch mit einem noch nicht von Gott beschnittenen Herzen Gottes Wort und selbst das Evangelium von Christus, kommt er gleich wieder in den Eifer des Leistenwollens und fragt: Wo kriege ich diesen Christus her? Wie kann ich seiner habhaft werden? Oh, vom Himmel muss ich ihn holen.....ah, aus dem Abgrund ist er zu holen.....das kriege ich schon hin....und schon ist er dabei, Systeme und Wege zu entwerfen und zu bauen, um Christus, den archimedischen Punkt, den Kasus knacktus auf eigenen Wegen nahe zu sich zu holen.

 

Teilnehmer 2: Doch lässt sich der „Teufelskreis“ auflösen. Wenn der Mensch nicht schon ganz gefangen ist von seinem Eifer, Christus, den Erlöser, auf den eigenen Wegen in seine Nähe zu holen und doch noch einmal seine Augen erhebt zum Himmel, zu Gott, ihn anruft, dann kann es geschehen, dass er in unendlich liebende Augen schaut und die Worte hört: Du Mensch, es ist schon geschehen. Dir ist das Wort (rhema)[4] schon nahe, ich habe es dir schon nahe gebracht. Suche nicht in Himmeln und Abgründen -  in dir, in deinem Mund, in deinem Herzen findest du es. Dieses Wort ereignet sich zwischen uns, es ist ein Wort der Begegnung, ein Wort Gottes, das zu Dir spricht.

 

Teilnehmer 3: Und dann kommt es darauf an, wie Du damit umgehst. Du brauchst doch nichts zu tun außer, es in Dir und aus Dir heraus Gestalt werden zu lassen: im Aussprechen und Bekennen, im Erkennen und Bekennen: "Diese Nähe ist mir geschehen. Diese Nähe ist mir geschenkt, oh DU mein Gott. Dein Sohn ist  dieses Begegnungswort, lebendig gewordenes Wort, Fleisch gewordenes Wort. In Ihm lebt jedes Gott geatmete Wort und lebt zu mir hin. Das, was ich niemals erfassen konnte, wird mir geschenkt in Ihm, durch Ihn.“

 

Teilnehmer 4: Ja, Jesus meistert die Situation, meine unendliche Gottesferne in Gottesnähe zu verwandeln. Er ist der Meister, Er ist der Herr. Ich beherrsche  diese Situation nicht, ich kann ihn nicht herbeiholen, nicht die Gottesnähe herbeiholen. Er ist gekommen. Er ist zu mir gekommen, zu Dir, zu uns allen.

 

Teilnehmer 12: Unser Teil ist dann, ihn zu ergreifen. Da müssen wir gar nicht viel nachdenken. Wir dürfen es einfach tun, wie es Kinder tun, die merken: Da ist einer, an den will ich ran. Und nichts und niemand soll mich davon abhalten, noch nicht einmal seine Apostel, so wie es in Markus 10, 13-16, beschrieben istWer das Reich Gottes nicht empfängt wie ein Kind, der wird nicht hineinkommen.“ [5] Das gilt es näher zu untersuchen.

 

 

 



[1] Das gab Aha zu bedenken.

[2] Diesen Hinweis gab Georg Schmid.

[3] Frei nach Interlinear.

[4] Georg Schmid hat uns darauf hingewiesen, dass die griechische Vokabel für „Wort“ in Römer 10,8 ρημα ist: Ein Ausspruch, ein Spruch, ein Satz, eine Äußerung, ein prägnantes Wort, eine Erzählung, eine Kunde – vgl. Menge-Güthling, S. 614. Das rhäma-Wort fällt ins Herz und der Mensch entscheidet, ob er es in sein Leben integriert oder vergisst. Das rhäma ist nicht das gesamte Gedankengebäude, der Logos.
Hans Steinbakke übersetzt dazu Folgendes aus der Norwegischen Studienbibel zu Hebräer 4,11-13 unter dem Titel „Der Unterschied zwischen Rhema und Logos“: Dieser Text gehört zu den wichtigsten Texten, wenn es darum geht, den Ruf des Glaubens  zu erkennen, das Wort Gottes zu „bekennen“. Hier wird man darüber unterrichtet, das Israel die Verheißung Gottes verwarf, und das führte dazu, dass  eine ganze Generation in der Wüste starb, ohne das Erbe einzunehmen, das Gottes für sie vorgesehen hatte. Hier beschreibt sich die Bibel selbst: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam“ Der Ausdruck für „Wort“ ist in diesem Fall das griechische Wort „Logos“, das normalerweise einen vollständigen Gedanken ausdrückt und wird für Die Heilige Schrift verwendet. Es unterscheidet sich vom „Rhema“, das normalerweise ein Wort beschreibt, das in einer aktuellen Situation gesprochen oder gegeben wird. Dies deutet den Unterschied zwischen der ganzen Bibel und den einzelnen Verheißungen an, an die der Heilige Geist uns aus dem Wort Gottes erinnern kann. Wenn du einem Bedürfnis, wenn du Anfechtungen oder Schwierigkeiten gegenübersteht, können die Verheißungen Gottes ein Rhema für dich werden, das heißt, eine Waffe des Geistes, „das Wort Gottes“ (Epheser 6, 17). Die Autorität besteht darin, dass dieses „Wort“ aus der Bibel kommt - dem Wort Gottes -, dem vollständigen Logos. Die unmittelbare Bedeutung ist, dass Er zu deiner Seele durch seinen Geist „gesprochen“ hat oder „spricht“, und, dass er auf die gleiche Weise, wie Er bei den Israeliten Glauben hervorbrachte, indem Er ihnen das Erbe zeigte, es auch bei uns tut.

Das Bekenntnis des Glaubens hat nicht seine Stärke in menschlicher Willenskraft, sondern in dem göttlichen Willen, der durch die ganze Schrift offenbart ist - der Logos (das vollständige Wort), in der man ein Rhema („Verheißungswort“) findet, das in der Stunde der Not benutzt werden kann. Logos ist die ganze Bibel und Rhema ist ein Vers aus der Bibel.

[5] Markus 10, 13-16. Vgl. auch Matthäus 19, 13-15, und Lukas 18, 15-17, sowie Matthäus 18, 1-5; Markus 9, 33-37 und Lukas 9, 46-48.

[6] Idisb, Arbeitsblätter aufbruch leben für die Seelsorgewoche 2018, Willkommen!.

[7] Vgl. ebenda.

[8] Lukas 18, 18-27.

[9] Markus 10, 21.

[10] Vgl. auch die Predigt Jesu auf dem ebenen Felde in Luk. 6, hier insbesondere Vers 24. Einer, der seinen ganzen Reichtum weggeben hat, um den göttlichen Sinn oder das Glück des Lebens zu finden, nämlich den Willen Gottes zu tun, ist der Philosoph Ludwig Wittgenstein. Vgl. dazu Wolfram Eilenberger, Zeit der Zauberer, Das große Jahrzehnt der Philosphie 1919-1929, 5. Auflage Klett-Cotta 2018, S. 53 ff., insbesondere auch S. 59. Das Buch von Eilenberger trat durch Katharina Schwarze, Patentochter des Hauskreissekretärs, ins Blickfeld.

[11] Vgl. Markus 9, 42; Matthäus 18, 6-9; Lukas 17, 1-2.

[12] So wie die Juden die Erlösung von einem falsch verstandenen „Leistungsgesetz“ brauchten, so auch die anderen Völker von vielen „Gesetzen“. Das war der Predigt von Joachim Lenz, Berliner Stadtmission, an Heiligabend 2016 im Berliner Hauptbahnhof zum „Weihnachtsevangelium“ nach Galater 4, 4-7, zu entnehmen. Insbesondere nannte er das „Gesetz“, das da lautet: „Haste was, dann biste was.“ Der gnädige Gott hat Anderes im Sinn.

[13] Χωρις κηρυσαντος – ohne einen Verkündenden. Interlinear S. 691.

[14] Κηρυξωσιν - sie sollen verkündigen. Interlinear S. 691.

[15] Ακοη – Gehör, Ohr, Hören, das Gehörte, Kunde, Nachricht etc. Vgl. Menge-Güthling, S. 28.

[16] Matthäus 13, 1-9 und 18-23.

[17] Ακοη – das Gehörte.

[18] Wiederum ακοη.

[19] Παντι ρηματι – allen Worten, jedem Wort.