Pfingsten 3.4:  Noch einmal: Herrlichkeit – was ist das?

Teilnehmer 11: Lesen wir weiter in Johannes 17, also jetzt Vers 4: „Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.“

 

Teilnehmer 5: Schon wieder die Herrlichkeit. Ich habe das noch nicht wirklich verstanden. Was heißt hier „Herrlichkeit“? Was ist das? Und wieso hatte er die beim Vater, ehe die Welt war?[1]

 

Teilnehmer 6: Vielleicht hilft uns hier das griechische Wort δοξα (doksa oder doxa) weiter, das im griechischen neuen Testament an der Stelle von Herrlichkeit steht. Es bedeutet unter anderem „Beschluss, Vorhaben, Plan“ wie auch „Ruhm, Ansehen, Geltung, Ehre, Würde“ oder „Meinung, Ansicht, Vorstellung, Glaube, Gedanke, Sinn“.[2] Demzufolge geht es nunmehr darum, dass Gott seinen Beschluss voll zur Geltung bringt, dass Jesus Christus das ewige Leben allen denen gibt, die den Vater als den alleinigen Gott erkennen und Jesus Christus als den, den Gott gesandt hat.

 

Teilnehmer 7: Genau das bringt meiner Meinung nach die Lutherbibel 1984 in der Erklärung des Wortes „Herrlichkeit“ auf Seite 319 der Standardausgabe auf den Punkt: „Im Neuen Testament bezeichnet der Ausdruck Gottes unvergängliches Leben, an dem nicht nur der auferstandene Christus, sondern durch ihn auch die Gemeinde teilhat.“[3]

 

Teilnehmer 8: Die Herrlichkeit, um die es geht, ist also das ewige Leben in uns. Gott verherrlicht seinen Sohn und der Sohn verherrlicht Gott, indem Jesus nach Gottes Willen und mit Gottes Hilfe die Voraussetzungen dafür schafft, dass er uns ewiges Leben geben kann und schließlich gibt. Das ist die klare Aussage von Johannes 17, Verse 1-4.

 



[1] Diese Fragen stellte Christina Gemerski. Dem wurde beigepflichtet: Was bedeutet dieser ganze Vers 5? Den verstehe ich überhaupt nicht, sagte jemand.

[2] Vgl. Menge-Güthling, S. 189.

[3] Die Lutherbibel 2017, S. 339 f., gibt in den Sach- und Worterklärungen weitere Erläuterungen zur „Herrlichkeit des Herrn“, diesen Hinweis der Lutherbibel 1984 jedoch nur versteckt, bringt aber einen deutlichen Bezug zu 1. Korinther 2,7, wo von „unserer Herrlichkeit“ die Rede ist, nämlich, dass wir „Gottes Bau“ oder Tempel sind – 1. Korinther 3,9. Das hat sicher mit dem ewigen oder äonischen Leben zu tun, das uns gegeben ist, bringt auch die Funktion und Herrlichkeit der Gemeinde Jesu hier und jetzt zum Ausdruck. Vgl. dazu auch Epheser 3, 10. Zum Begriff der Herrlichkeit vgl. auch Seite „Herrlichkeit“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 17. September 2016, 06:55 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Herrlichkeit&oldid=157987637 (Abgerufen: 3. Juli 2020, 19:35 UTC).

 

Teilnehmer 9: Vielleicht hat Jesus noch mehr im Sinn. Vielleicht hat er noch nicht den Gedanken aufgegeben, dass er sich in Kürze auf den Thron seines Vaters David setzt. Vielleicht sieht er immer noch eine Chance, dass sich Israel für ihn als König entscheidet, wie das Volk bei seinem Einzug nach Jerusalem auf dem Esel gerufen hat. Er spricht ja vom Werk, das er vollendet hat, und erwartet möglicherweise, dass Gott in dieser Weise handelt, wenn Judas ihn verrät. In Gethsemane jedenfalls scheint sein Gebet in diese Richtung zu gehen, bevor ganz klar ist, was der Wille des Vaters ist.

 

Teilnehmer 1: Wie dem auch sei – klar ist Gottes Plan, dass Jesus die Welt erlöst, und dass  Gott diesen Plan hatte, bevor er die Welt mit der Freiheit des Menschen und der Möglichkeit des Sündenfalls erschuf. Die Herrlichkeit oder die Ehre oder Geltung der Aufgabe der Erlösung oder Rettung war Jesus schon zugedacht, bevor Gott die Welt nach 1. Mose 1 und 2 neu ordnete.

 

Teilnehmer 11: Ja, ohne Jesus von Nazareth hätte die ganze Schöpfung keinen Sinn gemacht, denn Gott wusste, dass in dem von ihm geschaffenen Paradies Eva und Adam auf die Schlange[1] hören würden, dass das den Tod zur Folge haben würde und die Menschen Erlösung brauchen würden. Und er wusste, dass Jesus von Nazareth gehorsam sein würde – gehorsam bis zum Tode am Kreuz, um diese Erlösung zu vollbringen.

 

Teilnehmer 3: Und Gott wusste, dass wir glauben würden, dass Gott seinen Sohn Jesus als den HErrn der Menschheit von den Toten auferweckt hat. Darum hat Gott auch uns schon erwählt vor Anbeginn der Welt – so wie er die Herrlichkeit Jesu vor Anbeginn der Schöpfung gesehen hat.[2]

 

Teilnehmer 2: Damit ist auch geklärt, was es heißt, dass Jesus die Herrlichkeit bei Gott schon hatte, ehe die Welt war. Sie war entscheidender Bestandteil von Gottes Plan, und Jesus bittet in Johannes 17 darum, dass dieser Plan jetzt – unmittelbar seinem Gebet folgend – Wirklichkeit wird: „Verherrliche mich mit der Herrlichkeit, die ich schon immer bei Dir hatte.“

 

Teilnehmer 10: Stimmt das?

 



[1] Die Schlange steht hier für den Teufel - Redefigur Hypokatastasis, die die Listigkeit des Teufels herausstellt. Diese Redefigur ist eine entwickelte Form der Metapher. Vgl. Ethelbert Bullinger, Figures of Speech in The Bible, S. 744-747; vgl. auch Gert Ueding, Bernd Steinbrink, Grundriß der Rhetorik, 4. aktualisierte Auflage, Stuttgart 2005, S. 296 f. Redefiguren (oder Redeschmuck) sind nicht willkürlich, sondern folgen identifizierbaren sprachlichen Gesetzmäßigkeiten.

[2] Epheser 1,4: Denn in ihm hat er uns erwählt, ehe der Welt Grund gelegt war, ... Auf diese Parallele zu der Art des „Seins“ der Herrlichkeit von Jesus, „ehe die Welt war“, wies Aha hin.

 

Titelbild: Bach unterschrieb und Händel überschrieb seine Werke mit Soli Deo Gloria - Gott allein die Ehre. Das ist gut, doch Gott bezieht die Gläubigen in Seine Ehre ein. Hier die "Unterschrift" von Johann Sebastian Bach - http://marc5solas.files.wordpress.com/2012/07/bachsdg1.jpg, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=52280857. Vgl. auch Seite „Soli Deo gloria“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 10. Mai 2020, 18:41 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Soli_Deo_gloria&oldid=199817457 (Abgerufen: 3. Juli 2020, 20:19 UTC)