Glück 1.6. Das Glück für Äthiopien – Apg. 8, 26 – 40

Teilnehmer 1: In Apostelgeschichte 1, Vers 6, fragen die 12 Apostel, die Jesus erwählt hat, ihren Meister, wann er das Reich für Israel wieder aufrichten wird und damit letztlich das erdumspannende Friedensreich, das von Jerusalem aus regiert wird. Jesus antwortet, dass das der himmlische Vater in seiner Macht bestimmt, dass aber davor die Apostel die Kraft des heiligen Geistes ergreifen werden und die Zeugen des Messias in Jerusalem, in Judäa, in Samarien und bis an das Ende der Erde sein werden.

 

Teilnehmer 2: Die Apostel allein bis an das Ende der Erde?

 

Teilnehmer 3: Vielleicht zusammen mit anderen, die sie für das Reich Gottes gewinnen.

 

Teilnehmer 4: Jedenfalls ist es rasant, wie sich in der Apostelgeschichte das erwähnte Wort Jesu in Apg. 1, 8, zu erfüllen beginnt. Das anfängliche Pfingsten mit der Ausgießung des heiligen Geistes[1] und der Gewinnung Tausender Juden für Jesus findet in Jerusalem statt. Nachdem es in Jerusalem unsicher wird wegen der von Paulus organisierten Verfolgung der Christen, die sich auch und gerade in der Steinigung des Stephanus zeigt, missioniert der Tischdiener Philippus in Samaria.

 

Teilnehmer 9: Es scheint jedoch so zu sein, dass Philippus zwar mit Wasser tauft, aber den Gläubigen in Samaria nicht vermittelt, wie man den heiligen Geist ergreift. Zu diesem Zweck kommen Petrus und Johannes aus Jerusalem herbeigeeilt und missionieren dann ihrerseits in den Dörfern der Samariter.

 

Teilnehmer 5: Und dann geht es darum, das Evangelium von dem Reich Gottes bis an das Ende der Erde zu tragen. Afrika kommt ins Spiel – genauer gesagt zunächst einmal ein einzelner Äthiopier: Apostelgeschichte 8, Vers 26 „Aber der Engel des Herrn redete zu Philippus und sprach: Steh auf und geh nach Süden auf die Straße, die von Jerusalem nach Gaza hinabführt und öde ist. 27 Und er stand auf und ging hin. Und siehe, ein Mann aus Äthiopien, ein Kämmerer und Mächtiger am Hof der Kandake, der Königin von Äthiopien, ihr Schatzmeister, war nach Jerusalem gekommen, um anzubeten.

 

Teilnehmer 6: Und diese Anbetung hat wohl eine lange Vorgeschichte. Jedenfalls halten es viele für ausgemacht, dass die Königin von Saba, die Salomo etwa 1000 Jahre vor Jesu Geburt in Jerusalem besuchte,[2] die damalige Königin von Äthiopien war und  - beeindruckt von der Weisheit Salomos – den jüdischen Glauben an Jahwe nach Äthiopien brachte, inklusive das Verlangen, im von Salomo in Jerusalem erbauten Tempel bzw. dem an gleicher Stelle nach der Babylonischen Gefangenschaft errichteten zweiten Tempel anzubeten.[3]

 

Teilnehmer 8: Dieser in der Schrift forschende Kämmerer, der in Jerusalem anbetete, hat jedenfalls nach der Anbetung eine bemerkenswerte Begegnung: 28 Nun zog er wieder heim und saß auf seinem Wagen und las den Propheten Jesaja. 29 Der Geist aber sprach zu Philippus: Geh hin und halte dich zu diesem Wagen! 30 Da lief Philippus hin und hörte, dass er den Propheten Jesaja las, und fragte: Verstehst du auch, was du liest?

 

Teilnehmer 10: Dazu eine Bemerkungen: „Verstehst Du, was Du liest?“ Das ist eine Schlüsselfrage. Verstehen wir, wenn wir die Bibel lesen? Wenn wir es verstünden, könnten wohl kaum die Christen eine gleich hohe oder gar noch höhere Scheidungsrate haben als der Rest der Welt. Das Evangelium vom Reich Gottes, wenn wir es denn verstehen, sprengt alles, was wir vorher gedacht haben.[4]

 



[1] Viele Gläubige sind gelehrt worden, dass der heilige Geist, der zu Pfingsten ausgegossen wurde, eine Person sei. Doch mag man sich fragen, wie sinnvoll es ist, davon zu sprechen, dass eine Person ausgegossen wird. Oder anders gewendet: Hat man jemals in anderen Zusammenhängen gehört, dass eine Person ausgegossen wird?

[2] Vgl. 1. Könige 10, 1-13; 2. Chronik 9, 1-12.

[3] Auf diese mögliche oder wahrscheinliche Verbindung wies Georg Schmid am 21.8.2019 hin.

[4] Das bemerkte Aha – nicht zuletzt unter dem Eindruck der Prophetie „Das Haus brennt“.

 

Titelbild:Die Taufe des Mohrenkämmerers, Pieter Lastman, 1620, Öl auf Eichenholz, 70 × 104 cm, Alte Pinakothek, München

Teilnehmer 11: Und sogleich ein Schlüssel zum Verständnis der Bibel: „31 Er aber sprach: Wie kann ich, wenn mich nicht jemand anleitet? Und er bat Philippus, aufzusteigen und sich zu ihm zu setzen.“

 

Teilnehmer 1: Anleitung und Gemeinschaft scheinen Schlüssel für das Verständnis der Schrift zu sein. Dem geht oft das disziplinierte Lesen der Bibel voraus, zum Beispiel in der „stillen Zeit“, auch, wenn ich anfangs nichts verstehe. Man kommt schon rein und der Heilige Geist findet individuelle Wege zum Verständnis. Über einen solchen Weg lesen wir hier.

 

Teilnehmer 10: Ich finde es bemerkenswert, wie sofort eine Verbindung zwischen den beiden Menschen entsteht. Es erinnert mich daran, was Bruder Andrew über seine Mission in Bulgarien in seinem Buch „Der Schmuggler Gottes“ schreibt. Ohne sich zu kennen, erkennen sich Bruder Andrew und ein bulgarischer Gläubiger auf einer dunklen Straße. Und ich finde, es ist ein Königsweg der Mission, das Evangelium vom Reich Gottes von Mensch zu Mensch weiterzugeben.[1]

 

Teilnehmer 12: Der Kämmerer liest gerade eine zentrale Prophezeiung Jesajas über den kommenden Messias: „32 Die Stelle aber der Schrift, die er las, war diese (Jesaja 53,7-8): »Wie ein Schaf, das zur Schlachtung geführt wird, und wie ein Lamm, das vor seinem Scherer verstummt, so tut er seinen Mund nicht auf. 33 In seiner Erniedrigung wurde sein Urteil aufgehoben. Wer kann seine Nachkommen aufzählen? Denn sein Leben wird von der Erde weggenommen.«

 

Teilnehmer 2: Das wirft Fragen auf: „34 Da antwortete der Kämmerer dem Philippus und sprach: Ich bitte dich, von wem redet der Prophet das, von sich selber oder von jemand anderem?“ Und das ist ein zweiter Schlüssel für das Verstehen der Bibel: Den richtigen Leuten seine Fragen zu stellen.

 

Teilnehmer 3: Wer die oder den Richtigen fragt, bekommt ersehnte Antworten: „35 Philippus aber tat seinen Mund auf und fing mit diesem Schriftwort an und predigte ihm das Evangelium von Jesus.“

 

Teilnehmer 4: Und der Same ging auf: „36 Und als sie auf der Straße dahinfuhren, kamen sie an ein Wasser. Da sprach der Kämmerer: Siehe, da ist Wasser; was hindert's, dass ich mich taufen lasse? 38 Und er ließ den Wagen halten und beide stiegen in das Wasser hinab, Philippus und der Kämmerer, und er taufte ihn.“

 

Teilnehmer 5: Ich finde es bemerkenswert, dass Philippus so schnell mit der Taufe zur Hand war.[2]

 

Teilnehmer 6: Das war möglich und richtig, weil der Kämmerer ein Gläubiger des Alten Testaments war, also ein Jude. Da brauchte nicht viel erklärt zu werden.[3]

 

Teilnehmer 7: Vielleicht hätte dem Philippus etwas erklärt werden müssen. Er hätte schon in Samaria merken können, dass seine Taufe nicht dazu führte, dass die Menschen den heiligen Geist ergriffen. Hoffentlich merkte der Kämmerer, dass das Wasser es freilich nicht tut, wie Luther schon in seinem Kleinen Katechismus erklärt, sondern das Glauben entscheidend ist, so dass der Täufling mit heiligem Geist getauft oder versiegelt wird.

 

Teilnehmer 8: Äthiopien blieb bis zum Jahr 1971 der Religion nach ein christliches Land, wenngleich der Siegeszug des Islam durch den Nahen Osten und Nordafrika es vom christlichen Europa abschnitt. Asfa-Wossen-Asserate liefert in seinem Buch Ein Prinz aus dem Hause David und warum er in Deutschland blieb[4], das im Literarischen Sonntagscafé des Hauskreises vorgestellt wurde, ein paar Anhaltspunkte, warum sich das 1971 änderte.

 

Teilnehmer 9: Weiter im Text: „39 Als sie aber aus dem Wasser heraufstiegen, entrückte der Geist des Herrn den Philippus und der Kämmerer sah ihn nicht mehr; er zog aber seine Straße fröhlich.

 

Teilnehmer 10: Mit der Wassertaufe hatte Philippus seine Mission gegenüber dem Kämmerer so weit erfüllt, wie er konnte, und Gott führte ihn die Küste von Aschdod hoch bis nach Cäsarea:40 Philippus aber fand sich in Aschdod wieder und zog umher und predigte in allen Städten das Evangelium, bis er nach Cäsarea kam.“

 

Teilnehmer 11:Während das Evangelium von Jesus nach Afrika kam, weil Philippus es einem Reisenden auf der Straße von Jerusalem nach Gaza aufschloß, kam es nach Europa, weil Gott den Apostel Paulus nach Griechenland schickte.



[1] Auch das bemerkte Aha am 21.8.2019.

[2] Das merkte Jutta Richter an.

[3] Das sagte Georg Schmid.

[4] Scherz, Frankfurt am Main 2007.