Täter des Wortes - μακαριος

Teilnehmer 8: Es geht also weiter, über die Rettung hinaus. Wir sollen Täter des Wortes sein, um uns nicht selbst zu betrügen. Um nicht zu vergessen, dass wir gerecht, rein, heilig sind. Nun, wenn wir durch das Tun vor dem Vergessen bewahrt werden, werden wir „selig (glücklich) sein in der Tat“.

 

 

 

Teilnehmer 3: Also doch gerecht durch Werke?

 

 

 

Teilnehmer 4: Nein, die Werke führen nicht zur Gerechtigkeit vor Gott oder zur Rettung. Aber die Werke machen glücklich. Wie gesagt,  haben wir für das Wort „selig“ in der Lutherfassung zwei total unterschiedliche Worte im Griechischen. In Vers 21 von Jakobus 1 ist es σωζω, retten, in Vers 25 ist es μακαριοσ, (über)glücklich. Die Rettung, die Gerechtigkeit kommt allein durch Glauben. Glücklich werden und bleiben wir damit nur durch Tun.

 

 

 

Teilnehmer 9: So radikal, so unbegreiflich radikal ist die Gnade Gottes, aus der dann gewiss gute Werke fließen können und sollen. Bei Gott ist in der Tat viel Vergebung für Gottlose und Übeltäter, wie Jesaja sagt.[1]

 

 

 

Teilnehmer 10: Werfen wir noch einen Blick auf die Art der Taten, die uns glücklich machen. Direkt im Anschluss führt Jakobus das aus: „26Wenn jemand meint, er diene Gott, und hält seine Zunge nicht im Zaum, sondern betrügt sein Herz, so ist sein Gottesdienst nichtig. 27Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten.“

 

 

 

Teilnehmer 11: Auch das finde ich spannend. Es ist vom reinen Gottesdienst die Rede. Merkwürdigerweise ist dabei gar nicht vom Altar, von Kerzen, vom Hinknien und derlei Sitten und Gebräuche mehr die Rede, noch nicht einmal von der stillen Zeit. Das alles mag gut sein, aber wohl eher nicht essentiell. Gottes Gnade setzt uns auch instand, die Zunge im Zaum zu halten.

 

 

 

Teilnehmer 3: Ja, die Gnade setzt uns instand, alles das zu tun, wovon Jakobus im Folgenden spricht, nämlich dem einzigen Gott mit Ehrfurcht zu begegnen[2] und unsere Nächsten wie uns selbst zu lieben[3]. Da gibt es keine unterschiedliche Wertigkeit von Menschen[4]. Die Gnade setzt uns instand, zu reden, was Gutes bringt, und nicht mehr zu reden, was Schlechtes bringt.

 

 

 

Teilnehmer 4: Im Extremfall gibt die Gnade die Kraft, das Böse zu tragen[5] und auf die Frage zu verzichten: „Warum geschieht mir Unrecht?“ Abel, dessen Opfer der HERR gnädig ansah, wurde von Kain erschlagen. Eine Stärkung für Jesus, sich gefangen nehmen und sich als Gerechter auch töten zu lassen? Jesus grämte sich nicht darüber, unehelich geboren zu sein, sondern wusste, was seines Vaters Haus ist.[6] Und er, der möglicherweise von Josef nie hörte „Du bist mein geliebter Sohn“, hörte es aus den Wolken des Himmels.[7] Und als Jakob sich dazu bekannte, der Zweitgeborene zu sein, anstatt dieses „Unrecht“ zu bekämpfen und vorzugeben, Esau zu heißen,[8] konnte Gott ihn zu „Israel“ erheben.[9]

 



[1] Hans Steinbakke wies uns auf Jesaja 55,7 hin: „Der Gottlose lasse von seinem Wege und der Übeltäter von seinen Gedanken und bekehre sich zum HERRN, so wird er sich seiner erbarmen, und zu unserm Gott, denn bei ihm ist viel Vergebung.“

[2] Dem einzigen Gott – Jakobus 2,19. Gott ist nicht zwei oder dreieinig, sondern einzig. Und der Glaube an diesen Gott drückt sich in Werken aus – bei Abraham z.B. in der Bereitschaft, seinen Sohn Isaak zu opfern. Jakobus 2, 20-26. Zu der Ehrfurcht gehört auch, darin zu leben, dass wir mit Gott planen und nicht ohne ihn – Jakobus 4, 13-17.

[3] Jakobus 2, 8.

[4] Jakobus 2, 1-9.

[5] Jakobus 2,6.

[6] Vgl. Lukas 2, 41-52.

[7] Vgl. dazu Craig Hill, The Power of a Parent´s Blessing, Charisma House, Lake Mary, Florida, 2013, S. 4 f., sowie Lukas 3, 21-22.

[8] 1. Mose 27, 18-25.

[9] 1. Mose 32, 28-29. Dieser Zusammenhang spielt in der von Markus Hoffmann konzipierten „Seelsorgewoche“, Institut für emotiv-schematheoretische Seelsorge und Beratung idisb, Tamm, diverse Jahrgänge, eine zentrale Rolle.

 

Teilnehmer 5: „Raum für alle hat die Erde, was verfolgst du meine Herde?“[1] Gott hat einen guten Platz und einen guten Weg für jeden Menschen, selbst wenn ihm Unrecht geschehen ist. Matthäus meinte, sein Glück im Kollaborieren mit der römischen Besatzungsmacht zu finden und ging seinen eigenen Weg. Aber sein Glück fand er bei Jesus. Er wusste, was Jakobus schreibt: Abgepresster Reichtum führt ins Elend.[2]

 

 

 

Teilnehmer 6: Und schließlich: Das Gebet des Gerechten, also das Gebet dessen, der die Gnade angenommen hat, vermag viel: Es wird den Kranken aufrichten.[3] Wichtiger Teil des Glücks. Wir preisen glücklich diejenigen, die geduldig ausharren wie Hiob, um wie er Gottes Erbarmen und Gottes Barmherzigkeit zu erleben.[4] Gott hört den Schrei unseres Herzens.

 

 

 

Teilnehmer 7: Und deswegen brauchen wir nicht aus Sorge, in das Unglück nach Babylon oder sonst wohin verbannt zu werden, Zaun um Zaun das einfache Gesetz der Gottes- und Nächstenliebe in ein unübersehbares Gestrüpp zu verwandeln, sondern können darauf vertrauen, dass das Blut Jesu uns gerecht macht und uns die Freude zur Liebe und damit zur liebenden Tat ins Herz gibt. Wer mit dem Munde bekennt, dass Jesus der HErr ist, der tut etwas, und zwar Gutes, wenn es aus dem Herzen kommt.[5]

 

 

 

Teilnehmer 12: Schließen wir ab mit Vers 30 aus Römer 3: „30Denn es ist der eine Gott[6], der gerecht macht die Juden aus dem Glauben und die Heiden durch den Glauben.“

 

 

 

Teilnehmer 1: Warum die einen aus dem Glauben und die anderen durch den Glauben?

 

 

 

Teilnehmer 2: Die einen haben es schon lange gewusst, dass der Erlöser kommt. Aus dieser Tradition können sie glauben. Sie könnten es zumindest. Für die anderen war die frohe Botschaft zur Zeit des Paulus neu. Jetzt ist die Zeit, dass sie dadurch gerettet und glücklich werden.

 



[1] Dieser Vers von Friedrich Schiller aus dem Gedicht „Der Alpenjäger“, 1804, wurde dem Sekretär des Hauskreises von seiner Mutter während der Schulzeit bei landwirtschaftlichen Arbeiten nahegebracht.

[2] Jakobus 5, 1-6.

[3] Jakobus 5, 14-16.

[4] Jakobus 5, 11. Wir preisen glücklich: μακαριζομεν. Die Interlinear an dieser Stelle seltsamerweise: wir preisen selig.

[5] Vgl. Römer 10, 9-10.

[6] Der eine Gott, nicht der dreieinige Gott.