Offb. 1.3: Eine Offenbarung, um glücklich zu machen

 

 

John: Meine dritte Frage für einen dritten Abschnitt unseres Dialogs zum ersten Kapitel der Offenbarung des Johannes, die wir allerdings schon am Ende des ersten Abschnitts angeschnitten haben, ist in der Tat: Was soll die Offenbarung des Johannes bei Lesern und Hörern bewirken?

 

 

 

Robert: Sie sollen glücklich sein. Das griechische Wort für „selig“ in Offenbarung 1, Vers 3, ist μακαριος  (makarios) und bedeutet „glücklich, überglücklich“.[1]

 

Heinrich: Dieser Vers ist meiner Meinung nach in zweifacher Hinsicht ein „Hammer“. In der Lutherfassung heißt es in Vers 3: Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten; denn die Zeit ist nahe. Für das Wort „selig“ steht im Griechischen μακαριος, und das heißt „glücklich“. Die Offenbarung des Johannes ist nicht geschrieben, um zu erschrecken, sondern um glücklich zu machen.

 

Meinhard: Am Ende des Jahres kehren wir sozusagen an den Anfang des Jahres zurück, denn da haben wir uns mit der Bergpredigt beschäftigt, die Jesus mit den „Glücklich-Preisungen“ einleitet.

 



[1] Vgl. dazu auch den Hauskreisdialog zur Bergpredigt, insbesondere Glück 1.1.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Berg der Glücklichpreisungen in Galiläa; hier soll Jesus seine berühmte Bergpredigt gehalten haben. Foto: www.HolyLandPhotos.org; Schriftzug μακαριος und Montage: H.H.

 

 

Walter: Und der zweite „Hammer“ der zweifachen Hinsicht?

 

Heinrich: Immer noch und immer wieder der Ausdruck „die Zeit ist nahe“. Dieser Ausdruck bestätigt, was wir zu „in Kürze“ in Vers 1 gesagt haben. Es geht in der Offenbarung des Johannes in erster Linie um Dinge, die zur Zeit der Offenbarung kurz bevor stehen, und sie zu wissen, hilft den Knechten Jesu, glücklich zu sein und zu bleiben. Laut Wikipedia, „Offenbarung des Johannes“, ist es „eine Trost- und Hoffnungsschrift für die im Römischen Reich unterdrückten Christen“.[1]

 

Kurt: Aber könnte denn nicht doch Fruchtenbaum Recht haben mit der Ansicht, dass die Zeit für das Offenbaren nahe ist, aber nicht die Zeit für das, was geoffenbart wird?

 

Heinrich: Die ganze griechische Satzstellung in Vers 3 legt nahe, dass die nahe Zeit das Geoffenbarte betrifft. Das lässt sich gut an der Interlinear-Übersetzung erkennen: „Selig (ist) der Lesende und die Hörenden die Worte der Weissagung und Bewahrenden das in ihr Geschriebene; denn die Zeit (ist) nahe.“ Die Zeit ist nahe für das in der Offenbarung Geschriebene.

 

John: Wann hat Johannes denn die Offenbarung niedergeschrieben?

 

Robert: Darüber streiten sich die Gelehrten. Es spricht einiges dafür, dass Johannes das tat, bevor die Römer im Jahre 70 nach Christus Jerusalem und den Tempel zerstörten.[2]

 

Heinrich: Damit dürfte etliches, was wir für Matthäus 24 festgestellt haben, auch für das Verständnis der Offenbarung des Johannes hilfreich sein.

 

Meinhard: So sieht es aus. Aber wir sollten das Buch erst einmal ganz lesen, bevor wir uns vielleicht auf eine falsche Fährte festlegen.

 

Kurt: Glücklich könnten die Leser und Hörer der Offenbarung deswegen sein, weil die Geschehnisse der Offenbarung erst passieren, wenn die Gemeinde Jesu diese Erde verlassen hat. Oder soll die Gemeinde trotz all dieser Geschehnisse glücklich sein?

 

Heinrich: Letzteres könnte durchaus der Fall sein, wenn es z.B. zu einem großen Teil um die schreckliche Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 nach Christi Geburt geht, wobei die Christen der Prophetie von Jesus in Matthäus 24 folgend Jerusalem vor der Zerstörung im Jahr 70 nach Christi Geburt samt und sonders verlassen hatten.

 

Friedrich: Außerdem ist die Offenbarung unmittelbar an sieben Gemeinden in Kleinasien adressiert, die angesichts der aus damaliger Sicht kommenden Ereignisse auf dem Prüfstand von Jesus stehen. Und die Prüf-Kriterien von damals könnten durchaus die Prüf-Kriterien von heute sein. Glücklich, wer die Prüfungen besteht, weil er sich auf Jesus verlässt.

 

Meinhard: Damit sind wir beim nächsten Abschnitt in Offenbarung 1.

 



[1] Ebenda, Stand 3.12.2016, S. 1.

[2] So insbesondere Klaus Berger/Christiane Nord, Das Neue Testament und frühchristliche Schriften, Insel Verlag 1999, S. 360. Ebenso Wilhelm Bousset, Die Offenbarung Johannis, in: Kritisch-exegetischer Kommentar über das Neue Testament, 6. Auflage Göttingen 1906, S. 109. Im übrigen vgl. den zitierten Wikipedia-Artikel, Ziff. 3.