Auferstehung 3.1: Zeugen der Auferstehung Jesu - Basis unseres Glaubens

Teilnehmer 12: In unserem Dialog „Auferstehung 2“ hat Teilnehmer 2 von einem Gespräch mit einer christlichen Freundin berichtet, dass es für die Freundin selbstverständlich war, dass sie an die Auferstehung Jesu Christi glaubt, aber noch nie daran gedacht hat, dass sie selbst irgendwann aufersteht. Haben wir hier Nachholbedarf?

 

 

Teilnehmer 1: Mit diesem Dialog "Auferstehung 3" über unsere eigene Auferstehung kommen wir jedenfalls meiner Meinung nach zu dem wichtigsten Kapitel in der Bibel, nämlich zu 1. Korinther 15.

 

Teilnehmer 2: Da nimmst Du den Mund doch wohl etwas zu voll. Meiner Meinung nach ist jedes Kapitel und jede Aussage der Bibel gleich wichtig.

 

Teilnehmer 1: Wer wollte dem widersprechen? Und doch macht dieses Kapitel wie kein anderes die Bedeutung der Auferstehung von Jesus für das eigene Leben vor und nach dem Tod deutlich. Vielleicht sollte ich nicht von dem wichtigsten Kapitel, sondern von einem einzigartigen Kapitel reden. Da ist dann natürlich jedes Kapitel auf seine Art einzigartig.

 

Teilnehmer 3:  Ja, es geht um die zentrale Bedeutung der Auferstehung überhaupt. Ohne die Auferstehung ist der ganze christliche Glaube sinnlos.[1] Ganz abgesehen davon, dass es dann auch keine Sündenvergebung gäbe.[2]

 

Teilnehmer 2: Sündenvergebung gab es auch schon im Alten Testament.[3]

 

Teilnehmer 3: Dann hätte ja Jesus Christus gar nicht auf die Welt zu kommen brauchen.

 

Teilnehmer 4: Alle Sündenvergebung im Alten Testament geschieht nur im Vorgriff auf Jesus Christus. Der Sündenbock, der nach dem Gesetz des Mose alljährlich in die Wüste getrieben wird, ist nur eine Vorschattierung der Sündenvergebung durch das Opfer Jesu Christi als eines unbefleckten untadeligen Lammes. Seit dem großen Sündenfall hofft die Menschheit auf den von Gott verheißenen Erlöser – den, der der Schlange nach 1. Mose 3, 15, den Kopf zertritt. Und von diesem geistlichen Felsen[4] profitieren die Menschen nach 1. Korinther 10, 1-4, schon im Alten Testament. Sie hofften darauf, dass der Erlöser kommt.

 

Teilnehmer 5: Ja, im Alten Testament werden die Sünden nur bedeckt oder zugedeckt. Der hebräische Begriff dafür ist „kapara“. Weggetragen werden sie durch Jesus. Eine ausführliche Beschreibung des Unterschiedes finden wir im Hebräerbrief in den Kapiteln 9 und 10.[5]

 

Teilnehmer 2: Ok. Dann noch ein weiterer Aspekt: Die vier Evangelien berichten mindestens 8 Erscheinungen des Auferstandenen:

1.     1. Maria Magdalena

2.     2. Die Gruppe der Frauen

3.     3. Petrus

4.     4. Die Jünger auf dem Weg nach Emmaus

5.     5. 11 Apostel in Jerusalem

6.     6. Galiläa: auf dem Berg mit 12 Aposteln -

            plus (?)

7.     7. Galiläa: am See Genezareth

8.     8. Himmelfahrt in Anwesenheit von 12

            Aposteln

 

 


[1] Das unterstrich vehement Heinz Hüls.

[2] So ebenfalls Heinz Hüls.

[3] Das wandte Aha ein.

[4] Wie hier deutlich wird, ist Jesus Christus der Fels und nicht etwa Petrus.

[5] Das erläuterte Georg Schmid. Zur Bedeutung der Begriffe Kapara und Sühne im deutsch-jüdisch/israelischen Verhältnis vgl. den Artikel „Rituelle Distanz“ von Dan Diner, veröffentlicht im Internet am 28.02.2015 bei Welt N24.

[6] Gerettet, heil gemacht.

 

 

Brauchen wir noch mehr für unseren Glauben an die Auferstehung?

 

Teilnehmer 12: Meiner Meinung nach gibt es noch mehr Zeugnisse. Es spricht einiges dafür, dass Josef von Arimathäa vielleicht der einzige Mensch war, von dem aufgrund der Berichte in den Evangelien angenommen werden kann, dass er schon beim Begräbnis Jesu an die Auferstehung glaubte.

 

Teilnehmer 11: Und der Jünger, den Jesus lieb hatte, glaubte schon aufgrund des Bildes, das sich ihm im Grab nach der Auferstehung bot.

 

Teilnehmer 10: Ich selbst glaube fest an die Auferstehung, seit ich in Zungen rede. Aber dazu vielleicht mehr zu Pfingsten.

 

Teilnehmer 1: Ja, bevor wir dazu kommen, sollten wir 1. Korinther 15 lesen. Paulus unterstreicht da das Glauben an die Auferstehung Jesu Christi als entscheidendes Kriterium unserer Rettung und Gesundung.

 

Teilnehmer 9: Wohlan denn, ich beginne:Ich erinnere euch aber, liebe Brüder, an das Evangelium, das ich euch verkündigt habe, das ihr auch angenommen habt, in dem ihr auch fest steht, 2durch das ihr auch selig[1] werdet, wenn ihr's festhaltet in der Gestalt, in der ich es euch verkündigt habe; es sei denn, dass ihr umsonst gläubig geworden wärt. 3Denn als Erstes habe ich euch weitergegeben, was ich auch empfangen habe: Dass Christus gestorben ist für unsre Sünden nach der Schrift; 4und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift;“

 

Teilnehmer 3: Richtig, und dann fährt er fort, die Augenzeugen aufzuzählen: „5und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen. 6Danach ist er gesehen worden von mehr als fünfhundert Brüdern auf einmal, von denen die meisten noch heute leben[2], einige aber sind entschlafen. 7Danach ist er gesehen worden von Jakobus, danach von allen Aposteln. 8Zuletzt von allen ist er auch von mir als einer unzeitigen Geburt gesehen worden.“

 

Teilnehmer 2: Das stimmt aber doch gar nicht mit den Evangelien überein. Das zeigt ein nur flüchtiger Blick auf meine Aufzählung der Erscheinungen in den Evangelien. Die Frauen werden nicht erwähnt. Das ist doch sehr merkwürdig. Genauso, wie es mir höchst eigenartig erscheint, das Paulus jedenfalls nach der Lutherfassung 1984 in Vers 1 nur die Brüder anspricht. Und nach Vers 6 sollen unter den 500 Augenzeugen auch nur Brüder gewesen sein.

 

Teilnehmer 5: Eben – die Lutherfassung 1984. 2017 sieht das in Vers 1 schon anders aus. Da ist auch in der Lutherfassung von Brüdern und Schwestern die Rede.

 

Teilnehmer 2: Und? Ist das jetzt geschönt?

 

Teilnehmer 5: Nein, es ist nicht geschönt. Es war eher früher einseitig übersetzt. Das griechische Wort an dieser Stelle bedeutet genauso wie das entsprechende hebräische Wort und das alte englische Wort „brethren“ nicht (nur) Brüder, sondern Geschwister.[3]

 

Teilnehmer 2: Jetzt will ich es aber genau wissen und hole gleich mal Interlinear und Menge-Güthling.[4]

 



[1] Gerettet, heil gemacht.

[2] Dieser Nebensatz macht deutlich, dass die Briefe – wie alle anderen Teile der Bibel – immer auch mit Blick darauf zu lesen sind, an wen sie ursprünglich adressiert wurden und wann sie abgefasst wurden, um die Spezifika von dem generell Gültigen zu unterscheiden.

[3] Das erläuterte Georg Schmid.

[4] Das sagte Aha und schritt gleich zur Tat.

 

Titelbild: Witzige Karikatur zur Auferstehung Christi. Urheber unbekannt - dem Hauskreissekretär ungefragt zugesandt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Teilnehmer 8: Ich bin verblüfft. Im Griechischen steht für Brüder αδελφοι (adelphoi)[7], und das bedeutet nach Menge-Güthling tatsächlich „Geschwister“. Αδελφος (adelphos) ist der Bruder und αδελφη (adelphä) die Schwester, im Plural sind es die Geschwister.[8]

 

Teilnehmer 2: Eigenartig, dass die Lutherfassung 2017 dann in Vers 6 wieder nur die Brüder erwähnt, statt die Schwestern einzubeziehen.

 

Teilnehmer 7: In der Tat, aber das wollen wir nicht Paulus in die Schuhe schieben.

 

Teilnehmer 6: Und ebenso nicht, dass er im Widerspruch zu den Evangelien stünde, wenngleich er ein paar Begegnungen mit dem Auferstandenen weglässt und andere hinzufügt, vor allem seine eigene. Er scheint sich auf die Begegnung des Auferstandenen mit den Aposteln zu konzentrieren und erwähnt quasi als Gegengewicht zu einzelnen herausragenden Personen, eben den Aposteln, die 500 Schwestern und Brüder. Seine Liste:

1. Petrus

2. die 12 Apostel

3. mehr als 500 Geschwister auf einmal

4. Jakobus

5. Alle Apostel

6. Paulus.

1.    

Teilnehmer 5: Petrus und die 12 Apostel kommen natürlich auch in den Evangelien vor, nicht aber die mehr als 500 Brüder. Die könnten zum Beispiel in Galiäa auf dem Berge anwesend gewesen sein. Und Jakobus ist einer der Söhne des Zebedäus oder es ist Jakobus, der Sohn des Alphäus – oder der leibliche Halbbruder von Jesus, der später in der Urgemeinde eine bedeutende Rolle spielte. Alle Apostel waren wiederum bei der Himmelfahrt anwesend, und schließlich kommt Paulus hinzu, der in den Evangelien noch keine Erwähnung findet und erst in der Apostelgeschichte in Erscheinung tritt – nach der Himmelfahrt. Das gilt aber auch für Jakobus, den Halbbruder Jesu.

 

Teilnehmer 1: Ja, und irgendwie ist die Begegnung von Paulus mit dem Auferstandenen anderer Art. Er hatte eine Vision von Jesus. Ihn umleuchtete „plötzlich ein Licht vom Himmel“ und er „hörte eine Stimme“.[9] Das muss für ihn gewaltig gewesen sein. Aber er konnte nicht seine Hände in seine Seite legen.

 

Teilnehmer 2: Ich habe noch eine Frage: Warum wurde der Auferstandene vor der Himmelfahrt von keinem Ungläubigen gesehen, zum Beispiel vom Hohepriester oder von Pontius Pilatus oder von Herodes? Oder von sonst welchen Römern, Juden oder anderen Zeitgenossen?

 

Teilnehmer 3: Weil Jesus dafür in Matthäus 23, 39 eine Bedingung nennt, die nicht erfüllt ist: „Denn ich sage euch: Ihr werdet mich von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn!“ Und mit Herr ist hier der Schöpfer der Himmel und der Erde, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der Vater Jesu Christi und unser himmlischer Vater gemeint.

 

Teilnehmer 4: Das ist verblüffend. Genau so verblüffend wie, dass Gnade und Arbeit zusammen gehören.

 

 

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8) Menge-Güthling, S. 11:

7) Interlinear, S. 762 f.:

9) Vgl. Apg. 9, 3-9.