Leiden 1.9: Jesus das zweite Mal vor Pilatus – der vierte Versuch von Pilatus, Jesus nicht zu verurteilen

Teilnehmer 4: Bei Pilatus geht es weiter nach Lukas 23,13: „Pilatus aber rief die Hohenpriester und die Oberen und das Volk zusammen ...“

 

 

 

Teilnehmer 5: Und hier kommt eine Besonderheit ins Spiel, die bei Markus, Kapitel 15, Verse 6-8, näher beschrieben wird: „Er pflegte ihnen aber zum Fest einen Gefangenen loszugeben, welchen sie erbaten. Es war aber einer, genannt Barabbas, gefangen mit den Aufrührern, die beim Aufruhr einen Mord begangen hatten. Und das Volk ging hinauf und bat, dass er tue, wie er zu tun pflegte.“

 

 

 

Teilnehmer 6: Wie dieses Bitten aussah, beschreibt Matthäus, Kapitel 27, Verse 16-21, noch etwas genauer: „Sie hatten aber zu der Zeit einen berüchtigten Gefangenen, der hieß Jesus Barabbas. Und als sie versammelt waren, sprach Pilatus zu ihnen: Welchen wollt ihr? Wen soll ich euch losgeben, Jesus Barabbas oder Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus? Denn er wusste, dass sie ihn aus Neid überantwortet hatten.“

 

 

 

Teilnehmer 7: Das verstehe ich nicht. Wenn Pilatus doch wusste, dass sie Jesus aus Neid verklagten, dann ist doch klar, dass die Juden für die Freilassung von Barabbas plädieren.

 

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Titelbild: Gib uns Barabbas! Illustration aus Volume 9 von The Bible and its Story Taught by One Thousand Picture Lessons, hrsg. von Charles F. Horne und Julius A. Bewer, 1910. Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=451420.

 

 

Teilnehmer 8: Die Frage von Pilatus macht aber doch Sinn, wenn es einen Unterschied gibt zwischen dem, was die Hohenpriester, also namentlich Hannas und Kaiphas, und die meisten im Hohen Rat wollen, und dem, was das Volk will. Die Hoffnung des Pilatus war einfach, dass das Volk für Jesus stimmt, der doch noch vor ein paar Tagen unter Hosianna-Rufen in Jerusalem einzog. Vielleicht hilft ihm das Volk aus der Patsche? Halten die denn nicht Jesus für einen Wundertäter, einen Heilsbringer, voller guter Werke? Und so fragt er sie, ob sie sich seine Freilassung zum Passafest wünschen. Als Alternative nennt er noch den Jesus Bar-Abbas, der wirklich Unruhe gestiftet und einen Mord begangen hat. Es war sein vierter Versuch, Jesus nicht verurteilen zu müssen.

 

Teilnehmer 9: Der Wille von Pilatus, Jesus freizulassen, wird nach Matthäus 27,19, noch durch einen denkwürdigen weiteren Zwischenfall stimuliert: „Und als er auf dem Richterstuhl saß, schickte seine Frau zu ihm und ließ ihm sagen: Habe du nichts zu schaffen mit diesem Gerechten; denn ich habe heute viel erlitten im Traum um seinetwillen.“

 

Teilnehmer 10: Doch wieder geht die Hoffnung des Pilatus nach Matthäus 27,20-23, nicht in Erfüllung: „Aber die Hohenpriester und Ältesten überredeten das Volk, dass sie um Barabbas bitten, Jesus aber umbringen sollten.[1] Da fing der Statthalter an und sprach zu ihnen: Welchen wollt ihr? Wen von den beiden soll ich euch losgeben? Sie sprachen: Barabbas! Pilatus sprach zu ihnen: Was soll ich denn machen mit Jesus, von dem gesagt wird, er sei der Christus? Sie sprachen alle: Lass ihn kreuzigen! Er aber sagte: Was hat er denn Böses getan? Sie schrien aber noch mehr: Lass ihn kreuzigen!

 


[1] Hervorhebung hinzugefügt. Aha wies darauf hin, wie sehr die Menschen sich beeinflussen lassen – von Wundern genau so wie Einflüsterungen. Georg Schmid ist demgegenüber der Ansicht, dass „das Volk“ von den Oberen der Juden mitgebrachte Leute waren und nicht zu denen gehörten, die Jesus mit Jubel beim Einzug in Jerusalem begrüßt hatten, die vor allem aus Pilgern zusammengesetzt gewesen seien. Das mag Pilatus entgangen sein.