Auferstehung 1.10: Elf Apostel glauben endlich

Teilnehmer 11: Von den elf Aposteln und denen, die bei ihnen waren, haben einige auch bereits einen Sinneswandel erfahren. Lukas 24,34: „die sprachen: Der Herr ist wahrhaftig auferstanden und Simon erschienen“. Jetzt hatte auch Simon seine persönliche Begegnung mit Jesus gehabt, und das wird in 1. Korinther 15, 4-5 bestätigt: „und dass er begraben worden ist; und dass er auferstanden ist am dritten Tage nach der Schrift; und dass er gesehen worden ist von Kephas, danach von den Zwölfen“.

 

Teilnehmer 5: Ach, wie wunderbar – da kommt er her, der zweite Teil des „Oster“grußes – er ist wahrhaftig auferstanden.[1]

 

Teilnehmer 12: In Korinther 15 finden wir aber nur einige wichtige Highlights, während die Evangelien sehr viel detaillierter berichten. Wir sind noch bei den beiden, die sich auf dem Weg nach Emmaus davon machen wollten, jetzt aber nach Jerusalem zurückgekehrt sind. Lukas 24,35: „Und sie erzählten ihnen, was auf dem Wege geschehen war und wie er von ihnen erkannt wurde, als er das Brot brach“.

 

Teilnehmer 1: Aber dann nähern wir uns den Zwölfen. Lukas 24, 36-45: „Als sie aber davon redeten, trat er selbst, Jesus, mitten unter sie und sprach zu ihnen: Friede sei mit euch! 37Sie erschraken aber und fürchteten sich und meinten, sie sähen einen Geist.

 

Teilnehmer 2: Das ist verblüffend. Gerade haben sie sich darüber ausgetauscht, dass sie an den Auferstandenen glauben: Die zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus hatten eine Begegnung mit ihm, und die elf anwesenden Apostel sind begeistert, weil Petrus ihnen bezeugt hat, dass er den Auferstandenen getroffen hat.

 

Teilnehmer 3: Und doch ist die Reaktion auch verständlich. Es ist ein Unterschied, ob andere erzählen und man neue Hoffnung schöpft, oder ob der Auferstandene plötzlich persönlich erscheint. Ist er es wirklich? Oder täuscht hier ein Geist, möglicherweise ein Totengeist, etwas vor? So wie ein Totengeist in Samuel 28, 3-25, den Samuel vortäuscht? Zum Glück erlöst Jesus die Jünger sehr rasch und sehr handfest aus ihren Zweifeln.

 

Teilnehmer 4: 38Und er sprach zu ihnen: Was seid ihr so erschrocken, und warum kommen solche Gedanken in euer Herz? 39Seht meine Hände und meine Füße, ich bin's selber. Fasst mich an und seht; denn ein Geist hat nicht Fleisch und Knochen, wie ihr seht, dass ich sie habe. 40Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und Füße. 41Als sie aber noch nicht glaubten vor Freude und sich verwunderten, sprach er zu ihnen: Habt ihr hier etwas zu essen? 42Und sie legten ihm ein Stück gebratenen Fisch vor. 43Und er nahm's und aß vor ihnen.“

 

Teilnehmer 5: Ich bin überrascht. Jesu Auferstehungsleib und infolgedessen auch unser Auferstehungsleib hat Fleisch und Knochen. Und er kann essen.

 

Teilnehmer 6: Wieso überrascht Dich das?

 

Teilnehmer 5: Es freut mich, weil uns der Genuss des Essens erhalten bleibt. Und es überrascht mich, weil Paulus in 1. Korinther 15, Vers 50, schreibt, dass Fleisch und Blut das Reich Gottes nicht ererben können.

 

Teilnehmer 6: Aha. Das scheint auf  den ersten Blick ein Widerspruch zu sein. Aber Paulus erklärt in Vers 39 von 1. Korinther 15, dass nicht alles Fleisch das gleiche Fleisch ist. Und wir werden wohl Knochen haben, aber kein Blut.

 

Teilnehmer 12: Und noch etwas fällt auf. Jesus – und so auch wir – konnte bestimmte Kennzeichen seines Körpers vor der Auferstehung vorzeigen, hier die Nägelmale an Händen und Füßen.

 

Teilnehmer 11: 44Er sprach aber zu ihnen: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. 45Da öffnete er ihnen das Verständnis, sodass sie die Schrift verstanden, 46 und sprach zu ihnen: So steht's geschrieben, dass der Christus leiden wird und auferstehen von den Toten am dritten Tage; 47 und dass gepredigt wird in seinem Namen Buße zur Vergebung der Sünden unter allen Völkern. Von Jerusalem an 48 seid ihr dafür Zeugen. 49 Und siehe, ich sende auf euch, was mein Vater verheißen hat. Ihr aber sollt in der Stadt bleiben, bis ihr angetan werdet mit Kraft aus der Höhe.

 

Teilnehmer 7: Das ist bemerkenswert. Bisher hatten die Apostel und auch der Jünger, den Jesus liebte, die Schrift in Bezug auf die Auferstehung noch nicht verstanden. Sie sahen bestimmte Dinge und den Auferstandenen selbst, und daraufhin glaubten sie. Erst jetzt kommt das Zeugnis der Schrift, genauer des Alten Testaments, hinzu. Ich finde es auch sehr bemerkenswert, dass Jesus selbst das Verständnis der Schrift eröffnete. In Matthäus 16, Vers 17, ist es Gott, der Petrus offenbart, dass Jesus der Messias ist.[2]

 

Teilnehmer 8: In jedem Fall scheint es mir so zu sein, dass wir der persönlichen Offenbarung bedürfen, um zu einem wahren Verständnis der Schrift zu kommen.[3]

 

Teilnehmer 9: Mir scheint es sehr wichtig zu sein, dass Jesus eine gerade Linie zieht vom Alten Testament zu sich selbst.[4]

 

Teilnehmer 2: Und dann nimmt der Evangelist Johannes den Faden wieder auf. Johannes 20, 19-20: „Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen“.

 

 

 



[1] Das rief BWL aus.

[2] Das bemerkte Hans Steinbakke.

[3] Das sagte Aha.

[4] Das betonte BWL.

 

 

 

 

 

Titelbild: Jesus zeigt den Jüngern seine Nägelmale. Ausschnitt aus einer Darstellung von churchofjesuschrist.org.

 

Teilnehmer 3: Es gibt aber eine wesentliche Ergänzung außer der, dass er ihnen auch seine Seite zeigte und die Jünger froh wurden. Johannes 20, 21: “Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“. Es bewegt mich sehr, dass wir diesen Friedensgruß des Auferstandenen empfangen haben und selber weiter geben können, wie es bei uns in der Versammlung am Ostermorgen geschah.[1]

 

Teilnehmer 4: Dann geschieht für meine Begriffe etwas Verwunderliches. In Johannes 20, 22-23, heißt es: „Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist!  23 Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten“.  Ich denke, der heilige Geist wurde erst zu Pfingsten ausgegossen?

 

Teilnehmer 5: Das ist hier offenbar ein Hinweis darauf, was erst 50 Tage später geschieht – wie in Lukas 24, 47-49. Und von da an, ab Pfingsten, wird der heilige Geist immer dann gegeben, wenn jemand glaubt, dass Jesus der Herr ist und Gott ihn von den Toten auferweckt hat.[2] Jetzt, an diesem Abend des ersten Tages nach der Auferstehung, dem Tag 1 der sieben Wochen bis Pfingsten, sind schon Maria von Magdala und einige andere Frauen sowie 11 der zwölf Apostel, Kleopas und etliche andere Jünger auf Pfingsten vorbereitet.

 

Teilnehmer 7: Und es ging Jesus offenbar um die Vorbereitung auf die Zeit, wenn er nicht mehr leibhaftig auf der Erde ist. Stattdessen ist kurz nach seiner Himmelfahrt der Tröster, der heilige Geist, da. Der Geist Gottes in uns macht uns gewiss, dass Jesus an unserer Seite ist, dass er mitten unter uns ist, auch wenn wir ihn nicht leibhaftig sehen. [3] Er geht mit uns und redet mit uns am Weg hier durch die Zeit.

 

Teilnehmer 8: Damit endet der erste Tag nach der Auferstehung Jesu Christi. Das heißt, nach jüdischem Zeitverständnis hat schon am Abend der zweite Tag begonnen.

 

Teilnehmer 9: Eine Zusammenfassung gibt Markus im 16. Kapitel, Verse 9-14, in der noch einmal deutlich wird, dass beträchtliche Hindernisse zu überwinden waren und es einen ganzen Tag dauerte, bis die von ihm berufenen Apostel außer Thomas glaubten, dass Jesus auferstanden war.

 

Teilnehmer 10: Ich lese: 9 [Als aber Jesus auferstanden war früh am ersten Tag der Woche, erschien er zuerst Maria Magdalena, von der er sieben Dämonen ausgetrieben hatte. 10 Und sie ging hin und verkündete es denen, die mit ihm gewesen waren, die da Leid trugen und weinten. 11 Und als diese hörten, dass er lebe und ihr erschienen sei, glaubten sie nicht. 12 Danach offenbarte er sich in anderer Gestalt zweien von ihnen unterwegs, als sie über Land gingen. 13 Und die gingen auch hin und verkündeten es den andern. Aber auch denen glaubten sie nicht. 14 Zuletzt, als die Elf zu Tisch saßen, offenbarte er sich ihnen und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härte, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten als Auferstandenen.“

 

Teilnehmer 2: Ich habe volles Verständnis für die elf Apostel. Bis zu ein paar Tagen vor der Kreuzigung haben sie nur Gutes mit Jesus erlebt, und in selbst in den scharfen Auseinandersetzungen mit den Schriftgelehrten und Pharisäern und anderen Gruppen ging Jesus immer als Sieger hervor. Und wenn sie ihn ergreifen wollten, ging er mitten durch sie hindurch weg. Dann der totale Absturz, der doch in ihrer Sicht zunächst alle Hoffnung begräbt. Und dann Auferstehung? Dann die Erklärungen aus der Schrift, dass der Christus solches leiden musste? Und womöglich auch sie selbst leiden müssen?[4]

 

Teilnehmer 3: Vielleicht interpretieren wir die „Schelte“ von Jesus in Markus 16, Vers 9, ein wenig zu streng. Von der Bedeutung des griechischen Wortes ονειδιζω (ove-idizoo) scheint dieses zwar voll gerechtfertigt zu sein, aber immerhin gibt der Menge-Güthling für das Substantiv ονειδος (one-idos) auch die seltene poetische Bedeutung „Ruhm“ an, was eine Verwendung im ironischen Sinne nahelegen könnte.

 

Teilnehmer 4: Also könnte es ein sehr liebevoller Tadel durch Jesus gewesen sein in dem Sinne von „Na, ihr Angsthasen mit eurer Herzsklerose, war es so schwer, denen zu glauben, die mich als Auferstandenen gesehen haben?“

 

Teilnehmer 5: Das könnte er dann vielleicht auch zu uns und vielen unserer Zeitgenossen sagen. Wir sind ja auf das Zeugnis derer angewiesen, die ihn leibhaftig als Auferstandenen gesehen haben.

 

Teilnehmer 6: Na, bei Paulus hat sich ja Jesus noch einmal deutlich bemerkbar gemacht. Und solche Fälle gibt es wohl auch heute noch, derzeit insbesondere in muslimisch geprägten Ländern mit ihren teils sehr weitgehenden Einschränkungen von Religionsfreiheit und anderen Grundrechten des Menschen.

 

Teilnehmer 11: Ich möchte noch einen ganz anderen Aspekt anführen. Der von Teilnehmer 10 vorgelesene Schluss des Markus-Evangeliums bis hin zu Vers 20 passt nicht zum Vorherigen und gilt als unecht. Der echte Schluss scheint verloren gegangen zu sein.[5]

 

Teilnehmer 12: Nun, die Verse 9-14 scheinen mir durchaus als kurze Zusammenfassung und die Verse 15-19 durchaus als kurze Weiterführung zu den Begegnungen mit dem Auferstandenen in Galiläa und schließlich zurück in Jerusalem zur Himmelfahrt zu sein.

 

Teilnehmer 1: Mir leuchtet ein, was Karl-Heinz Vanheiden in seiner Neuen Evangelistischen Übersetzung dazu anmerkt[6]: „16,8: Hier bricht das Markus-Evangelium nach den ältesten und besten Textzeugen ab. Die Verse 9-20 sind jedoch schon sehr früh entstanden und wurden schon in der 1. Hälfte des 2. Jahrhunderts von den Christen einmütig als kanonisch anerkannt. Das spricht stark für eine apostolische Herkunft. In einigen Handschriften findet sich jedoch auch ein kürzerer Schluss des Evangeliums. Er lautet: "Schließlich berichteten sie Petrus und den anderen Jüngern alles, was ihnen aufgetragen war. Später beauftragte Jesus seine Jünger selbst, überall in der Welt die heilige und unvergängliche Botschaft von der Erlösung weiterzusagen."

 


[1] Das hob BWL hervor.

[2] Römer 10, 9-10.

[3] Darauf machte Hans Steinbakke aufmerksam.

[4] Dieses Plädoyer für die Apostel hielt Jutta Richter am 15.4.2020.

[5] Diese Ansicht vertrat Georg Schmid.

[6] Darauf wies Aha hin.