Auferstehung 4.5:  Noch einmal: Herrschen und Leiden

Teilnehmer 4: Jesus hat in seinem Leben auf Erden vor 2000 Jahren mindestens 3 Menschen von den Toten auferweckt. Er bewies die Macht des Vertrauens in Gott, mit dem Tote auferweckt werden können. „Fürchte dich nicht; glaube nur, so wird sie gesund!“ Die gleiche Macht hat er seinen Jüngern verliehen: „7 Geht aber und predigt und sprecht: Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen. 8 Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, macht Aussätzige rein, treibt Dämonen aus. Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch.“[1] Und doch ist der Tod der Feind, der erst zuletzt vernichtet wird.

 

Teilnehmer 5: Und daran leiden wir. Wo durch unser Gebet, unser Handauflegen, unsere Vermittlung göttlicher Gaben der Heilungen Gesundung und Rettung aus Todesnot geschieht, auch durch Hilfe der Medizin, da herrschen wir. Wo es noch nicht geschehen ist oder gar nicht geschieht, da leiden wir. Der Kampf ist noch nicht vorbei, und wir sind froh und dankbar, dass wir nicht alleine kämpfen, sondern Gott und Jesus und Brüder und Schwestern an unserer Seite haben. Und dass uns Gott lange Strecken von Kampfpausen verschafft und wir selbst im Kampf und sogar im Sterben in Seinem Frieden bleiben können – des zukünftigen endgültigen Sieges gewiss.

 

Teilnehmer 12: Aha. Unter diesem Aspekt macht das alte Kirchenlied „In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesu Christ!“ tatsächlich Sinn.[2]

 

Teilnehmer 11: Aber leiden wir tatsächlich nur, weil in unserem Kampf noch nicht alles zum Heil und zum Glück der Gläubigen zur Verfügung steht und zum Beispiel der Tod immer noch nicht besiegt ist? Leiden wir nicht auch an den eigenen Dummheiten und Unzulänglichkeiten, an selbst gemachten oder von anderen Menschen gemachten Begrenzungen? Oder anders gewendet daran, dass wir unsere Möglichkeiten nicht ausschöpfen?[3]

 

Teilnehmer 10: Das wird so sein. Doch da sind wir aufgerufen, so barmherzig mit uns zu sein, wie Gott mit uns barmherzig ist. ER gedenkt daran, dass wir Staub sind.[4]

 

Teilnehmer 9: Es gibt aber noch eine weitere Dimension des Leidens, die gottgewollt sein muss, weil sie sonst keinen Sinn macht. Paulus schreibt ja auch: „24 Nun freue ich mich in den Leiden, die ich für euch leide, und erfülle durch mein Fleisch, was an den Leiden Christi noch fehlt, für seinen Leib, das ist die Gemeinde.“[5]

 

Teilnehmer 8: Paulus litt doch an einer nicht näher genannten Krankheit. In 2. Korinther 12,7 drückt er es so aus: „7 Und damit ich mich wegen der hohen Offenbarungen nicht überhebe, ist mir gegeben ein Pfahl ins Fleisch, nämlich des Satans Engel, der mich mit Fäusten schlagen soll, damit ich mich nicht überhebe. 8 Seinetwegen habe ich dreimal zum Herrn gefleht, dass er von mir weiche. 9 Und er hat zu mir gesagt: Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.“

 

Teilnehmer 7: Eigentlich wird in den zitierten Versen ganz klar, welcher Art das Leiden ist. Der Vers aus dem Kolosserbrief, den Teilnehmer 9 zitiert, sagt: Leiden für die Gemeinde. Das ist nicht Krankheit, sondern Einsatz – Lehre, Behüten wie ein Hirte, Besuchen, Ermutigen, Ermahnen, Korrigieren, Lieben, Füße waschen, Dienen, Dienen, Dienen.

 

Teilnehmer 1: Dementsprechend geht es in 2. Korinther 12 weiter: „Darum will ich mich am allerliebsten rühmen meiner Schwachheit, auf dass die Kraft Christi bei mir wohne. 10 Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, in Misshandlungen, in Nöten, in Verfolgungen und Ängsten um Christi willen; denn wenn ich schwach bin, so bin ich stark.“ Es geht nicht um Krankheit, sondern um Leiden durch den Widerstand gegen das Evangelium.

 

Teilnehmer 2: Diesen Widerstand kann Gott uns nicht ersparen – noch hat der Teufel „Raum für Manöver“ in dieser Welt, darf Einfluss nehmen auf die Menschen und sie gegen das Evangelium vom Reich Gottes und der Einheit der Gemeinde mobilisieren. Und dass das so ist, dient gleichzeitig dem Schutz vor der eigenen Überheblichkeit. Es verlangsamt vielleicht das Wachstum, aber dadurch wird das Wachstum solide und und macht uns fest wie eine Eiche.

 



[1] Matthäus 10, 7-8.

[2] 1) In dir ist Freude in allem Leide,
o du süßer Jesu Christ!
Durch dich wir haben himmlische Gaben,
du der wahre Heiland bist;
hilfest von Schanden, rettest von Banden.
Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet,
wird ewig bleiben. Halleluja.
Zu deiner Güte steht unser G'müte,
an dir wir kleben im Tod und Leben;
nichts kann uns scheiden. Halleluja.

2) Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden
Teufel, Welt, Sünd oder Tod;
du hast's in Händen, kannst alles wenden,
wie nur heißen mag die Not.
Drum wir dich ehren, dein Lob vermehren
mit hellem Schalle, freuen uns alle
zu dieser Stunde. Halleluja.
Wir jubilieren und triumphieren,
lieben und loben dein Macht dort droben
mit Herz und Munde. Halleluja.

Text: Cyriakus Schneegaß, Johann Lindemann 1598; Melodie: Giovanni Giacomo Gastoldi 1591.

[3] Diese Frage stellte Jutta Richter am 6.5.2020.

[4] Psalm 103, 14. In der Lutherbibel steht dieser Psalm nicht zu Unrecht unter dem Titel „Das Hohelied der Barmherzigkeit Gottes“.

[5] Kolosser 1, 24.

 

Teilnehmer 3: Und in diesem 12. Kapitel des 2. Korintherbriefes berichtet Paulus, was sein „Pfahl im Fleisch“ ist – eben Menschen, die sich gegen ihn wenden: 24 Von Juden habe ich fünfmal erhalten vierzig Geißelhiebe weniger einen; 25 ich bin dreimal mit Stöcken geschlagen, einmal gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine Nacht trieb ich auf dem tiefen Meer. 26 Ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr gewesen durch Flüsse, in Gefahr unter Räubern, in Gefahr von meinem Volk, in Gefahr von Heiden, in Gefahr in Städten, in Gefahr in Wüsten, in Gefahr auf dem Meer, in Gefahr unter falschen Brüdern; 27 in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße; 28 und außer all dem noch das, was täglich auf mich einstürmt, die Sorge für alle Gemeinden. 29 Wer ist schwach, und ich werde nicht schwach? Wer wird zu Fall gebracht, und ich brenne nicht?“

 

Teilnehmer 4: Das ist eine heilige Liste. Der Pfahl im Fleisch ist schon im Alten Testament aktiv und als Redefigur bekannt: „55 Wenn ihr aber die Bewohner des Landes nicht vor euch her vertreibt, so werden euch die, die ihr übrig lasst, zu Dornen in euren Augen werden und zu Stacheln in euren Seiten und werden euch bedrängen in dem Lande, in dem ihr wohnt.“[1]

 

Teilnehmer 5: Josua 23, die Verse 12-13, schließt sich an: „12 Denn wenn ihr euch abwendet und diesen Völkern, die noch übrig sind, anhangt und euch mit ihnen verheiratet, dass ihr euch unter sie mengt und sie sich unter euch, 13 so wisst, dass der HERR, euer Gott, nicht mehr diese Völker vor euch vertreiben wird, sondern sie werden euch zum Fallstrick und Netz werden und zur Geißel an euren Seiten und zum Stachel in euren Augen, bis ihr ausgerottet seid aus diesem guten Land, das euch der HERR, euer Gott, gegeben hat.“

 

Teilnehmer 12: Der Stachel im Fleisch – erinnern wir uns, dass die Schlange dem Erretter, dem Messias in die Ferse sticht? Der Knecht ist nicht größer als sein HErr. Herrschen und Leiden. Es ist nicht Gott, der uns durch Widrigkeiten frustriert. Gott hilft uns in unserer Schwachheit, wenn wir am Widerstand gegen das Evangelium leiden.

 

Teilnehmer 6: Vor allem können wir über die Sünde herrschen im Leben[2] und darum um so mehr mit Gott „auf Tuchfühlung“ gehen – auch, um gewiss zu sein, was im Kampf gegen den Tod schon jetzt an Gaben der Heilungen verfügbar ist, und um es wirksam vermitteln zu können.

 

Teilnehmer 7: Ja, und was den Kampf angeht, so wird unser Kämpfen nach Seinen Regeln nicht ohne Belohnung bleiben. Römer 8, 17-18: „17 Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, da wir ja mit ihm leiden, damit wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhoben werden. 18 Denn ich bin überzeugt, dass dieser Zeit Leiden nicht ins Gewicht fallen gegenüber der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll.“

 

Teilnehmer 8: Hier folgt die Herrlichkeit und das Mit-Herrschen dem Leiden. Im Leben Jesu Christi auf Erden vor 2000 Jahren gab es erst das Herrschen über Krankheit, Hunger, Mangel, Naturgewalten und Tod und dann das Leiden. Dann wieder die Herrlichkeit der Auferstehung und der Himmelfahrt.

 

Teilnehmer 9: Bei uns ist es nicht viel anders. Ist es jetzt noch ein Wechsel, ja, oft eine Gleichzeitigkeit von Herrschen und Leiden, so wird es am Schluss nur Herrlichkeit sein. Römer 8, 19-24a: „19 Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. 20 Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit – ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat[3] –, doch auf Hoffnung; 21 denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. 22 Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick seufzt und in Wehen[4] liegt. 23 Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst, die wir den Geist als Erstlingsgabe haben, seufzen in uns selbst und sehnen uns nach der Kindschaft, der Erlösung unseres Leibes[5]. 24 Denn wir sind gerettet auf Hoffnung hin.“

 

Teilnehmer 10: Jetzt aber stehen wir als Leib des HErrn im Kampf für Sein Königreich gegen Sünde, Tod und Teufel – in einem Kampf, nicht wie die Welt kämpft, sondern in einem geistlichen Kampf „der Fußwaschung“, der Liebe und Sanftmut, das Leid in Kauf nehmend, das mit den mitunter auftretenden Schmähungen, Angriffen und Bedrängnissen verbunden sein kann.

 

Teilnehmer 11: Um so lebenswichtiger ist die süße und feste, immer wieder erfrischende Gemeinschaft, die der Geist des HErrn unter Brüdern und Schwestern ermöglicht und die der Tisch des HErrn zu bieten hat.

 

Teilnehmer 12: Einen nicht unerheblichen Teil seiner Mission, auch der zwischen Auferstehung und Himmelfahrt, widmet der HErr der Vorbereitung seiner Jünger auf das Empfangen des heiligen Geistes – Gottes Geist, mit dem Gott auch Jesus getauft hat



[1] 4. Mose 33, 55.

[2] Vgl. Römer 5, 17; 6,14.

[3] Nämlich Adam.

[4] Das Ziel der (Wieder-)Geburt der Schöpfung liegt noch vor uns. Vgl. zur biblischen Bedeutung der Bildes der Wehen z.B. Heinrich Langenberg, Die prophetische Bildsprache der Apokalypse, 3. Auflage Metzingen 1999, Stichwort Wehen, S. 70 f. Vielleicht ist es auch hilfreich, die Wehen als Wachstumsschmerzen zu sehen.

[5] Der Verwandlung unseres sterblichen Leibes in einen unsterblichen Leib. Vgl. 1. Korinther 15, 42-45. Vgl. auch den Dialog „Auferstehung 3.7: Der neue Leib“.

 

Titelbild:  Dornauszieher. Keramik aus Staffordshire, etwa 1755. Die Fotodatei wurde als Teil des Partnerprojektes mit dem Metropolitan Museum of Art an Wikimedia Commons gespendet.  CC0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=60177711.