Leiden O.1:  Die Kreuzigung fand an einem Mittwoch statt

Teilnehmer 1: In den vier Evangelien wird wohl über keinen Tag im Leben Jesu mehr berichtet als über die sechs Tage vor dem Passa. Und so wie die Rüstzeit der Juden für das Passa mit dem Schlachten des Lammes abschließt, so wurde unser Passa am letzten Rüsttag vor dem Passa der Juden getötet.[1]

 

Teilnehmer 2: War das an einem Freitag? Jesus sagt ja in Matthäus 12, Vers 40[2], dass er drei Tage und drei Nächte[3] im Grab, wörtlich „im Schoß der Erde“, sein würde. Die lassen sich sozusagen zwischen Karfreitag und Auferstehungssonntag nicht unterbringen.

 

Teilnehmer 3: Das ist richtig. Wir haben wiederholt darüber gesprochen und kamen vor allem anhand der Beobachtungen von E.W. Bullinger zu dem Ergebnis, dass die Kreuzigung an einem Mittwoch stattgefunden haben muss.

 

Teilnehmer 12: Wir wissen zur Datierung eigentlich nur zweierlei:

1. Die Kreuzigung fand nach dem hebräischen Kalender am 14. Nisan statt. Dieser 14. Nisan fiel zum Beispiel im Jahr 2015 nach dem aktuellen hebräischen Kalender tatsächlich auf einen Freitag. Aber in diesem Jahr 2020 fällt er tatsächlich auf einen Mittwoch.[4]

 



[1] Eine bemerkenswerte Betrachtung dazu gibt Joseph Ratzinger, Benedikt XVI, in seinem Buch „Jesus von Nazareth“, Zweiter Teil, S. 126 bis 132, insbes. S. 132: „Das bedeutet, dass Jesus gestorben ist zu der Stunde, zu der im Tempel die Pascha-Lämmer geschlachtet wurden.“ Vgl. dazu 1. Kor. 5,7: Denn auch wir haben ein Passalamm ... .

[2] Vgl. auch Jona 2, Vers 1.

[3] Zur in diesem Falle wörtlichen und nicht figurativen Bedeutung von „drei Tagen und drei Nächten“ vgl. E.W. Bullinger, Companion Bible, Anhänge (Appendix) 144, 148 und 156.

[4] Darauf machte Georg Schmid per Email am 4. April 2020 aufmerksam:

"Die Woche bis Pessach und danach: 

- Samstag, 4. April 2020 = 10. Nisan 5780 = Shabbat HaGadol (Der

  GROSSE oder Hohe Ruhetag) 

- Dienstag, 7. April 2020 = 13. Nisan 5780 (jedenfalls nach

  judäischer Tageseinteilung bis Sonnenuntergang; ab

  Sonnenuntergang gilt für Israel: 

- Mittwoch, 8. April 2020 = 14. Nisan 5780 = Erev Pesach 

- Donnerstag, 9 April 2020 = 15. Nisan 5780 = Pesach I, der

  eigentliche 'Hohe Feiertag' Pesach auch zur Zeit Jesu; danach

  die 7 Tage der ungesäuerten Brote!

- (Kar-)Freitag, 10. April 2020 = 16. Nisan 5780 = Pesach II nach der

  heutigen Omer-Zählung.

 

Am Tag nach dem (1.Wochen-)Schabbat = 'erster Tag der (neuen) Woche war auch der Tag des ersten Schwing- bzw Web-Opfers. (Beginn der Gerstenernte). Nach 50 Tagen ist dann der erste Schawuot-Schabbat (die Juden feiern auch 2 Tage Pfingsten!)!

 

Pessach oder Passa oder der 14. Nisan wird nach dem Vollmond bestimmt. Georg Schmid schreibt dazu: „Der Vollmond im April 2020 ist ein ganz besonderer, denn er ist gleichzeitig ein Supermond. Am Mittwoch, den 8. April, ist er um 4:35 Uhr in der Früh zu sehen. Er ist besonders nah an der Erde und erscheint aus diesem Grund größer als sonst.“ So wird in diesem Jahr besonders deutlich, dass Jesus drei Nächte und drei Tage im Grab war. Georg Schmid schreibt: „Jesus wurde wohl erst am Ende des 14. Nisan in die Grabeshöhle gelegt, um am Ende des Wochen-Schabbats (in der Abend-Dämmerung des ersten Tages der Woche) auferweckt zu werden bzw. aus dem Grabe zu kommen. Dann stimmen in diesem Jahr 2020 zufällig auch die drei Nächte und drei Tage im 'Bauch der Erde' - entsprechend den 3 Tagen und 3 Nächten des Jona im 'Bauch des Seeungeheuers'  mit den damaligen Wochentagen seines Todes und seiner Auferstehung überein! -- Da wir uns in dieser Zeit in diesem Jahr 2020 nicht persönlich treffen dürfen, möchte ich zumindest per eMail darauf hinweisen!“ 

Georg Schmid erwähnt hier ganz beiläufig zwei Komponenten der Auferstehung Jesu: Gott weckte Jesus auf von den Toten (was auch bedeutet, dass Jesus im Schoß der Erde „schlief“, ohne Bewusstsein war). Aber dann ergriff Jesus das Leben und ging aus dem Grab. Vgl. dazu Johannes 10, 17-18.                 

 

2. Am ersten Tag der Woche, also an unserem Sonntag, in aller Frühe war Jesus schon auferstanden. Am Tag der Kreuzigung wurde er noch vor Sonnenuntergang begraben. Nehmen wir die drei Tage und drei Nächte ernst, so fand die Auferstehung am Samstag vor Sonnenuntergang statt. Die Kreuzigung war dann nach unseren heutigen Wochentagsbezeichnungen an einem Mittwoch.[1]

 

 

 

Teilnehmer 4: Dann müssten wir eigentlich das Jahr des Leidens und Sterbens unseres Herrn ziemlich eindeutig ermitteln können. Es war um das Jahr 30 nach Christi Geburt herum das Jahr, in dem der 14. Nisan auf einen Mittwoch fiel.

 

 

 

Teilnehmer 5: So ist es. In den bisher vergangenen fast 2000 Jahren gibt es jedoch so viele Brüche in den Berechnungen der Kalendertage und speziell des Passafestes, dass es meines Wissens bisher nicht gelungen ist, das genaue Jahr zu bestimmen.[2]

 

 

 

Teilnehmer 6: Dann wenden wir uns doch den biblischen Inhalten zu.

 



[1] Jutta Richter weist darauf an, dass in diesem Jahr 2020 auch der Seder-Abend an diesem Mittwochabend (8.4.2020) stattfindet. Das zeigt, dass Jesus das Passamahl im Jahr seiner Hinrichtung nicht gehalten hat – als das Mahl stattfand, war er schon tot und bestattet.

[2] Georg Schmid verweist dazu auf die aktuellen Wikipedia-Artikel http://de.wikipedia.org/wiki/Osterdatum und http://de.wikipedia.org/wiki/Pessach . In einer Email vom 11.4.2020 macht er deutlich, dass ursprünglich die Auferstehung Christi zur Zeit des vom Frühlingsvollmond abhängigen jüdischen Passafestes stattfand. Da jedoch das genaue Datum nicht bekannt ist und das Auferstehungsfest nicht an einem wechselnden Wochentag stattfinden und die grundsätzliche Datierung im weiter von den Juden verwendeten Lunisolarkalender nicht mehr in Erscheinung treten sollte, wurde auf dem Ersten Konzil von Nicäa im Jahre 325 (die Christen benutzten inzwischen den Julianischen Kalender) die Festlegung getroffen, dass am ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond im Frühling die Auferstehung gefeiert wird. Alle 19 Jahre jedoch fallen die hebräischen nach dem Lunarsolarkalender ermittelten Tage wie der 14. Nisan auf den gleichen Wochentag und das Auferstehungsfest findet 4 Tage später statt. Das ergibt sich aus dem nach dem griechischen Astronomen Meton so genannten Meton-Zyklus, der 12 kurze Mond-Jahre mit 12 Mondmonaten und 7 lange Mond-Jahre mit 13 Mondmonaten umfasst, die 19 Sonnenjahren entsprechen.

 

Titelbild: Blutmond. Foto von Patty Jansen auf Pixabay. utm_content=488029">Pixabay</a>