glück 2.7: Um was haben wir getrauert und Trost erfahren?

Teilnehmer 2: Na, vielleicht sieht es damit ja gar nicht so schlecht aus. Kann jemand sagen, worüber er getrauert hat und wie er getröstet worden ist? Oder worüber er noch trauert und Trost sucht? Oder über welchen Verlust oder Mangel er nicht getrauert hat und verhärtet ist? Oder verbittert, weil er keinen Trost gefunden hat?

 

Teilnehmer 4: Ich habe damals nicht darüber getrauert, dass meine Eltern in meiner Schulzeit nicht verstanden haben, dass ich auf die „höhere Schule“ möchte. Ich habe darüber nicht getrauert, sondern habe meine Enttäuschung in mich hineingefressen, war hoffnungslos und verbittert und habe damit auch noch meine beste Freundin von mir weggetrieben. Doch irgendwann war ich wieder „auf Empfang“ und Gott gab mir eine neue Chance. Da habe ich zwar Gott vertraut, aber gleichzeitig meine Eltern spüren lassen, dass sie auf dem Holzweg sind, anstatt auch das Gott zu überlassen. Mangelnde Trauer führte zu wenig Verständnis für Andere, auch die eigenen Kinder, in ähnlicher Lage.

 

Teilnehmer 5: Ich habe lange darüber getrauert, dass wir keine Kinder bekamen. Da hat Gott durch Beter und Mütter und durch berufliche Situationen, in denen ich bei Frauenärzten immer wieder Schwangeren begegnet bin, mich so aufgebaut, dass wir eines Tages Eltern wurden.

 

Teilnehmer 6: Wir haben auch lange darüber getrauert, dass wir keine Kinder bekamen. Dann hat Gott uns damit getröstet, dass wir auf ganz andere Weise fruchtbar sein können. Und wir haben gesehen: Ein jeder Stand hat seinen Frieden, ein jeder Stand hat seine Last.

 

Teilnehmer 7: Ich habe lange darüber getrauert, dass ich nicht verheiratet bin. Aber dann hat mich Gott damit getröstet, dass es eine Gnadengabe ist, in der Gemeinde Gottes als Single zu leben, wie es eine Gnadengabe ist, verheiratet zu sein.[1]

 

Teilnehmer 8: Ich habe darüber getrauert, mich an einem Freund versündigt zu haben. Und er hat mir vergeben.

 

Teilnehmer 9: Ich habe darüber getrauert, meinen letzten Arbeitsplatz aufgeben zu müssen. Aber Gott hat mich gut versorgt.

 

Teilnehmer 10: Ich trauere darüber, dass die Beziehung zu einem meiner Söhne nicht wirklich gut ist. Aber Gott hat mich beiseite gerufen, mit mir vertrauliche Zwiesprache gehalten und mir Zuspruch gegeben – genau das, was das griechische Wort für „trösten“ beinhaltet.

 



[1] 1. Korinther 7, 7. Jesaja 54, 4-6.

 

Titelbild: Scheidung, Kind weiß nicht, wohin. Quelle: Pixabay.

 

Teilnehmer 11: Ich hatte eine sehr gute Freundin in den USA. Doch habe ich ihr lange Zeit nicht geschrieben. Endlich raffte ich mich dazu auf. Der Brief kam zurück mit einem Bericht des Ehemannes: Mein vorletzter Brief hing an der Tür ihres Sterbezimmers. Der letzte hat sie nicht mehr erreicht. Mein Trost: Das Wiedersehen bei der Rückkehr Jesu Christi.

 

Teilnehmer 12: Meine Schwester ist seit über 10 Jahren in den USA vermisst. Mein Trost: Meine Mutter gab mir ein Schaffell für sie und für mich. Ich nutzte beide, um mich von Gott beiseite nehmen zu lassen. Inzwischen hat mein Bruder im Internet ein aktuelles Foto von ihr gesehen – im Gespräch mit der Gouverneurin des betreffenden Staates.

 

Teilnehmer 1: Ich habe getrauert darüber, dass mich meine erste Frau verlassen hat. Es war ihre Entscheidung, ich konnte es nicht ändern. Aber Gott hat mich Trost und Überwinderkraft in seinem Wort finden lassen. Ich konnte wieder Leben gestalten, es war nicht alles vermasselt.

 

Teilnehmer 7: Ich war erst wütend und dann nur noch traurig darüber, dass ich für meine Mutter im Altenheim nicht mehr tun konnte. Da traf ich im backshop einen Bekannten und er hörte mir gut zu. Auch kompetent, denn er war Diakon der evangelischen Kirche. Dann zitierte er Paul Gerhardt: „Bist Du doch nicht Regente, der alles führen soll, Gott sitzt im Regimente und führet alles wohl.“ Ich war getröstet und erleichtert.

 

Teilnehmer 8: Der Trost des rechten Wortes zur rechten Zeit, wie Pater Tommek schreibt.

 

Teilnehmer 2: Ja, wenn wir trauern, kann Trost kommen. Zu Hiob kam Gottes Trost in seinem Unglück. Die Ursachenforschung seiner Freunde war – ein schlechter Trost.

 

Teilnehmer 4: Damit sind wir bei unserer Aufgabe, andere zu trösten. Das ist in der Anwendung des heiligen Geistes nicht zuletzt in 1. Korinther 14 beschrieben, besonders in den Versen 3-5 und 12-13.

 

Teilnehmer 5: In dem Zusammenhang ist das deutsche Wort „b arm herzig“ sehr aufschlussreich: beim armen (einsamen, traurigen) Herzen sein.[1]

 

Teilnehmer 7: Mir kommt noch ein anderer Gedanke. Es ist ein Unterschied, ob ich darüber verbittert bin, nirgendwo dazu zu gehören, oder darüber trauere. Wenn ich darüber trauere, kann Gott mir zeigen, woher dieses Gefühl des nicht dazu Gehörens kommt. Ich habe es zum Beispiel als Kind für mich unabwendbar erlebt. Aber jetzt habe ich das Recht und die Fähigkeit, mir meinen Ort zu suchen und mir dabei von Gott helfen zu lassen.[2]

 


[1] Hinweis von Georg Schmid.

[2] Vgl. Einheit 10 der Aufbruch leben-Fortbildung zum Seelsorger und Berater mit den Hinweisen zur tiefenpsychologische Bedeutung der Trauer.