Auferstehung 4.3: Eine Moderne Parabel zur Auferstehung

Teilnehmer 1: In dieser Woche, die auf den 4. Sabbat nach der Auferstehung auf dem Weg zu Pfingsten zu geht, lag im Briefkasten die erbetene Parabel zur Auferstehung, die bei der Beerdigung des Physikers Jürgen Pachaly von Enkelin Greta vorgetragen wurde.

 

Teilnehmer 2: Wie geht die denn?

 

Teilnehmer 1: Die heißt „Unterhaltung der drei Embryonen“ und geht so:

Im Bauch einer schwangeren Frau sind drei Embryonen:

Einer davon ist der kleine Träumer;

einer der kleine Kritiker;

einer der kleine Realist.

 

Der kleine Realist fragt: Glaubt ihr eigentlich an ein Leben nach der Geburt?

 

Der kleine Träumer: Na klar, das gibt es. Unser Leben ist dazu gedacht, dass wir wachsen und uns auf das Leben nach der Geburt vorbereiten, damit wir dann stark genug sind für das, was uns erwartet.

 

Der kleine Kritiker: Blödsinn, das gibt es nicht. Wie soll das überhaupt aussehen, ein Leben nach der Geburt?

 

Der kleine Träumer: Das weiß ich auch nicht so genau. Es wird viel heller sein als hier und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen.

 

Der kleine Kritiker: So ein Quatsch. Herumlaufen, das geht doch nicht, und mit dem Mund essen, was für eine seltsame Idee. Es gibt doch nur die Nabelschnur, die uns ernährt. Außerdem geht das gar nicht, dass es ein Leben nach der Geburt gibt, weil die Nabelschnur viel zu kurz ist.

 

Der kleine Träumer: Doch, es geht bestimmt. Es wird eben alles ein bisschen anders werden.

 

Der kleine Kritiker: Es ist noch nie einer zurückgekommen nach der Geburt. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende und das Leben hier ist nichts als Quälerei und dunkel.

 

Der kleine Träumer: Auch wenn ich nicht genau weiß, wie das Leben nach der Geburt aussieht: Jedenfalls werden wir dann unsere Mutter sehen und sie wird für uns sorgen.

 

Der kleine Kritiker: Mutter? Du glaubst an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?

 

Der kleine Träumer: Na hier, überall um uns herum. Wir sind in ihr und leben von ihr und durch sie. Ohne sie können wir gar nicht sein.

 

Der kleine Kritiker: Quatsch. Von einer Mutter habe ich ja noch nie etwas gemerkt, also gibt es sie auch nicht.

 

Der kleine Träumer: Manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst Du sie singen hören oder spüren, wie sie unsere Welt streichelt.

 

Der kleine Realist fragt: Und wenn es also ein Leben nach der Geburt gibt, wird der kleine Kritiker dann bestraft, weil er nicht daran geglaubt hat?

 

Der kleine Träumer: Das weiß ich nicht so genau. Vielleicht bekommt er einen Klaps, damit er die Augen aufmacht und das Leben beginnen kann.

 

Teilnehmer 3: Die Parabel verblüfft mich. Die Aussage ist klar und passt in der Tat sowohl zu einer Beerdigung wie auch in diese Woche auf dem Weg von Passa bzw. der Auferstehung Jesu hin zu Pfingsten.

 

Teilnehmer 12: Sie erinnert mich auch noch an etwas Anderes: Wer nicht geboren wird, kann auch nicht wiedergeboren werden und auch nicht auferstehen.

 

Teilnehmer 5: Irgendwie ist die Embryo-Parabel eine gute Ergänzung zu dem, was Blaire Pascal über das ewige Leben und damit über die Auferstehung gesagt hat und wir im Dialog Auferstehung 3.3 "Leugnung der Auferstehung?" diskutiert haben.

 

Teilnehmer 4: Eine weitere Ergänzung wurde in unserem letzten Dialog angesprochen, die wir uns auch zu Gemüte führen sollten, nämlich, was Romano Guardini zur Vorbereitung Jesu Christi auf die eigene Auferstehung geschrieben hat.[1]

 

Teilnehmer 6: Da bin ich aber mal gespannt.

 



[1] Den Hinweis gab Jutta Richter am 29.04.2020.

 

Titelbild: Etwa 8 Wochen alter Embyo. Aufnahme von lunar caustic; CC BY 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=48786181.