Pfingsten 5.7:  Gemeinsames Glauben, Sündenvergebung und Heilung eines Gelähmten, von vieren gebracht

Teilnehmer 1: Müssen nicht erst die Sünden vergeben werden, bevor geheilt werden kann? Sagt das nicht auch Jakobus in Kapitel 5, Verse 15-16, die wir bereits gelesen haben? Lesen wir sie noch einmal: „15 Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird ihn aufrichten; und wenn er Sünden getan hat, wird ihm vergeben werden. 16 Bekennt also einander eure Sünden und betet füreinander, dass ihr gesund werdet. Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“

 

Teilnehmer 2: Das kann so sein, muss aber nicht so sein, wie aus den Worten „und wenn er Sünden getan hat“ in Vers 15 hervorgeht.

 

Teilnehmer 12: Nun ist ja ganz unstrittig, dass wir Menschen alle sündigen. Es geht hier also doch wohl um Sünden, die einen Bezug zu der betreffenden Krankheit haben.

 

Teilnehmer 11: Außerdem weist Jesus in Johannes 9, 1-4, scharf zurück, dass Krankheiten oder Behinderungen stets mit Sünde zu tun haben: „Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war. Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist? Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.“

 

Teilnehmer 3: Das möchte ich gerne ergänzen. Sehr oft weist Jesus darauf hin, dass es auf Glauben und Vertrauen in die Güte Gottes und auf Gottes Qualität als Arzt ankommt – JHWH rapha. Es ist die Aufgabe Jesu als Sohn Gottes Gottes Repräsentanten, diese Art Vertrauen zu entfachen – in Verbindung mit dem Vater. Und heute ist es die Aufgabe der Gemeinde, des Leibes Christi auf Erden – nicht unbedingt des gesamten Leibes auf Erden, sondern die Aufgabe derjenigen, die um einen Kranken herum sind. Die Ältesten in Jakobus 5, Vers 14, sind dafür ein Beispiel.

 

Teilnehmer 12: Ein gutes Beispiel oder Vorbild für den wie ein Mann zusammen stehenden Leib Christi in puncto Sündenvergebung und Heilung gleichzeitig findet sich in Markus 2, 1-5. Ich lese mal Vers 1: „Und nach einigen Tagen ging er wieder nach Kapernaum; und es wurde bekannt, dass er im Hause war.“

 

Teilnehmer 10: Wir sollten auch die ergänzenden Informationen von Matthäus 9, 1-8, und Lukas, 17-26, einspielen. Matthäus 9: „1 Da stieg er in ein Boot und fuhr hinüber und kam in seine Stadt.“ Jesus war gerade auf der anderen Seite des Sees Genezareth gewesen, wo er zwei Besessene von ihren Zwangsvorstellungen geheilt hatte. Nach ein paar Zwischenstationen auf der galiläischen Seite des Sees ging er in seine Stadt – Kapernaum, das er sich als Zuhause erwählt hatte nach seinem Wegzug von Nazareth.

 

Teilnehmer 9: Hm. So erhält es noch mehr Farbe, wenn wir bei Markus lesen: „und es wurde bekannt, dass er im Hause war.“ Er war in seinem Haus in Kapernaum.

 

Teilnehmer 8: Weiter heißt es bei Markus: „2 Und es versammelten sich viele, sodass sie nicht Raum hatten, auch nicht draußen vor der Tür; und er sagte ihnen das Wort.“

 

Teilnehmer 7: Arnold Fruchtenbaum weist darauf hin, wer denn die Vielen nach dem Lukas-Evangelium waren: „17a Und es begab sich eines Tages, als er lehrte, dass auch Pharisäer und Lehrer des Gesetzes dasaßen, die gekommen waren aus allen Dörfern in Galiläa und Judäa und aus Jerusalem.“ Es kamen so viele Pharisäer und Gesetzeslehrer aus ganz Israel, weil Jesus einen jüdischen Leprakranken geheilt hatte, was noch nie geschehen war, und eine erste Prüfung begonnen hatte, ob Jesus der Messias ist.[1]

 

Teilnehmer 6: Lukas fährt mit einer erstaunlichen Feststellung fort: „17b Und die Kraft des Herrn war mit ihm, dass er heilen konnte.“ Es klingt so, als ob diese Kraft Gottes – den ersten Ausgaben der Lutherübersetzung folgend sollten wir schreiben: die Kraft des HERRN – Jesus nicht immer zur Verfügung stand. Phasen des öffentlichen Predigens und des Heilens wechselten sich ab mit Phasen des Gebets oder Gesprächs mit dem Vater, nicht selten in der Einsamkeit.

 

Teilnehmer 5: Weiter bei Markus: „3 Und es kamen einige zu ihm, die brachten einen Gelähmten, von vieren getragen. 4 Und da sie ihn nicht zu ihm bringen konnten wegen der Menge, deckten sie das Dach auf, wo er war, machten ein Loch und ließen das Bett herunter, auf dem der Gelähmte lag. 5 Als nun Jesus ihren[2] Glauben sah, sprach er zu dem Gelähmten: (Matthäus 9, 2 nach Interlinear: Sei guten Mutes, Kind.) Mein Sohn[3], (Lukas 5, 20: Mensch) deine Sünden sind dir vergeben.“

 

Teilnehmer 3: Vers 5 ist meiner Meinung nach ein Schlüsselsatz: Glauben ist eine Gemeinschaftsangelegenheit. Es erinnert mich an 1. Korinther 12, 24b-27: Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben, 25 auf dass im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder einträchtig füreinander sorgen. 26 Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit. 27 Ihr aber seid der Leib Christi und jeder Einzelne ein Glied.“

 

Teilnehmer 2: Und so kann keiner einem leidenden Glied sagen „Du hast nicht genügend geglaubt“, wie das in manchen Gemeinden und Beziehungen immer wieder geschieht?

 



[1] Arnold Fruchtenbaum, Jeschua, S. 139-148. Den Hinweis auf diese Arbeit von Arnold Fruchtenbaum brachte Kurt Fuß in den Hauskreis ein im Juni 2020.

[2] Hervorhebung hinzugefügt. Fruchtenbaum, a.a.O, S. 146, meint, dass hier nur das Glauben der vier gemeint ist, die den Gelähmten zu Jesus bringen. Doch könnte auch der Gelähmte selbst mit einbezogen sein. Die tatkräftige Unterstützung der vier dürfte den Gelähmten nicht unberührt lassen.

[3] Τεκνον (Tekvon) – Kind.

 

Teilnehmer 1: Korrekt. Wem ein solcher Gedanke ins Herz kommt, der darf sich fragen: Was kann ich tun, um den Glauben in dem leidenden Glied zu inspirieren? Wie kann ich – bildlich gesprochen – den Leidenden zu Jesus bringen, damit er vertraut, geheilt zu werden? Wen kann ich zu Hilfe nehmen, um ihn mitsamt seinem Krankenlager zu Jesu Füßen zu legen?

 

Teilnehmer 12: Aber einen Moment mal. In dem Bericht, den wir gelesen haben, geht es jetzt gar nicht um Heilung, sondern Jesus redet plötzlich von Sündenvergebung. Das ist doch etwas ganz anderes.

 

Teilnehmer 11: Ich bin davon überzeugt, dass Jesus durch ein Wort der Erkenntnis klar geworden ist, dass in diesem Fall die Ursache der Lähmung das Schuldbewusstsein dieses Gelähmten ist und dass dies zuerst behandelt werden muss.

 

Teilnehmer 10: Doch gerade die Sündenvergebung lässt in den Köpfen und Herzen der versammelten Schriftgelehrten die Alarmglocken schrillen. Markus 2: „„6 Es saßen da aber einige Schriftgelehrte und dachten in ihren Herzen: Wie redet der so? Er lästert Gott! Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?“

 

Teilnehmer 9: Und damit bewegen sie sich vollkommen auf dem Boden des Alten Testaments. Genau das steht nach Arnold Fruchtenbaum in 3. Mose 4-6. Jesus spricht in Markus 2,5 im Passiv: „deine Sünden sind dir vergeben.“ Genau diese Passiv-Formulierung „wird ihm vergeben“ wird in 3. Mose 4-5 acht Mal benutzt: Nicht ein Mensch kann sagen: Ich vergebe Dir, sondern ihm wird von Gott vergeben.[1]

 

Teilnehmer 8: Aha. Das ist der Hintergrund für den Gedanken, dass Jesus Gott lästert, indem er sich selbst zu Gott macht.

 

Teilnehmer 7: Ja, das ist auch der Grund, warum Fruchtenbaum meint, Jesus stelle sich hier als „Gott-Mensch“ dar[2]. Doch so hat sich Jesus nie bezeichnet, sondern er ist der Gesandte und Gesalbte Gottes, der als Mensch mit der vollen ihm von Gott gegebenen Autorität handelt – als ob Gott selbst handeln würde. Das wird in ein paar Versen später noch sehr deutlich.

 

Teilnehmer 4: Na schön. Und wo bleibt die Heilung?

 

Teilnehmer 5: Markus 2, 8: „Und Jesus erkannte sogleich in seinem Geist, dass sie so bei sich selbst dachten, und sprach zu ihnen: Was denkt ihr solches (Matthäus 9, 4: Böses) in euren Herzen?“

 

Teilnehmer 3: Dem scheint mir wiederum ein Wort der Erkenntnis durch den heiligen Geist, mit dem ihn der Vater gesalbt hat, zugrunde zu liegen.

 

Teilnehmer 2: Und durch ein Wort der Weisheit bietet er seinen aufgebrachten Beobachtern einen Test seiner gottgebenen Autorität an. Markus 2: „9 Was ist leichter, zu dem Gelähmten zu sagen: Dir sind deine Sünden vergeben, oder zu sagen: Steh auf, nimm dein Bett und geh umher? 10a Damit ihr aber wisst, dass der Menschensohn Vollmacht hat, Sünden zu vergeben auf Erden

 

Teilnehmer 1: Aha. Da haben wir es. Gott hat dem Menschen Jesus[3] – und nicht dem „Gott-Menschen“ – nach den Worten von Jesus selbst die Vollmacht der Sündenvergebung gegeben. So im übrigen auch Matthäus 9, Vers 6, und Lukas 5, Vers 24.

 

Teilnehmer 5: Weiter im Text vom Markus 5: „10b – sprach er zu dem Gelähmten: Ich sage dir, steh auf, nimm dein Bett und geh heim! Und er stand auf, nahm sein Bett und ging alsbald hinaus vor aller Augen, sodass sie sich alle entsetzten und Gott priesen und sprachen: Wir haben so etwas (Lukas 5, 26: seltsame Dinge; griechisch: παραδοζα – paradoksa – u.a. wider Erwarten, unglaublich; vgl. Menge-Gütling, S. 520) noch nie gesehen.“

 

Teilnehmer 12: Das Erstaunen – einschließlich der kritischen Beobachter? – war sehr groß und enthält direkt einen sehr ermutigenden Hinweis für uns, wenn es um göttliche Gaben der Heilungen geht, die wir auf ein Wort der Weisheit (und eventuell der Erkenntnis hin) übermitteln dürfen, können und sollen. Matthäus 9, Vers 8: „Als das Volk das sah, fürchtete es sich[4] und pries Gott, der solche Macht den Menschen gegeben hat.“

 

Teilnehmer 11: Solche Macht von Gott den Menschen gegeben...! Uns auch?

 

Teilnehmer 6: Ja. Gaben der Heilungen übermitteln nach 1. Korinther 12, Vers 9. Wir  möchten wir das sehen, wenn Menschen an Krankheiten und Gebrechen leiden. Und wir erinnern uns daran, dass eine Fülle der Heilungsberichte in der Bibel Lähmungen verschiedenster Art betreffen. Die erste berichtete Heilung in der Apostelgeschichte durch Petrus und Johannes wie durch Paulus betrifft einen Gelähmten.[5]

 

Teilnehmer 10: Und wir möchten noch einen Schritt über die Heilung von irgendwann im Leben auftretenden Krankheiten hinaus gehen. Wir möchten auch Geburtsfehler heilen.  Wie auch die Überprüfung durch den Hohen Rat der Juden weitergeht, ob Jesus der Messias ist. Damit sind wir bei der schon kurz erwähnten Heilung eines Blindgeborenen durch Jesus, berichtet in Johannes 9.

 



[1] Vgl. Arnold Fruchtenbaum, a.a.O., S. 147. Die von Fruchtenbaum angeführte 9. Stelle in 3. Mose 6,7 kann aus der Lutherbibel heraus nicht nachvollzogen werden.

[2] So Fruchtenbaum, a.a.O., S. 147 und S. 148.

[3] Menschensohn – im Hebräischen eben dem Sohn Adams, der zweifelsfrei ein Mensch war.

[4] Griechisch: εφοβηθησαν (ephobäthäsan) – 3.  Person Plural Indikativ Aorist von φοβεομαι (phobeomai; Guillemette Ziffer 9096) – Bedeutung II. P. 2. b) nach Menge-Güthling, S. 732: Ehrfurcht haben, verehren.

[5] Vgl. Apostelgeschichte 3, 1-8, und Apostelgeschichte 14, 8-10.

 

Titelbild: Christus heilt Kranke. Radierung von Rembrandt, zwischen 1647 und 1649. Sogenanntes Hundertguldenblatt, u.a. im Rijksmuseum Amsterdam, im Kupferstichkabinett Dresden, in der Wiener Albertina und in der Staatsgalerie Stuttgart. Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=725018. Dem Hauskreissekretär vertraut durch: Biblische Geschichte, hrsg. von Wilhelm Schlepper, Velhagen & Klasing, 10. Auflage 1952, S. 122.