Leiden 2.4:  Die Vorbereitung des Passamahles

Teilnehmer 10: Mittlerweile wird es höchste Zeit, dass sich Jesus und seine Jünger um die Vorbereitung des Passamahles kümmern. Schließlich wollen sie es zusammen feiern, und dafür brauchen sie in dem zur Vorbereitung des Festes überfüllten Jerusalem einen passenden Raum. In der Dichte der Ereignisse dieser Tage von der Auferweckung des Lazarus angefangen und weiter mit den triumphalen Einzügen nach Jerusalem bis hin zu der Tötungsabsicht der judäischen Führung scheint Jesus seinen Kopf mit anderen Dingen voll zu haben, obwohl er erwähnt hat, dass nach zwei Tagen bereits Passa ist.

 

Teilnehmer 11: Aber Jesus hat seine Jünger, die ihn nach Matthäus 26 erinnern: „17Aber am ersten Tage der Ungesäuerten Brote traten die Jünger zu Jesus und fragten: Wo willst du, dass wir dir das Passalamm zum Essen bereiten?“[1] Dabei geht es ihnen um das „Wo“, also den Raum. Es geht nicht um die Zubereitung des Lammes durch Braten und Würzen etc., sondern um die Vorbereitung der Räumlichkeit. Das griechische Wort ετοιμαζω, das für «bereiten» steht, bedeutet «bereitmachen, bereiten, vorbereiten» etc.[2]

 

Teilnehmer 12: Wieso erinnern sie ihn erst am ersten Tag der Ungesäuerten Brote? Meines Wissens beginnt das Fest der Ungesäuerten Brote am Abend, der dem 14. Nisan folgt. Am ersten helllichten Tag der Ungesäuerten Brote ist das Passamahl doch schon vorbei.

 

Teilnehmer 1: Mir fällt noch etwas Anderes auf. Es kann sich hier noch gar nicht um den ersten Tag der Ungesäuerten Brote oder den ersten Abend der Ungesäuerten Brote handeln, denn im Johannes-Evangelium, Kapitel 13, Vers 1 ff., wird deutlich, dass wir uns noch vor dem Passafest befinden. Schlussendlich nimmt ja Josef von Arimathäa den Leichnam Jesu am sogenannten Rüsttag ab, also am Tag, bevor das Fest beginnt.[3]

 

Teilnehmer 2: Mir scheint, dass die Worte „am ersten Tage“ nicht sehr glücklich übersetzt sind. Das griechische Wort für Tag, ημερα, kann auch mit „Zeit“ übersetzt werden.[4] Und das Wort „erster“ kann nicht nur zeitlich, sondern auch räumlich und rang- oder wertmäßig übersetzt werden im Sinne von „höchster“ oder „wichtigster“. Wir befinden uns hier in der höchsten oder drängendsten Zeit des Festes (wir würden wohl eher sagen: vor dem Fest) der Ungesäuerten Brote, das mit dem Passamahl beginnt. Es wird höchste Zeit für die letzten Vorbereitungen.

 



[1] Georg Schmid weist auf den Konkordanten Text hin: „Am ersten [Tag] der ungesäuerten [Brote] kamen die Jünger zu Jesus und sagten [zu] Ihm: "Wo willst Du das Passah essen? [Wo] sollen wir es Dir bereiten?"

[2] Menge-Güthling, S. 292.

[3] Matthäus 27, 57-62.

[4] Menge-Güthling, S. 319, Bedeutung Nr. 2.

 

 

Titelbild: Eselin mit Füllen. Foto: H.H., Brakel, 15. 09. 2018.

 

Teilnehmer 12: Also würden wir sinngemäß übersetzen: „Als es höchste Zeit war für die Vorbereitung des Festes der Ungesäuerten Brote ... „.

 

Teilnehmer 3: Mich wundert noch viel mehr, dass Jesus sich darauf einlässt. Hatte er nicht gerade im Zusammenhang mit dem Passa von seiner Kreuzigung gesprochen? Siehe Matthäus 26,2.

 

Teilnehmer 4: Offenbar hielt er es für möglich, dass er erst nach dem Passafest gekreuzigt wird. Denn hier – offensichtlich am Montagmorgen - heißt es: 18Er sprach: Geht hin in die Stadt zu einem und sprecht zu ihm: Der Meister lässt dir sagen: Meine Zeit ist nahe; ich will bei dir das Passa feiern mit meinen Jüngern.[1] 19Und die Jünger taten, wie ihnen Jesus befohlen hatte, und bereiteten das Passalamm.“ Sie bereiteten die Feier, das Essen des Passalamms, also das Passamahl, vor, und zwar genauer gesagt den Raum, wo sie mit Jesus das Passalamm essen wollten.

 

Teilnehmer 5: Einen noch detaillierten Bericht dazu finden wir bei Lukas, Kapitel 22, 7-13: 7Es kam[2] nun der Tag der Ungesäuerten Brote, an dem man das Passalamm opfern musste. 8Und er sandte Petrus und Johannes und sprach: Geht hin und bereitet[3] uns das Passalamm[4], damit wir's essen. 9Sie aber fragten ihn: Wo willst du, dass wir's bereiten[5]? 10Er sprach zu ihnen: Siehe, wenn ihr hineinkommt in die Stadt, wird euch ein Mensch begegnen, der trägt einen Wasserkrug; folgt ihm in das Haus, in das er hineingeht, 11und sagt zu dem Hausherrn: Der Meister lässt dir sagen: Wo ist der Raum, in dem ich das Passalamm essen kann mit meinen Jüngern? 12Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der mit Polstern versehen ist; dort bereitet[6] es. 13Sie gingen hin und fanden's, wie er ihnen gesagt hatte, und bereiteten[7] das Passalamm.

 

Teilnehmer 6: Sie bereiteten den Raum vor – im überfüllten Jerusalem wurde es höchste Zeit für die Raumreservierung. Sie gelang nur durch Offenbarungen und wunderbare Fügungen. Die Lämmer wurden am Rüsttag geschlachtet, zwei Tage später. Und zwar im Tempel. Es wäre ja auch nicht möglich und nicht hygienisch gewesen, wenn in dem überfüllten Jerusalem jede Familie sie in ihrem Quartier oder ihrer Passaräumlichkeit geschlachtet hätte.

 

Teilnehmer 7: Aber am Abend nach der Reservierung des Raumes passierte bereits Entscheidendes – und zwar ohne Lammbraten.

 



[1] Georg Schmid weist auf den Konkordanten Text hin: „Da gebot Er [ihnen]: "Geht in die Stadt zu dem [und] dem und sagt ihm: Der Lehrer [läßt] sagen: Der [Zeit]punkt [für] Mich ist nahe; bei dir [will] Ich das Passah mit Meinen Jüngern halten."

[2] Das hier benutzte griechische Wort für kommen ist ερχομαι. Es hat viele Bedeutungen, so neben „kommen“ auch „herankommen“. Vgl. Menge-Güthling, S. 289, Bedeutung b). Es sollte also hier übersetzt werden: „Es kam nun die Zeit der Ungesäuerten Brote heran, in (griechisch: εν!) ...“.

[3] Eτοιμαζω.

[4] Πασχα. Im Griechischen wird das gleiche Wort für Passalamm und Passamahl verwandt. Während es in Vers 7 in der Lutherbibel zutreffend mit Passalamm übersetzt wird, sollte es in den Versen 8 und 13 besser mit Passamahl übersetzt werden. So auch die Interlinear.

[5] Ετοιμαζω. Hervorhebung von «Wo» hinzugefügt.

[6] Ετοιμαζω.

[7] Ετοιμαζω.