Pfingsten 5.9:  Die Heilung eines Blindgeborenen – ein Zeichen für das Reich Gottes

Teilnehmer 12: Die Frage, ob Jesus nach den Kriterien der Rabbiner ein messianisches Wunder vollbracht hat, stellte sich nach Arnold Fruchtenbaum auch bei der Heilung eines Blindgeborenen. Wir haben diese Geschichte schon im Zusammenhang mit dem Thema erwähnt, was Sünde und Krankheit oder Sündenvergebung und Heilung miteinander zu tun haben. Vielleicht ist es in diesem Jahr[1] dran, dass wir das ganze Kapitel in Johannes 9 im Zusammenhang lesen.[2]

 

Teilnehmer 1: Ich beginne: 1 Und Jesus ging vorüber und sah einen Menschen, der blind geboren war.  

 

Teilnehmer 2: Stopp. Ich finde, dass wir schon diesem ersten Satz unsere ganze Aufmerksamkeit widmen sollten. Wie sich aus dem Kontext ergibt, spielt die Geschichte in Jerusalem in vielleicht beschwerlich, aber doch fußläufig erreichbarer Nähe des Teiches Siloah. Wahrscheinlich war der Blindgeborene nicht zum ersten Mal in dieser Gegend der Stadt und Jesus auch nicht. Aber jetzt im Vorübergehen – zack! - „sah“[3] er ihn. Ich glaube, dass Gott in diesem Moment ein Wort der Erkenntnis an Jesus übermittelte: „Die Zeit für das Wunder der Heilung eines Blindgeborenen ist jetzt!“ Oder so ähnlich.

 

Teilnehmer 3: Die Jünger scheinen den Augen des Meisters zu folgen, aber ihre Gedanken gehen in eine andere Richtung: „2 Und seine Jünger fragten ihn und sprachen: Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren ist?  

 

Teilnehmer 4: In seiner Antwort geht Jesus noch nicht einmal darauf ein, dass der Blindgeborene vor seiner Geburt nicht gesündigt haben kann.[4] Er legt die Betonung darauf, dass Sünde hier überhaupt keine Rolle spielt, sondern es um etwas ganz anderes geht: „3 Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern, sondern es sollen die Werke Gottes offenbar werden an ihm.“

 

Teilnehmer 5: Das unterstreicht, dass jegliches Schuldbewusstsein das Übermitteln einer Gabe der Heilung stört oder gar gänzlich verhindert. Wenn ein Schuldbewusstsein bei dem Kranken da ist, muss die Vergebung, ja, die Tilgung der Schuld zugesprochen und geglaubt werden, wie die zitierten Bibelstellen in Markus 2 und Jakobus 1 belegen. Es unterstreicht auch, dass die Werke Gottes (u.a.) auf Gesundheit zielen. 

 

Teilnehmer 12: Das möchte ich unterstreichen: Frei von den Sünden der Vergangenheit,
frei von jedem Zwang, erneut zu sündigen – das sind beste Voraussetzungen für Heilung und Gesundheit.

 

Teilnehmer 11: Im letzten Jahr haben wir intensiv die gesundheitsschädigenden Folgen des Missbrauchs der Sexualität diskutiert. Ich erinnere insbesondere an Römer 1, 26 an die Adresse der Homosexuellen: „Darum hat sie Gott dahingegeben in schändliche Leidenschaften; denn ihre Frauen haben den natürlichen Verkehr vertauscht mit dem widernatürlichen;  27 desgleichen haben auch die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau verlassen und sind in Begierde zueinander entbrannt und haben Mann mit Mann Schande getrieben und den Lohn ihrer Verirrung, wie es ja sein musste, an sich selbst empfangen.“

 

Teilnehmer 2: Hm. Insbesondere bei Platon taucht die „Knabenliebe“ als pädagogische Weihe auf.[5]

 

Teilnehmer 3: Nun ja, die Athener haben durch höchsten Beschluss Sokrates den Schirlingsbecher zum Tode verabreicht, als sie es satt hatten, dass Sokrates ihren heranwachsenden Söhnen nachstellte, um ihnen in den Arsch zu ficken.

 

Teilnehmer 4: Natürlich gibt es auch heterosexuellen Missbrauch. Ich erinnere nur an  1. Korinther 6, 18: „Flieht die Hurerei! Alle Sünden, die der Mensch tut, sind außerhalb seines Leibes; wer aber Hurerei treibt, der sündigt am eigenen Leibe.“ Können die hier erwähnten gesundheitsschädlichen Folgen verschiedener Formen des Missbrauchs der Sexualität auch durch Gaben der Heilungen überwunden werden?

 

 

 

Teilnehmer 10: Davon bin ich überzeugt. Es wird oft gesagt, dass zwar die Sünde vergeben werden kann, dass aber die Konsequenzen der Sünde zu tragen sind. Doch wenn Gott Gaben der Heilungen gibt, wird dieses „Gesetz“ von Schuld und Sühne, dem Dostojewski einen ganzen Roman gewidmet hat, außer Kraft gesetzt.

 

Teilnehmer 6: Jetzt aber weiter im Text. Jesus schickt sich in Johannes 9,4 an, das ihm offenbarte Werk Gottes zu vollbringen. Er spricht von „wir“ – gemeint sind wohl Gott als der himmlische Vater und Jesus: „4 Wir müssen die Werke dessen wirken, der mich gesandt hat, solange es Tag ist; es kommt die Nacht, da niemand wirken kann.“

 

Teilnehmer 7: Für mich würde es auch Sinn machen, das „wir“ auf Jesus und seine Jünger zu beziehen. Vielleicht macht das sogar mehr Sinn. „Gott und ich müssen die Werke Gottes wirken, der mich gesandt hat“, scheint mir weniger „im Fluss“ zu sein.

 

Teilnehmer 8: Dafür spricht auch das „niemand“ in der zeitlichen Begrenzung der Wirksamkeit – da scheinen noch Menschen außer Jesus zu sein, die wirken können – aber Jesus wie jene nur, solange es Tag ist. Was mag die Nacht sein, in der niemand wirken kann?

 

Teilnehmer 9: Ist es eine Vorahnung auf Gefangennahme und Kreuzigung und die drei Tage und Nächte von Jesus im Grab, während dessen die Jünger in Angst und Schrecken verharren? Vielleicht.

 

Teilnehmer 10: Dann jedenfalls fokussiert Jesus wieder auf sich: „5 Solange ich in der Welt bin, bin ich das Licht der Welt.“  

 

Teilnehmer 11: Das könnte implizieren: Anschließend müsst Ihr es sein!“

 

Teilnehmer 12: Jetzt jedenfalls schreitet Jesus zur Tat: „6 Als er das gesagt hatte, spuckte er auf die Erde, machte daraus einen Brei und strich den Brei auf die Augen des Blinden. 7 Und er sprach zu ihm: Geh zum Teich Siloah – das heißt übersetzt: gesandt[6] – und wasche dich! Da ging er hin und wusch sich und kam sehend wieder.“

 

Teilnehmer 1: Das finde ich hochinteressant. Hier geschieht mal eine Heilung ohne Glauben. Jedenfalls ist hier nicht vom Glauben die Rede und es fehlt auch die klassische Formulierung von Jesus: „Dein Glaube hat Dir geholfen.“[7]

 

Teilnehmer 2: Vielmehr lässt sich der Vorgang quasi mit naturwissenschaftlichen Begriffen erklären. Jedenfalls habe ich einen solchen Deutungsversuch gehört: Wir bestehen aus Erde oder Lehm und dem Lebensodem von Gott. Jesus nimmt Erde, sozusagen als Materie, aus der der Mensch besteht, und fügt Spucke mit dem kompletten gesunden menschlichem Genom, also auch den etwa fehlenden Genen, hinzu und so erhält der Blindgeborene sein Augenlicht.[8]

 

Teilnehmer 3: Das mag sein oder auch nicht sein. Auch frage ich mich, ob unsere Spucke die gleichen Qualitäten hat, da wir doch auch Teilhaber der göttlichen Natur sind. Aber ich möchte mich auf die Aussagen der Bibel beschränken. Und 1. Korinther 12,9 folgend gibt Jesus hier eine göttliche Gabe der Heilung an den Blindgeborenen weiter. Das geht aber nicht ohne seinen Glauben.

 

Teilnehmer 4: Aus meiner Sicht glaubt Jesus dem Wort der Erkenntnis, dass er in dem Moment des Vorübergehens an dem Blindgeborenen von Gott empfängt, und er folgt einem weiteren Wort der Weisheit, wie er seinerseits in dem Blindgeborenen den Glauben an die Heilung inspirieren kann: Indem er den Brei macht, den Brei auf die Augen macht und dem Blindgeborenen sagt, dass er sich im Teich Siloah waschen soll. Und der Blindgeborene glaubt ihm, was sich darin zeigt, dass er tatsächlich hingeht und sich ebendort wäscht.

 

Teilnehmer 12: Zu dem Wort der Weisheit gehört meines Erachtens, dass Jesus mit dem Brei genau eine der Methoden der Rabbiner zur Heilung eines Blinden benutzt. Fruchtenbaum zitiert die Rabbiner wie folgt: „Am Sabbat ist es verboten, einen Blinden zu heilen, weder dadurch, dass man Wein in seine Augen schüttelt, noch dadurch, dass man einen Teig aus Spucke bereitet und auf seine Augen schmiert.“ [9]

 

Teilnehmer 11: Dann gehört es auch zu dem Wort der Weisheit, dass Jesus hier bewusst zwar die rabbinische Heilmethode benutzt, aber genau so bewusst gegen ihre Sabbatlehren verstößt.

 

Teilnehmer 10: Wobei Jesus wiederholt darauf hinweist, dass die Rabbiner hier mit zweierlei Maß messen: Wenn ein Sohn oder ein Ochse[10] oder ein Schaf[11] in Gefahr ist oder auch nur ein Ochse oder ein Esel getränkt werden muss[12], darf nach ihrer Lehre am Sabbat gearbeitet werden. Einem Menschen soll aber nicht am Sabbat geholfen werden.

 

Teilnehmer 9: Gerade diese Kontrastellung kann das Glauben in dem Blindgeborenen inspiriert haben. Bisher konnte ihm ja niemand helfen, da Ochse, Esel und Schaf wichtiger waren als Menschen. Jetzt aber geht es um ihn – und zwar gerade an dem Gott heiligen Sabbat. Der Blindgeborene wird gemerkt haben, dass Jesus mit messianischer Autorität eine neue Epoche göttlichen Heils einleitet.

 

Teilnehmer 8: Demzufolge war die Weisheit für und  von Jesus dadurch bestimmt, bewusst gegen die übertriebenen Gesetzesvorstellungen der Rabbiner zu handeln und gleichzeitig das „dritte messianische Wunder“, nämlich die Heilung eines Blindgeborenen zu vollbringen.[13]

 

Teilnehmer 7: Mir scheint es für das Wort der Weisheit und das Glauben von Jesus und vielleicht auch dem Blindgeborenen nicht unwesentlich, dass der Teich Siloah ins Spiel kommt. Das Johannes-Evangelium setzt hier ein Ausrufezeichen, das wir beachten sollten. Es wird nämlich extra die Übersetzung von Siloah gegeben: gesandt.

 



[1] Juni 2018.

[2] Vgl. auch den Dialog „Leiden 6.1: Jesus heilt den Blindgeborenen -  die Pharisäer richten sich selbst - und beschließen Jesu Tod“ auf dieser Website.

[3] και παραγων ειδεν ανθρωπον τυφλον εκ γενετης (kai paragoov e-iden anthroopov tüphlon ek genetäs) – Interlinear: Und vorübergehend, sah er einen Mann, blind seit Geburt. Ειδεν (e-iden) = sah. 3. Person Singular Aorist von οραω (oraoo) – sehen; insbesondere auch „wahrnehmen, geistig erkennen, innewerden“ etc. Vgl. Menge-Güthling, S. 496.

[4] Nach pharisäischer Auffassung ist das allerdings möglich. Das Kind könne im Mutterleib eine Abneigung gegen die Mutter entwickeln und sie treten und würde daraufhin von Gott mit Blindheit bestraft werden können. So gibt Arnold Fruchtenbaum, Das Leben des Messias, S. 68, die pharisäische Lehre wieder.

[5] Vgl. den Wikipedia-Artikel „Homosexualität im antiken Griechenland“, Stand 19. Januar 2017, 13.15 Uhr, sowie den Artikel „Rein platonisch“ der dbna-Redaktion auf deren Website, eingesehen am 18.7.2017, 22.15 Uhr.

[6] Der Teich Siloah enthielt das Wasser, das durch den unterirdischen Kanal des Hiskia von der Gihonquelle aus in die Stadt Jerusalem hinein „gesandt“ oder geleitet wird, um die Wasserversorgung auch in Belagerungszeiten sicher zu stellen. Vgl. dazu den Wikipedia-Artikel „Teich von Siloah“.

[7] Das hob Oliver Wurl hervor.

[8] Von dieser Interpretation berichtete jual.

[9] Arnold Fruchtenbaum, Das Leben des Messias, S. 67-72. den besonders beschwerlich zu erreichenden Teich Siloah wählte Jesus, weil er zur Zeit des Laubhüttenfestes der meistbesuchte Teich von Jerusalem war – die Priester trugen von hier für eine bestimmte Zeremonie Wasser zum Tempelberg. Weil der Blindgeborene sich dort wusch und das Augenlicht erhielt, wurde das „dritte messianische Wunder“ sogleich weithin bekannt. - Beides kann dennoch göttlich inspiriert sein und das Glauben des Blindgeborenen entflammt haben:

[10] Lukas 14,5.

[11] Matthäus 12,11.

[12] Lukas 13,15.

[13] Vgl. Arnold Fruchtenbaum, ebenda.

 

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Künstlerische Darstellung des Teiches Siloah aufgrund der neueren archäologischen Erkenntnisse. Das Bild ist der Sammlung von Dr. Rasmussen, www.HolyLandPhotos.org entnommen. Die Mauer im Hintergrund entspricht der Ostmauer der Altstadt von Jerusalem.

 

Teilnehmer 6: Laut Wikipedia kann es auch „geleitet“ heißen und sich darauf beziehen, dass König Hiskia eine unterirdische Wasserleitung von der wichtigsten Wasserquelle für Jerusalem, die außerhalb der Stadtmauern lag, zu einem Sammelbecken innerhalb der Mauern bauen ließ, eben dem Teich Siloh, um für Belagerungen gewappnet zu sein.[1]

 

Teilnehmer 7: Hiskia war ein Getreuer JHWHs, der die meiste Zeit mit weiser und eben auch technisch meisterhafter Umsicht sowie mit Hingabe an JHWH regierte und so die Belagerung Jerusalems durch die Assyrer überstand. Hiskia ist ein Mann des Glaubens und Vertrauens. Daran erinnert der Teich oder vielleicht besser die Zisterne Siloah.

 

Teilnehmer 1: An dieser Stelle möchte ich Dr. Rasmussen, www.HolyLandPhotos.org, danken, dass er der Welt ein paar Fotos auch vom Teich Siloah zur Verfügung stellt, und ebenso danke ich für den einschlägigen Wikipedia-Artikel mit einem Foto der mutmaßlichen Treppenstufen (Fußnote 5),  die zum - jetzt verschütteten - Teich hinunterführten und die der Blindgeborene – mit Hilfe eines Stocks? – zu bewältigen hatte. Was auch ein Glaubenszeugnis ist.

 

Teilnehmer 8: Und natürlich ist Hiskia ein Vorfahre Jesu. Jesus knüpft hier – auf Geheiß des himmlischen Vaters – an die Glaubenstreue seines königlichen Vorfahren Hiskia an. Und nach dem Stammbaum in Matthäus 1, 6-10, ist Hiskia der 10. König Judas nach David. Und David hat in Psalm 16, Vers 10, geweissagt, dass sein Nachfahre, des Messias, der Heilige Gottes, nicht verwesen werde. Dieser ganze flash mag Jesus darin bestärkt haben, dass seine Spucke vermag, was bis dahin keinerlei Spucke vermochte, nämlich einen Blindgeborenen zu heilen.

 

Teilnehmer 9: Und wenn wir die Spucke oder die inspirierten und inspirierenden Worte und Handlungen derer, die seinem Leib angehören und künftig mit Jesus auf dem Thron Davids und Hiskias sitzen werden, hinzunehmen, dann sind wir wieder bei uns.

 

Teilnehmer 5: Es ist also so, dass das Wort „Glaube“ oder „glauben“ in diesem Bericht in Johannes 9 zwar nicht fällt, aber die Handlungen das Glauben an die Heilung sowohl bei Jesus wie bei dem Blindgeborenen anzeigen? Das Ergebnis jedenfalls ist eindeutig.

 

Teilnehmer 6: Das sehen auch die Nachbarn so: „8 Die Nachbarn nun und die, die ihn früher als Bettler gesehen hatten, sprachen: Ist das nicht der Mann, der dasaß und bettelte?  

 

Teilnehmer 7: Und etwaige Zweifel zerstreut der Blindgeborene: „9 Einige sprachen: Er ist's; andere: Nein, aber er ist ihm ähnlich. Er selbst aber sprach: Ich bin's.“ 

 

Teilnehmer 8: Jetzt wollen es die Leute aber genauer wissen: „10 Da fragten sie ihn: Wie sind deine Augen aufgetan worden?  11 Er antwortete: Der Mensch, der Jesus heißt, machte einen Brei und strich ihn auf meine Augen und sprach: Geh zum Teich Siloah und wasche dich! Ich ging hin und wusch mich und wurde sehend.“  

 

Teilnehmer 9: Jetzt würden die Leute gerne selbst den Heiler sehen: „12 Da fragten sie ihn: Wo ist er? Er antwortete: Ich weiß es nicht.“

 

Teilnehmer 10: Das ist unbefriedigend. Jetzt sollen die Pharisäer, die als besonders gottesfürchtige Menschen gelten, die Sache beurteilen: „13 Da führten sie ihn, der vorher blind gewesen war, zu den Pharisäern. 14 Es war aber Sabbat an dem Tag, als Jesus den Brei machte und seine Augen öffnete. 15 Da fragten ihn auch die Pharisäer, wie er sehend geworden wäre. Er aber sprach zu ihnen: Einen Brei legte er mir auf die Augen, und ich wusch mich und bin nun sehend.“ 

 

Teilnehmer 11: Aber die Pharisäer kommen zu keinem eindeutigen Ergebnis: „16 Da sprachen einige der Pharisäer: Dieser Mensch ist nicht von Gott, weil er den Sabbat nicht hält. Andere aber sprachen: Wie kann ein sündiger Mensch solche Zeichen tun? Und es entstand Zwietracht unter ihnen. 17 Da sprachen sie wieder zu dem Blinden: Was sagst du von ihm, dass er deine Augen aufgetan hat? Er aber sprach: Er ist ein Prophet.“

 

Teilnehmer 12: Die ganze Angelegenheit wird zu einer großen Herausforderung für die führenden Juden und Pharisäer, es sei denn, der Blinde war gar nicht blind geboren: „18 Nun glaubten die Juden nicht von ihm, dass er blind gewesen und sehend geworden war, bis sie die Eltern dessen riefen, der sehend geworden war, 19 und sie fragten sie und sprachen: Ist das euer Sohn, von dem ihr sagt, er sei blind geboren? Wieso ist er nun sehend?“  

 

Teilnehmer 1: Die Eltern waren aus gutem Grund vorsichtig: „20 Seine Eltern antworteten ihnen und sprachen: Wir wissen, dass dieser unser Sohn ist und dass er blind geboren ist.  21 Aber wieso er nun sehend ist, wissen wir nicht, und wer ihm seine Augen aufgetan hat, wissen wir auch nicht. Fragt ihn, er ist alt genug; lasst ihn für sich selbst reden.  

 

Teilnehmer 2: Der Grund für die Vorsicht wird gleich deutlich: „22 Das sagten seine Eltern, denn sie fürchteten sich vor den Juden. Denn die Juden hatten sich schon geeinigt: wenn jemand ihn als den Christus bekenne, der solle aus der Synagoge ausgestoßen werden. 23 Darum sprachen seine Eltern: Er ist alt genug, fragt ihn selbst.

 

Teilnehmer 3: Jetzt kommen die Juden mit einer seltsamen Aufforderung auf den blindgeborenen Sehenden zu: „24 Da riefen sie noch einmal den Menschen, der blind gewesen war, und sprachen zu ihm: Gib Gott die Ehre! Wir wissen, dass dieser Mensch ein Sünder ist.  

 

Teilnehmer 4: Jetzt wollen sie ja wohl, dass der Geheilte sagt: Dass ich geheilt bin, ist klar. Aber an Jesus kann es nicht gelegen haben. Der ist ja ein Sünder, weil er am Sabbat etwas tun wollte. Und ich auch was tun sollte. Es muss wohl Gott gewesen sein, der mich einfach so sehend gemacht hat.

 

Teilnehmer 5: Dem kann der Geheilte natürlich nicht zustimmen: „25 Er antwortete: Ist er ein Sünder? Das weiß ich nicht; eins aber weiß ich: dass ich blind war und bin nun sehend.  

 

Teilnehmer 6: Eigentlich hätten sie mit dieser Antwort zufrieden sein können. Aber es ist ihnen noch nicht genug: „26 Da fragten sie ihn: Was hat er mit dir getan? Wie hat er deine Augen aufgetan?“  

 

Teilnehmer 7: Dem Geheilten wird es zu viel: „27 Er antwortete ihnen: Ich habe es euch schon gesagt und ihr habt's nicht gehört! Was wollt ihr's abermals hören? Wollt ihr auch seine Jünger werden?“  

 

Teilnehmer 8: Das war nicht, was sie hören wollten: „28 Da schmähten sie ihn und sprachen: Du bist sein Jünger; wir aber sind Moses Jünger. 29 Wir wissen, dass Gott mit Mose geredet hat; woher aber dieser ist, wissen wir nicht.“

 

Teilnehmer 9: Jetzt schlägt der Geheilte sie mit ihrer eigenen Lehre: „30 Der Mensch antwortete und sprach zu ihnen: Das ist verwunderlich, dass ihr nicht wisst, woher er ist, und er hat meine Augen aufgetan. 31 Wir wissen, dass Gott die Sünder nicht erhört; sondern den, der gottesfürchtig ist und seinen Willen tut, den erhört er. 32 Von Anbeginn der Welt an hat man nicht gehört, dass jemand einem Blindgeborenen die Augen aufgetan habe. 33 Wäre dieser nicht von Gott, er könnte nichts tun.“  

 

Teilnehmer 10: Diese Wahrheit ist für sie unerträglich: „34 Sie antworteten und sprachen zu ihm: Du bist ganz in Sünden geboren und lehrst uns? Und sie stießen ihn hinaus.“

 

Teilnehmer 11: Das heißt, dass sie ihn aus der Synagoge und damit aus der jüdischen Gesellschaft ausgestoßen hatten – da kommt die Zeit für Jesus, sich wieder um ihn zu kümmern und ihn über die physische Heilung hinaus für sein Reich, das Reich Gottes zu gewinnen: „35 Es kam vor Jesus, dass sie ihn ausgestoßen hatten. Und als er ihn fand, fragte er: Glaubst du an den Menschensohn?“  

 

Teilnehmer 12: Der Geheilte weiß offenbar, wer als Menschensohn bezeichnet wird: „36 Er antwortete und sprach: Herr, wer ist's?, dass ich an ihn glaube.“

 

Teilnehmer 1: Ich für meinen Teil würde schon gerne wissen, wer mit diesem Begriff gemeint ist.

 

Teilnehmer 2: Wikipedia hilft: „Der Menschensohn“, hebräisch ben adam בןאדםaramäisch bar enascha oder bar nascha, ist ein Ausdruck aus der hebräischen Bibel. ... Im Neuen Testament (NT) erscheint der Ausdruck ὁ υἱὸς τοὺ ἀνθρώπου (ho hyios tu anthropu, „der Sohn des Menschen“) ... in Eigenaussagen des Jesus von Nazareth. ... Das Buch Daniel beschreibt den, „der aussah wie der Sohn eines Menschen“, als zukünftigen Vertreter der Menschheit, dem JHWH nach dessen Endgericht seine Herrschaft über die kommende Welt, das Reich Gottes, übertragen werde.“

 

Teilnehmer 3: Jesus erklärt klipp und klar, dass er dieser „Menschensohn“ ist: „37 Jesus sprach zu ihm: Du hast ihn gesehen, und der mit dir redet, der ist's.“  

 

Teilnehmer 4: Der gerade Geheilte ist überzeugt: „38 Er aber sprach: Herr, ich glaube, und betete ihn an.“ Fruchtenbaum erklärt dazu: „Wenn ein Jude einen anderen anbetet, heißt dies, dass er ihn als den Messias anerkennt.“[2]

 

Teilnehmer 5: Und jetzt erklärt Jesus ganz generell, was die Stunde für die Juden geschlagen hat: „39 Und Jesus sprach: Ich bin zum Gericht in diese Welt gekommen, damit, die nicht sehen, sehend werden, und die sehen, blind werden.“ Es erinnert an die erste Glücklichpreisung in Matthäus 5,3: Die, die sich für geistlich arm halten, werden Jesus als ihren Messias annehmen und das Himmelreich ererben. Die sich schon für geistlich reich halten, werden ihn verwerfen.

 

Teilnehmer 6: So sieht es aus: „40 Das hörten einige der Pharisäer, die bei ihm waren, und fragten ihn: Sind wir denn auch blind? 41 Jesus sprach zu ihnen: Wärt ihr blind, so hättet ihr keine Sünde; weil ihr aber sagt: Wir sind sehend, bleibt eure Sünde.“ 

 

Teilnehmer 7: Sind wir nicht oft auch so wie jene Pharisäer? Weil wir unsere festen Vorstellungen, unsere Schemata haben, empfangen wir keine Offenbarung. Die Augen unseres Herzens sind blind.[3] Wir müssen mit den Augen des Herzens sehen lernen[4], wie Paulus in Epheser 1, 15-19, betet.

 



[1] Vgl. den einschlägigen Wikipedia-Artikel, Stand 17.05.2018, 9.55 Uhr, sowie das von Silke Pietsch eingebrachte Buch von Hanna Klenk, In Israel sprechen die Steine, SCM-Verlag 2016, S. 11-14 und insbesondere 2. Chronik 32. Vers 4 und Vers 30 sprechen von dem Wassertunnel, der in den Teich Siloah mündet. Ebenso 2. Könige 20,20. Hiskia ist der 10. König Israels nach David in der Aufzählung von Matthäus 1. - Der Teich Siloah hat hohe Symbolkraft. Während der Zeit des 2. Tempels wurde er für eine Wasserschöpfungsprozession am letzten Tag des Laubhüttenfestes genutzt, das an den Auszug aus Ägypten und die Wüstenwanderung Israels erinnert. Daran knüpft Jesus an mit dem, was  er in Johannes 7, Verse 37-38, sagt: Am letzten Tag des Festes, dem großen Tag, stellte sich Jesus hin und rief: Wer Durst hat, komme zu mir, und es trinke, wer an mich glaubt. Wie die Schrift sagt: Aus seinem Inneren werden Ströme von lebendigem Wasser fließen.“ (Einheitsübersetzung) Mit diesen Worten tat Jesus von Nazareth kund, der Messias zu sein. Vgl. die Seite „Teich von Siloah“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 8. August 2020, 10:44 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Teich_von_Siloah&oldid=202597242 (Abgerufen: 14. Oktober 2020, 10:10 UTC).

Das Laubhüttenfest wiederum weist nach Sacharja 14, Vers 16, auf das kommende Reich Gottes auf dieser Erde hin, an dem alle Völker in Jerusalem das Laubhüttenfest feiern.

[2] A.a.O., S. 72.

[3] Das erklärten Aha und BWL.

[4] Das unterstrich Jutta Richter.

(5) Treppenstufen, die zum Teich Siloah hinunter führten. Foto: Abraham, September 2005; die Autorenschaft wurde nicht in einer maschinell lesbaren Form angegeben. Es wird angenommen, dass es sich um ein eigenes Werk handelt (basierend auf den Rechteinhaber-Angaben)., Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=335603.