Auferstehung 7.2: Löst die Taufe in heiligem Geist die Taufe in Wasser ab?

Teilnehmer 10: Um zu erfahren, was nach Lukas 24, Vers 49, der Vater verheißen hat und Jesus herabsenden will, müssen wir in der Apostelgeschichte weiterlesen. Das Evangelium nach Lukas und die Apostelgeschichte des Lukas gehen hier sozusagen nahtlos ineinander über. In Apg. 1, 4-5, heißt es: „Und als er mit ihnen zusammen war, befahl er ihnen, Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters, die ihr, so sprach er, von mir gehört habt; denn Johannes hat mit Wasser getauft, ihr aber sollt mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen.

 

Teilnehmer 11: In der Tat geht es sowohl in Lukas 24,49 und in Apostelgeschichte 1,4-5, um die Verheißung des Vaters. Die wird in Lukas 24,49 näher umschrieben mit „ausgerüstet oder bekleidet werden mit Kraft aus der Höhe“ und in Apg. 1,5 mit „mit dem heiligen Geist getauft werden“. „Mit dem heiligen Geist getauft werden“[1] bedeutet also so viel wie „bekleidet, angetan, ausgerüstet werden mit Kraft aus der Höhe“.

 

Teilnehmer 12: Und diese Taufe, dieses angetan werden mit Kraft aus der Höhe wird von Jesus in einen bemerkenswerten Kontrast zur Wassertaufe von Johannes dem Täufer gesetzt. Die Taufe oder die Waschung in heiligem Geist löst die Taufe oder Waschung in Wasser ab.

 

Teilnehmer 8: Oh. Merkt Ihr, dass hier eine bestimmte Theologie hineinkommt?[2]

 

Teilnehmer 1: Hm. In der gleichen Weise hat sich aber schon Johannes der Täufer geäußert, kurz bevor er Jesus mit Wasser taufte.[3] Johannes 1: „32 Und Johannes bezeugte es und sprach: Ich sah, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm. 33 Und ich kannte ihn nicht. Aber der mich gesandt hat zu taufen mit Wasser, der sprach zu mir: Auf welchen du siehst den Geist herabfahren und auf ihm bleiben, der ist's, der mit dem Heiligen Geist tauft. 34 Und ich habe es gesehen und bezeugt: Dieser ist Gottes Sohn.“

 

Teilnehmer 7: Und ähnlich sagt Johannes der Täufer in Matthäus 3: „11 Ich taufe euch mit Wasser zur Buße; der aber nach mir kommt, ist stärker als ich, und ich bin nicht wert, ihm die Schuhe zu tragen; der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. 12 Er hat die Worfschaufel in seiner Hand und wird die Spreu vom Weizen trennen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit unauslöschlichem Feuer.“

 

Teilnehmer 6: Es gibt nach Epheser 4,5 nur eine Taufe, die für die Gemeinde entscheidend ist. In heiligem Geist werden wir in den Leib Christi hinein getauft.[4]

 

Teilnehmer 2: Und so treten wir mit dem Pfingsten nach Jesu Himmelfahrt in eine neue Epoche ein. Das wird eben auch dadurch markiert, dass Johannes der Täufer seine Wassertaufe der Taufe in heiligem Geist und Feuer[5] gegenüber stellt. Der Kraft des Wassers in der Taufe des Johannes, die von Sünden reinigt, stellt er die bezeugende[6] Kraft des Geistes Jesu gegenüber, die die Sünde verbrennt.[7]

 

Teilnehmer 12: Und in diesem Zusammenhang möchte ich The Moody Bible Commentary zitieren: „Johannes erklärt, dass die Taufe, die Jesus bringen wird, mit dem Heiligen Geist und Feuer geschehen wird[8]. Jesus ist der "Täufer", und der Geist ist das Element, in das der Gläubige getauft wird[9]. Der Geist ist nicht der, der die Taufe durchführt.“[10]

 

Teilnehmer 3: Die Taufe mit dem heiligen Geist kann in der Tat die reinigende Kraft des Feuers entfalten, wenn wir das zulassen. Wenn wir es nicht zulassen, wird schließlich der HErr im Gericht dafür sorgen – 1. Korinther 3, 12-15. Die Spreu (oder Holz, Heu, Stroh), die schließlich verbrannt wird, sind dabei nicht Menschen, sondern das an den Gläubigen, das nichts taugt.

 

Teilnehmer 7: Der reinigenden Kraft des Wassers die reinigende Kraft des Feuers gegenüberzustellen, ist zwar schlank und einprägsam. Aber natürlich bewirkt das Wasser nicht die Reinigung von den Sünden. Ich denke, dass es immer Glaube(n) ist, was uns von Gott empfangen lässt. Das sagt uns sehr einprägsam Hebräer 11. Dieser Glaube wirkt sichtbare Werke. Wenn jemand nicht aufrichtig zu Johannes kam bzw. dann doch nicht den Messias angenommen hat, dann war auch das Wasser nicht wirksam, falls er sich taufen ließ.[11]

 

Teilnehmer 8: Aha. „Wasser allein tuts freilich nicht“ stellte schon Luther in seinem Kleinen Katechismus im Abschnitt zur Taufe fest. Es kommt auf das Glauben an. Und zwar auf ein ganz bestimmtes Glauben.

 

Teilnehmer 7: Ja, genau. Ich zitiere dazu aus „The Moody Bible Commentary“: „Das Substantiv Taufe bedeutet "der Akt des Untertauchens" oder "Eintauchens" ... und weist hier darauf hin, dass man Buße getan hat und geistlich gereinigt wurde, um sich auf das Kommen des Messias und das Königreich, das er bringen würde, vorzubereiten. Diejenigen, die zum rettenden Glauben kamen, erhielten die Vergebung der Sünden. Jesus kam von Nazareth an den Jordan, wo Johannes ihn taufte. Das völlige Untertauchen war die übliche jüdische Methode der rituellen Reinigung und war wahrscheinlich die Form der Taufe, die Johannes durchführte. Jesus identifizierte sich mit seinem Vorläufer und seiner Botschaft der Buße in Vorbereitung auf den kommenden Messias.“[12]

 

Teilnehmer 8: Es geht also bei der Taufe des Johannes um die Vergebung der Sünden, die Reinigung, dadurch, dass die Menschen durch das „sich taufen lassen“ bezeugen, dass sie an den glauben werden, den Johannes ihnen als den Messias vorstellt?

 

Teilnehmer 3: Ja, wenn Arnold Fruchtenbaum Recht hat. Ich zitiere: „Jene, die von Johannes getauft wurden, identifizierten sich mit seiner Botschaft und bereiteten sich darauf vor, den Messias anzunehmen. Wen auch immer er als solchen identifizieren würde, an den würden sie glauben.“[13]

 

Teilnehmer 7: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Johannes der Täufer (oder Untertaucher) all denen, die er getauft hat, persönlich den Messias gezeigt hat. Die Evangelien schildern doch nur eine einzige solche Situation im Zusammenhang mit der Taufe Jesu. Eher kann ich mir vorstellen, dass er gesagt hat: Seht Euch um nach dem Messias, demjenigen, der nach mir kommt und der viel größer ist als ich.[14]

 

Teilnehmer 1: Wichtig ist auch die Vorbereitung auf den Messias, also die Buße oder die Ausrichtung auf den Messias im sichtbaren Lebenswandel. „Wahre Buße hatte sich durch die Hervorbringung guter Frucht zu zeigen.[15] Das Fehlen guter Frucht zeigte, dass die Buße unecht war und damit die Taufe null und nichtig. Für Matthäus ist es die gute Frucht, die den Beweis dafür liefert, dass man im rechten Stand bei Gott ist (d.h. "gerettet"), nicht die vermeintliche Gegenwart des (göttlichen)[16] Lebens ohne gute Frucht.“[17]

 

Teilnehmer 2: Das kann ich nur bestätigen. Die Botschaft von Johannes dem Täufer richtete sich an die Menschen, die kamen, um ihn zu hören und um auf ihn zu hören. Den Neugierigen, den Anmaßenden und den Selbstgefälligen verkündete er eine Botschaft der Warnung und Buße oder Umkehr.[18] Diese Botschaft wurde von der Führung Israels nicht angenommen.[19]

 



[1] Georg Schmid betont, dass es „in“ heiligem Geist getauft werden heißt und nicht „mit“ heiligem Geist getauft werden. Im griechischen Text wird an dieser Stelle die Präposition εν (en) gebraucht, die in erster Linie „in“ bedeutet.

[2] Diese Frage stellte Georg Schmid am 20.05.2020.

[3] Johannes 1, 32-33; Matthäus 3,11.

[4] Darauf wies Georg Schmid hin. Vgl. 1. Korinther 12, 13.

[5] Darauf wies Hans Steinbakke hin. Vgl. Markus 1,8 und Johannes 1, 24-34, insbes. Vers 33. Vom Feuer bei der Taufe sprechen auch Matthäus in Kapitel 3 und Lukas, Kapitel 3, 16-17. Es gibt allerdings zwei verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Bullinger, Companion Bible, S. 1313, versteht den Ausdruck „in heiligem Geist und Feuer“ als Hendiadys, d.h. ein und dieselbe Sache wird durch zwei Ausdrücke beschrieben, wobei hier der zweite Ausdruck den ersten metaphorisch verstärkt: Der heilige Geist hat eine reinigende Wirkung, wie ihn Feuer z.B. in der Desinfektion haben kann. In Vers 12 dagegen sieht Bullinger in dem Feuer nicht etwas, das reinigt, sondern das vernichtet. – Demgegenüber geht Fruchtenbaum davon aus, dass das Feuer in Vers 11 bereits als vernichtende Kraft gemeint ist: Weizen seien diejenigen, die an Jesus als den Messias glauben und damit in heiligem Geist getauft werden. Die Spreu aber wird mit Feuer getauft und verbrannt. Vgl. A. Fruchtenbaum, Jeschua, Das Leben des Messias, S. 87f. - The Moody Bible Commentary, S. 1459, Kommentar zu Mt 3,5-12, übersetzt von Kurt Fuß, schreibt: „Mit dem Heiligen Geist und Feuer zeigt an, dass jeder beide Aspekte dieser Taufe erfahren wird, entweder eine Taufe im Geist, die für diejenigen, die Christus annehmen, ein „läuterndes Feuer“ (Stärkung durch Prüfungen oder Wachstum in der Heiligung; siehe Sach 13,9; Röm 8,12-14; 1Pet 1,7) ist, oder für diejenigen, die den Messias nicht annehmen, ein „feuriges Gericht“ (1Mo 19,24; Ps 21,10; Hes 22,20; 2Thes 1,7-8; Heb 10,27) von ewiger Dauer.“ Der Kommentar gibt jedoch zu weiteren Fragen Anlass: Ist die Taufe im heiligen Geist für die Heiligen auf ein „läuterndes Feuer“ beschränkt? Ist das die Kraft aus der Höhe? Das würde weder zu Apostelgeschichte 2 noch zu 1. Korinther 12 passen. Und für diejenigen, die den Messias nicht annehmen: Eine Taufe in heiligem Geist, die den ewigen Tod bringt? Also der heilige Geist gar nicht in dem Getauften bleibt? Das dürfte nicht zum „Gott des Lebens“ passen.

[6] BWL wies darauf hin, dass wir die Kraft des heiligen Geistes nach Apg. 1, 7 empfangen, um Zeugen zu sein.

[7] Anderer Auffassung Sir Anthony Buzzard, a.a.O., S. 86 ff.

[8] Matthäus 3,11.

[9] Markus 1,8; Lukas 3,16; Johannes 1,33; Apostelgeschichte 1,5; 11,16; 1. Korinther 12,13.

[10] Ebenda, S. 1459; übersetzt von Kurt Fuß; Hinweise auf die Bibelstellen in den Fußnoten.

[11] So äußerte sich Kurt Fuß am 20.05.2020.

[12] S. 1520, übersetzt von Kurt Fuß, zum Hauskreisdialog nachträglich übermittelt mit email vom 24.05.2020, 1.25 Uhr.

[13] Arnold Fruchtenbaum, Das Leben des Messias, Düsseldorf 2019, S. 90.

[14] Dies wandte Kurt Fuß gegenüber der Darlegung von Arnold Fruchtenbaum ein.

[15] Vgl. Matthäus 3,7-10.

[16] Erklärender Ausdruck in Klammern hinzugefügt.

[17] The Moody Bible Commentary, S. 1458, übersetzt von Kurt Fuß. Vgl. Matthäus 7,16-20; 13,3-9,18-23.

[18] Vgl. Lukas 3,7-9, sowie The Moody Bible Commentary, S. 1560.

[19] Vgl. Matthäus 21, 23-27; Markus 11, 27-33; Lukas 20, 1-8.

 

 

 

 

 

Titelbild: Taufe im Jordan. Foto: H.H. im Oktober 2017.

 

 

 

Teilnehmer 9: Aber es gab doch schon vor Johannes dem Täufer die rituelle Reinigung und die Reinigung von Sünden und damit die Wiederherstellung der Gemeinschaft, sei es mit Gott, sei es mit dem eigenen Volk, durch Wasser. Verpflichtend war die tvilah für Menschen aus anderen Völkern, die in das Judentum „eintauchen“ wollten.[1]

 

Teilnehmer 7: Ja, in vielfältiger Form wurde Wasser zur geistlichen Reinigung verwandt, aber niemals ohne Glauben. Wenn diejenigen, die die Thora abschrieben und dadurch vervielfältigten, immer durchs Wasser gingen, bevor sie das Wort für „Gott“ schrieben, sollte das bewirken, dass sie nicht gedankenlos schrieben, sondern in Kontakt mit oder wenigstens in Ehrfurcht vor dem Ewigen. Und immer schon steht und fällt die Vergebung von Sünden seit 1. Mose 3,15 mit der Erwartung, dass der Messias kommt. Aber die Taufe des Johannes bereitet darauf vor, dass der Messias in Kürze persönlich vor den Israeliten steht. Sie endet im Prinzip mit dem leibhaftigen Wirken Jesu in Israel und Umgebung.

 

Teilnehmer 10: Und noch eine Bemerkung scheint mir wichtig, die die Besonderheit der Taufe des Johannes hervorhebt: „Rituelle Reinigungen waren vom Gesetz vorgeschrieben und wurden allgemein praktiziert, aber eine einmalige Taufe war im frühen (zwischentestamentlichen) Judentum nicht bekannt, außer für Heiden, die zum Judentum konvertierten.“[2]

 

Teilnehmer 11: So langsam wird sichtbar, dass die Taufthematik den Prozess spiegelt, in dem aus dem Judentum das Christentum geboren wird. The Moody Bible Commentary spricht von einer „transitional matrix“[3], einer Übergangsmatrix oder einer Gebärmutter beim Übergang von der Ära des Gesetzes zum Zeitalter der Gnade. Die Taufe des Johannes wird mit dem Erscheinen des Messias mehr und mehr hinfällig, da es jetzt nicht mehr um die Vorbereitung auf den Messias geht, sondern die Entscheidung für ihn direkt getroffen werden kann. Aber die Proselytentaufe ist noch ein gängiges Muster, wie insbesondere in Apostelgeschichte 10 und vielleicht auch in Apostelgeschichte 8 deutlich wird.

 

Teilnehmer 1: Das ist verständlich vor dem Hintergrund, dass doch am Ende des Zeitalters Jesus das Reich Gottes als Reich wieder aufrichten wird, das von Israel geprägt ist.[4] Da es aber nicht die Taufe des Johannes sein kann und auch nicht die Proselytentaufe bisherigen Stils, ist es naheliegend, die Wassertaufe auf den Namen Jesu Christi, des Königs auf dem Thron Davids, vorzunehmen. So jedenfalls ganz unmissverständlich in Apostelgeschichte 8, 35-38, und Apostelgeschichte 10, 44-48.

 

Teilnehmer 2: Auch aus Apostelgeschichte 2, 38-41, und Apostelgeschichte 19, 1-7, geht für jedermann einsehbar klar hervor, dass mit Wasser auf den Namen Jesu als den Messias getauft wurde.[5]

 

Teilnehmer 7: Man könnte auch auf den sogenannten Taufbefehl in Matthäus 28, 19b, hinweisen. Interessant ist natürlich, dass hier die Nationen oder Völker erwähnt werden. Für die gab es ja schon eine Taufe bei der Konvertierung zum Judentum. Jetzt würden sie nicht mehr zum Judentum konvertieren, sondern dem Leib des Messias angeschlossen. Und wenn es für die Jünger den Befehl gibt zu taufen, dann auch den Befehl an die Nationen, sich taufen zu lassen, oder?[6]

 

Teilnehmer 8: An dieser Stelle können wir meiner Meinung nach unser Gespräch über die Wassertaufe unterbrechen. Auf Apostelgeschichte 2 werden wir im Zusammenhang mit Pfingsten zurückkommen. Matthäus 28, 18-20, haben wir bereits in dem Dialog „Auferstehung 2.1“ eingehend diskutiert und sind dabei auch auf Apostelgeschichte 2,38; 10,44-48; 19,1-7 sowie auf Römer 6,3-4; eingegangen.

 

Teilnehmer 9: Dann stelle ich als Neuling in diesem Kreis die einfache Frage: Ist die Wassertaufe ein „Muss“ für die Menschen, um gerettet zu werden?[7]

 

Teilnehmer 10: Diese Frage kann eindeutig beantwortet werden: Wassertaufe, um gerettet zu werden? Nein. Aber Wassertaufe, nachdem man gerettet ist – warum nicht?[8] Damit bekenne ich mich öffentlich vor mir selbst, in der Gemeinde und vor der Welt zu dem auferstandenen HErrn Jesus Christus. Das festigt mich und die Gemeinde und ist ein Zeugnis in der Welt.

 

Teilnehmer 11: Und ich bekomme einen nachhaltigen physischen Eindruck von der geistlichen Realität, nach Römer 6,3-4, mit Christus gestorben und auferstanden zu sein. Nachhaltig: Die geistliche Realität der neuen Geburt wird physisch erlebt, gefühlt und hallt dadurch vital in der Seele nach. Natürlich kommt es auch hier darauf an, dass wir dann durch Glauben über die Sünde herrschen, in einem neuen Leben wandeln und Frucht der Heiligung bringen.[9]

 

Teilnehmer 9: Bekenntnis- und Erlebnistaufe – das sind klare Ansagen. Mussten wir dafür so lange diskutieren? Gab es andere wichtige Einsichten im Zusammenhang mit der Wassertaufe? Kann jemand für mich in dieser Sache die Spreu vom Weizen trennen?

 

Teilnehmer 10: Ob ich letzteres kann, weiß ich nicht. Aber ich könnte die wesentlichen Diskussionspunkte noch einmal benennen.

 

Teilnehmer 9: Bitte.

 

Teilnehmer 10:

1. Die Gegenüberstellung von Wassertaufe des Johannes und 

    Geistestaufe durch Jesus.

2. Wir haben über den Symbolgehalt von Wasser und Feuer im  

    Zusammenhang mit Reinigung oder Reinigungskraft  

    gesprochen. Die ist – um es milde auszudrücken – wohl

    nicht so sehr heilsrelevant. Was der Gläubige dazu wissen  

    muss, wird er wohl intuitiv durch die Kraft des Ausdrucks

    erfassen. Bemerkenswert scheint mir zu sein, das so oder so

    verbrannt wird, was nichts taugt. Ob die Wassertaufe Umkehr

    und Reinigung bewirkt oder ob die Geisttaufe erfolgt und was 

    sie bewirkt, entscheidet der Mensch durch Glauben.

3. Wir haben zur Kenntnis genommen, dass es vor der

    Wassertaufe des Johannes bereits eine Wassertaufe im 

   Judentum gab, die für Proselyten verbindlich war. Dies könnte

   ein Hinweis darauf sein, warum Petrus in Apostelgeschichte  

   10 darauf bedacht war, nicht-jüdische Gläubige, die ersichtlich 

    bereits im heiligen Geist getauft waren, nachträglich mit

    Wasser zu taufen.

4. Außerdem mag die Taufe, durch die sich der Proselyt im

   Judentum mit dem Judentum identifzierte, jetzt als Akt der

    Identifikation mit der Gemeinde angesehen werden.

5. Die Wassertaufe auf den Namen Jesu Christi hat kaum zu

    ermessenden Bekenntnis- und Erlebniswert, ist aber nicht 

    heilsnotwendig. Und sie ist auf keinen Fall für sich genommen

    eine Heilsgarantie  - würde sie so verstanden, wäre sie sogar 

   „lebensgefährlich“. Bekenntnis- und Erlebniswert haben jedoch

    durch die Beteiligung der körperlichen Sinne  eine kaum zu  

   überschätzende glaubensstärkende Wirkung – wie das von  

   Jesus eingesetzte Abendmahl.

 

Teilnehmer 3: In dem Zusammenhang „Taufe“ habe ich aber noch eine ganz andere Frage. Ich lese gerade das Buch von Kenneth Hagin „Das Zungenreden über die Apostelgeschichte hinaus“[10]. Ich bin von dem Buch begeistert und werde es mir kaufen. Es ist ausgesprochen angenehm zu lesen und absolut alltagstauglich. Aber einen Punkt habe ich nicht verstanden. Da spricht er zum Beispiel auf den Seiten 71 ff. von seiner Taufe im heiligen Geist und davon, mit heiligem Geist erfüllt zu werden. Ist das dasselbe oder gibt es einen Unterschied?[11]

 

Teilnehmer 4: Der Sprachgebrauch in der Christenheit ist nicht einheitlich. Das lässt es manchmal kompliziert erscheinen, aber von der Sache her ist es einfach. Wohl alle sind sich darüber einig, dass der Mensch, der in seinem Herzen glaubt und mit seinem Munde bekennt, dass Jesus von Nazareth der HErr, der Gesalbte Gottes oder der Messias Gottes ist, heiligen Geist und ewiges Leben bekommt oder gerettet oder wiedergeboren bzw. von oben geboren ist. Das ist - nach 1. Korinther 12,13 - die Taufe in heiligem Geist.

 

Teilnehmer 5: Manche bezeichnen es jedoch als Taufe im heiligen Geist oder als Geisttaufe, wenn der Wiedergeborene diesen heiligen Geist in sich aktiv ergreift oder aktiv empfängt, indem er etwas damit macht und insbesondere anfängt, mit Gott oder vor Menschen in Sprachen zu reden, die er nicht gelernt hat, sondern die Gott ihm eingibt. Er ist dann so mit heiligem Geist „erfüllt“, dass zum Beispiel das Reden in Sprachen, die Gott ihm eingibt, aus ihm herausfließt – er ist erfüllt zum Überfließen.

 

Teilnehmer 6: Ob ein Glaubender oder eine Gemeinschaft von Gläubigen vom heiligen Geist „erfüllt“ ist, hängt also wesentlich von der Bereitschaft des Glaubenden oder der Gemeinschaft von Gläubigen ab. Die Frage ist, ob sie (oder wir) bereit sind, den heiligen Geist zur Auswirkung zu bringen oder zu „manifestieren“.

 

Teilnehmer 7: Dabei war es im Anfang, also zu Pfingsten in der Apostelgeschichte 2 und in anderen Berichten der Apostelgeschichte wie zum Beispiel in Apostelgeschichte 10 so, dass passives Empfangen, griechisch δεχομαι (dechomai; Wiedergeburt; Taufe im heiligen Geist) und aktives Empfangen, griechisch λαμβανω (lambanoo; erfüllt sein zum Überfließen, in Zungen reden etc.) gleichzeitig geschahen. Erst bei unvollständiger Information oder gar falscher Information oder anderen Hindernissen mag das „erfüllt sein zum Überfließen“ zu einem späteren Zeitpunkt nach der Wiedergeburt folgen.

 

Teilnehmer 8: Darauf werden wir sicher noch in unserer „Pfingstserie“, beginnend mit Apostelgeschichte 2, vielleicht endend mit 1. Korinther 14, wiederholt eingehen. Jetzt aber in Apostelgeschichte 1 stellen die Apostel eine ganz andere Frage, das aufgreifend, was Jesus ihnen die ganze Zeit nach Apostelgeschichte 1, Vers 3, erzählt hat.

 



[1] Vgl. Arnold Fruchtenbaum, Jeschua. Das Leben des Messias, S. 89.

[2] The Moody Bible Commentary, S. 1520. Diese Aussage steht möglicherweise in einem gewissen Kontrast zu der zuvor angeführten Ansicht von Arnold Fruchtenbaum, dass die Tvilah bereits vor Johannes dem Täufer oder „Untertaucher“ weitverbreitete jüdische Praxis war. Vgl. zur Taufe aus jüdischer Sicht auch https://www.oneforisrael.org/bible-based-teaching-from-israel/messianic-perspective/was-baptism-originally-jewish/

[3] Ebenda, S. 1716.

[4] Vgl. Apostelgeschichte 1, 6-8.

[5] Das vertrat Georg Schmid mit aller Entschiedenheit am 20.05.2020.

[6] So äußerte sich Kurt Fuß am 20.05.2020.

[7] Die Frage stellte Philemon Fehse am 20.05.2020.

[8] So fasste Kurt Fuß die Diskussion am 20.05.2020 zusammen.

[9] Vgl. Römer 6, insbesondere die Verse 4, 14 und 22.

[10] Durchbruch-Verlag GmbH, Solingen 2008.

[11] Die Frage stellte Jutta Richter am 22.8.2018.