Glück 3.2: Das Paradoxe in Jesu Glücksaussagen

Teilnehmer 7: Mich wundert sehr, dass ausgerechnet die Sanftmütigen das Erdreich besitzen sollen. Das Erdreich besitzen doch wohl eher die Aggressiven, die die Länder erobern oder Grundstücke zusammenkaufen, und nicht die Sanftmütigen.[1]

 

Teilnehmer 8: Die Aussage von Jesus erscheint so gesehen paradox oder gegensätzlich – genau wie die ersten beiden Sätze zum Glück, also „geistlich arm – Himmelreich“ und „Trauern – Trost“. Rhetorisch ziemlich spannend, aber was will Jesus uns hier damit sagen? Vielleicht hilft es, sich über die Bedeutung der einzelnen Worte klar zu werden, die er benutzt, und vielleicht auch noch einmal den zugrunde liegenden griechischen Text heranzuziehen.

 

Teilnehmer 9: Aus dem Internet lerne ich, was manche Philosophen über die Sanftmut sagen. Danach beschreibt sie „eine milde, sanfte Wesensart.“[2]

 

Teilnehmer 10: Und nach dem Duden gibt es folgende Synonyme zu sanftmütig: duldsam, freundlich, friedfertig, friedlich, geduldig, gutherzig, gütig, gutmütig, milde, ruhig-starr- leise-beherrscht-still, tolerant, zartfühlend, zurückhaltende, langmütig, weichmütig.[3]

 

Teilnehmer 11: Das scheint mir aber wenig mit „Mut“ zu tun zu haben. Das steckt doch wohl auch in Sanftmut drin.

 



[1] Das gab Oliver Wurl in die Diskussion.

[3] http://www.duden.de. Ebenfalls ein Hinweis von Georg Schmid.

 

Titelbild: Waterzuiveringsbedrijf Den Haag, Houtrustweg 2. Relief nach M.C. Escher. Den Haag/The Netherlands. Foto von Wikifrits - Eigenes Werk. Wie Dinge aus scheinbar unterschiedlichen, ja, gegensätzlichen Welten doch zusammenpassen.

 

Teilnehmer 12: Die Bedeutung der Silbe „mut“ in dem Wort „Sanftmut“ lässt sich wohl am besten mit dem englischen Wort „Mood“  = 
 Stimmung, Laune, Gemütszustand, Gemütslage etc. erklären. In diesem Sinne wird im Deutschen auch das Wort „Modus“ verwandt.[1]

 

Teilnehmer 1: Andererseits heißt es wieder: „Sanftmut ist nicht Schwäche, sondern kontrollierte Stärke. Das Wort „Sanftmut“ beinhaltet Demut und Selbstdisziplin.“[2]

 

Teilnehmer 2: Was steht denn in den Wörterbüchern für das entsprechende griechische Wort?

 

Teilnehmer 3: Das griechische Wort für die Sanftmütigen heißt πραεις und bedeutet u.a. sanft, sanftmütig, milde, gelinde, freundlich, gnädig, willig, leutselig, liebevoll, ohne Groll, ohne Bitterkeit, gelassen, gleichmütig, ruhig, aber auch gleichgültig, energielos.[3]

 

Teilnehmer 4: Diese Wortbetrachtung gibt uns sicher eine Ahnung davon, welche Charaktere Jesus hier meint. Aber ganz zufrieden bin ich damit noch nicht. Vor allem beschäftigt mich das Verhältnis zur Aggression oder Aggressivität, die wir doch auch mit Besitznahme verbinden. Vielleicht sollten wir kurz die Personen in der Bibel betrachten, die als sanftmütig bezeichnet werden.

 



[1] Das erklärte Georg Schmid.

[2] Auf diese sehr prägnante und knappe Definition in der norwegischen Studienbibel wies Hans Steinbakke hin, der sie für den Hauskreis ins Deutsche übersetzte. Bibelen - Guds Ord, studieutgave, Bibelforlaget, Nesbyen 2007, Kommentar zu Matth. 5.5. Die Redakteure für die Studiennotizen dieser norwegischen Studienbibel sind Jack W. Hayford, Litt.D.; Paul G. Chappell, Ph.D.; Kenneth C. Ulmer, Ph.D., D.Min.; Judy Brown, Ed.D; Roy Hayden, Ph.D.; Jonathan David Huntzinger, ph.D.; Gary Matsdorf, M.A..

[3] Vgl. Menge-Güthling, S. 577 f.