Auferstehung 7.6: Himmelfahrt und Wiederkehr – der Lorbeerkranz der Liebenden

Teilnehmer 9: Nachdem wir uns anhand von Apostelgeschichte 1 mehr Klarheit darüber verschafft haben, was des bedeutet, zum einen im heiligen Geist getauft zu sein und zum andern den heiligen Geist zu ergreifen, können wir wohl weiter gehen zum nächsten Akt. Mit Markus 16, 19a: „Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, ...“ bzw. Apg. 1,9a „Und als er das gesagt hatte, ...“ könnte es weiter gehen in Lukas 24, 50-51: „Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.“

 

Teilnehmer 10: Damit nähert sich auch das Markus-Evangelium seinem Ende und gibt eine bemerkenswerte Zusatzinformation. Markus 16, 19b: „...wurde er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes.“    

 

Teilnehmer 11: Weitere eingehende Details finden wir in Apg. 1, 9b-11: „... wurde er zusehends aufgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg. Und als sie ihm nachsahen, wie er gen Himmel fuhr, siehe, da standen bei ihnen zwei Männer in weißen Gewändern. Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.“

 

Teilnehmer 12: Das möchte ich betonen: Wir werden Jesus in der gleichen Art und Weise  wieder kommen sehen, wie ihn die Apostel haben gen Himmel fahren sehen.[1]

 

Teilnehmer 1: Ja, auf diesen Moment leben wir hin. Und alle, die sich nach Jesu Wiederkehr sehnen und seine Erscheinung lieb haben, werden nach 2. Tim. 4,7-8, den unverwelklichen Lorbeerkranz der Gerechtigkeit erhalten.[2]

 

Teilnehmer 2: Das scheint mir eine entscheidende Bekehrung zu sein: Statt Trauer und Verwirrung über die Kreuzigung des Herrn die Hoffnung auf seine Rückkehr.

 

Teilnehmer 11: Mich wundert, dass alle Apostel aus Galiläa kamen – bis auf Judas Iskariot, der Verräter, der aus Juda, eben aus Iskariot kam. Hätte man nicht vielmehr annehmen können, dass aus jedem Stamm Israels ein Apostel gekommen wäre?[3]

 

Teilnehmer 10: Das ist damit keinesfalls ausgeschlossen. Auch Jesus wuchs in Galiläa auf, aber er ist ein Sohn Davids und damit vom Stamme Juda. Seine Eltern Josef und Maria mussten ja aus diesem Grunde zur Volkszählung nach Bethlehem in Juda. Im übrigen ist Galiläa ganz im Norden Israels das Siedlungsgebiet der Stämme Sebulon und Naftali. Aber über die Jahrhunderte lebten längst nicht mehr alle von einem Stamm – sofern sie denn nach der babylonischen Gefangenschaft überhaupt noch wussten, zu welchem Stamm sie gehörten – in ihrem ursprünglichen Siedlungsgebiet. Aus Samarien, zwischen Juda und Galiläa gelegen, waren ohnehin viele Israeliten – man spricht von den 10 Stämmen – von den Assyrern ausgesiedelt worden und stattdessen heidnische Völker angesiedelt worden, die dann teilweise den Glauben an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs annahmen.[4]

 



[1] Das erklärte Georg Schmid.

[2] Das äußerte Heinrich Höfer.

[3] Diese Frage brachte Klaus-Peter Witt ein.

[4] 2. Könige 17.

 

 

 

 

Titelbild von Gerald Altmann, Pixabay: Lorbeerkranz.

 

Teilnehmer 9: Wie dem auch sei: Die Verse 12-13 scheinen mir eine neue Phase der Heilsgeschichte einzuläuten[1]: Da kehrten sie nach Jerusalem zurück von dem Berg, der heißt Ölberg und liegt nahe bei Jerusalem, einen Sabbatweg[2] entfernt. Und als sie hineinkamen, stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Zelot und Judas, der Sohn des Jakobus.“

 

Teilnehmer 3: Seltsam. Von Vers 2 in Apostelgeschichte 1 an ist klar, dass in diesem ganzen Abschnitt von den Aposteln die Rede ist, die Jesus handverlesen nach viel Gebet erwählt hat. Sie werden in den Evangelien klar benannt. Warum werden sie hier noch einmal aufgezählt?

 

Teilnehmer 4: Der Grund könnte sein, dass jetzt einer von denen fehlt, die Jesus erwählt hatte: Judas Iskariot. Schon in Vers 11 heißt es: „Ihr Männer als Galiläa.“ Judas Iskarioth kam nicht aus Galiläa, sondern aus Judäa. Er könnte während der Himmelfahrt den Kreis der Apostel verlassen haben.

 

Teilnehmer 5: Aber hatte sich denn Judas Iskariot nach Matthäus 27,3-5, nicht längst erhängt, nachdem er den Hohenpriestern den Lohn für seinen Verrat in den Tempel geworfen hatte?

 

Teilnehmer 6: Diesen Eindruck kann man aus den zitierten Versen nach Matthäus gewinnen. Es kann sich dort jedoch auch um einen kurzen Einschub über das weitere Schicksal des Verräters handeln, während hauptsächlich über die Verhöre und Folterungen gegen Jesus berichtet wird.

 

Teilnehmer 11: Das griechische Wort, dass die Lutherfassung mit „erhängen“ übersetzt, heißt apanchomai, die mediale Form von apanchoo[3]. Es ist zusammengesetzt aus apo = weg von und anchoo[4]= zusammenpressen, würgen, erwürgen, erdrosseln. Im übertragenen Sinne bedeutet es nach Menge-Güthling[5] „ängstigen, quälen“. Judas Iskariot ängstigte und quälte sich wegen seines Verrats, es würgte ihn, und im Gegensatz zu Simon Petrus, der den HErrn sechs Mal verleugnete, bevor der Hahn zweimal krähte, konnte er die Vergebung Jesu nicht annehmen. Kurz vor der Himmelfahrt oder auch erst während der Himmelfahrt, die Judas dann wohl als den endgültige Zusammenbruch seiner Vorstellungen vom Beginn des Reiches Gottes erlebt haben muss, ging er endgültig aus der Gemeinschaft der von Jesus erwählten Apostel weg.

 

Teilnehmer 7: Dann würde es jedenfalls sehr viel Sinn machen, dass Petrus erst jetzt in den Versen 15 bis 26 den Tod des Judas Iskarioth genau beschreibt, was mit Erhängen nichts zu tun hat, sondern vielmehr an König Saul erinnert, der sich in sein Schwert stürzt. Und erst jetzt sucht er einen neuen Apostel aus dem Kreis der Männer, die von der Taufe Jesu durch Johannes an bis zum Tag der Himmelfahrt mit dabei waren und Zeuge der Auferstehung Jesu wurden – während Judas Iskariot sie möglicherweise nicht glauben konnte, trotz aller Erweise des Auferstandenen.

 

Teilnehmer 1: Judas brachte sich um. Sehen wir im nächsten Abschnitt, was die anderen Apostel taten.

 



[1] Das erklärte Christina Gemerski.

[2] Das ist die Distanz, die einem Juden zu gehen auch am Sabbat erlaubt ist, ohne gegen die Heiligung des Sabbats zu verstoßen.

[3] Im Griechischen mit einem gamma geschrieben: απαγχω.

[4] Anchoo gesprochen, αγχω geschrieben.

[5] Menge-Güthling, Enzyklopädisches Wörterbuch der griechischen und deutschen Sprache, Erster Teil Griechisch-Deutsch, Langenscheidt, 19. Auflage 1965, Seite 9: αγχω. zusammenpressen, würgen, erwürgen, erdrosseln; übertragen: ängstigen, quälen.