Auferstehung 2.7:  Die Bibeltexte der vier Evangelien für die Zeit vom zweiten Tag nach der     Auferstehung Jesu bis kurz vor der Himmelfahrt

Chronologisch zu einem einzigen Bericht zusammengestellt, die Ergebnisse des einschlägigen vorstehenden Hauskreisdialogs berücksichtigend

 

(Johannes 20, 24-25:) Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus (am Abend des ersten Tages nach der Auferstehung)[1] kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben.

 

(Matthäus 28, 16-17:) Aber die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm nieder; einige aber zweifelten.

 

(Johannes 20, 26-29:) Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt und Thomas war bei ihnen. Kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! 27Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! 28Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott![2] 29 Spricht Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, darum glaubst du. Selig[3] sind, die nicht sehen und doch glauben!

 

(Matthäus 28, 18-20:) Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet in meinem Name) zu Jüngern  alle Völker[4] und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ziel des Zeitalters.

 

(Markus 16, 14-16:) 14 Zuletzt, als die Elf zu Tisch saßen, offenbarte er sich ihnen und schalt ihren Unglauben und ihres Herzens Härte, dass sie nicht geglaubt hatten denen, die ihn gesehen hatten als Auferstandenen. 15 Und er sprach zu ihnen: Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium aller Kreatur. 16 Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig[5] werden; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt werden.

 

(Markus 16, 17-18:) 17 Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: In meinem Namen werden sie Dämonen austreiben, in neuen Zungen reden, 18 Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; Kranken werden sie die Hände auflegen, so wird's gut mit ihnen.

 

(Johannes 21,1-2:) Danach offenbarte sich Jesus abermals den Jüngern am See Tiberias[6]. Er offenbarte sich aber so: Es waren beieinander Simon Petrus und Thomas, der Zwilling[7] genannt wird, und Nathanael aus Kana in Galiläa und die Söhne des Zebedäus und zwei andere seiner Jünger.

 

(Johannes 21, 3:) Spricht Simon Petrus zu ihnen: Ich will fischen gehen. Sie sprechen zu ihm: So wollen wir mit dir gehen. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, und in dieser Nacht fingen sie nichts.

 

(Johannes 21, 4-6:) Als es aber schon Morgen war, stand Jesus am Ufer, aber die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Spricht Jesus zu ihnen: Kinder, habt ihr nichts zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sprach zu ihnen: Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden. Da warfen sie es aus und konnten's nicht mehr ziehen wegen der Menge der Fische.

 



[1] Klammerausdruck der Abfolge des Johannes-Evangeliums entsprechend eingefügt.

[2]Dass Thomas hier „Gott“ sagt, bedeutet nicht, dass Thomas Jesus von Nazareth mit JHWH gleichsetzt. Der Ausdruck „Gott“ wird auch als Ausdruck höchster Referenz für einen Menschen verwandt – so, wie wir z.B. von der „Angebeteten“ oder dem „Abgebetenen“ im Liebesleben sprechen. Vgl. auch 2. Mose 7,1; 2. Mose 22,28; Psalm 82,6-8, wo Menschen als Gott oder Götter bezeichnet werden.

[3] „Selig“ in der Bedeutung von „glücklich“, nicht von „gerettet“.

[4] Die sogenannte Taufformel ist eingeklammert, weil sie sich in wichtigen alten Textzeugnissen nicht findet und in dieser Form in der Bibel auch nur einmal an dieser Stelle vorkommt, weil sie so vermutlich später eingefügt wurde. Stattdessen bezieht sich „in meinem Namen“ auf das „zu Jüngern machen“. „Alle Völker“ sollen nicht im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes getauft werden, sondern sollen im Namen Jesu zu seinen Jüngern gemacht werden. Vgl. dazu die entsprechende Anmerkung im Nestle-Alandt, Novum Testamentum Graece cum apparatu critico curavit, Eberhard Nestle novis curis elaboraverunt Erwin Nestle et Kurt Aland, Editio vicesima quinta (25. Auflage), Württembergische Bibelanstalt Stuttgart 1963, S. 83. Mehrere Kirchenväter zitieren Matthäus 28,19 ohne die Taufformel: Aphraates von Nisibis um 340 nach Christus, Eusebius, der um 340 starb, 18 Mal, auch Justin, der um die Mitte des 2. Jahrhunderts lebte. Vgl. Fred C. Conybeare, The Eusebian form of the Text Matth. 28,19, in: Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde des Urchristentums, 1901, S 275-288,

[5] „Selig“ im Sinne von „gerettet“ oder „heil gemacht“, nicht von „glücklich“.

[6] Das ist der See Genezareth in Galiläa. Da die Römer an der Westseite des Sees die Stadt Tiberias erbaut hatten, wurde der See Genezareth auch See Tiberias genannt.

[7] Luther scheint diesen Beinamen damit in Verbindung zu bringen, dass Thomas in Kapitel 20, Vers 28, einen Sachverhalt durch zwei Ausdrücke beschreibt: „Mein Herr und mein Gott“ für „Mein göttlicher Herr“. Vgl. Martin Luther, Die reformatorischen Grundschriften in vier Bänden, neu übertragene und kommentierte Ausgabe von Horst Beintker, dtv-bibliothek 1983, hier Band 2, Reform von Theologie, Kirche und Gesellschaft, Auslegung zu Psalm 5, S.  26.

 

 

 

 

 

 

 

Titelbild: Fischfang. Foto: H.H., 23.9.2016, Norwegen.

 

(Johannes 21, 7-8:) Da spricht der Jünger, den Jesus lieb hatte[1], zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr war, gürtete er sich das Obergewand um, denn er war nackt, und warf sich ins Wasser. Die andern Jünger aber kamen mit dem Boot, denn sie waren nicht fern vom Land, nur etwa zweihundert Ellen[2], und zogen das Netz mit den Fischen.

 

(Johannes 21, 9-11:) Als sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer und Fische darauf und Brot. Spricht Jesus zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr jetzt gefangen habt! Simon Petrus stieg hinein und zog das Netz an Land, voll großer Fische, hundertdreiundfünfzig[3]. Und obwohl es so viele waren, zerriss doch das Netz nicht.

 

(Johannes 21,12-13:) Spricht Jesus zu ihnen: Kommt und haltet das Mahl! Niemand aber unter den Jüngern wagte, ihn zu fragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Da kommt Jesus und nimmt das Brot und gibt's ihnen, desgleichen auch die Fische.

 

(Johannes 21,14:) Das ist nun das dritte[4] Mal, dass Jesus den Jüngern offenbart wurde, nachdem er von den Toten auferstanden war.

 

(Johannes 21,15:) Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber[5] als das Fische fangen? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer[6].

 

(Johannes 21,16:) Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb[7] habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine männlichen Schafe[8]!

 

(Johannes 21,17:) Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb[9]? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb[10]?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb[11] habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe[12]!“

 

(Johannes 21,18:) Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hinwolltest; wenn du aber reifen wirst, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst.

 

(Johannes 21,19:) Das sagte er aber, um anzuzeigen, womit, zum Beispiel auch, mit welchem Tod er Gott preisen würde. Und als er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!

 

(Johannes 21,20-23:) Petrus aber wandte sich um und sah den Jünger folgen, den Jesus lieb[13] hatte, der auch beim Abendessen an seiner Brust gelegen und gesagt hatte: Herr, wer ist's, der dich verrät? Als Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was wird aber mit diesem? Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach! Da kam unter den Brüdern die Rede auf: Dieser Jünger stirbt nicht. Aber Jesus hatte nicht zu ihm gesagt: Er stirbt nicht, sondern: Wenn ich will, dass er bleibt, bis ich komme, was geht es dich an?[14]

 

(Johannes 21, 24-25, Schlussformel zum Johannes-Evangelium, vielleicht Johannes selbst in der 3. Person Singular bzw. in der 1. Person Plural, die jedoch auch auf einen Kommentator schließen lassen könnte:) So weit[15] der Jünger, der dies alles bezeugt und aufgeschrieben hat, und wir wissen, dass sein Zeugnis wahr ist. Es sind noch viele andere Dinge, die Jesus getan hat. Wenn aber eins nach dem andern aufgeschrieben werden sollte, so würde, meine ich, die Welt die Bücher nicht fassen, die zu schreiben wären.

 



[1] Ηγαπα (ägapa) von αγαπαω (agapaoo).

[2] Etwa 100 Meter.

[3] Viele haben es unternommen, die Bedeutung dieser Zahl zu entschlüsseln. Welcher Ansatz der Richtige ist, mag dahingestellt bleiben. Aber dass die Nennung einer solchen Zahl in der Bibel ein wichtiger Hinweis ist, kann wohl kaum bestritten werden. Eine Möglichkeit wurde in Abschnitt 2 diskutiert: 153 ist 17x9. Römer 8, 35-39, nennt 17 Gründe für Frustration. Nach 1. Kor. 12, 7-10, sind 9 Manifestationen genannt, die die Faktoren der Frustration „neunfach“ in den Schatten stellen, wenn wir alle miteinander in der Gemeinschaft des heiligen Geistes bleiben.

[4] Wir haben bisher drei Berichte in den Evangelien betrachtet, in denen Jesus einer Gruppe von Aposteln und Schülern erschien: 1. Am Abend des Tages nach der Auferstehung hinter verschlossenen Türen in einem Haus in oder in der Nähe von Jerusalem, als Thomas nicht dabei war. 2. Acht Tage später in Galiläa  auf einem Berg, als Thomas dabei war. 3. Am See Genezareth in Galiläa mit dem Fang der 153 Fische und der Einladung zum gemeinsamen, von ihm vorbereiteten Mahl, an das sich eine aufschlussreiche Unterhaltung anschließt.

[5] Αγαπας (agapas) von αγαπαω (agapaoo).

[6] Βοσκε τα αρνια μου (boske ta arnia mu).

[7] φιλεω.

[8] Ποιμαινε (poimaine; Hüte) το προβατα μου (to probata mu).

[9] Φιλεις (phile-is) von φιλεω (phileoo).

[10] Ebenso.

[11] Φιλω (philoo).

[12] Βοσκε το προβατα μου (Boske to probata mu).

[13] Ηγαπα (ägapa) von αγαπαω (agapaoo).

[14] Könnte Vers 23 auch ein Hinweis darauf sein, dass Jesus in Vers 19 gar nicht vom Tod des Petrus gesprochen hat? Das griechische Wort für bleiben ist μενω (meno). Es bedeutet auch „unverändert bleiben“ etc. – Menge-Güthling, S. 445. Während Jesus dem Petrus eine Veränderung prophezeit und ihn auffordert, ihm nachzufolgen, heißt es von dem andern Jünger, dass er bereits folgte – und insofern keine Veränderung nötig hatte.

[15] ουτος (hutos) - dieser. Nominativ masculinum Singular. Zu den verschiedenen Färbungen in der Verwendung dieses Pronomens vgl. Menge-Güthling, S. 5.