Leiden 2.7: Die Einsetzung des Abendmahls

Teilnehmer 11: Zum weiteren Verlauf des Abends vor Jesu Verhaftung im Garten Gethsemane können wir in Lukas 22 weiter lesen: „15Und er sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt[1], dies Passalamm mit euch zu essen, ehe ich leide.“

 

Teilnehmer 1: Moment mal. Hier wird doch ganz deutlich, dass die ganze Gesellschaft vor dem Passalamm sitzt: „dies Passalamm mit euch zu essen“.

 

Teilnehmer 2: Dies ist auch nur eine Übersetzungsmöglichkeit, und zwar eine in diesem Fall eher unpassende. Im Griechischen steht hier das Wort „τουτο“. Es kann auf etwas hinweisen, das eben besprochen oder erwähnt wurde.[2] Der Satz würde dann etwa so lauten: „Mit Sehnsucht habe ich mich danach gesehnt, das Passamahl, auf das wir uns gerade vorbereiten, mit euch zu essen, ehe ich leide.“

 

Teilnehmer 3: Oh, dann erscheint der folgende Vers in einem ganz anderen Licht: 16Denn[3] ich sage euch, dass ich es nicht mehr essen werde, bis es erfüllt wird im Reich Gottes. 17Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt ihn und teilt ihn unter euch; 18denn ich sage euch: Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt.“[4]

 

Teilnehmer 4: Wow! Welch eine Wucht. Jetzt macht Jesus vor dem Passafest klar, dass er es nicht mehr feiern wird. Dass er überhaupt nicht mehr mit Wein feiern wird, bis das Reich Gottes kommt.

 

Teilnehmer 5: Und vor allem: In der Stunde, in der Jesus erkannte, dass er nach 2 Tagen selber das Passalamm sein wird, setzte er das Abendmahl ein[5], um deutlich zu machen, dass wir von ihm leben werden, dass wir von ihm (geistlich) essen und trinken werden. Lukas 22: „19Und er nahm das Brot, dankte und brach's und gab's ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis. 20Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!

 

Teilnehmer 9: Ähnlich heißt es in Matthäus 26: „26Als sie aber aßen, nahm Jesus das Brot, dankte und brach's und gab's den Jüngern und sprach: Nehmet, esset; das ist mein Leib. 27Und er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinket alle daraus; 28das ist mein Blut des Bundes, das vergossen wird für viele zur Vergebung der Sünden. 29Ich sage euch: Ich werde von nun an nicht mehr von diesem Gewächs des Weinstocks trinken bis an den Tag, an dem ich von neuem davon trinken werde mit euch in meines Vaters Reich.



[1] Die Interlinear gibt das griechische Wortspiel wieder: „Mit Sehnsucht habe ich mich gesehnt, ...“.

[2] Menge-Güthling, S. 507, Bedeutung 2 von ουτος, αυτη, τουτο.

[3] Bessere Übersetzung des griechischen Wortes γαρ an dieser Stelle vielleicht: „doch“. Vgl. Menge-Güthling, S. 143, Bedeutung 1.b).

[4] Mit Jesus als König auf dieser Erde – König von Israel und König der ganzen Menschheit. Endlich tatsächlich ins „Gelobte Land“, dem Paradies auf Erden.

[5] Das stellte Jutta Richter in einem besonderen Hauskreistreffen am 26. März 2020 während der Sars-CoV-2-Krise heraus.

 

 

 

 

Teilnehmer 6: Wir haben an anderer Stelle das Abendmahl ausführlich behandelt, gerade auch im Zusammenhang mit 1. Korinther 10, 16-17, und 1. Korinther 11, 17-34. Es wird deutlich, dass der HErr das Abendmahl eingesetzt hat, um die Gemeinschaft der nach seiner Kreuzigung Hinterbliebenen zu stärken. Er wird – von den Erscheinungen zwischen Auferstehung und Himmelfahrt und einzelnen Erscheinungen bis heute abgesehen – nicht mehr anwesend sein, sein Leib, die Gemeinde, tritt an seine Stelle und muss zusammenhalten.

 

Teilnehmer 7: Ist es dann nicht traurig, dass die römische Kirche die Abendmahlsgemeinschaft nicht oder nur unter bestimmten Umständen zulässt?

 

Teilnehmer 8: Du meinst den Ausschluss nicht-römischer Christen von der „heiligen Messe“ und der Eucharistie? Das ist vielleicht doch etwas Anderes als die Abendmahlsfeier. Zu meiner Verwunderung lese ich im „Römischen Meßbuch“[1] : „die heilige Messe ist ein <wahres und eigentliches Opfer>. Die Opfergabe, die Gott in der heiligen Messe dargebracht wird, ist ein und dieselbe wie jene, die einst am Kreuze geopfert wurde, nämlich Christus, der Gottmensch … . Darin liegt die überragende Würde des Opfers der heiligen Messe, dass wir in ihr Christus selbst, den lebendigen Christus mit Gottheit und Menschheit,… als unsere Gabe vor Gott bringen können.“[2]

 

Teilnehmer 10: Da steht, dass wir unseren HErrn und Heiland Jesus Christus Gott als Opfer darbringen?

 

Teilnehmer 11: Das steht da schwarz auf weiß. Und da möchte ich nicht dabei sein, denn ich glaube nicht, dass wir Jesus noch einmal auf den Opferaltar bringen müssen. Ich glaube auch nicht, dass wir das können. Das konnte nur Jesus selber – ein für alle Male.

 

Teilnehmer 12: Ich bin total verblüfft. Wie kommt das zustande?

 

Teilnehmer 1: Die einzige Erklärung, die ich kenne, ist die, dass hier Elemente heidnischer Sonnenkulte aus Babylon und Ägypten aufgenommen wurden – sichtbar auch in dem Sonnenstrahlenkranz der Monstranz und der runden Form der Hostie, die so gar nicht die Form gebrochenen Brotes hat, das Jesus bei der Einsetzung des Abendmahls verwendete.[3]

 

Teilnehmer 2: Und dann passiert während des Abendessens das Ungeheuerliche.

 



[1] Das vollständige Römische Meßbuch lateinisch und deutsch mit allgemeinen und besonderen Einführungen im Anschluß an das Meßbuch von Anselm Schott O.S.B., herausgegeben von Benediktinern der Erzabtei Beuron, Beuron 1962.

[2] Ebenda, S. 1*. Unterstreichungen hinzugefügt. Zum Unterschied zwischen Abendmahl und „Eucharistie am Sonntagmorgen“ vgl. auch Joseph Ratzinger, Jesus von Nazareth, Zweiter Teil, S. 159-164.

[3] Vgl. Ralph Woodrow, Die Römische Kirche. Mysterien-Religion aus Babylon, 1. Auflage Marienheide 1992, S. 127-139.

 

Titelbild: Szene vom letzten Abendessen Jesu vor der Kreuzigung: HErr, bin ich´s? Wandgemälde im Restaurante Fratelli., Berlin-Steglitz. Nachempfunden dem berühmten Wandgemälde Leonardo da Vincis, 1494 bis 1497.  Foto: H.H.