Pfingsten 5.4:  Von Jesus lernen – Krankenheilungen in Galiläa

Teilnehmer 1: Der Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu nach seiner Taufe durch Johannes den Täufer mit Wasser und seiner Taufe durch Gott mit dem heiligen Geist sowie der Versuchung Jesu durch den Teufel ist gekennzeichnet durch drei Dinge:

 

1. die Ankündigung des Himmelreiches auf Erden oder des  

    Reiches Gottes auf Erden, verbunden mit dem Aufruf zur  

    Umkehr;

 

2.die Berufung der ersten Jünger und die Entstehung einer

    Nachfolgerschaft;

 

3. flächendeckende Krankenheilungen.

 

Teilnehmer 2: Woher willst Du das so genau wissen?

 

Teilnehmer 1: Aus Matthäus 4, die Verse 12 bis 25.

 

Teilnehmer 3: Ich beginne mit dem Vorlesen dieses Abschnitts: „12 Da nun Jesus hörte, dass Johannes gefangen gesetzt worden war, zog er sich nach Galiläa zurück.

 

Teilnehmer 4: Dazu habe ich aber viele Fragen.  Johannes der Täufer hat wahrscheinlich im Jordan etwa auf der Höhe von Jerusalem, aber jedenfalls in Judäa getauft. Die Gefangennahme des Täufers veranlasste aber nach Lukas 3, 19-20, Herodes, der Landesfürst von Galiläa,[1] der von dem Täufer wegen seiner bösen Taten zurechtgewiesen wurde. Warum heißt es dann, dass sich Jesus, wahrscheinlich von Johannes in Judäa getauft, nach Galiläa zurückzog?

 

Teilnehmer 5: Das können wir vielleicht auf die Schnelle nicht ergründen. Wir wissen aber, dass Herodes auch einen Palast in Jerusalem hatte. Vielleicht erfolgte der Zugriff auf einen Bürger seines Fürstentums Galiläa von dort aus.

 

Teilnehmer 6: Hm. Ich fahre fort im Text: „13 Und er (Jesus) verließ Nazareth, kam und wohnte in Kapernaum, das am Galiläischen Meer liegt im Gebiet von Sebulon und Naftali, (2) 14 auf dass erfüllt würde, was gesagt ist durch den Propheten Jesaja, der da spricht (Jesaja 8,23; 9,1): 15 »Das Land Sebulon und das Land Naftali, das Land am Meer,“

 

Teilnehmer 7: An welchem Meer?

 

Teilnehmer 8: Mit Meer ist offenbar der See Genezareth gemeint. Die Interlinear übersetzt denn auch: „gegen (den) See zu“. Im Referenztext Jesaja 8,23-9,1 heißt es jedoch: 23 Doch es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind. Hat er in früherer Zeit in Schmach gebracht das Land Sebulon und das Land Naftali, so hat er hernach zu Ehren gebracht den Weg am Meer, das Land jenseits des Jordans, das Galiläa der Heiden. 1 Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell,“ Also sind vielleicht auch die Regionen gemeint, die zwischen Galiläa und dem Mittelmeer liegen.

 

Teilnehmer 9: Dafür spricht die folgende Formulierung „das Land jenseits des Jordans“. Die Ostgrenze Galiläas bildet der Jordan mit dem See Genezareth. Aber das Gebiet östlich davon wird auch vom Wirken Jesu profitieren.

 

Teilnehmer 10: Dann geht es aber wieder um Galiläa, und es wird als „das Galiläa der Heiden,“ bezeichnet. Das hat viele Gründe. Galiläa war im Westen, Osten und Norden von nicht-jüdischen Völkern umgeben. Zur Zeit der Makkabäer war der Einfluss dieser Völker sehr groß, so dass sich die jüdische Bevölkerung nach Süden zurückzog und nach einem halben Jahrhundert wieder neu jüdisch besiedelt wurde. Dies alles trug Galiläa eine ziemliche Verachtung der südlichen Juden ein.[3]

 

Teilnehmer 11: Weiter im Text und zur geistlichen Schlussfolgerung: „16 das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen; und denen, die saßen im Land und Schatten des Todes, ist ein Licht aufgegangen.« 17 Seit der Zeit fing Jesus an zu predigen und zu sagen: Tut Buße, denn das Himmelreich ist nahe herbeigekommen!“

 

Teilnehmer 12: Was heißt hier „geistliche Schlussfolgerung“?

 

Teilnehmer 11: Menschen, die im Schatten des Todes saßen, ist ein Licht aufgegangen: Jesus kam zu ihnen. Jesus zog von den Kalksteinhügeln Galiläas, auf denen Nazareth liegt, in die am niedrigsten gelegene Region Israels, nämlich nach Kapernaum direkt am See Genezareth, der über 200 m unter dem Meeresspiegel liegt.[4] Darauf wird in Epheser 4 Bezug genommen: „9 Dass er aber aufgefahren ist, was heißt das anderes, als dass er auch hinabgefahren ist in die Tiefen der Erde?“[5]

 

Teilnehmer 1: Ich möchte hervorheben: „im Land und Schatten des Todes“. Da geht ein Licht auf, das die Kranken heilt.

 

Teilnehmer 2: Zunächst aber sagt Jesus: „Tut Buße.“

 

Teilnehmer 1: Das ist offensichtlich. Eine offensichtliche Bestätigung. Wer „im Land und Schatten des Todes“ sitzt, erhält das Angebot, umzukehren: Von Krankheit und Tod zum Leben. Denn das Himmelreich, das Reich Gottes auf Erden, ist nahe herbeigekommen. Wir müssen uns nicht auf den Tod fixieren, sondern dürfen Hoffnung schöpfen – das Reich Gottes auf Erden, beginnend in Israel, ist greifbar nahe.

 

Teilnehmer 2: Und mit dieser Botschaft im Kopf und auf den Lippen beruft Jesus die ersten Jünger: „18 Als nun Jesus am Galiläischen Meer entlangging, sah er zwei Brüder, Simon, der Petrus genannt wird, und Andreas, seinen Bruder; die warfen ihre Netze ins Meer; denn sie waren Fischer. 19 Und er sprach zu ihnen: Kommt, folgt mir nach! Ich will euch zu Menschenfischern machen. 20 Sogleich verließen sie ihre Netze und folgten ihm nach. 21 Und als er von dort weiterging, sah er zwei andere Brüder, Jakobus, den Sohn des Zebedäus, und Johannes, seinen Bruder, im Boot mit ihrem Vater Zebedäus, wie sie ihre Netze flickten. Und er rief sie. 22 Sogleich verließen sie das Boot und ihren Vater und folgten ihm nach.“

 

Teilnehmer 3: Und dann wird die Verbindung zwischen der Wegwendung vom Tod und der Hinwendung zur Umkehr zum Reich Gottes und zum Leben und damit auch zur Krankenheilung  ganz deutlich: „23 Und er zog umher in ganz Galiläa, lehrte in ihren Synagogen und predigte das Evangelium von dem Reich und heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk.“

 

Teilnehmer 4: Woher weißt Du eigentlich, dass das „Himmelreich“ dasselbe ist wie das Reich Gottes auf Erden?

 

Teilnehmer 3: Markus sagt es uns. Gleich in Kapitel 1 beschreibt er in den Versen 14-15 offenbar die gleiche Situation: „14 Nachdem aber Johannes überantwortet wurde, kam Jesus nach Galiläa und predigte das Evangelium Gottes 15 und sprach: Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!“

 

 

Teilnehmer 5: Anschließend hat Matthäus noch etwas über das „Land am Meer“ zu sagen, wenn damit doch das Land zwischen Galiläa und dem Mittelmeer gemeint sein sollte:24 Und die Kunde von ihm erscholl durch ganz Syrien.[6] Und sie brachten zu ihm alle Kranken, mit mancherlei Leiden und Qualen behaftet, Besessene, Mondsüchtige und Gelähmte; und er machte sie gesund.“

 

Teilnehmer 6: Und es verwundert nicht, dass durch die geglaubte Hoffnung auf das Reich Gottes und die damit verbundenen Krankenheilungen die Anhängerschaft Jesu rapide ansteigt: „25 Und es folgte ihm eine große Menge aus Galiläa, aus den Zehn Städten,[7] aus Jerusalem, aus Judäa und von jenseits des Jordans.“

 

Teilnehmer 7: Jesus hat mit den Heilungen in Galilea und drum herum so eine Art reset gestartet, um in erster Linie sein Volk zu heilen und reinigen. Es kommt mir vor wie der Neuanfang nach der Sintflut. Doch rückblickend haben es wieder – wie eben nach der Sintflut - nur wenige verstanden. Wie wird das bei seiner Rückkehr sein?[8]

Teilnehmer 8: Bei Jesu Rückkehr werden es dank seines eigenen Blutes viele, wahrscheinlich Millionen oder sogar Milliarden Menschen sein, die sich auf ewig mit ihm vereinen, darunter wir und viele, die wir kennen, und unzählige mehr, die wir nicht kennen. Und einige werden wir eventuell noch mitbringen, damit die Vollzahl[9] erreicht wird. Oh, welch eine gewaltige Hoffnung.


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Titelbild: Gemälde von El Greco, Heilung des Blinden, etwa Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=3677585.

 

 

(1) Lukas 3,1.

(2)Die ursprüngliche Aufteilung der Siedlungsgebiete der 12 Stämme Israels lässt erkennen, was mit dem "Gebiet von Sebulon und Naftali gemeint ist. Von Janz - Eigenes Werk, CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=789231

[3] Vgl. The New Bible Dictionary, Eerdmans 1962, Reprint 1978, S. 449 f.

[4] Vgl. Seite „See Genezareth“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 12. Mai 2020, 22:04 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=See_Genezareth&oldid=199897938 (Abgerufen: 26. Juli 2020, 20:25 UTC).

[5] Griechisch: εις τα κατωτερα μερη της γης (eist a katootera merä täs gäs). Interlinear: „in die unteren Teile der Erde“. Oder „des Landes“. Den entscheidenden Hinweis zum Verständnis dieser Bibelstelle lieferte für den Hauskreissekretär Adolf E. Knoch, Das Geheimnis der Auferstehung, Konkordanter Verlag Pforzheim, 2. Auflage, S. 111.

[6] Zu jener Zeit wurde zu Syrien auch das Gebiet zwischen Galiläa und dem Mittelmeer gerechnet. Vgl. die Karte „Römische Provinzen im 1. Jahrhundert“ in {https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Galil%C3%A4a&oldid=194326261}":

Grafik von Thomas Ihle: Reich Herodes des Großen bzw. Judäa im 1. Jahrhundert. https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=23862757.

 

 

 

 

[7] Vgl. Seite „Dekapolis“. In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 5. April 2020, 20:49 UTC. URL: https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Dekapolis&oldid=198560046 (Abgerufen: 26. Juli 2020, 21:12 UTC): „Dekapolis bezeichnet zehn Städte östlich und südlich des See Genezareths zwischen Damaskus im Norden und Philadelphia, heute Amman im Süden.“ Dazu gehörten im 1. Jahrhundert nach Christus Damaskus, Gadara oder Umm Qais, Hippos oder Susita, Dion, Pella, Raphana, Kanatha oder El-Qanawat, Amman, Gerasa und Skythopolis oder Bet Sche´an, früher eine Philister-Stadt, an deren Mauer die Köpfe von Saul und seinen Söhnen ausgestellt wurden. Karte von Nichalp. CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=94343

[8] So kommentierte und fragte Jutta Richter im Juli 2020.

[9] Vgl. Römer 11, 25.